Sonntag, 26. Juli 2009

Ein ungewöhnliches Angebot

Es gibt nichts, was es nicht gibt und schon gar nicht im Internet. Derzeit sorgt eine Ecuatorianerin in Spanien für Furore, das hierzulande Wellen schlägt. Evelyn Dueñas (der Name kann auch verändert worden sein) bietet im Internet nicht nur ihre Jungfräulichkeit an, nein, sie versteigert sie sogar meistbietend.
Die Familie wohnt seit 8 Jahren in Valencia. Vom Vater wissen wir nichts. Die Mutter zeigt erste Anfänge von Alzheimer und braucht für die Behandlung Geld. Die Tochter hat sich deswegen zu diesem "ungewöhnlichen Schritt" entschlossen, um die $ 21.000,- für die Behandlung der Mutter aufzubringen. Das wirft natürlich ein Licht auf die Ecuatorianer in Spanien und ihre Situation, aber es bewirkt auch Druck auf den ecuatorischen Staat. Denn Evelyn fordert vom ecutorianischen Staat ein Haus, Geld für medizinische Behandlung und für ihre Studien. Sie arbeitet als Putzhilfe und verdient dabei 500 Euro im Monat. Das reicht auch in Spanien nicht zum Leben.
Die Reaktion ist unterschiedlich: "Evelyn braucht einen Psychologen!" sagen die einen, von einem verzweifelten Hilferuf sprechen die anderen. Dass ein Mädchen in ihrem Alter aber auf solch eine Idee kommt, spricht Bände. Seit den Jahren 1998/99 gab es in Spanien einen wirtschaftlichen Aufschwung. Billige ausländische Arbeitskräfte wurden gesucht. Hier hatten wir eine Wirtschaftskrise mit praktischem Staatsbankrott. Also zogen teilweise mehr als 30 000 Ecuatorianer nach Spanien. Sie waren mit den Niedriglohnjobs zufrieden, hausten unter primitivsten Verhältnissen. Und wie so oft waren es die Frauen, die zuerst Arbeit fanden. Sie pflegten Alte und Kranke in den Familien. Sie waren flexibler. Später kamen mehr und mehr Männer nach hauptsächlich für Arbeiten auf den Plantagen und Großgärtnereien. Spanien versorgt Zentraleuropa mit Gemüse. In diesem Prozess wurden sehr häufig Familien auseinander gerissen. Und fast immer sind solche Ehen oder Familien zerbrochen. Der andere Teil fand dort in Spanien jemanden attraktiveres. Wir können stundenlang von solchen Tragödien erzählen. Dann entdeckten Einige, wie man schneller zu Geld kommt. Wieder waren es die Frauen, die da im Vorteil waren. Man weiß, dass ein Großteil der Prostituierten Spaniens Ecuatorianerinnen sind. Sie nutzen ihren "Markwert" aus.
Ist es da verwunderlich, dass eine Jugendliche ohne größere Aufstiegschancen aber mit Internet - Anschluss da auf neue Ideen kommt? Hier ist jetzt auch der ecuatorianische Staat gefragt. Welche Chancen bietet er etwaigen Heimkehrern, dazu, wenn sie noch krank sind. Die Landsleute in Spanien schicken zwar immer noch viel Geld nach Hause, aber hier und da auch Hoffnungslosigkeit. Wird sich Evelyn hier an der Küste, wo sie geboren ist, wieder einleben können? Sie hat früh Geld verdient, aber keinerlei Auftiegschance, außer, sie angelt sich einen reichen Mann.
Ihr Internet - Angebot zeigt die Chancen und Möglichkeiten, mit Tausenden von Euros oder Dollars zu spielen. Aber die Realität sieht doch anders aus. Es gibt keinen wirklichen Ausweg. Es gibt nur den Verkauf der eigenen Person, der eigenen Persönlichkeit, die bei einer 17-Jährigen noch in der Entwicklung sein dürfte. Und das ist lange keine lateinamerikanisches Problem mehr, wenn wir nur an die vielen Flüchtlinge weltweit denken, besonders die Afrikaner, die nach Europa drängen. Ist es da anders?

Freitag, 24. Juli 2009

Kuriositäten

Unser Leben hier in Ecuador ist zu unserem Alltag geworden. Wir haben uns mit Sprache und Kultur arrangiert und fühlen uns Zuhause.

