Donnerstag, 25. Juni 2009

Ecuador, Mitglied im ALBA

Der 24. Juni ist Johannestag. Dieser Tag ist das Gegenstück zu Weihnachten. Johannes der Täufer hatte zu Jesus gesagt: "Er muss zunehmen, ich abnehmen!" Deswegen haben frühe Christen sein Fest am Höhepunkt der Sonne auf der nördlichen Halbkugel gesetzt, ein Gegenstück zu Weihnachten. An diesem 24. Juni ist Ecuador feierlich der ALBA beigetreten, der Alternativa Bolivariano de las Américas. Diese Alternative war 2004 von Fidel Castro und Hugo Chávez als Gegenstück zur Wirtschaftmacht der USA gegründet worden. Bolivien trat rasch hinzu, außerdem noch die Dominikanische Republik, Honduras, Nicaragua, und die Karibikinseln San Vicente y Granadias. Und fast gleichzeitig stieß Antigua und Barbados mit Ecuador dazu. Mit den 9 Ländern wickelt Ecuador außer mit Venezuela zusammen nur 3% seines Außenhandels ab. Der Wert dieser neuen Gemeinschaft liegt also wohl nicht in erster Linie im wirtschaftlichen Bereich, obwohl Ecuador durch seine Geldwertstabilität für die anderen Staaten interessant ist, haben wir doch seit 2000 den US-Dollar als Währung.
Ein Blick auf die Wirtschaften dieser Staaten zeigt, dass sie alle von Rohstoffen wie Erdöl leben und von der Landwirtschaft. Böse Zungen behaupten deswegen, es handele sich um die Gemeinschaft der Bananenrepubliken. Der Zusammenschluss ist in erster Linie politisch gemeint als Gegenstück zum Wirtschafts- und Politriesen in Nordamerika.
Der 24. Juni ist hoffentlich nicht als ein bewusst gewählter Wirtschaftstermin gewählt worden.

Samstag, 20. Juni 2009


Auch Indianerinnen wollen schön aussehen:

Mode ist in. Oft weiß man gar nicht, wo sie her kommt, aber alle machen mit. Indianer des Regenwaldes haben dunkelbraune Haare. Das Ideal sind aber schwarze Haare. Was also tun?
Es gibt eine Liane, die, zu einem Sud gekocht, einen schwarzen Farbstoff liefert. Nur muss man ihn mit den Händen zubereiten und ihn dann in die Haare reiben. Das Ergebnis ist eine "schöne Frau", allerdings mit einigen Haken: Die Kopfhaut, manchmal auch das Gesicht und die Hände werden ebenfalls schwarz gefärbt. Auf der Haut hält das so ca. 14 Tage an. Auf den Haaren hält sich die Pracht Monate.
Besonders eindrucksvoll ist das für uns, wenn solche Frauen nach dem Färben aus irgend einem Grund ins Krankenhaus müssen: Die schwarzen Körperteile in Gegensatz zum weißen Betttuch.

Zehn Tage Hilfe:

