Freitag, 26. Dezember 2014

Erdwärme - ein neues Energieprojekt Ecuadors

Die Regierung Ecuadors hat ehrgeizige Energieprojekte. Sie weiß, dass die Zeit des Erdöls nicht mehr lange dauert und damit große Teile der Staatseinnahmen zuende gehen. Dann wollten wir vorbereitet sein auf eine Zukunft ohne Propangas aus der Ölindustrie. Deswegen wird der Weg weg von Gaszylindern gesucht, die auf Grund der Geschichte staatlich extrem subventioniert werden und politische ein brinsantes Thema sind, da sich die Menschen an diese Subventionen gewöhnt haben. Die Zukunft heißt elektrischer Strom und wir haben mehrfach darüber berichtet. Derzeit werden 8 neue Wasserkraftwerke gebaut, die innerhalb der nächsten 2 Jahre ans Netz gehen sollen. Statt mit Gas soll jetzt mit Strom gekocht werden, am besten auf neuen Induktionsherden, die fast so schnell wie Gas kochen und weniger Energie verbrauchen, also ein sicher gute Weg mit Zukunft,
Aber der ehrgeizige Bau der Wasserkraftwerke hat Ecuador in eine neue Abhängigkeit geschaffen. Der Staat musste sich über die Verhältnisse verschulden. Das geförderte Erdöl ist die Garantie für Kredite und gehört chinesischen Firmen. Ecuador hat sich hauptsächlich an die Chinesen verschuldet. Wasserkraftwerke sind nach wie vor eine gute Möglichkeit der Energiegewinnung und wenn sie einmal laufen auch gewinnbringend. Und in einem Land mit hohen Bergen und steil abfallenden Flüssen zu beiden Seiten der Anden sind längst nicht alle Potentiale ausgeschöpft.
Jetzt geht es um eine neues Projekt, das derzeit geplant wird. Erdwärme ist das neue Schlagwort. In Europa etwa benutzen es schon einige für ihr Eigenheim. Mit tiefen Bohrungen wird per Wärmepumpe der Temperaturunterschied ausgenutzt. Schon kleine Unterschiede machen etwas aus.
Hier aber geht es um Wärmeaustausch in viel größerem Stil. Weltweit gibt es etwa 250 solcher Erdwärmekraftwerke. Sie liegen meistens in Erdbeben gefährdenten Gebieten. Dort finden sich auch meist Vulkane, was bedeutet, dass dort wärmere Erdschichten näher an der Oberfläche sind. Es sind grob gesagt die Gebiete rund um den Pazifik, das Mittelmeer und Ostafrika. In Ecuador finden sich mehrer Stellen mit heißen Quellen , oft in Vulkannähe. Das Wasser wird hierzulande für Schwimmbäder genutzt. Warum nicht auch für mehr? Mit Tiefbohrungen versucht man in Tiefen zu gelangen, in denen Wasserdampf nach oben drückt. Der soll Turbinen antreiben, bevor das heiße Wasser über Kühltürme im flüssigen Zustand wieder in die Tiefe geschickt wird - ein Kreislauf, den das Erdinnere antreibt.
In Ecuador hat man fünf solcher lohnender Orte ausgemacht: An der kolumbianischen Grenze, in Imbabura, um den Cotopaxi und weiter im Süden. Die Vorbereitungen laufen.
Probleme sind die hohen Investitutionskosten von 15 - 25 Millionen pro Projekt. Im Vergleich zu einem Wasserkraftwerk mit statt Staudamm einem langen Kanal im Berg, bis das Wasser dann in die Turbine fallen kann, sind die Baukosten aber geringer.
Ecuador möchte diese Projekte aber lieber selber schultern. Sicher will das Land nicht noch weiter von ausländischen Krediten für viele Jahre abhängig sein, obwohl auch diese moderne Technik Erfahrung braucht. So werden derzeit einheimische Universitäten mit der Planung bauftragt und die Weltbank nach Krediten angefragt.
Es ist ein neuer Weg, der aber Zukunft verspricht. Der Trend ist klar weg vom Öl und Gas. Und die Energieversorgung auf mehr als nur einem Standbein aufzubauen, ist sicher eine positive Entwicklung. Frage ist nur, ob die einheimischen Fachleute nicht doch Hilfe von außen ohne weitere Abhängigkeit in Anspruch nehmen sollten?