Dennoch gibt es manchmal Dinge, die selbst uns noch auffallen. Dazu gehören auch die Namen, besonders die Vornamen.

Da ist es nicht ungewöhnlich, dass die Söhne Lenin oder Hitler, Stalin oder Washington heißen. Fragt man nach, welche Bedeutung die Namen für die Eltern hatten oder welche Erwartungen sie mit diesen verbunden hatten, bekommt man oft eine ausweichende Antwort: der Klang des Namens hat uns gefallen.

Ein kleiner Junge wurde Ritter mit Vornamen genannt; sehr extrem war wohl der Name für einen Jungen: "Froilen", was mich ganz stark an die deutsche Version von junger Frau (Fräulein) erinnerte.

Bei den Mädchen ist es nicht weniger verwunderlich:
Kenya, America, Bélgica, Francia, Germania, Italia, um nur einige zu nennen. Das ist kein Witz, ich kann euch die Frauen zeigen, die so heißen.

Witzig wird es auch bei den Kombinationen:

Das kleine Mädchen Zoila ist in die Familie Vaca hineingeboren:
das klingt dann so: Zoila Vaca, was, wenn man es nur gesprochen hört, gleich bedeutend ist mit dem Satz: "soy la vaca" (ich bin die Kuh)

oder Maria Dolores heiratet einen Herrn Barriga und heißt dann:
Dolores de Barriga (was zu deutsch Bauchweh heißt).

Unsere Hausangestellt war auch eine Dolores und hieß mit Mädchennamen Madera (Holz). sie heiratete Carlos Guitarra und hieß dann:
Lola Madera de Guitarra.

Aber so was haben wir ja auch in Deutsch bei Mira Bellenbaum und Axel Schweiß.

Montag, 20. Juli 2009

Eine Familie in der Zerreißprobe:


Bei Schlangenbissen besteht die Gefahr des Kompartment Syndromes. Die Muskel schwellen so stark an, dass sie ihre eigene Gefäßversorgung verschließen. Nach 8 Std. Schmerzen ist der Muskel tot. Es tut auch nicht mehr weh. So kam die 9-jährige Shuarindianerin Rosa fast 4 Tage nach Schlangenbiss zu uns. In anderen Hospitälern vorher hatte man ihr reichlich Schmerzmittel verabreicht. Dann aber begann das Bein zu stinken. In so einmal Fall würde kein Indio die sofortige Amputation verstehen. Also haben wie die Muskellogen des Unterschenkels eröffnet und erst einmal bis zum nächsten Morgen gewartet, damit der Vater von der Richtigkeit der Diagnose überzeugt ist. 8 Std. später sollte dann der Unterschenkel entfernt werden. Doch bei Tag sah er das alles anders. Argumente wie: „Wir als Indianer haben schon viele Schlangenbisse erlebt und schwärzere Beine gesehen, die dann heilten"! "Ich bringe sie zum Zauberer, der macht das schon!" Dahinter steckte die blanke Angst, denn seine Frau hatte ihm vor der Verlegung nochmals eingebläut, bloß keiner Amputation zuzustimmen. Viele Schwestern und Ärzte redeten den ganzen Tag über mit dem Mann. Es blieb beim Nein. Erst als die Tochter wegen der Vergiftung des toten Gewebes langsam in die Bewusstlosigkeit abglitt und eine Krankenschwester in seiner Sprache mit ihm sprach, stimmte er unter Tränen zu. 15 min später war der Unterschenkel amputiert. Es folgte einige kritische Tage auf Intensivstation. In dieser Zeit kam die Mutter überraschend zu Besuch. Es gab einen hysterischen Aufstand. Sie hätte am liebsten das Hospital kurz und klein geschlagen. Erst als sie vor Erschöpfung nicht mehr konnte, beruhigte sie sich etwas. Doch die Vorwürfe an Hospital und Ehemann sind jetzt noch greifbar. Worte wie: "Es wäre besser, wenn meine Tochter gestorben wäre!" darf man da nicht so auf die Goldwaage legen.
Jetzt, nach einer Woche ist die Entzündung am Abklingen. Heute war Rosa das erste Mal im Rollstuhl unterwegs. Eine Familie beginnt sich mit dem Schicksal abzufinden. Von Frieden kann noch lange keine Rede sein. Aber ein Menschenleben ist gerettet. Doch das Mädchen hat noch einen langen Weg vor sich bis zu einem halbwegs normalen und akzeptierten Leben im Dorf.