Dr. Steven Lohr und seine Frau Jackie kommen aus Ohio. Er ist Orthopäde und Unfallchirurg und am Ende seiner beruflichen Karriere. Ende 2009 geht er in den Ruhestand. Als engagierter Christ sucht er eine Möglichkeit, mit seiner Erfahrung anderen zu helfen. So ist eine neue Freundschaft entstanden. Sie kamen dieser Tage zum dritten Mal nach Ecuador, um am Missionshospital mitzuhelfen. Als Chirurg brauche ich Hilfe in schwierigen orthopädischen "Fällen", wir haben eine Hüftgelenksprothese eingesetzt. Unvergesslich bleibt der Dank dieses Patienten nach der OP, als er schmerzfrei auf der operierten Seite sich gleich für das nächste Mal zur Operation der anderen Seite anmeldete. Das beste für Dr. Lohr ist: Für ihn ist es kein Stress, denn die Verwaltungsarbeit, den Papierkram machen andere, die mit Sprache und Kultur besser vertraut sind. Sein Einsatz ist im Fachlichen gefragt. Er arbeitet bewusst "unter" jemandem wie mir und das Miteinander ist eine Freude, die auf beiden Seiten so groß ist, dass sie im September schon wieder kommen wollen.
Jackie arbeitet derweilen in einem nahen Kinderheim mit 60 meist ausgesetzten und behinderten Kleinen, wo jede Hand, jeder Schoß gebraucht wird. So können Menschen vor oder im Ruhestand ihr Können, ihre Gaben, zum Nutzen für Menschen in der Dritten Welt und zu Hilfe für Missionare einbringen. Und so ganz nebenbei helfen sie uns, das Hospital auch Geräte mäßig aufzurüsten mit einem Arthroskopiegerät für Gelenkspiegelungen (etwa für Meniskusoperationen). Wir sind Gott dankbar für solche Hilfe und Freundschaft!
Die Medien schlagen zurück:
Die Regierung Ecuadors ist dabei, die Medien an der Kritik ihrer Regierungsarbeit zu zügeln. Jetzt kommt die Retourkutsche. In den letzten Tagen berichten die Medien in erster Linie und ausführlichst über den Bruder des Präsidenten, Fabian Correa, der mehrere Firmen besitzt, mit dem Staat Geschäfte in Millionenhöhe abgeschlossen hat, diese auch bei Nachprüfungen nicht immer ganz erfüllt haben soll, aber das Geld dafür ein gestrichen hat. Da beklagt sich der ehemalige Präsident Gutiérrez, warum die der Regierung nahe stehende Radiostation Quitos "Radio Luna" nicht unter die Lupe genommen wird, die damals bei seinem Sturz maßgeblich beteiligt war. Eines wird in den viele Seiten füllenden Reporten klar: Die heutige Regierung hat auch ihre Schattenseiten und steht den vorigen in der Korruption nicht nach. Eine gegängelte Presse, ob Zeitung, ob Radio oder Fernsehen, hat in unserem Land eine wichtige Aufgabe, nämlich solche Skandale aufzudecken. Ehemalige Präsidenten oder Präsidentschaftskandidaten geben sich derzeit ein Stell-Dich-Ein in den Medien unseres Landes. Dabei nimmt nicht nur einer das Wort Diktatur in den Mund. Zum Beginn der neuen Regierung befinden wir uns ein einer kritischen Phase hier in Ecuador.

Dienstag, 16. Juni 2009

Pressefreiheit in Ecuador in Gefahr:
Die 6.Wahlen in Ecuador in gut 2½ Jahren sind vorbei. Die Regierung hat auch diese gewonnen und sitzt für mindestens eine Legislaturperiode fest im Sattel. Die neue Verfassung gibt ihr das Macht, die Richtung in Wirtschaft und Politik zu bestimmen. Ein Lager hat sich geformt, das ALBA, zusammen mit Venezuela, Bolivien und kleineren Staaten aus der Karibik, gedacht als Gegenstück zu der übermächtigen Wirtschaftsmacht aus Nordamerika. Schon seit einiger Zeit hören wir vom Präsidenten Attacken gegen die "Miesmacher seiner Politik". Eine Zeitung aus Guayaquil und später ein TV-Sender wurden gleichgeschaltet, letzterer aus angeblichen Finanzvergehen einer der einflussreichsten Familien des Landes beim Zusammenbruch einer Bank. Jetzt steht ein weiterer TV-Sender im Rampenlicht der Präsidentenkritik. Der wird wegen Ausstrahlung eines Stierkampfes zu unerlaubter Zeit eine Geldstrafe von $ 20,- verhängt. Klingt lächerlich wenig. Aber wenn man weiß, dass die nächste Strafe eine 90-tägige und danach die definitive Schließung des Sendestation ist, weiß man, was das für einen privaten, kommerziellen Sender bedeutet.
Weitere TV- und Radiostationen haben bereits Warnungen empfangen. Die Zeitungen sind merkwürdig vorsichtig geworden, einige versuchen aber wie zu DDR-Zeiten mit Witz und Karikatur ihrem Unmut Luft zu machen. Das politische Klima ist rauer geworden. Andererseits hat die Regierung längst ihre eigene Presse in Zeitung, Radio und Fernsehen aufgebaut. Und die sind immer bestens informiert. Für die anderen sind der Präsidentenpalast und die Ministerien zu einer "uneinnehmbaren Burg" geworden.

