Montag, 2. August 2010

Drogenhandel in Ecuador

Dass Drogenhandel eine lukrative Sache ist, weiß jedes Kind. 1 Kilogramm Kokain kostet in Kolumbien 2000 US-Dollar, in Ecuador $ 4.000,-, in den USA $ 34.000, in Europa durchschnittlich $ 41.000 und in Australien gar $ 240.000. Der internationale Markt regelt sich nach strikten Marktgesetzen. Solange gekauft wird, wird auch produziert und geliefert. Da ist die Polizei nur ein gelegentliches Hindernis. Interessant ist aber, wie sich die Herstellung verlagert. Ecuador ist längst nicht mehr nur eines der Durchgangsländer für Kokain, sondern hier stehen mehr und mehr Laboratorien. 10,4 Tonnen Heroin sind von Januar bis Juli 2010 beschlagnahmt worden. Aber was ist das bei ca. 5 Tonnen Rauschgift, die schätzungsweise täglich durch Ecuador gehen sollen? Wie kommt dieses Gift aus dem Land?
Früher waren es die Flugzeuge, aber in Koffern lässt sich nur wenig mitnehmen. Auch die Zeit der “Mulas“ ist vorbei, wenn Reisende, den Darm vollgestopft mit Kokain in Gummiballons in andere Länder flogen, um sied dort "abzuliefern". Der Konsum ist gestiegen und der überwiegende Handel läuft heute über Schiffe.
So ist die Küstenregion Ecuadors prädestiniert für den Handel. In Dörfern möglichst an kleinen Flüssen tauchen plötzlich Fremde auf, um die Finca oder Hacienda zu mieten. Ist der Besitzer dagegen, wird er oft bedroht. Die Nachbarn wissen, was los ist, wenn plötzlich viele Fremde und vor allem nachts mit Pick-ups, Lastwagen und vielen Motorrädern erscheinen, aber sie schweigen aus Angst. So ein Drogenlabor hat dann eine begrenzte Lebensdauer, bis die Polizei es entdeckt. Aber die Anwohner schweigen, weil hier und da die ecuatorianische Polizei mit in den Handel verstrickt ist und man so seiner Sache nicht sicher ist. Am Besten, man hat nichts gesehen und gehört.
Dann geht "die Ware" über kleine Flüsse an die Küste und von dort über Fischerboote nach Mexiko, in die USA oder sonst wohin in der Welt. Jetzt aber entdeckte die Polizei hierzulande eine neue Methode, nämlich U-Boote. Es sind primitive Unterseebeiboote gefunden worden. die in bestimmter Tiefe von einem Schiff mitgeschleppt werden, ohne dass man es von oben merkt. Jetzt aber wurde bei San Lorenzo an der Nordküste zu Kolumbien in den Mangroven ein 23 Meter langes U-Boot entdeckt, dass einen Diesel - und einen Elektromotor besitzt, bis zu 21 Tagen in ca. 20 Meter Wassertiefe bleiben kann. Es kann also auch größere Flüsse hinauf fahren. Damit kann man Tonnen von "Ware" transportieren und die Küste fremder Länder durchbrechen.
Was den hiesigen Behörden Sorge bereitet, ist, dass sowohl Guerilleros der FARC, der linken Untergrundarmee, als auch die "Schwarzen Adler", die paramilitärischen Gruppen hierzulande tätig sind. Die "Paramilitaros" waren einst gegründet worden, um die linke Guerilla zurückzuschlagen. Jetzt sind sie wie die anderen in den Drogenhandeln verstrickt und finanzieren sich dadurch. Hunderte von Morden in Ecuador gehen auf deren Konto. Wie sehr Drogenhandel um sich gegriffen hat, wird an den Gefängnisinsassen deutlich. Ca. 20% aller Gefangenen Ecuadors sitzen wegen eines Drogendeliktes, viele zum wiederholten Mal.
Neu ist auch, dass zunehmend Heroin auf dem Markt in Ecuador erscheint. Die Welt wird immer einheitlicher. Wer in diesen "Sommertagen" an bestimmte Orte der Küste mit den vielen ausländischen Touristen reist, kann dort den Drogenkonsum förmlich riechen. Inzwischen kommen auch die Konsumenten hierher. Sie kürzen für den Urlaub die Wege ab. Und, wie gesagt, solange Drogen konsumiert werden, solange wird produziert und auf immer neuen Wegen die Ware geliefert.