Mittwoch, 28. August 2013

Ölförderung im Yasuni - Nationalpark

Die internationale Staatengemeinschaft hat dem Braten nie so recht getraut. Deswegen kam auch wenig Geld auf, diesen Nationalpark zu schützen. Seit Langem laufen die Vorbereitungen. Jetzt hat der Präsident offiziell bekannt gegeben, dass das Öl gefördert und verkauft wird. Der offizielle Grund ist und damit wurde die Welt beschuldigt, dass nicht genügend internationales Geld zusammenkam, um Ecuador Ersatz für den Erhalt des Nationalparks zu zahlen. Dann muss Ecuador sich eben selbst helfen.
Der Yasuni - Nationalpark liegt im Osten Ecuadors und umfasst zwischen 500 000 und 760 000 Hektar unberührten Urwaldes. Die Grenzen wurden mehrfach geändert. Dort leben Huauranis in verschieden Gruppen und ihr Gebiet darf nicht betreten werden. Ein Großteil dieser einzigartigen Landschaft ist unberührt, wenn auch schon die Shell - Oil - Company dort in den 40-er Jahren des vorigen Jahrhunderts Öl entdeckt hatte. Aber es fehlte die Infrastruktur zur Förderung. Dort schlummern nämlich geschätzte 920 Mio. Barrels Öl, die in den nächsten 23 Jahren gefördert werden sollen. Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren. Schon Anfang 2015 soll das erste Öl fließen. Das ist auch nötig, denn die Regierung braucht das Geld und es soll noch vor Ende ihrer jetzigen Legislaturperiode die Haushaltslöcher stopfen.
Die Inversion kostet ca. 5,5 Mrd. Dollar für unterirdische Leitungen. Dazu werden 10 Meter breite Schneisen in den Urwald geschlagen. Aber es sind eben viele Kilometer, bei denen die Regierung zugesagt hat, dass sie anschließend wieder zuwachsen können. Der Gewinn wären dann ca. 42 Mrd. Dollar Für Ecuador aus dem Ölgeschäft. Das klingt alles gut. Aber nun die Gegenseite:
Der Yasuni-Park ist wohl die artenreichste Gegend der Erde: 1130 verschiedene Baumsorten, 500 verschiedene Vögel, 173 Säugetierspezies, 62 Reptilarten und eine Unzahl verschiedener Frösche, Lurche und andere Amphibien gibt es dort. Häufig lesen wir in der Zeitung und bestaunen die neu entdeckten Arten von Pflanzen und Tieren. Denn mit und nach den Ölarbeitern kommen die verschiedenen Indianergruppen, die hier nie ansässig waren, Kolonialisten und Geschäftsleute. Die lassen sich auch durch Militär und Polizei nicht auf Dauer fernhalten. Mit Fremdarbeitern wächst wie übberall in der Welt die Prostitution..... Es wäre das erste Mal auf der Welt, dass sich so etwas aufhalten ließe. Angeblich sollen die Einschnitte so gering wie 200 Fußballfelder sein, also nur 0.2 % des gesamten Nationalparks, aber da ist wieder einmal die ecuatorianische Wirklichkeit, die zu bedenken gibt. Der Park Yasuni wird hier ITT Yasuni genannt. ITT steht für die  Ishpingo (Nord und Süd mit 19 km Entfernung) und Tipuntini & Tambacocha in der Nähe des Napoflusses, also Randgebiete des Parks, wo das Öl gefördert werden soll. Aber es geht hier nicht um 3 oder 4 Bohrungen. Man rechnet mit 360 Bohrtürmen in vielen kleinen Ölblasen, die angezapft werden. Deswegen hatte Shell Öl seinerzeit aufgegeben. Jetzt aber fordern der Markt und die ehrgeizigen Ziele des Staates, den letzten Tropfen Öl aus dem Boden zu fördern.

