Mittwoch, 31. März 2010

Der Aufbau Haitis



Heute beginnt in New York die Geberkonferenz fer Vereinten Nationen für Haiti. Werden es 4 oder bis zu 8,3 Mrd. sein, die hier in das zerstörte Land fließen und wo wird das Geld des Wiederaufbaus wirklich landen? Was braucht das Land wirklich? Hier einige kleinere Anmerkungen aus unserer Sicht.
Es ist schon erstaunlich, wie schnell sich das Leben zu normalisieren scheint. Die Straßen sind voll, es gibt genügend zu kaufen. Aber die Preise etwa für Gemüse sind gewaltig. Wer kann sich das leisten?
Nummer eins ist das Wohnungsproblem. Jeder freie Platz in der Hauptstadt, jeder Park, ist zur Zeltstadt geworden. Dort stehen am Rand Toiletten, die täglich geleert und gereinigt werden, dort wir Wasser verteilt. Die Menschen dort kommen aus den Randbezirken der Stadt, wo besonders an den Berghängen ganze Stadtteile zerstört wurden. Dir schlecht gebauten Einzelhäuser sind dort aufeinender gefallen und eines hat das andere zerstört. Bis da aufgeräumt ist, Eigentumsrechte geklärt und wieder aufgebaut wird, bis dahin ist kein Geld mehr vorhanden.
Dann sind viele Behörden und Ministerien zerstört. Beim ihrem Bau verschwand wohl hier und da ein Sack Zement und auch mal Baustahl. Jetzt brach das alles zusammen. Daneben steht fast unbeschädigt ein Privathaus oder eine Bank. Da geht das Leben normal weiter. Jetzt funktioniert nicht nur die Verwaltung schlecht, es sind auch die meisten Aktenunterlagen zerstört. Das öffnet der Korruption erneut Tür und Tor.
Es sind überdurchschnittlich viele Schulen und Universitäten zerstört worden. Einer unser Übersetzer berichtete, wie er seine Freundin in der Ingenieur-Hochschule verlor. Dort ist ein 7-stöckiges Gebaude eingestürzt. 300 Studenten und Professoren haben ihr Leben gelassen. Da wurde auch ein tiefes akademisches Loch in die Gesellschaft gerissen. Das auszufüllen dauert Jahre.
Am schnellsten hat sich das Leben auf dem Land normalisiert. Dort findet längst wieder Unterricht in Zelten oder schnell errichteten Hütten statt. Dann werden sicher in einem Bauboom die Verwaltung und Ministerien wieder hergestellt werden. Bis aber die Zeltstädte in den Parks und Stadien verschwinden und die Häuser der Berghänge wieder aufgebaut werden, wird wohl längst alles Geld ausgegeben worden sein.
PS: Die Bilder einer Dorfschule sind von Hermann Schirmacher.

Dienstag, 30. März 2010

Ernstes zum Lachen



Von unseren Patienten gibt es nicht viel Neues zu berichten. Der Junge mit seiner Hirnverletzung ist auf dem Weg der Besserung. Allerdings funktionieren seine Augenmuskeln noch nicht richtig. Dafür ist er aber jetzt vermehrt auf den Beinen. Die anderen Patienten laufen zunehmend. Es geht voran und zwar ohne weitere Komplikationen. Neue Patienten nach Auto - und Motorradunfällen füllen die leer gewordenen Betten wieder. Aber insgesamt überarbeiten wir uns nicht. Dafür übergeben wir die Kranken mehr und mehr in einheimische Hände. Bei diesen Besprechungen kommen die Verletzungen des einheimischen Personals durch die Ausländer so langsam zutage. Es war nicht nur die Sprachbarriere, es war hier und da auch das selbstherrliche Auftreten Einiger in den ausländischen Teams, die die Haitianer verletzt haben. Aber sie haben es sich nicht anmerken lassen. Jetzt bitten sie höflich aber bestimmt, die Kontrolle wieder zu erlangen.
Dazu zum Lachen ein ernstes Thema am Rande: Geschenke an die Mission: In vielen Krankenhäusern Europas und Nordamerikas gibt es jemanden, der praktisch für Mission sammelt und so erhalten wir in Ecuador wie die Menschen hier in Haiti dann Container voller Spenden. Das zu sortieren und intern als Spenden in unserer Versorgung zu verbuchen kostet viele Arbeit nebenbei. Es tut weh zu sehen, dass da oft viel Unnötiges dabei ist, unbrauchbare oder abgenutzte chirurgische Instrumente, Dinge, die in Europa oder Nordamerika keiner haben will ..... all das landet für teures Transportgeld und Zollbearbeitung schließlich in einem Missionskrankenhaus, um dort die Lager zu füllen, bis einer mal den Mut hat, sie zu entsorgen. Aktuelles Beispiel in Haiti: OP-Kleidung aus den USA der Größe: 5XL. Haitianer sind zwar groß, aber nicht so dick. Zwei unserer Mitarbeiter haben es ausprobiert. Sie passte auch zu zweit in so eine Hose. Da hat wohl ein "edler" Spender seinen "Müll" in die Dritte Welt "entsorgt".