Sonntag, 19. Juli 2009

Nachteile des hiesigen Gesundheitsdienstes

Nennen wir sie María. Sie ist in der 30. Woche schwanger und kommt mit bretthartem Bauch zu uns. Der Blinddarm ist schon seinem Tag geplatzt und der Bauchraum voller Eiter. Sie will zunächst nicht, sieht aber dann doch ein, dass sie operiert werden muss. In der Nacht danach beginnen leichte Wehen. Ein so früh Geborenes hat in unserem Hospital wenig Überlebenschancen. Es braucht ein Hospital mit einer Frühchen-Intensivstation. Wir finden telephonisch ein Bett in Quito und transportieren die Frau so schonend wie möglich dorthin. Der sicherste Transport ist wie immer der im Bauch der Mutter. Aber es ist Freitagnachmittag, als sie in diesem Hospital des staatlichen Gesundheitsdienstes ankommt. So bleibt die Frau fast 3 Tage unversorgt in der Notaufnahme liegen. Sie bekommt keine Antibiotika. Die verzweifelten Angehörigen bringen sie in eine Privatklinik in Quito. Dort spricht man von falsch operiert. Sie brauche eine weitere Notfalloperation. Im nahen Militärkrankenhaus ist man zur Aufnahme bereit, fordert aber erst einmal $ 1.500,- Aufnahmegebühr. Die hat die Familie nicht und beschließt, nach Shell zurück zu kehren. Auf dem Weg hierher werden die Wehen schlimmer. Knapp 100 km hinter Quito wird das Kind dann in einem Provinzkrankenhaus ohne Intensivstation geboren. Die Chancen zum Überleben sind gleich Null.
Wo ist das Problem? Der staatliche Gesundheitsdienst hat in den letzten zwei Jahren viel Geld erhalten. Sie haben neue Gebäude und medizinisches Gerät erhalten. Aber eine geregelte und moralische Verantwortlichkeit gibt es nicht. Jeder arbeitet seine Zeit und der Rest ist unwichtig. So kommt es, dass Patienten oft eine Woche lang in der Notaufnahme liegen, diese total überfüllt ist und die verzweifelten Angehörigen dann in Privatkliniken ihr Heil suchen. Dort aber muss bezahlt werden und wer hat schon so schnell so viel Geld flüssig? Wer dort nicht zahlt, wird eben nicht behandelt. So einfach ist das. Und bei allem Suchen und hier und da ein Krankenwagen für die Verlegung wird obendrein viel unnötiges Geld ausgegeben. Vom Nachteil für das Kind einmal ganz abgesehen. Im Nachhinein gesehen wäre die Frau bei uns doch viel besser aufgehoben gewesen.

Mittwoch, 15. Juli 2009

Die Schweinegrippe

hat nun auch Ecuador und sogar unsere Region erwischt. Derzeit sind im Land über 250 Fälle registriert worden. In Shell steht ein ganzes Batallion Soldaten unter Quarantäne. Auf dem Flugplatz ist es beängstigend ruhig. Das Militärkrankenhaus im nahe gelegenen Puyo (Provinzhauptstadt) ist für andere Patienten geschlossen. Da kommt man nicht mehr rein und schwer wieder raus.
Seit ca. 3 Wochen hat der Staat diese Grippe für sich deklariert. Vorher durften auch wir die ersten Schnelltests machen. Jetzt müssen wir die Verdachtspatienten ins staatliche Hospital in Puyo schicken. Ergebnis: Schon bei Verdacht wird der Patient überwiesen. Der staatliche Transportdienst ist aber überlastet. Also fährt der Patient oft mit dem Bus ins völlig überfüllte staatliche Krankenhaus, wo die Patienten mittlerweile auf den Gängen liegen zu Isolation - wie sinnvoll!!!!! Gut für uns: Wir sind die Bedrohung los.
In Ecuador sind aber mittlerweile 3 Patienten an dieser Grippe gestorben und es sind leider Menschen, die um die 40 Jahre alt waren und keine sonstigen Leiden aufwiesen.

