Freitag, 26. März 2010

Tag der Frustrationen


Unsere stationären Patienten machen Fortschritte. Sie lassen sich mobilisieren. Aber es kommen auch mehr und mehr Personen, die weitere Operationen wie solche Prostata- und Gebärmutterentfernungen haben wollen. Da sind ausländische Ärzte natürlich attraktiver. Also kommen Patienten jetzt zu uns. Das hatten wohl Teams vorher auch schon gemacht und Nicht - Erdbeben - Geschädigte behandelt und operiert. Wir sind da vorsichtig und haben erst einmal Rücksprache mit der Krankenhausleitung gehalten. Wir wollen keine Konflikte. Man ist freundlich und zuvorkommend, aber die Botschaft ist klar: "Lasst die Finger von solchen Patienten!" Und heute haben wir einmal mitbekommen, wie hier die Behandlung abläuft: Der einheimische Unfallchirurg/Orthopäde kommt mit seinem Porsche Cayenne. Er operiert einige Patienten, Operationen die gar nicht nötig sind aber Geld einbringen. Dann geht es zur Besprechung mit einem anderen einheimischen Arzt und dort sitzen einige Patienten, die mit der bisherigen Behandlung nicht zufrieden sind. Schon vorher wurde ich um meine Meinung gefragt und lehnte eine operative Behandlung wegen zu hohen Risikos ab. Doch einheimische Ärzte bestehen auf eine Operation. Die Patienten suchen sich raus, was sie hören wollen.
Heute beschwerte sich ein Patient mit einer fürchterlichen Oberschenkelfraktur in vielen kleinen Knochensplittern, dass sein Oberschenkel nun 2 cm zu kurz sei und wer das nun richten könnte. Da hat eines unserer Nachfolgeteams im Februar eine lange Platte dran gebastelt und das ohne besondere Instrumente. Die haben mit bloßen Händen eine fantastische Arbeit gemacht. Doch die Leute entwickeln eine Anspruchshaltung. Dass nach kein einheimischer Arzt zur Stelle war, zählt jetzt nicht mehr. Unter solchen Bedingungen ist es für uns schwer, weiter zu arbeiten, auch wenn die einheimischen Ärzte nicht Teil unseres Teams sind.

Der Patientenstrom ist sichtlich geringer geworden. Es ist für mich erstaunlich, dass es so wenige Komplikationen gegeben hat. Ich gehe davon aus, dass die Patienten, die eigentlich zu Kontrollen kommen sollten, zufrieden sind und deswegen keinen Grund zur Nachuntersuchung sehen.

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