Dienstag, 16. Dezember 2014

Kuba - eine Insel der Alten

Kuba, eine Insel nahe an den USA und doch der große Gegenspieler seit dem 2. Weltkrieg. Stein des Anstosses und konfliktreich zum mächtigen Nordamerika. Mit einem eigenen Weg trotz die Insel dem allgemeinen politischen Trend. Und sie hat ihre eigenen Probleme. Eine davon ist, dass die Insel stark altert. Von 1953 bis 2012 hat sich nicht nur die allegemeine Lebenserwartung der 11,1 Mio Einwohner gesteigert. Der Anteil der Alten über 60 Jahre hat sich in dieser Zeit vervierfacht.  Heute sind knapp 20% der Menschen über 60 Jahre, 2030 werden es über 30% sein. Das ist ein Phänomen, das für Lateinamerika ungewöhnlich ist. Solche Zahlen kennt man eher aus europäischen Ländern als Ergebnis des steigenden Lebensstandards, was man bei Kuba nicht behaupten kann. 71% der Alten leben ausschließlich von der staatlichen Rente und nur 15% erhalten zusätzliche Hilfe von Familienangehörigen.
Die Gründe sind vielfältiger Art: Kuba war das erste Land, das die Abtreibung legalisierte. Die Frau entscheidet allein und die Abtreibung ist kostenfrei. Über die Jahre ist das ein Grund, die Zahl der Nachkommen zu verringern.
Der wichtigste Grund aber dürfte sein, dass Kuba seit Jahren seine Bevölkerung exportiert. Gab es zu Zeiten des Kalten Krieges finanzielle Hilfe von den Brudervölkern, besonders der UdSSR, muss das Land seit vielen Jahren ohne Hilfe von außen auskommen. So exportiert es Fachleute. Beispiel Ärzte: Kuba bildet Tausende von Ärzte aus, die es an andere Länder abgibt, derzeit hauptsächlich an Venezuela und Ecuador. Im hiesigen staatlichen Gesundheitssystem wimmelt es von kubanischen Medizinern. Sie erhalten persönlich je nach Facharztausbildung ungefähr $ 800,- pro Monat. Der Staat Kuba erhält vom hiesigen Staat aber nochmals 2000 Dollar monatlich. Die Ärzte verdienen damit viel mehr als auf ihrer Heimatinsel und verpflichten sich auf der anderen  Seite für 3 oder mehr Jahre im Ausland. Danach können sie selbst entscheiden, wie es weiter geht. Viele bleiben im Ausland und beginnen eine eigene Praxis. Ähnliches läuft bei anderen Berufsgruppen wie Ingenieuren ab. Und Fachleute kommen häufig mit ihren Familien oder bilden Familien im Ausland.
Was in Kuba in der demographischen Entwicklung in den letzten 50 Jahren abläuft, war in europäischen Ländern ein Prozess über 200 Jahre.
Kuba merkt den raschen Trend und versucht gegenzusteuern. So sollen ältere Menschen sich über die Rentengrenze hinaus wieder ins Berufsleben integrieren können, etwa als Lehrer in Ausbildungsaufgaben. Außerdem soll das Land kinderfreundlicher werden. Die Maßnahmen werden aber noch diskutiert. Letztlich wurde in Kuba die Familienstruktur zerstört. Und da wird es schwierig. Nur 9% der Bevölkerung lebt in Familien, mit drei Generationen unter einem Dach.
In Kuba ist eine Entwicklung eingetreten, die wohl nicht mehr aufzuhalten ist. Die Geschichte der Menschheit zeigt, dass Kulturen mit weniger als 1,5 Kindern pro Ehepaar sterbende Gesellschaften sind, deren Prozess nicht mehr aufzuhalten ist. Dadurch kommt es zu einer Spirale des Sterbens, die auch stärkste politische Maßnahmen nicht mehr umkehren können. Dann ist ein kinderfeindliches Denken  in die Kultur verankert, das sich nicht mehr umkehren lässt. Kuba ist in dieser Falle gefangen, genauso wie fast alle Länder Europas. Dort verschiebt man die Probleme durch Zuzug von Assylanten und angeworbene Ausländer. Das ist in Kuba nicht der Fall. Kuba entwickelt sich zu einem sterbenden Staat, was man stellvertretend an der Regierungsspitze ablesen kann.

