Mittwoch, 23. Juli 2014

Eine Geburt steht an

   Ziemlich genau 9 Monate sind es her, dass wir für die Neueröffnung des Hospitals in Shell kämpfen. Ein Stiftung muss hierzulande von einem Ministerium anerkannt werden, in unserem Fall vom Gesundheitsministerium. Von Freunden hörten wir, dass dieser Prozess ein bis zwei Jahre dauert. Die ersten 7 Wochen versuchten wir, den Geldbetrag von $ 4000,- auf ein Sperrkonto einzuzahlen, aber alle Banken sträubten sich, weil sie der Name der Stiftung noch nicht offiziell war. Doch keiner gab uns die Bestätigung, dass wir den Namen Misión Cristiana de Salud für unsere Stiftung benutzen konnten.
    Dann wurden die Statuten eingereicht, korrigiert und sie "reiften" auf den Schreibtischen dort. Jede Woche mindestens ein Besuch dort beschleunigte den Prozess bei aller Freundlichkeit des Personals nicht sonderlich. Jetzt wurde die Stiftung vom Gesundheitsministerium unterschrieben und wird in Kürze im Gesetzblatt veröffentlicht, was auch immer "Kürze" heißt. Dann haben wir von der Stiftung Zeit, längst vorbreitete Papiere abzugeben. In diesem Moment werden wir legal sein und können loslegen.
    Wir brauchen Geld und das soll zuallererst aus Ecuador selbst kommen. Das Projekt darf nicht länger vom Ausland abhängig sein! Pressekampagnen wie Radiospots etc. sind gaplant.
    Die Menschen hier in der Provinz und auch außerhalb sprechen uns täglich darauf an, wann das Hospital endlich wieder eröffnet. Unsere Wohnung ist Sprechzimmer, wann immer wir in Shell sind. Die Not ist groß, denn ein sozialistisches System auch in der Medizin funktioniert nur bedingt. Es ist überlastet. Selbst das Personal des staatlichen Gesundheitssystems wartet dringend auf die Wiedereröffnung "der Konkurrenz".
    Unser Stammpersonal hat in diesen 9 Monaten einen geistlich Refungsprozess durchgemacht. Es ist im Glauben gewachsen, trifft sich einmal wöchentlich zum Gebet und zu einem Fastentag pro Monat. Die meisten haben Arbeit im staatlichen System gefunden, bezeugen Jesus dort aber warten auf die Rückkehr in IHR Hospital, obwohl sie viel, viel weniger verdienen werden.
    Unsere Zukunft: Wir werden Geld sammeln, denn das Krankenhaus ist inzwischen ausgebeint. Fast alle Monitoren, Intensivbetten, Laborgeräte sind von der Mission nach Quito geschafft worden. Es gibt fast keine Computer mehr. Nur die Leitungen liegen noch. Dazu müssen viele Reparaturen durchführt werden. Aber zuerst ist es wichtig, dass die Mission HCJB, die jetzt Reach Beyond heißt, uns das Hospital verkauft. Die Verhandlungen stehen noch aus, aber die Zeit drückt den Preis. Trotz Wächter ist inzwischen eingebrochen worden.  Für die Reach Beyond ist auch die Zeit ein Verlustgeschäft.
    Dann aber brauchen wir die staatlichen Erlaubnisbescheinigungen für Röngten, Labor etc. etc. mit Umweltgutachen und so weiter.

    Der Weg ist noch weit, aber mit der Unterschrift der Gesundheitsbehörde ist ein wichtiger Schritt getan. Das "Kind" ist dabei, geboren zu werden. Nach 9 Monaten ist es reif. Danke für alle Gebete und Begleitung aus der Ferne.