Montag, 29. März 2010

Ein Blick zu anderen Organisationen



Am Wochenende war Zeit, einmal über unseren Tellerrand hinauszuschauen. Wir haben die Stadt und zwei weitere Organisationen besucht. Da war zunächst "Mission in Hope", eine wohl neue us -amerikanische Mission. Sie haben vor wenigen Jahren mit einem Heim für Waisen angefangen, mittlerweile ca. 150 Kinder in verschiedenen Altersgruppen und bauen neben Schule und Kirche derzeit ein Krankenhaus auf. Sie haben außerhalb der Hauptstadt ein mehrere Hektar großes Gelände an der Küste, betreiben eine ambulante Klinik, haben aber das Labor schon nach dem Erdbeben zum OP umgebaut und auch schon Patienten operiert. Sie schwimmen in geschenktem Material, so dass sie ein ganzes Zirkuszelt damit füllen. Noch sind es wenige Amerikaner, die hier vielen Einheimischen Arbeit geben. Doch demnächst sollen Gruppen von Medizinern kommen und für eine Woche oder mehr Operationen der verschiedensten Fachgebiete durchführen. Dabei sollen aber auch haitianische Ärzte mitmachen und fortgebildet werden.
Anders als unser nun schon fast 50 Jahre bestehendes Missionshospital in den Bergen setzt diese Gruppe auf Begeisterung us - amerikanischer Gruppen, verbindet Waisen - Schul - und Gesundheitsarbeit mit Glaubensverkündigung und das sehr großzügig. Allein der Fahrzeugpark von ca. 20 meist neuesten und teuersten Geländefahrzeugen zeigt das an. Ich frage mich nur, wie man so ein Konzept auch noch in 5 oder 10 Jahren finanzieren kann, wenn sich einmal die erste Begeisterung der Spender gelegt hat. Und inwieweit gelingt es ihnen wirklich, einheimische Fachkräfte heranzubilden und mit einzubinden.
Das andere Extrem ist das Zelthospital des Jackson Memorial Hospitals der Universität von Miami am hiesigen Flughafen. Sie arbeiten dort mit immer ca. 200 amerikanischen Helfern, die im Schnitt eine Woche bleiben. Sie betreiben in Zelten OP-Saal, Intensivstationen für Erwachsene und Kinder und sonstige stationäre Behandlung. In ca. 3 Wochen wollen sie das Hospital auflösen und zurückkehren. Wöchentlich kommen zwei große Armeeflugzeuge aus Miami mit neuem Personal und Material. Es ist eine logistische Meisterleistung eines der größten Krankenhäuser der USA, die Helfer aus dem ganzen Land hier seit dem Erdbeben einsetzen. Das Ganze geht aber nur, weil Haiti so nahe ist. Wäre das Erdbeben etwa in Pakistan, sähe das ganz anders aus.
Wir haben am Wochenende wichtige Erkenntnisse gewonnen für den Aufbau des Zelthospitals von Samaritan´s Purse, um das wir gebeten wurden. Diese Woche werden wir neben der Arbeit weiter an diesen Plänen arbeiten.

Sonntag, 28. März 2010

Was wird aus unseren Patienten


Altigrace L. ist eine 60-jährige Frau mit einer Oberschenkelfraktur, die verplattet wurde, aber infizierte. Nach mehreren Operationen heilt jetzt der Knochen so langsam. Sie läuft fleißig mit ihren Gehstöcken, aber bis zur endgültigen Vollbelastung del Oberschenkels ist es noch ein weiter Weg. Eigentlich könnte sie entlassen werden, wenn sie einen Ort hätte, wohin sie gehen könnte. Sie ist nicht verheiratet, hat keine Kinder. Ihr Haus ist zerstört. Jetzt suchen wir für sie einen Platz. Derzeit überlegt ein Nachbar, ob sie bei seiner Familie Unterschlupf finden könnte, aber dafür muss sie noch fitter sein. Also bleibt sie weiter im Hospital.
Wadline P. ist 24: Wir haben sie damals im Januar operiert, als sie mit Oberarm- und Oberschenkelfraktur im Bus irgendwie zu uns aus der Stadt kam. Sie hat nach einer Oberschenkelinfektion einige weitere OP hinter sich, war abhängig von Opiaten, die sie bei den kleinsten Beschwerden erhielt. Jetzt heilt der Knochen langsam. Gestern war sie zum ersten Mal seit vielen Wochen aus dem Bett und draußen in der Sonne. Ein ganz neues Lebensgefühl. Die Wunden sind geschlossen. Sie braucht kaum noch Schmerzmittel. Was ihr Leben jetzt aber stark belastet ist die Suche nach Resten der Familie. Sie hat ihre Kinder und ihren Lebenspartner verloren, als das Stockwerk, in dem sie wohnte auf untere Stockwerke aufknallte und alles unter ihr zermalmte. Dann hat sie einige Tage in den Trümmern zugebracht, bevor man sie befreite und sie schließlich zu uns kam. Es gibt noch die leise Hoffnung, dass ihr Mutter noch lebt und eines ihrer Kinder bei ihr. Seit Wochen sucht eine Hospitalmitarbeiterin in den vielen Listen der Stadt, wo sich die Mutter aufhalten könnte, denn dass ihr Mutter hier bei uns nach ihrer Tochter sucht, ist unwahrscheinlich. Erschwerend kommt dazu, dass viele Menschen nicht lesen und schreiben können und so werden die Namen oft in wenig verständlicher Weise in den Listen festgehalten, die kaum einer entziffern kann. Dabei können wir als Ausländer wenig helfen. Aber es macht uns klar, warum manche unserer Patienten Schwierigkeiten bei der Wund/Knochenheilung haben und depressiv sind bzw. ganz schnell in eine Schmerzmittelabhängigkeit rutschen können.