Montag, 13. Juli 2009

Arbeiten bis 65

Die Alterspyramide in Deutschland wächst bedrohlich nach oben. Die Basis der Jungen wird schmaler. Ein Bericht aus der Frankfurter Rundschau sagt laut Information der Bundesregierung: Von den 55 bis 58 - Jährigen stehen nur noch knapp 40% der Menschen in vollem Arbeitsprozess, Im Alter von 58 - 63 Jahren arbeiten nur noch 26,6% also ein gutes Viertel zu 100% in ihrem Beruf. In der Altersklasse von 63 - 65 Jahren sind es nur noch 7,4%, also einer von vierzehn.
Wir sind jetzt beide bald 58, fühlen uns noch gesund und sind so effektiv wie nie zuvor. Für unsere Gesundheit können wir nichts. Wir haben eine Botschaft und Chancen wie noch nie, unser Leben mit Menschen von hier und da zu teilen.
In der anderen Welt außerhalb der reichen Länder werden Menschen mit Lebenserfahrung gebraucht. Missionen wie die Deutsche Missionsgesellschaft haben ein Programm: 55 plus, wo solche Fachleute ihre Erfahrung einbringen können. Wäre so etwas ein sinnvoller Einsatz für einen langsam älter werdenden Menschen? Wir jedenfalls merken: Wir werden immer noch gebraucht In Gottes Reich gibt es weder Enkel, die alles automatisch erben noch Rentner, die sich auf ihren Lorbeeren ausruhen können Es gibt nur Kinder Gottes. Die sind vom Vater abhängig.

Donnerstag, 9. Juli 2009

Ein Patient mit Komplikationen


Edwin ist 19 Jahre alt und feiert mit seinen Freunden. Auf dem Heimweg treffen sie "Bekannte", es kommt zu einer "Diskussion" und plötzlich fühlt er ein Messer im Rücken. Ein anderer Betrunkener hat ihm eine alte Rechnung heimgezahlt. Notfallmäßig kommt er ins Hospital. Die Operation zeigt, dass die Bauchorgane intakt sind, ebenfalls die Lunge. Aber er hat bei einer durchschnittenen Rippe sicher 1,5 Liter Blut verloren. Als junger Mensch erholt er sich rasch, besonders bei fallendem Alkoholspiegel. Nach 3 Tagen ist er zuhause aber so richtig wohl fühlt er sich nicht. 5 Tage nach dem Zwischenfall erscheint er erneut in der Notaufnahme. Plötzlich weist er massiv Blut im Urin auf, so dass seine Blase durch ein großes Blutkoagel blockiert ist. Eine weitere notfallmäßige Operation. Weitere Untersuchungen zeigen, dass eine Niere 4 Tage nach Unfall geplatzt ist. Sie war damals sicher angestochen worden, hat aber normal funktioniert. Dann eine ungeschickte Bewegung und die Katastrophe nahm ihren Lauf. Gestern mussten wir ihm eine völlig zerfetzte Niere entfernen. Seitdem ist er langsam stabil. Die Blutbank hatte keine Konserven mehr, als waren Missionare und unser Personal bereit, Blut kostenlos zu spenden.
Und wer bezahlt die Rechnung? Die Familie hat noch nicht einmal den ersten Klinikaufenthalt begleichen können. Auf der anderen Seite ist dadurch ein ganze Sippschaft wach geworden und offen, das Evangelium zu hören. Das Langzeitergebnis bleibt abzuwarten, aber das liegt sowieso nicht in unserer Hand. Manchmal könnte man denken, wir seien für den Suff anderer und ihrer Folgen da. Aber wir wissen, das Gott uns hierher gestellt hat, um auch für solche Patienten da zu sein.