Montag, 19. August 2013

Der Yasuni - Nationalpark wird angezapft

Bislang war es noch ein Geheimnis. Jetzt hat der Präsident auf seiner samstäglichen 2 - 3 stündigen Konferenz, in denen er dem Land Rechenschaft gibt und jede Details der Aktivitäten kommentiert, offiziell verkündigt, dass im Yasuni Nationalpakt das Ölvorkommen nun doch angezapft wird. Schuld ist die internationale Staatengemeinschaft, die dem Land den Gegenwert für das Öl spenden wollte, wenn es im Boden bleibt. Doch die Staatengemeinschaft war mit dem Zahlen sehr zurückhaltend. Die eventuellen großen Geldgeberländer verlangten Garantien, die Ecuador nicht gab. Eigentlich war es von vorneherein klar, dass das Versprechen nicht eingehalten werden kann. Ecuador hat weiter ehrgeizige Aufbauziele und da passt ein Ölverzicht nicht hinein. Und so sind die anderen dran schuld, dass trotz mehrfacher Versprechen nun das Projekt angefangen wird.
Schon seit Jahren wird dort vermessen und geplant, wenn auch zurückhaltend. Jetzt soll das Erdöl so schonend und für die Natur nicht bemerkbar gefördert werden. Aber wir kennen das aus anderen Teilen des Landes. Es sind nicht in erster Linie die "bösen Erdölgesellschaften“, die den Schaden anrichten. Die brauchen Wege durch den Dschungel für die Leitungen und den Transport für schweres Gerät. Auf ihren Spuren kommen Siedler, die die Wege offen halten, Gebiete besetzen und urbar machen. Das alles soll verhindert werden, aber das wäre das erste Mal, dass so etwas klappt.
Auf dem fast 1000 km2 großen Urwaldgebiet in der Nähe der kolumbianischen Grenze gibt es eine einzigartige Vielfalt von Leben. Fast 600 Vogelarten, 100 Mio. verschiedene Insekten - und ca. 3100 verschieden Pflanzentypen. Diese Region gehört zu der artenreichsten unseres Planeten. In dieser Region scheint die Zeit stehen geblieben zu sein und schon vor langer Zeit wurde sie zum Weltkulturerbe erhoben. Der Artenreichtum übertrifft alles, was wir auf dieser Erde in so engem Raum finden. Das wird jetzt Stück um Stück angefressen, nur ein klein wenig begrenzt und am Schluss werden zwar keine Straßen den Urwald zerteilen, aber viele Siedler, die man kaum kontrollieren kann. Der Urwald Brasiliens ist das beste Beispiel dafür. Er ist bald verschwunden. Jetzt kommt die Attacke von der anderen Seite.
Eine für Ecuador ungewöhnliche Protestwelle vor allem junger Menschen hat sich mobilisiert, hat aber wohl wenig Chance. Die Regierung sitzt fest im Sattel und in vier Jahren bei den nächsten Wahlen haben viele ihre hehren Zeit wohl wieder vergessen.
Anstatt sich auf die Ära nach dem Öl einzustellen, setzt das Land weiter auf gewaltiges Wachstum. Das macht Stimmung, bringt Stimmen, stimmt aber auf lange Sicht nicht. Denn ein Wachstum der Wirtschaft und der Gesellschaft darf nicht auf reiner Finanzierung durch das leichte Geld basieren. Und außer landwirtschaftlichen Produkten besonders bei den Blumen und Südfrüchten gibt es keinen weiteren Wirtschaftszweig, der auch nach dem Öl noch sprudelt. Dass unser Land inzwischen China gehört, weiß jeder, auch wenn mancher Milliardenkredit einen anderen Namen trägt. Aber der schnelle Reichtum macht blind für solides Wachstum auf festen Füßen. Menschen bekommen derzeit Vieles kostenfrei, wie etwa Gesundheit.
Aber wir sollen bei allen Protesten uns auch an die eigene Brust schlagen. Fast überall in Welt wird dem Fortschritt und dem Wirtschaftswachstum  ein oft hoher Preis auf eigene Kosten gezahlt. Wir sind auch nicht besser.