Samstag, 27. März 2010

weitere Nachrichten


Die Arbeit im Hospital wird immer weniger. Die einheimischen Ärzte übernehmen mehr und mehr die Verantwortung. Wir haben mehr Zeit, uns einmal umzuschauen. Auf der anderen Seite leiden wir unter der wenig effizienten Arbeit der haitianischen Ärzte. Da dreht sich uns schon manchmal der Magen rum, wenn es heißt, dass da evt. ein Kaiserschnitt zu machen sei, die die Schwangere einen zu hohen Blutdruck habe. Der Arzt wolle aber vorher nochmals sicher gehen, ob das Kind überhaupt noch lebt. Dazwischen aber vergehen Stunden. Oder wenn eine Operation ansteht, alles Labor normal sei und dann im Op plötzlich klar wird, dass die Laborwerte vom Dezember 2009 und irgendwie abhanden gekommen sind, der haitianische Arzt sich aber an die Werte zu erinnern glaubt. Wir haben trotzdem zusammen operiert und es entwickelt sich langsam ein Vertrauensverhältnis. Zu sehr haben sich die ausländischen Ärzte in den letzten Wochen in nicht - Erdbeben - bedingte Behandlung eingemischt und sind mit wenig Feingefühl den hiesigen Medizinern auf die Füße getreten. Das wieder gut zu machen scheint jetzt unsere Aufgabe zu sein.
Da taucht plötzlich doch eine Krankengymnastin auf, die angeblich zweimal die Woche kommt. Aber sie spricht nicht mit uns und macht stur ihre Arbeit weiter.
So haben wir gestern Mark Nelson und José Luis Vivanco, unsere Algemeinmediziner, zu einem Außeneinsatz in einem abgelegenen Dorf geschickt. Sie haben einem anderen Team geholfen, viele Patienten dort behandelt. Auf dem Rückweg halfen sie dann am Straßenrand (eigentlich mehr ein Eselspfad als Straße) einer Frau, ihr erstes Kind zu entbinden. Die Frau hatte trotz Bauchschmerzen auf dem Feld gearbeitet und dann nicht mehr den Heimweg geschafft. Jetzt soll der Junge Mark - José genannt werden. Wahrscheinlich will man sich so potente Paten sichern.
Unsere beiden Ingenieure machen sich derzeit am Wassersystem nützlich und pumpen Wasser in die Hauptzisterne, die jetzt fast wieder voll ist. Deswegen kam auch gestern der erste, lang ersehnte, wenn auch kurze Regenguss.
Unser Junge mit der Hirnverletzung, der Operation von vor 4 Tagen, ist auf dem Weg der Besserung. So langsam geht die Schwellung zurück und er bekommt wohl bald die Augen wieder auf.

Heute ist Samstag und wir wollen einige freie Stunden nutzen zu einer Wanderung in die Umgebung.

Freitag, 26. März 2010

Was läuft sonst so ab:


Wir sind nicht fürchterlich beschäftigt. Immer weniger Patienten kommen zu Kontrolluntersuchungen zurück. So haben wir auch Zeit für etwas Anderes. Da hatten wir gestern eine Besprechung mit einem amerikanischen "Physician Practicioner" (ärztlicher Helfer, der selbst kleine Eingriffe durchführen darf), der hier seit seiner Pensionierung seit 8 Jahren eine kleine Praxis für Arme unterhält. Er lebt von seiner Rente und behandelt Arme kostenfrei. Bei Erdbeben hat er seine Apotheke, seine Instrumente etc verloren. Alles liegt unter den Trümmern des Schulgebäudes, in dem er in einem Raum praktizierte. Jetzt arbeitet er in einem Zelt am Rande des Golfclubs, in dem mehrere tausend Menschen wohnen.
Inzwischen gab es kaum noch Wasser. Grund war aber nicht der Wassermangel, sondern verstopfte Ventile. Das haben unsere Ingenieure repariert. Jetzt fließt das kostbare Nass wieder. (Geregnet hat es trotz deutlich mehr Wolken immer noch nicht).
Dann haben wir uns bei Mama Kafa bedankt. Sie ist über 80, kann nicht lesen und schreiben, arbeitet aber seit vielen Jahren hier im OP. Im Januar hat sie uns täglich bis zu 18 Std. geholfen, die OPs in Gang zu halten. Wir haben 100 Radio mitgebracht mit einprogrammierten Frequenzen hiesiger christlicher Radiostationen, einfach zu bedienen und mit Solarbatterien. So eines haben wir ihr geschenkt. Sie hat sich sehr gefreut.
Diese Radios verteilen wir nun an einige Patienten. Wir müssen nur bei den stationären Patienten vorsichtig sein. In einem Saal mit über 20 Patienten können wir nicht einem etwas schenken. Dann werden die anderen neidisch.
Gestern Abend war ich bei einer Evangelisationsveranstaltung einer hiesigen Gruppe dabei. Wir waren in einem kleinen Fußballstadium inmitten der Stadt, so einem kleinen Bolzplatz, aber abgeschlossen und mit Tribüne drum herum. Der Platz ist jetzt dicht gedrängt mit Zelten gefüllt. Dort leben die Menschen sicher vor Diebstahl in Zelten. Sie haben uns eingeladen und es war überwältigend, wie viele Menschen jetzt ein Leben mit Jesus beginnen wollen. Jetzt geht eine Gruppe von jungen Haitianern jeden Nachmittag dorthin, um diese Menschen im Glauben anzuleiten und in eine Gemeinde zu bringen. Es besteht große Offenheit.
Es war auch schön zu sehen, wie die Menschen ihr Leben dort organisieren, wie eine Frau die Leitung hat und sofort alle den Platz sauber machten, bevor es los ging. Da hat sich eine neue Gemeinschaft von Menschen auf engstem Raum gefunden. Welchen Einfluss wird nun das Evangelium dort haben?

