Sonntag, 30. Januar 2011

Eine Gemeinde tut sich schwer

Unsere Gemeinde San Marcos in Quito ist nun 22 Jahre alt. Sie ist durch viele Krisen gegangen, aber stabil. Es gibt zwei Mitglieder, die einen Ruf haben in die Weltmission zu gehen. Paul Chiriboga ist Agraringenieur und in unserer Indianergemeinde im östlichen Tiefland Ecuadors in Mondayacu tätig. Nach einem guten halben Jahr dort hat er Fuß gefasst, besucht die Menschen in den Häusern, liest die Bibel mit Familien und hat gute Verbindung zur Jugend des Dorfes. Paul lebt äußerst bescheiden und kommt mit wenig Geld aus, obwohl er aus einer wohlhabenden Familie der Hauptstadt stammt. Mehr kann ihm die Gemeinde derzeit nicht zahlen.
Jeanneth Hernández ist seit 11 Jahren in Missionsvorbereitung. Mehrere Praktika, zwei Jahre in der oben genannten Indianergemeinde Mondayacu mit einer blühenden Kinderarbeit und Familienbesuchen. 4 Jahre Bibelschule. Jetzt fehlt noch ein Englischkurs und ihr Ziel ist Mozambique. Die Mission dort in Afrika hat sie schon vor zwei Jahren akzeptiert. Woran hapert es, dass sie so lange warten muss?
Bei beiden hat die Gemeindeleitung ein Minimalgehalt aus der Gemeindekasse festgelegt. Aber es ist nicht von der Mehrheit der Gemeindemitglieder getragen. Und eine Aussendung nach Afrika ist um ein Vielfaches teurer als das Leben in Ecuador. Also warten Viele, bis das Geld vom Himmel fällt. Und immer wieder kommt die Bitte um Hilfe aus dem Ausland. NEIN, unsere Gemeinde muss in einen Lernprozess eintreten und Verantwortung im Gebet und im Geben einüben. Nur wer so den Missionsauftrag erfüllt, hat auch am Segen Gottes teil. Wir müssen etwas wagen und das geht auch an den eigenen Geldbeutel.
Unsere beiden Missionare sind für mich Vorbilder, Sie haben Berufskarrieren aufgegeben, Sie kommen mit einer minimalen Unterstützung aus und sie vertrauen Gott, Jeanneth nun schon seit 11 Jahren, ohne bitter zu werden. So lange kann es dauern, bis eine Gemeinde ihre Verantwortung erkennt. Wir haben heute ein großes Missionsfest veranstaltet mit Zeugnissen einige ausländischer Missionare. Bitte betet, dass Menschen aus ihrer Bequemlichkeit aufwachen.