Samstag, 10. August 2013

Ecuador nimmt den Fuß vom Gaspedal

Endlich geht die Regierung Ecuadors daran, "Heilige Kühe" zu schlachten. Und eine der wichtigsten Maßnahmen ist der Wegfall der Subsidien, für die der Staat einen großen Teil der Ausgaben verbraucht, um die Bevölkerung bei Laune zu halten. Das Flüssiggas zum Heizen soll deutlich teurer werden. Ein 15 kg Gastank kosten hierzulande $ 1,60 und wenn er ins Haus geliefert wird, so um die $ 2,50. Wir schon mehrfach berichtet, liegt der wirkliche Preis bei ca. 15 Dollar. Aber am Gaspreis scheiden sich die Geister. Da sind in der Vergangenheit schon ein Präsident gescheitert und musste gehen. Der jetzige Präsident hat angekündigt, dass diese Subvention bis Ende 2015 abgeschafft werden soll, was weitreichende Folgen haben wird.
Ecuadors Industrie stellt Millionen Gasherde in den verschiedensten Formen her. Die Hälfte davon geht in den Export nach Lateinamerika. Bei Produktionsänderungen kann die einheimische Industrie mit den Ausländern aus China und Südkorea kaum mithalten. Die haben einen Qualitätsvorsprung bei elektrischen Wasserboilern, Wäschetrocknern und Herden. Viele Arbeitskräfte sind da in Gefahr.
Eine Umfrage bei 3809 Haushalten (Quelle El Comericio, Quito) ergab, dass davon 3466 Haushalte mit Gas kochen, immer noch 259 mit Holz und nur 16 mit Strom. Interessanterweise kochen 67 Haushalte gar nicht und gehen lieber Essen. Beim Warmwasser sieht es nach der gleichen Umfrage anders aus. Von 3300 Haushalten benutzen 400 Durchlauferhitzer aus Gas, 1800 elektrischen Strom, nur 50 Solarzellen und 1050 haben gar kein warmes Wasser.
Aber dazu kommen noch die vielen kleinen Straßenhändler, die Essen etwa an der Bushaltestelle anbieten. Sie benutzen Gas, um kleine Happen für die kleinen Hunger anzubieten. Ein Großteil der Ecuatorianer ernährt sich hauptsächlich aus diesen Angeboten und meidet die teure Anschaffung eines Herdes zuhause.

Der niedrige Gaspreis kommt geschichtlich aus der Entdeckung des Petroleums in Ecuador von 1970. Man sah damals das Gas als ein Abfallprodukt an, das abgefackelt werden muss. Also wurde es billig verkauft. Aber es hat sich zu einer heiligen Kuh für viele aus der armen Bevölkerung entwickelt. Geschäfte, Restaurants und Wohnblocks heizen seit Jahren mit einem realen Gaspreis und Großtanks, eben nicht mit den Gaszylindern, die durch hupende Versorgungsfahrzeuge angeboten werden. Diese Umstellung wird aber für die Regierung zu einer Feuerprobe werden. Die Regierung Bucaram hat es vor Jahren schon einmal versucht, am Gaspreis zu rütteln. Damals wurde als Ersatz eine Zahlung an die arme Bevölkerung eingeführt. Die Regierung Bucaram wurde über Nacht gestürzt. Geblieben sind der niedrige Gaspreis und die Zahlung an die Armen. Deswegen bereitet die jetzige Regierung diese Änderung langfristig vor. Zuerst soll die Industrie ihr Angebot verändern, um wettbewerbsfähig zu sein. Menschen sollen wissen, wohin es geht. Dann wird es auch nicht mehr nötig sein, die Grenzen nach Kolumbien und Peru zu überwachen, dass die billigen Gasflaschen dorthin verkauft werden und wir die Randgebiete dieser Länder auch noch beliefern. Es wird eine Mutprobe für die Regierung sein. Eine weitere steht dann bevor: Die Subvention für Benzin.