Tag der Frustrationen


Unsere stationären Patienten machen Fortschritte. Sie lassen sich mobilisieren. Aber es kommen auch mehr und mehr Personen, die weitere Operationen wie solche Prostata- und Gebärmutterentfernungen haben wollen. Da sind ausländische Ärzte natürlich attraktiver. Also kommen Patienten jetzt zu uns. Das hatten wohl Teams vorher auch schon gemacht und Nicht - Erdbeben - Geschädigte behandelt und operiert. Wir sind da vorsichtig und haben erst einmal Rücksprache mit der Krankenhausleitung gehalten. Wir wollen keine Konflikte. Man ist freundlich und zuvorkommend, aber die Botschaft ist klar: "Lasst die Finger von solchen Patienten!" Und heute haben wir einmal mitbekommen, wie hier die Behandlung abläuft: Der einheimische Unfallchirurg/Orthopäde kommt mit seinem Porsche Cayenne. Er operiert einige Patienten, Operationen die gar nicht nötig sind aber Geld einbringen. Dann geht es zur Besprechung mit einem anderen einheimischen Arzt und dort sitzen einige Patienten, die mit der bisherigen Behandlung nicht zufrieden sind. Schon vorher wurde ich um meine Meinung gefragt und lehnte eine operative Behandlung wegen zu hohen Risikos ab. Doch einheimische Ärzte bestehen auf eine Operation. Die Patienten suchen sich raus, was sie hören wollen.
Heute beschwerte sich ein Patient mit einer fürchterlichen Oberschenkelfraktur in vielen kleinen Knochensplittern, dass sein Oberschenkel nun 2 cm zu kurz sei und wer das nun richten könnte. Da hat eines unserer Nachfolgeteams im Februar eine lange Platte dran gebastelt und das ohne besondere Instrumente. Die haben mit bloßen Händen eine fantastische Arbeit gemacht. Doch die Leute entwickeln eine Anspruchshaltung. Dass nach kein einheimischer Arzt zur Stelle war, zählt jetzt nicht mehr. Unter solchen Bedingungen ist es für uns schwer, weiter zu arbeiten, auch wenn die einheimischen Ärzte nicht Teil unseres Teams sind.

Der Patientenstrom ist sichtlich geringer geworden. Es ist für mich erstaunlich, dass es so wenige Komplikationen gegeben hat. Ich gehe davon aus, dass die Patienten, die eigentlich zu Kontrollen kommen sollten, zufrieden sind und deswegen keinen Grund zur Nachuntersuchung sehen.

