Freitag, 30. November 2012

Sozialistische Gesundheitspolitik

Der sozialistische Staat Ecuador hat das Monopol unzter anderen für das Gesundheitswesen. Es gibt noch private Sprechstunden und auch Krankenhäuser, aber der Druck auf den privaten Sektor wächst. Die Vorschriften werden verschärft, mehr und mehr Patientendaten müssen an den Staat abgeliefert werden. Auf der anderen Seite bietet der Staat aber auch Verträge für Patientenbehandlung in Verbindung mit dem staatlichen System an. So haben wir lange an einem Vertrag mit dem staatlichen Sozialsystem gearbeitet. Doch der ist über Nacht gegenstandlos, weil längst ein neues Model im Raum steht. Alle Hospitäler einer Region bilden eine Einheit. Hier und da erhalten auch wir Patienten des staatlichen System etwa für eine Notfalloperation. Bezahlt wird nach akribischer Prüfung nach ca 3 Monaten mit erheblichen abschlägen und nach den staatlichen Tarifen. Noch ist der Staat nicht in der Lage, die gesamte Gesundheitsversorgung des Landes zu übernehmen. Aber auf dem Weg dahin wird er immer dreister.
Da wurde vor gut einem Jahr ein neues Privatkrankenhaus in der Provinzhauptstadt Ambato vom Staat übernommen. Der Staat hat die Anteile aufgekauft. Der Preis wurde nicht veröffentlicht. Ähnliches geschah mit der Clinica Santa Lucía in Quito.
Am 17. Februar 2013 sind Präsidentschafts und Parlamentswahlen in Ecuador. Die Regierung möchte natürlich so viel erfolge wie möglich vorweisen. Jetzt hat sie in Quito ein pribates Krankenhaus in der Nähe einer großen staatliche Kinderklinik konfisziert. Das Gesundheitsministerium hat die Enteignung des voll funktionstüchtigen 25 Betten großen Krankenhauses bestätigt. Dabei ist diese Klinik voll belegt und täglich werden 10 - 15 Patienten dort operiert.
Die Leidtragenden sind die Angestellten der Klinik. Sie haben jetzt erfahren, dass ihre Zeit am 27. Dezem,ber 2012 abläuft. Für die Abfindung ist der Klinikbetreiber zuständig. Doch der Geschäftsführer befindet sich derzeit außer Landes. Die Mitarbeiter können sich bei den staatlichen Stellen bewerben, aber deren Übnernahme ist mehr als fraglich, da das chirurgisch ausgerichtete Hospital nun zu einer Diaknostik - Kinderklinik umfunktioniert wird. Die Abfindung für die Klinik richtet sich nach dem reinen Gebäudewert, wie es im Grgundbuchamt angegeben ist mit maximal 10% Aufschlag.
In diesem Fall kann manklar von Enteignung sprechen. Das ist staatliche Willkür, kein Verkauf aus wirtschaftlicher Not  oder weil in der Klinbik etwas falsch gelaufen wäre.
Wieder sind wir einen Schritt weiter auf dem Weg zum Sozialismus.

Nach der Gleichschaltung der Fernsehstationen, der Entflechtung der Banken von den Medien, der Gleichschaltung der Medien (nach 3 Monaten Abwesenheit aus Ecuador bin ich erschrocken über die oberflächliche Berichterstattung der freien Presse) kommt jetzt in großen Schritten die Gleichschaltung des Gesundheitswesens. Noch sind es kleine Einheiten, die der Staat unter seine Fittiche nimmt, aber der Druck wächst. Das ist prakzischer Sozialismus im Jahre 2012.

Sonntag, 25. November 2012

Wieder zuhause

   Der Regen prasselt, aber es ist hell. Hier in Äquatornähe scheint wirklich die Sonne heller. Die Tage sind auch länger als momentan in Deutschland. Wir sind wieder zuhause in Shell.
Die erste Woche nach der Rückkehr in Quito: Wieder unsere Familie um uns. Unsere Enkelin Emelie ist in der ersten Klasse und tut sich mit 7 Std Unterricht schon sehr schwer. Sina mit 7 1/2 Jahren macht die 2. Klasse scheinbar mit links und Tim knapp 3 versucht an jedem greifbaren PC Filme anzusehen. Oft schafft er es alleine.
   Wir haben bewusst die erste Woche in Quito verbracht. Viele behinderte Kinder kamen in eine ganztägige Sprechstunde. Gleiches an der Küste in San Lorenzo. Wie geht es da weiter?
Schon vor der Rückkehr hatten wir gehört, dass die Mission große Änderungen in Quito und Shell geplant hat, aber noch ist Zeit, Einiges zu ändern. Das Hospital soll mehr Tageschirurgie, aber keine lange stationäre Behandlung haben. Das verbietet die Notfallaufnahme, ist aber gegen ecuatorianisches Recht. Wir wollen kein Hindernis sein aber mehr geistliches Gewicht reinbringen.
   Für 3 Monate nicht im Land gewesen zu sein, hat seinen Preis gekostet. So fuhr ich einen guten Tag nach Ankunft an die Küste in der Nähe der kolumbianischen Grenze: Auf der Rückkehr am Abend um 20.00 war die Straße gesperrt - der große sternförmige Pilgerzug zu einem Marienheiligtum in der Nähe von Quito (Virgen de el Quinche). Da werden alle Straßen darum herum gesperrt. Und so warteten von 19.00 bis 3.30 hunderte von LKWs in einer Schlange. Ich konnte vor lauter Kälte in 3100 m Höhe nur wenige Minuten schlafen. (kurzärmeliges Hemd wegen der Hitze an der Küste). Noch heute habe ich einen steifen Hals.
Aber dann fand ein Elefantenrennen Richtung Quito statt. Es wird einem schon mulmig, wenn auf kurvenreicher Strecke ein vielleicht leerer Tanklaster mit 120 Std/km überholt, obwohl die Kurve alles andere als einsichtig ist. In diesem Moment waren alle strengen Tempolimits Ecuadors komplett vergessen.
   Gestern besuchten wir unsere Indianergemeinde in Mondayacu. Sie waren erstaunt, dass überhaupt jemand kam. Wir haben mit 13 Besuchern Gottesdienst am Samstagabend gefeiert. Aber der Weg dorthin war auch schwer. Die Straße war eine Std. lang durch Pilger einer weiteren Marienprozession gesperrt. Die Polizei zog zwischendurch ab. Da lief gar nichts mehr und die Schlangen des Wartens wurden länger und länger.
   Wir sind wieder zuhause. Vom einheimischen Personal des Hospitales in Shell hat kaum einer eine Idee der Zukunft. Das hat die Mission noch nicht mitgeteilt. Sind sich die Leiter selbst noch nicht einig oder klar?
Wir müssen jetzt erst einmal wieder reinkommen, zusammen arbeiten, die Weihnachtsfeier inhaltlich vorbereiten und nach Möglichkeiten suchen, das Blatt noch zu wenden. Außerdem werden jetzt wieder mehr Patienten erscheinen. Das nächste halbe Jahr wird auch unsere Zukunft entscheiden. Betet mit uns für die Zukunft der Glaubensverkündigung im Amazonastiefland Ecuadors rund um Shell.