Donnerstag, 17. Juli 2014

Begleitung von Menschen um uns herum

Nennen wir ihn Carlos. Er ist uns seit Jahren wohl bekannt, da seine Mutter in unserem Hospital in Shell arbeitete. Er ist ein typisches Scheidungskind der hiesigen Gesellschaft. Und die arbeitende Mutter hatte nie besonders viel Zeit für ihn und die Geschwister. So wuchs er in einer Clique auf, geriet in den falschen Kreise und verschrieb sein Leben dem Teufel. Es ging ihm dabei meistens gut, hatte viele Freunde, verdiente später sein Geld hier und da, aber einen wirklichen Beruf hat er nicht. Auf einer Reise durch Südamerika geriet er ins Gefängnis. Die Mutter überwies Geld, und er kam frei. Carlos berichtet selbst, dass sein Leben eigentlich leer war und zur "Rechten wie zur Linken lagen Leichen". Nicht dass er dran schuld war, aber in seiner unmittelbaren Nähe wurden Menschen ermordet, passierten Unfälle und Verbrechen. Vor fast 3 Jahren dann landete er in unserem Hospital. Dort merkte er, dass sein eben eine Änderung braucht. Er sagte unter Zeugen dem Satan ab und wandte sich Jesus zu. Es war ein bewegendes Ereignis. Er versprach, jetzt mit unserem Pastor die Bibel zu studieren - tat es aber nicht wirklich.
Dann verschwand er aus unseren Gesichtsfeld und begab sich wieder an seine Arbeit, Touristen auf ihren Abenteuern zu begleiten. Und als Touristenführer hat man hierzulande immer einige Drogen in der Tasche. Das gehört zum Geschäft. Eine deutschsprachige Touristen verliebte sich in ihn. Sie wurde schwanger und da kam wieder der Kontakt zu uns zustande. Die beiden heirateten und hatten Pläne und Flugtickets auf dem Weg nach Europa. Da kam die Polizei, durchsuchte das Haus ohne Durchsuchungsbefehl und fand 330 gr Marihuana. Es war klar: Jemand wollte sich rächen.
Untersuchungshaft, ein wütender Richter mit persönlicher Rache und 8 Jahre Gefängnis waren die Folge. Im gleichen Gefängnis sitzen Drogendealer mit kiliogrammweise Kokain für 2 - 4 Jahre. Hier lernten wir die Willkür der Justiz kennen. Wir sind mit seiner Frau mittlerweile befreundet. Sie besucht ihren Mann an jedem möglichen Tag seit nunmehr 2 1/2 Jahren. Inzwischen haben sie 2 Kinder. Gott hat Carlos in eine sehr harte Schule genommen. Es sind nicht nur die üblichen Reibereien unter Gefangenen. Es kommt NEID auf. Das ist etwas besonderes in der hiesigen Kultur. Die meisten Gefangenen sind arme Kerle. Manche bekommen gar keinen Besuch. Sie sind isoliert. Carlos bekommt jedes Mal Besuch einer Ausländerin, jetzt mit zwei Kindern. So wachsen Feindschaften. Man hat bei seiner Frau zuhause eingebrochen, ist zum Glück dabei gestört worden. Es wurde wenig gestohlen. Die Täter sind bekannt und derzeit wieder im Knast bei ihm. Die Feindschaft wird größer.

Jetzt wurden die Strafgesetze geändert. Für Drogen gibt es nicht mehr wie bisher automatisch 8 Jahre. Es wird nach Drogenmenge bestraft. Das bedeutet, dass Carlos max. 1 1/2 Jahre sitzen muss. Er kommt also logischerweise nach Inkrafttreten des Gesetzes nach 2 1/2 Jahren raus. Doch das läßt der Neid nicht zu.