Mittwoch, 24. März 2010

Wiedersehen mit alten Freunden




Das Wetter ändert sich. Der Blick auf den Golf von Port au Prince ist nur noch selten frei. Dafür kommen die Wolken mehr und mehr hoch, wenn auch es bei uns noch nicht geregnet hat. Die Leute warten dringend auf Regen. Die Felder warten darauf und auch unsere Zisternen des Hospitales füllen sich über Nacht nur noch wenig. Es wird an Wasser gespart wo immer es geht. Die Regenzeit kommt so langsam.
Heute gab es nur kleine OPs. Dafür haben wir einige Patienten mit nur langsam heilenden Unterschenkel - und vor allem Oberarmfrakturen. Sie zeigen etwas Kallusbildung aber sind alles andere als fest und das nun schon seit 9 Wochen. Also wieder Gehgipse und Ruhigstellung, die die Schulter und Ellenbogen nochmals ruhig stellen, Das tut uns mehr weh als den Patienten.
Dazwischen Kinder mit frischen Frakturen und eine Mutter mit Kind von einem Hund fürchterlich zugerichtet. Der Ehemann/Vater kommt dazu und berichtet, dass er sich mit dem Hundbesitzer bereits geeinigt hätte. Kein Wort des Bedauerns an seine Familie. Dafür sind wir zuständig.
Unsere seit 9 Wochen hospitalisierten Erdbebenpatienten sind nur schwer zu mobilisieren. Heute haben wir einen Krückenwettbewerb von drei solchen Patienten veranstaltet, um sie zu motivieren. Ein alter Herr mit beidseits schlecht heilenden Unterschenkelfrakturen ist mit neuen Gipsen erstmals gelaufen - mit strahlendem Gesicht. Er wusste gar nicht mehr, wie es draußen aussieht.
Dann kam das Mädchen, das seinerzeit 3 Tage verschüttet gewesen war und beim Aufwachen aus der ersten Ketanest-Narkose immer sang: "Ich bin gerettet, ich bin gerettet.." Ihr Knochen ist geheilt, aber es fehlen ihr bestimmte Sehnen (tib. post. + tib. ant). Doch zu Sehnentransplantaten ist es noch zu früh. Wer wird diese Arbeit später übernehmen? Anderenfalls kommt es zur Fehlentwicklung. Es tut einem in der Seele weh, dass wir so begrenzt in unseren Möglichkeiten sind.
Unser Junge mit der Hirnverletzung ist stabil, wird wach, ist orientiert und auf dem langsamen Weg der Besserung.
Heute haben wir die Nachricht erhalten, dass Mitte April nochmals ein Team für eine Woche kommt. Wir brauchen dringend einen Physiotherapisten!!!!!

Das Akutkrankenhaus



Der Patientenstrom ist nicht besonders groß. Die Hospitalbetten sind zwar alle belegt, aber die meisten sind stationäre Patienten der hiesigen Ärzte, die mit den Erdbebenfolgen nichts zu tun haben (wollen?). Und manche haben ihre eigenen Methoden beispielsweise der Diabetesbehandlung, bei der der Blutzucker selten unter 400 mg% geht. Aber da mischen wir uns nicht ein. Die anderen Betten sind durch Angehörige belegt, so dass die Betten nachts nie kalt werden. Dafür kommen auf uns immer mehr akute Fälle zu, die mit dem Erdbeben nichts zu tun haben.
Da war eine Frau mit Fingerdurchschuss durch eine Pistole zu versorgen. Sie hat uns nicht erzählt, wie das passiert ist. Und dann kam ein Junge, der mit voller Wucht auf einen Stein gefallen war mit einer Schädelfraktur. Nach 2 Std. Bewusstlosigkeit brachten sie ihn zu uns. Hirn trat aus der Stirnwunde, so dass wir ihn sofort operieren mussten. Er hatte eine Fraktur der Stirn und mehrere Knochensplitter waren ins Frontalhirn eingedrungen. Die haben wir wieder an Ort und Stelle gebracht und die Hirnhaut durch eine Plastik geflickt. Jetzt erholt er sich ganz langsam.
Ansonsten tut es gut, hier und da einen äußeren Fixateur abzunehmen, weil die Fraktur geheilt ist und auch im stationären Bereich sehen wir die Fortschritte. Was dringendst gebraucht wird ist Krankengymnastik. Wir basteln schon so was wie Gummibälle aus Handschuhen und Watte, damit die Patienten ihre Finger bewegen und scheuchen sie aus dem Bett. Ansonsten warten manche nun schon seit 9 Wochen im Bett, dass sie von alleine gesund werden und dabei werden die Gelenke immer steifer.

Dienstag, 23. März 2010

Die ersten Patienten


Rose kommt mit einer nicht heilenden Oberarmfraktur. Sie hat jetzt seit 9 Wochen einen Gips. Eine inzwischen längst verheilte Wunde am Unterarm hat zu einer Vernarbung der Muskeln und Sehnen geführt. Die Hand ist fast unbrauchbar. Jetzt wird es Zeit zu handeln. Wir haben sie operiert und eine Platte am Oberarm eingesetzt. Während der Operation haben wir auch noch viele Narben mobilisiert und jetzt beginnt eine lange Zeit der Krankengymnastik. Auch ein beim Erbeben beschädigter Nerv muss sich noch erholen. Das alles nimmt sehr viel Zeit in Anspruch. Dieses Beispiel zeigt, wie viel mehr Hilfe die Menschen hier in Anspruch nehmen müssen und wie wenig wir ihnen in den wenigen Tagen, die wir im Januar hier waren, bringen konnten.
Überhaupt kommen jetzt viele Patienten zurück, deren Unterarme beim Erdbeben "nur" gequetscht wurden. Man war froh, dass die Knochen heil geblieben waren. Die Wunden sind inzwischen verheilt, aber der gesamte Unterarm und die Hand sind unbrauchbar. Jetzt wird deutlich, dass sie Durchblutungsstörungen der Muskeln erlitten hatten und jetzt eine Volkmann Kontraktur aufzeigen. Da ist auch mit viel Aufwand jetzt nicht mehr viel zu machen. Und die Menschen nehmen das mit einer manchmal auch erschreckenden Gleichgültigkeit hin.
Schwierig ist auch der Umgang mit Schmerzmitteln. US-Schwestern sind gewohnt, dass ein Patient nicht leiden darf. So geben sie Morphin und ähnlich starke Drogen in großen Mengen aus. Wir haben inzwischen abhängige Patienten, die eine für andere fast tödliche Dosis für den Verbandswechsel brauchen. Das ist für mich ein Kampf an zwei Fronten.
Ansonsten ist die Missionarsgemeinschaft hier im Hospital ein Vorbild für Viele. Seit vielen Wochen sind hier nun Teams bei Ihnen, nicht nur für das Hospital, sondern auch mobil in der Stadt und Umgebung tätig. Jeden Abend essen wir zusammen, kochen sie für die Teams mit. Nebenbei hat das Hausbauprojekt angefangen. Das erste Haus ist fertig. Diese Woche sollen es 3 weitere werden. Die Regenzeit beginnt bald und die Menschen müssen ein Dach über dem Kopf haben. Ein Wettlauf mit der Zeit. Alles das organisieren die drei Missionarsfamilien neben der anderen Arbeit.