Sonntag, 5. Juli 2009

Spannungen zwischen Ecuador und Kolumbien

Dass sich die Präsidenten beider Nachbarländer nicht riechen können, ist ein offenes Geheimnis. Spätestens seit im März 2008 kolumbianische Streitkräfte ein Lager der Untergrundorganisation FARC 2½ km auf ecuatorianischem Gebiet bombardierte und dabei die meisten Untergrundkämpfer den Tod fanden. Einige ausländische Guerilleros aus Mexiko und Chile überlebten und sind inzwischen wieder in ihren Ländern. In Ecuador hat dieser Vorfall einen diplomatischen Krieg mit dem Nachbarn ausgelöst, als stünde das Land auf Seiten der FARC. Jetzt hat ein hiesiger Richter einen Haftbefehl gegen den ehemaligen Verteidigungsminister Kolumbiens Juan Manuel Santos ausgestellt. Danach sollte sogar Interpol mit einem weltweiten Haftbefehl eingeschaltet werden, da sich Santos derzeit in Europa aufhält. Die Interpolzentrale in Paris lehnte allerdings ab. Die Antwort aus Kolumbien fordert in einem internationalen Haftbefehl die Auslieferung der mexikanischen Überlebenden des Dschungelcamps, die im Militärkrankenhaus in Quito behandelt und anschließend nach Mexiko heimreiste. So bekämpfen sich die beiden Nachbarländer auf diplomatischem Weg. Und das dürfte noch weitere Folgen haben, ist doch Präsident Uribes letzte Amtszeit angebrochen und Juan Manuel Santos einer der bisher favorisierten Nachfolger als Staatspräsident Kolumbiens. Das alles nur, weil ein tiefes persönliches Misstrauen zwischen zwei Präsidenten herrscht und sich jeder profilieren will.

Freitag, 3. Juli 2009

Hilfe für Benachteiligte

Sie kommen mit irgend welchen Symptomen wie Essstörungen, unklaren Bauchschmerzen und sind zurückgezogen und scheu. Nach einigen Untersuchungen wird klar, dass da wenig Körperliches dahinter steckt. Es handelt sich um sexuell missbrauchte Kinder, meist Mädchen. Sie öffnen sich nur zögernd. Oft haben selbst die Eltern keine Ahnung, was da vor Jahren vorgefallen war wir im Fall von X, die von ihrem Onkel "versorgt" wurde, als die Mutter zu einer Notoperation musste und der Vater seinen Bruder bat, kurzfristig auf die Kinder aufzupassen. Diese Kinder fühlen sich minderwertig, ja oft sogar schuldig an dem, was passiert ist. Als hätten sie selbst das Geschehene heraufbeschworen.
Eine andere erzählt ihren Eltern, wie sie eines Tages auf dem Weg zu Schule ein wenig verspätet war, nicht mit der Gruppe ging und von einem Nachbarn "ins Gebüsch gezogen wurde". Dabei kommt raus, dass ihre 26-jährige Tante das Gleiche erlebt hatte. Aus Angst vor diesem Nachbarn unternimmt keiner etwas, aber alle leiden. Diese Tante ist mittlerweilen unfähig, eine dauerhafte Beziehung einzugehen, obwohl sie bereits ein Kind hat. Da wird deutlich, dass wir unsere Probleme in die nächste und nächste Generation weiter tragen.
Was tun? Manchmal möchte man mit dem Knüppel dazwischen fahren. Gelegentlich tun wir das und melden Fälle der Staatsanwaltschaft, wenn es darum geht, weiteres Unheil zu vermeiden. Die Ergebnisse sind mehr als ernüchternd. Oft ist schon nach wenigen Tagen das Kind zurück in der alten Umgebung, alle wissen Bescheid und hacken auf dem Opfer herum, ohne dass der Täter Reue zeigt. Das Kind zieht sich noch mehr zurück und lebt in ständiger Angst.
Es geht um Hilfe für die Opfer, stundenlange Gespräche. Aber kontaktscheue Menschen kommen nicht gerne regelmäßig ins Hospital. Oder es hat geholfen und sie brauchen uns nicht mehr. Die Ergebnisse sehen wir oft nicht. Aber dass mehr und mehr solcher Menschen sich öffnen, ist ein Zeichen, dass eine Atmosphäre des Vertrauens entstehen kann.
Der Urwald erscheint Ausländern oft als eine heile Welt, die es wie bei einem Zoo zu erhalten gilt. Wir wissen, dass dem nicht so ist und engagieren uns für die vielen Benachteiligten, die keine Stimme haben und oft auch noch an falschen Schuldgefühle leiden. Sie brauchen unser Gebet und Hilfe.