Donnerstag, 4. Dezember 2014

2015 muss gespart werden

    Sparen ist das große Ziel des ecuatorianischen Staates. Der Grund ist, dass der Ölpreis von über 100 Dollar das Barrel nun auf unter 65 Dollar gefallen ist, was bei dieser Haupteinnahmequelle des Staates einer Katastrophe gleicht. Man hatte mit einem gleichbleibend hohen Verkaufspreis gerechnet. Das Fracking in Nordamerika, die Gewinnung von Erdöl aus Schiefergestein und Sand, hat die USA wieder zur größten Produktionsnation für Erdöl gemacht und damit den Weltmarktpreis gedrückt.
    Im ecuatorianischen Haushaltsplan für das kommende Jahr ist deswegen der Rotstift angesetzt worden, vor allem bei den staatlichen Subventionen. Nummer eins ist dabei der Spritpreis, der immer noch extrem niedrig liegt: Diesel 1 Dollar, Normalbenzin $ 1,50 und Super knapp über 2 Dollar die Gallone, also knapp 4 Liter. Es sind fast 3,5 Mrd. Dollar, die der Staat beim Sprit als Subvensionen jährlich zuschießt. Mit der Erweiterung der Kapazität der Raffinerie sollen Importe wegfallen. 2016 soll dann ein begrenztes Kontingent an billigem Sprit angeboten werden. Wer mehr verbraucht, zahlt dann den wesentlich höheren Preis.
    Bei der Energieversorgung hat Ecuador schon große Anstrengungen unternommen. Im nächsten Jahr sollen die ersten der 8 neuen Wasserkraftwerke ans Netz gehen. Es soll auch in Zukunft mit Strom statt mit dem extrem subventionierten Gas gekocht werden. Stromsparende Induktionsherde werden derzeit im eigenen Land gebaut. Dann wird auch der Gaspreis erhöht werden.
    Weiter gestrichen wurden vom Parlament die Unterstützung der öffentlichen Busse. Der normale Bus wird mit monatlich 350 Dollar subventioniert, in der Stadt Quito sogar mit 600 Dollar. Doch da ist der Streit nicht ausgefochten. Die meisten Städte Ecuadors sind nicht in der Hand der Regierungspartei. Die Städte allein können aber die Belastung nicht schultern. Hier spielt sich eine politische Auseinandersetzung  ab, die noch lange Nachwirkungen haben wird.
    Die weiteren Subventionen fallen weniger ins Gewicht: Die für die Sozialversicherung ist noch die größte mit gut 1,5 Mrd. Dollar, denn jetzt sind auch Ehefrauen und Kinder mitversichert, was ein riesiger sozialer Fortschritt ist. Mit 750 Millionen werden Behinderte und alte Menschen unterstützt. Hilfe bei bei des Eigenheimes und der Wasserversorgung bleiben praktisch gleich.
    Wenn man die staatlichen Subventionen dieser Regierung sieht, dann stieg die staatliche Hilfe von 2 Mrd. Jährlich bei der Machtübernahme stetig auf weit über 6 Mrd. Dollar pro Jahr. Das soll im neuen Jahr auf unter 6 Mrd. gedrosselt werden, was immer noch keine Radikalkur bedeutet, aber die Bevölkerung wird merken, dass der Gürtel enger geschnallt wird.

Der fallende Ölpreis zwingt auch unsere sozialistische Regierung zu deutlicher Änderung der Politik. Die Zeit der großen Geschenke ist noch lange nicht vorüber. Zu sehr fürchtet man noch den Zorn der Massen, den schon frühere Präsidenten gespürt haben und vertrieben wurden. Jetzt steht die hiesige Regierung, die lange wir selten am Ruder ist, in der wirklichen Bewährungsprobe.