Montag, 22. März 2010

Unser multitalentiertes Team

darf ich heute einmal vorstellen.

Da ist HS, der Leiter. Sein Computer war der erste, die funktionierte und das Fenster zur Welt. Er wird die weitere Hilfe unserer Mission auch evt. an anderen Stellen in der Stadt koordinieren und erst einmal Besuche machen. Ansonsten hört er sich erst einmal unsere Berichte an, um hier Fuß zu fassen. Seine Zeit kommt erst noch.
MN ist Allgemeinmediziner und war schon einmal hier. Überschwänglich begrüßt er im Hospital alte Bekannte. Er ist als Missionarskind in seiner Seele Latino und braucht Menschen um sich. Bezeichnend ist, dass er auch gleich am zweiten Tag per e-mail einem Freund im ecuatorianischen Urwald auf Shuar schreibt.
KJ ist Krankenschwester und hat gerne alles in Ordnung. Sie hat Küche, Vorratsschränke und den Tisch in Ordnung. Gestern hat sie den Nachmittag damit zugebracht, den OP kennen zu lernen und nach ihren Vorstellungen zu organisieren. Hoffentlich klappt die Zusammenarbeit dort mit den übrigen einheimischen Helfern.
RN ist eine Krankenschwester, deren Seele erst einmal ankommen musste, die andere gleich mal Cola besorgen schickte, nach warmem Wasser zum Duschen suchte und jetzt allmählich das Hospital kennen lernt, wo wir schon mitten bei der Arbeit sind. Wir hoffen, dass sie noch Teil des Teams wird.
Da sind zwei ecuatorianische Ärzte, die neu sind und sich in der amerikanische haitianischen Welt noch etwas schwer tun, aber von Herzen dabei sind.
Ganz anders PB, der als Anästhesist seinen Platz vom letzten Einsatz her kennt und auch gleich wieder dabei ist, aber eben nur für seinen Bereich. Den Rest der Zeit verbringt er mit "Verbindungsarbeit" zu Familie und Freunden (Telefon, e-mail etc).
Und gestern kam AW aus dem Heimataufenthalt aus den USA zu uns. Er brachte 100 Radios mit, die auf 4 christliche Radiostationen vorprogrammiert sind, per Sonnenpanelen aufgeladen werden und die wir unseren Patienten nun schenken dürfen. Er wurden von den hiesigen Missionaren als große Gebetserhörung gefeiert, soll er ihnen doch Baupläne und statische Kalkulation für ihr Häuserprojekt machen, das heute beginnt. Es sollen mindestens 1000 neue, Erdbeben sicherere Häuser hier in den Bergen gebaut werden zum Stückpreis von ca $ 3.500,-.
Bis jetzt fehlt die Notwendigkeit, wie im Januar der Arbeitsdruck, um aus uns wirklich ein Team zu machen. Das wird in den nächsten Tagen eine interessante Aufgabe werden, alle auf die ihnen nötige Weise im Team einzubinden und den Haitiaufenthalt zu einem Gemeinschaftserlebnis zu machen. Ich haben den Eindruck, dass einige von uns nur mitgefahren sind, um so etwas auch einmal zu erleben. Danke für alle Gebete um die Einheit dieser Christen hier.