Gefängnis ist nicht nur Freiheitseinschränkung. Es ist auch Kampf der Gefangenen untereinander. In vielen Besuchen, Bibelgesprächen und Gebet ist Carlos gereift. Aber es fehlt noch viel zu einem begeisterten Christen. Gott nimmt ihn weiterhin in seine Schule. In diesen Tagen fand er "zufällig" in einer Schachtel seines Bettes ca. 30 gr. Marihuana. Ein Mithäftling hatte gesehen, wie einer der Gefängnisaufseher an seinem Bett war. Carlos gab die Drogen der Gefängnisleitung. 30 Min. später gab es eine Razzia nur seines Bettes. Klar ist, dass er kurz vor Schluss seiner Zeit dort nochmals reingelegt werden soll. Da arbeiten auch Kräfte mit Verbindung nach außerhalb daran. Uns und seiner Frau wurden vor dem Gefängnis schon Autoreifen angestochen. Seine Frau erhielt eine Morddrohung. Der Teufel schläft nicht. So bitten wir um Gebet und Bewahrung und dass Carlos und seine Frau nicht nur Jesus angenommen haben, was sie beide tatan, sondern, dass sie wirklich zum lebendigen Glauben durchdringen. Nebenbei werden wir darauf dringen, dass auch die Mafia im Gefängnis wieder in ihre Schranken gewiesen wird.

Donnerstag, 10. Juli 2014

Festigung der Macht

Der Zeitpunkt ist günstig. Alle Welt ist mit dem Fußball und der Weltmeisterschaft beschäftigt. Bald sind Ferien. Jetzt werden Gesetze gemacht. Es gibt wenig Widerstand. Eine Reihe Verfassungsänderungen sind in Vorbereitung, so die mögliche Wiederwahl politischer Autoritäten. Dabei ist vor allem an die des Präsidenten gedacht.
Letzte Wochen wurden 4 politische Parteien aus dem Register gestrichen, die Marxistische Partei, zwei Parteien früherer Präsidenten bzw. Präsidentschaftskandidaten und eine Gruppe von Abspaltlern der Regierungspartei, die bei den letzten Wahlen ebenfalls antraten. Alle 4 Gruppen prostestieren heftig.
Nach dem Gesetz wird als Partei ausgeschlossen, wer innerhalb von 2 Wahlen die 4 % Hürde nicht überspringt, wer nicht mindestens mit 3 Abgeordneten im Parlament vertreten ist, nicht wenigstens 8 % der Bürgermeistersitze besetzt oder nicht wenigstens einen Abgeordneten in wenigstens 10% der Stadtparlamente vorweisen kann.
Sinn ist, dass Parteien weitgestreut sind und nicht nur lokale Größen vorzeigen können.

3 dieser Parteien liegen in mehreren Punkten über dem Limit, aber nicht in allen. Die kommunistische Partei stellt einen Provinzgoverneur. Die anderen beiden Parteien haben ebenfalls in der Vergangenheit viele Stimmen errungen. Und die kleine Partei in Gründung als Abspaltung der Regierung ist noch keine registrierte Partei und wird so im Keim erstickt. Zunächst sind sie mal von öffentlichen Geldern für den Wahlkampf ausgeschlossen. Wer aus dem Register gelöscht ist, muss sich neu anmelden und dafür eine Unterschriftenliste mit zig Tausenden von Befürwortern vorzeigen.
Aber wir wissen, wie mit solchen Unterschriftenaktionen umgegangen wird. Die Yasunigegner, also die Bewegung gegen den Erölaubbau im Nationalpark, haben ohne Möglichkeit für einen Einspruch ihre Hundertausende von Unterschriften zusammengestrichen erlebt, bis das Minimum unterschritten war und damit alles im Sande verlief.
Im Streit um die Schließung von Parteien gibt es keine Einspruchsmöglichkeit. Das legt die staatliche Wahlbehörde fest. Es wird deutlich, dass die Regierung die Gesetze nach dem Minimum richtet. Von den angegebenen Punkten muss man wohl in allen über dem Limit liegen. Die Parteien dagegen argumentieren, dass sie Parteien bleiben, wenn sie wenigstens in einem der Punkt über dem Limit liegen. Und das ist der Fall.

Bei den letzten Wahlen hat die Regierung vor allem auf regionaler Ebene in den großen Städten verloren. Jetzt versucht sie, die Zukunft vorzubereiten und unliebsame Gegner auf legalem Wege von den Wahlen abzuschneiden, oder ist die praktische Umsetzung nicht ganz so legal?