Sonntag, 14. Juni 2009


Familie Weißbach in Quito:
Am 04. Juni 2009 genau 7204 Tage nach unserem ersten Eintreffen als Missionare sind die 4 Weißbachs in Quito eingetroffen, unsere Tochter Miriam mit Mann Rico und den Kindern Sina und Emelie. Jetzt ist wieder Leben in unserem Haus in Quito, das vor allem die Kinder in Beschlag genommen haben. Wegen der Zeitumstellung endete die Nacht für die Kleinen um 2.00Uhr, die nächste um 4.30 Uhr. Das war die erste Aufgabe für die Großeltern.
Inzwischen sind sie dabei, die untere Wohnung general zu renovieren: die Hälfte der Fenster raus, ein Bad und die alte Küche. Zum Glück helfen Freunde, die sich auskennen, wo man was günstig kauft, denn Klaudia und Eckehart arbeiten ja in Shell im östlichen Tiefland. Jeden Tag gibt es dann eine "Telephonkonferrenz von der Baustelle". Wir sind gespannt, wie die Wohnung aussieht, wenn wir in 4 - 5 Wochen das nächste Mal nach Quito kommen. Auf jeden Fall sind wir froh einen kleinen Teil unserer weit verstreuten Familie näher zu haben.

Donnerstag, 11. Juni 2009


In seinem kurzem Leben von 45 Tagen war Anderson A. nie krank gewesen. Er war der ganze Stolz seiner Eltern am Randes des Amazonasregenwaldes Ecuadors. Plötzlich bekommt er keine Luft mehr und kommt als Notfall zu uns ins Hospital. Es ist nicht eine der übliche Lungenentzündung, die bei Säuglingen häufig ist. Seine Luftnot ist bedingt eine teilweise Zerstörung des Knorpels des Kehlkopfes, eine Laryngomalazie. Dabei wird der Kehlkopfdeckel beim Einatmen zwischen die Stimmbänder mit eingezogen und verlegt die Atemwege. Das ganze Kerlchen muss all seine Kraft des Brustkorbes und Zwerchfelles aufbringen, um einzujatmen. Das hält keiner lange durch. Er muss künstlich beatmet werde.
Die Behandlung so einer Krankheit kann bis zu 2 Jahren dauern. Manchmal muss man den Kehlkopfdeckel auch operativ behandeln, dass er in dieser langen Erholungszeit kein Hinderniss für die Atmung ist. Kein Hospital mit Fachärzten dafür in unserer Umgebung kann uns das Kind abnehmen. Die Intensivstationen sind alle belegt.
Schon nach zwei Tagen kommen die Eltern und verlangen ihr Kind mit nach Hause zu nehmen. Sie können schon jetzt die Rechnung nicht mehr bezahlen. Es ist eine verzweifelte Situation auf beiden Seiten, aber auch der Anfang für viele offene Gespräche über den Sinn des Lebens. Aber immer können wir erreichen, dass der Kleine bleiben darf. Wir beten regelmäßig für das Leben des Kindes. Und das Wunder geschieht, das in diesem Fall selten ist: Es gibt keine weiteren Komplikationen und nach über einer Woche können wir den Beatmungsschlauch stundenweise entfernen. Schließlich ganz. Das Kind wird nach 3 Wochen entlassen. Anderson braucht sicher noch Monate, um sich ganz zu erholen. Von den über $ 5.000 Behandlungskosten können die Eltern nur einen ganz kleinen Teil begleichen. Den Rest tragen wir. Viel wichtiger aber ist, dass Menschen aus unserer Umgebung das Wirken Gottes am eigenen Leib erfahren haben. Was sie aus einer Entscheidung mit einem Leben mit Gott jetzt machen, wissen wir nicht. Wir hier aber spüren: Gott ist mächtig am Wirken. Man kann es mit Händen greifen.