Samstag, 3. August 2013

Zweisamkeit in Lateinamerika

Die Geschichte von Nachbarstaaten ist nicht immer friedlich. Eigentlich trennt die Staaten Lateinamerikas wenig: Die Vergangenheit ist ähnlich, die Sprache ist vom Mexiko bis Feuerland die gleiche (außer Brasilien). Da sollte doch der Verbrüderung nichts im Wege stehen. Und dennoch gab es jede Menge Kriege, bis die Staaten sich gegenseitig die Grenzen respektierten. Bolivien leidet noch heute unter fehlendem Zugang zum Meer und lässt seine Marine auf dem Titicacasee in 3100 m Höhe üben.
In den letzten Jahren haben sich zwei Blöcke herausgebildet, die sich gegenseitig nicht grün sind, obwohl teilweise ebenfalls linke Regierungen. Das ist zunächst "ALBA = Alternativa Bolivariana de las Américas". 2004 noch unter dem damaligen venezolanischen Präsidenten Hugo Chávez gegründet, sollte es ein Trutzblock gegen die Politik Nordamerikas sein. Dazu gehören: Kuba, einige kleine Karibikstaaten, Haiti, Nicaragua, Venezuela, Ecuador und Bolivien. Ihr Thema ist SOZIALE GERECHTIGKEIT. Sie sind strikt gegen die USA und bilden eine Staatsform, in der der Staat alle Schlüsselpositionen bestimmt und das Leben seiner Bürger lenkt. Schwerpunkt sind soziale Programme. Internationale Geschäfte laufen häufig über China, dem Iran und anderen eingefleischten USA Gegnern. Diese Freundschaft hat häufig China den Weg ins Land geöffnet und jetzt merkt man, dass die Chinesen harte Geschäftspartner sind, die man manchmal lieber nicht so nahe am Hals hätte.
Das andere Bündnis ist ganz langsam entstanden und eigentlich erst 2012 offiziell aus der Taufe gehoben worden, die ALIANZA DEL PACÍFICO. Hier geht es um fast reine wirtschaftliche Zusammenarbeit. Dazu gehören Mexiko, Kolumbien,. Peru und Chile, wirtschaftliche starke Staaten, die eine Freihandelszone bilden, mit den USA engen Kontakt pflegen. Märkte in Asien sind nicht nur China, sondern Australien, Neuseeland. Kontakte bestehen auch zu Spanien und Kanada. Im Gegensatz zum ALBA wird hier nicht viel politisch argumentiert. Bestes Beispiel der unfreiwillige Aufenthalt des bolivianischen Präsidenten Evo Morales auf dem Heimflug von Moskau. Der ehemalige US-Spion Snowden wurde im Flugzeug vermutet und deswegen musste Morales unfreiwilliger Weise in Wien landen. Dahinter steckten natürlich die USA. Der ALBA wetterte beim nächsten Gipfeltreffen der Staatschefs fürchterlich. Die PAZIFISCHE ALLIANZ hat diesen Vorgang noch nicht einmal in einem Nebensatz erwähnt. Hier geht es bei Gipfeltreffen um Handelsfragen und wie man Hindernisse aus dem Weg räumen kann. Da wird der Handel aber auch der Personenverkehr aber auch Kapitalströme viel großzügiger gehandhabt. Die ALBA - Staatschefs unterzeichnen bei allen Treffen oft Duzende von Handelsverträge für viele kleine und große Übereinkommen. Dementsprechend ist auch der bei den ALBA - Staaten der Staatsapparat viel größer als bei den anderen. Und die Zahl der Bestimmungen und staatlichen Regelungen nimmt täglich zu.
Es ist wie in einer Familie. Da wachsen Geschwister miteinander auf. Sie haben gleiche Sprache und gleiche Kultur und sollten sich verstehen. Stattdessen streiten sie sich und betonen die Unterschiede. Dabei haben sowohl Mexico und Peru als auch in der Vergangenheit und vermutlich in der Zukunft Chile linke Regierungen, die eigentlich dem Model des ALBA näherstehen sollten. Aber die Vergangenheit, Konflikte mit den Nachbarn in der Vergangenheit wiegen stärker als der gemeinsame Vorteil.  Jeder ist sich selbst zunächst der Nächste.