Sonntag, 21. März 2010

Sonntags ist Ruhetag



uns das ist auch gut so. Es sind nur noch 20 Erdbebenopfer stationär. Um die anderen ca 50 Patienten brauchen wir uns kaum zu kümmern. Das machen die einheimischen Ärzte und Studenten (PJ-ler). Aber die noch hier sind, brauchen auch wirklich Hilfe. Da ist der 11- jährige Johnny, den wir damals mit zwei Drähten und einem Gips so schnell wie möglich entlassen haben, weil er im Januar mit Oberschenkelfraktur weder OP brauchte noch langen Hospitalaufenthalt. Er kam zu keiner Kontrolle, hatte den Gips bald in Teile zerlegt und so haben ihm die Drähte eine große Arterie angenagt. Sein Hämoglobingehalt war lebensbedrohlich gesunken. Er steht morgen auf dem OP Plan. Von den vielen mit Platten versorgten Frakturen mehrer von nachfolgenden Teams nachoperiert werden, weil die Patienten trotz Verbotes ohne Gehstützen voll belastet haben oder einfach gestürzt sind. Einige wenige sind infiziert. Für mich ist es erstaunlich, wie wenige Frakturen nicht geheilt sind. Aber diese wenigen machen uns Probleme.
Das Leben hier in Haiti hat sich wieder normalisiert. Es gibt nur noch ganz wenige leichte Erschütterungen. Heute Nachmittag wurde hier eine Hochzeit gefeiert. Es gibt wieder alles zu kaufen hier. Wenn nicht die Häusertrümmer wären, man würde der Stadt die Zerstörung nicht anmerken.
Zwischendurch gibt es auch neue Patienten wie die Folgen einer "Auseinandersetzung zweier Zechkumpanen. Einer verlor den Streit und kam mit durchhackten Sehnen seines Unterarmes.
Unser Team tut sich ein wenig schwer, zusammen zu wachsen. Es sind einige Individualisten darunter, die ihre eigene Vorstellung vom Leben haben. Als die Visite, die wir wegen des Gottesdienstes unterbrochen hatten, dann doch bis 15.00 andauerte, da wir uns erst einmal einen gründlichen Überblick schaffen wollten, verließen uns zwei Leute schon vorzeitig, da sie dringend Mittagessen wollten und das sei ja schon längst überfällig. Aber im Großen und Ganzen kommen wir miteinander klar. Jetzt sind wir auf morgen und den Ansturm der ambulanten Patienten gespannt

Wieder in Haiti

Ich wusste, dass es diesmal ganz anders wird als damals direkt nach dem Erdbeben. Die Situation und das Team sind anders. Wir sind hier mit zwei Chirurgen, zwei Allgemeinmedizinern, zwei Krankenschwestern und zwei Ingenieuren, die weitere Hilfe für Haiti ausloten sollen.
Schon die Ankunft am Flughafen war anders. Die nationalen Behörden haben wieder das Sagen. So kommt man am fahrbaren Arm des Flughafengebäudes an, darf aber gleich eine Treppe tiefer gehen und wieder auf das Flugfeld treten, wo einen enge Busse zu einer Lagerhalle fahren. Dort in der Hitze wartet man, bis die Koffer durch ein enges Loch achtlos runtergeworfen werden. Die angeforderte Kontrolle unserer 13 Koffer haben wir dann aber als Team umgangen, als wir im Gewühle die wichtigsten Koffer längst rausgeschafft hatten und die beiden untersuchten Gepäckstücke nur noch Unterwäsche etc enthielten.

Dann die Fahrt durch die Stadt. Viel Schutt ist schon weggeschafft, an einigen völlig zerstörten Gebäuden ist aber noch nichts gemacht. Wie viele Leichen liegen da noch drunter? Aber die Stadt Port au Prince ist zu neuem Leben erwacht. Es hat die ersten Regenfälle gegeben. Das Grün sprießt und es blüht. Überall Menschen, die an den Straßenrändern frisches Brot, Gemüse und Früchte anbieten. Alle Parks und freien Plätze sind noch voller Zelte. Aber es sind mittlerweile komfortablere Zelte. Viele Menschen haben sie hier auf Dauer eingerichtet. Dazwischen aber Müllhalden und fürchterlicher Gestank.

Dann wieder die Fahrt in die Berge auf 1250 m über dem Meer mit herrlichem Ausblick auf einen Teil der Bucht. Die Gänge sind leer, aber die normalen Hospitalbetten sind fast alle noch belegt. Ca 1/3 Patienten sind Verletzte des Erdbebens mit allen möglichen Komplikationen: nicht heilende Wunden, Knochenvereiterungen und Platten, des deshalb ausgebrochen sind. Was besonders schmerzt, dass 3 dieser Patienten von unserem Team vor 2 Monaten operiert wurden. Natürlich gibt es dafür viele Erklärungen, aber es schmerzt einen persönlich eben doch.

Der Empfang durch die Missionare und Patienten war herzlich. Es ist eben doch eine Vertrauensverhältnis entstanden. Wir haben in einer kurzen Visite das Hospital übernommen und werden morgen den Op - plan für die nächsten Tage aufstellen. Unsere Ankunft wurde schon im Radio bekannt gegeben und es werden Viele zur Nachuntersuchung kommen. Heute haben wir im Team die Verantwortungen besprochen. Es ist eine Gruppe von 8 engagierten Leuten.

Mittwoch, 10. März 2010

Und erstens kommt es anders und zweitens als du denkst.....