Sonntag, 16. Januar 2011

Eine schwierige Entscheidung

Wie lange soll man in der Missionsarbeit durchhalten? Wann ist ein Schlusspunkt, an dem man ein Projekt als gescheitert ansieht und neue Wege geht? Wir von unserer Gemeinde San Marcos in Quito sind an einem solchen Punkt angelangt. Wir sind seit 14 Jahren verantwortlich für eine kleine Indianergemeinde in Mondayacu im östlichen Tiefland Ecuadors. Aber es geht nicht weiter. Die Gemeinde lebt nur von der Hilfe von außen. Ohne diese ständige Hilfe bricht sie zusammen.
Es gab eine kleine Zeit der Blüte mit vielleicht 15 erwachsenen Mitgliedern. Was sie eine Zeit zusammen gehalten hat, war der Druck von außen. Die kath. Kirche machte starken Druck gegen die Neuen. Ergebnis: Auch die Katholiken lesen die Bibel, haben Hausbesuche etc. Dann kam eine neue Gruppe mit der ominösen Bezeichnung "Anglikanisch Katholische Kirche Ecuadors als einem Zweig des Bistums Tripolis in Libyen" Sie verbanden sich mit einer Gruppe, die zurück zum Schamanismus als der alten Religion der Indianer wollte. All das hat die Gemeinde überstanden. Was aber viel schlimmer war und die Gemeinde entzweit hat, ist der Neid. Hierzu zwei Beispiele:
Vor Jahren haben wir ihnen gute gebrauchte Kleidung geschenkt, die sie selbst verteilten. Ergebnis war ein ständiger Streit, weil die andere Familie immer die besseren Kleidungsstücke hatte. Als wir damit aufhörten, sagte uns ein Mitglied: "Danke, nun haben wir wieder Frieden"! In einer Predigt über Neid fragte ich die Zuhörer nach einem Beispiele und ohne nachzudenken kam: "Wenn wir das Feld des Nachbarn mit besseren Früchten sehen als auf unserem Feld, lässt uns das keine Ruhe. Wir sind ständig am Überlegen, wie wir dem Nachbarn schaden können ohne dass es einer merkt!" Für uns wäre das Normale zu überlegen, wie wir unsere eigenen Erträge verbessern können, hier aber geht es darum dem anderen zu schaden - durch einen Zauber oder durch sonstige Maßnahmen. Er wird deutlich: Neid macht Beziehungen kaputt.
Dazu kommt das Problem, dass die Frauen arbeiten, die Männer aber wenig Initiative entwickeln. Viele Ehen und Familien brechen auseinander. Die Frauen übernehmen starke Verantwortung, die Männer ziehen sich zurück. Die Jungen haben wenig positive Männervorbilder. Und dann noch der Alkohol........ Der Teufelskreis ohne Ende.
Das führt dazu, dass Mädchen zwar schon sehr früh Beziehungen eingehen und schwanger werden, aber zu einer Ehe und Familie sind beide nicht reif. Die Beziehung bricht auseinander. Nur ganz wenige stehen einen jahrelangen regelrechten Kampf der beiden Ehepartner durch, der dann aber in eine stabile Beziehung mündet. Und so gibt es viele Kinder, aber wenige stabile Familien.
Die Indianerkultur ist eine Kultur des Redens, nicht der Schrift. Durch vieles Reden über andere werden weitere Beziehungen gestört mit dem Ergebnis, dass man zwar mit allen spricht; für Außenstehende sieht das nach Frieden aus, aber innen kocht oft die Wut. So kann keine Gemeinde bestehen.
Doch unsere Arbeit in Mondayacu hat auch positive Seiten. Den Hauptgewinn haben unsere Jugendlichen aus Quito gemacht. Einige sind zum Glauben gekommen, sind geistlich gereift, haben sich von zuhause ein Stück abgenabelt. Die zukünftigen Leiter unserer Gemeinde kommen aus dieser Arbeit. Schon allein deswegen hat sich die Arbeit bisher gelohnt.
Aber bei dem fehlenden Erfolg in Mondayacu selbst fragen wir uns, ob wir nicht lieber aufhören und woanders neu anfangen sollen. Gestern haben wir in einer Gemeindeversammlung beschlossen, weiter zu machen. Ein indianischer Mitarbeiter im Team hat das Beispiel aus seinem Dorf erzählt, in dem nach 58 Jahren Missionsarbeit es endlich zum Durchbruch kam. Wir hoffen und beten, dass es nicht so lange dauert. 14 Jahre sind es nun schon voller Mühen, Schweiß und Enttäuschungen. Danke für alles Mitbeten.

Montag, 10. Januar 2011

Unser Team ist wieder zusammen


Alle Jahre wieder, Jahr Nummer 17, kommen Kinderorthopäden nach Quito zu einer internationalen praktischen Konferenz. Es sind dieses Jahr Ärzte aus den USA, aus Chile, Brasilien, Kolumbien, Ecuador einer aus Schweden und ich aus Deutschland. Die Freunde aus Venezuela können leider wegen der politischen Situation und des verschärften Geldumtausches nicht dabei sein. Nicht alle Ärzte kommen zur gleichen Zeit, damit wir uns nicht auf die Füße treten. In den drei Wochen wechselt das Team ständig. Wir behandeln wieder behinderte Kinder, meist zerebralgeschädigte. Von den vielen Kindern, die wir bereits untersucht haben, sind 29 für Operationen in den nächsten Tagen vorgesehen. Jeder der Ärzte zahlt seinen Flug, seinen Aufenthalt und Vieles mehr selbst. Die Operationen sind bis auf die Krankenhauskosten frei, so dass sich auch Ärmere so etwas leisten können. Und es ist ein Erfahrungsaustausch von Spitzenfachleuten, die alle auch in ihren Heimatländern kein großes Geld verdienen, aber so etwas gerne auf sich nehmen, damit sie praktisch austauschen können.
Dieses Jahr kommen wenig Patienten aus dem Ausland. Es sind einige aus Peru, ein Chilene und eine Patientin aus Panama.
Für mich, Eckehart, ist es eine intensive Zeit mit Patienten und vielen Nöten seit langen Jahren. Auch die geistliche Not ist groß, denn viele Ehen der Patienteneltern sind gescheitert oder aber stark belastet. Unsere Krankenhausseelsorger sind Teil des Teams, haben sie doch viel mehr Zeit zu Gesprächen. Es war schön zu sehen, wie sie die Peruaner, die in einfachen Wohnungen hinter dem Hospital in Quito wohnen, gleich zu Gottesdiensten eingeladen haben. Ich freue mich auf diese Zeit. Durch mehr Routine bei der Organisation haben ich mehr Zeit, mich persönlich mit den Patienten und deren Familien zu unterhalten. Und das Schönste von allem: Mit dem schwedischen Chirurgen, der als neuer Missionar frisch aus der Sprachschule kommt, haben ich einen, der dieses Programm mitmachen und vielleicht selbständig weiter führen will. Heute tauchen wir wieder ein in einen Operationsmarathon. Das ganze Quitoer Hospital ist mit Engagement dabei.