Samaritan´s Purse (SP) will seine Hilfe für Haiti beenden, zumindest, was das Baptistische Hospital dort betrifft. Derzeit ist wohl ein pensionierter Chirurg dort, der sich mit Knochen schwer tut. Deswegen kam gestern der Hilferuf aus Haiti: „Wir brauchen EUCH!“ Der Unfallchirurg/Orthopäde des Hospitals kommt zwar einmal wöchentlich, ist aber heillos überfordert. Und da haben sie sich - welch Wunder, wieder an uns erinnert (ganz so dumm haben wir uns also das erste Mal doch nicht angestellt). Ergebnis: Alle Pläne umwerfen, Patienten umdisponieren und wieder reisen: Ich bin erstaunt, wie gut meine Patienten hier in Ecuador Verständnis dafür aufbringen. Ein kleines Team wird am Freitagmorgen, 19. März 2010 von Quito los fliegen, eine Nacht in Miami verbringen, um am Samstagmorgen nach Haiti weiter zu reisen, diesmal im normalen Flieger (es gibt nur ganz wenige Linienflüge nach Port au Prince). Dieses Mal werden wir wohl einen Stempel im Pass haben und offiziell ein und nach 14 Tagen am 03. April wieder ausreisen.
Derzeit sind wir dabei herauszufinden, was wir mitbringen sollen, was jetzt nach so vielen Spenden wirklich fehlt.
Und noch am Rande: Was ist mit den Spendengeldern geschehen, die in großer Zahl bei HCJB-Global, unserer Mission, eingegangen sind: Einen Großteil ($ 50.000) bekommt das dortige Hospital für die kostenlose Behandlung inzwischen tausender Patienten und das Ende ist noch nicht abzusehen. Was über die Deutsche Missionsgemeinschaft an den Baptistischen Bund Haitis ging und geht, ist für den Wiederaufbau. Da müssen Kirchengebäude neu errichtet oder repariert werden und es gibt einen Plan (schon begonnen) für Häuser in der Bergregion um das Hospital. Es sollen von den Menschen selbst (sie sollen Arbeit haben) für ca $ 3.500,- Erbeben - sicherere Häuser errichten werden. Insgesamt sind 1.500 Domizile in Planung. Und wer arbeitet, wird auch bezahlt. Ich finde das ein lohnendes Projekt. Probleme sind aber derzeit die gestiegenen Baupreise, denn Baumaterialien sind derzeit natürlich gefragt.

Also, wir werden wieder berichten. Wir sind uns darüber im Klaren, dass es dieses Mal nicht so medienwirksam sein wird, aber nicht weniger wichtig. Klaudia wird leider wieder in Shell bleiben. Sie übernimmt aber wieder die Verteilerfunktion der Berichte, denn ich weiß nicht, wie weit der Internetanschluss klappt. Und ich schätze, dass wir wieder einige Arbeit haben werden. Es wird wohl wieder nichts aus dem Karibiktraumurlaub. Aber wir wissen, dass wir am richtigen Platz gebraucht werden.

Donnerstag, 4. März 2010

Kommentar und Zukunft zu Haiti

Wir sind längst wieder zurück. Die 3 Wochen internationales Team für behinderte Kinder war wieder mal eine Fortbildung für mich, Eckehart. Jetzt ist die Nacharbeit für Eltern und Kinder dran und wir sind wieder nach Shell zurück gekehrt. Die Patienten hier sind froh, dass wir wieder da sind. Viele hatten Verständnis, dass da ein einheimischer Traumatologe aus einem Nachbarkrankenhaus für Notfälle kam. Er hat natürlich die Situation zu seinen Gunsten finanziell ausgenutzt. Die Patienten haben dafür deutlich mehr bezahlen müssen, aber sie wurden versorgt.
Dann kam das Beben in Chile. Erdbeben sind immer unerwartet und stören die Pläne. Aber Chile ist bestens organisiert. Sie brauchen wenig ausländische ärztliche Hilfe. Wir durften hier bleiben.
Dafür wurde unser Haitieinsatz verschoben. Samaritan´s Purse wird sein letztes Team am 13. März abziehen. Dann ist erst mal Ruhe und wir werden am 12. April für ein bis zwei Wochen nach Haiti fliegen, je nach Arbeitsbedarf. Ich schätze eher für 2 Wochen.
Noch immer erhalten wir täglich Anfragen von den verschiedensten Menschen zu Fragen nach Haiti. Wir waren auf einmal in allen Medien. Die DMG hatte uns auf der Homepage. Wir waren für drei Tage die Stars bei BBC. Deutsche Zeitungen brachten Berichte von uns. Da haben wir erst einmal wieder die Macht der Presse gespürt, diesmal positiv. Dabei haben wir nichts Besonderes getan. Wir waren lediglich bereit dorthin zu fliegen, wo Not am Mann war. Bei den ersten zu sein, hat natürlich bei allen logistischen Schwierigkeiten seine Vorteile. Aber das Geheimnis all des "Erfolges" ist ein Team. Der Kern sind Missionare, die sich schon lange kennen. Wir haben viel Zeit zusammen gearbeitet. Jeder war schon einmal der Chef des anderen zu irgend einer Zeit. Und NIE hat einer "den Chef herausgehängt! Sicher, der Leiter hat Verantwortung und Kompetenz, aber wir sind bei alle dem Freunde im Dienen geblieben. So gab es in kritischen Situationen nie ein einziges Gerangel um Kompetenzen. Immer war klar, wer, wer fachlich in diesem Augenblick das Sagen hatte und wer zu "folgen" hatte.
Viele haben uns gefragt, wann wir Urlaub gemacht hätten. Wir haben einige Tage ausgeschlafen, sicher, das war nötig. Aber dann ging das Leben weiter. Teile des Teams war kurz darauf in Afrika für einen längst geplanten Einsatz. Wer eine sinnvolle Tätigkeit hat, dem gibt die Arbeit Kraft und Freude. Ich glaube, das ist eines der Geheimnisse des Dienens als Missionar.