Donnerstag, 31. Oktober 2013

31. Okt 2013 Reformationsfest für das Hospital in Shell

Heute war der große Tag. Erstes Treffen der Mitglieder des neuen Vereins für unser Hospital. Mit der üblichen Verspätung von einer halben Stunde begann die Vorstellung der einzelnen Mitglieder, denn einige der Gruppe kannten sich noch nicht. Da musste erst Vertrauen wachsen. Aber einig waren wir uns schon zu Anfang. Gemeinsam soll das Hospital in Shell wieder eröffnet werden. Mit von der Partie sind Geschäftsleute und Ärzte. Und es war auch klar, dass wir nach einer starken Anschubhilfe für wenige Jahre selbständig und unabhängig sein wollen. Der Service wird erweitert aber dann wurde kontrovers diskutiert, wer das Sagen hat.
Das Geldgeben ist ungleich verteilt. Einer gibt über die Hälfte und hat natürlich mehr zu Sagen. Wollen wir nicht doch lieber zu einem normalen Wirtschaftsbetrieb übergehen und die Gemeinnützigkeit sein lassen?
Jetzt brauchen wir Juristen. Es muss klar definiert werden, wer was zu sagen hat, um spätere Streitigkeiten zu vermeiden.
Heute haben wir einen neuen Denkprozess in Gang gesetzt. Vielleicht dauert die Bildung der neuen Hospitalleitung doch länger als gedacht. Wir haben es eilig - also lassen wir uns mit der Vorbereitung Zeit. Morgen wird noch einmal über Geld verhandelt. Dann melden wir uns bei HCJB - unserer Muttermission, um die Möglichkeiten eines Kaufes des Hospitales auszuloten. Bald fällt die Entscheidung - Kauf oder Neubau - beides in Shell. Wir haben heute die Obergrenze des Kaufpreises festgelegt, Darüber gibt es keine Verhandlung. Dann wir neu gebaut - für das gleiche Geld.
Es ist weiter spannend.

Mittwoch, 30. Oktober 2013

Umweltschutz - wer muss hier geschützt werden?

Ein Umweltministerium gibt es in Ecuador schon lange und überall entlang der Nationalparks stehen seine Schilder mit "Schützt die Bäume",  "hier keinen Müll abladen" oder "Wasser ist Leben". Doch wie überall auf der Welt ist Umweltschutz ein langsamer Umdenkprozess, an den sich die meisten Menschen erst noch gewöhnen müssen. Jetzt müssen Institutionen Umweltgutachten vorlegen. Unser Hospital in Shell hat es eben erst getan und darin aufgelistet, wie wir mit unserem Müll verfahren, was passiert mit dem Biomüll aus dem Labor, Blutresten und sonstigen gefährlichen Resten? Die fanden es dann gleich so gut, dass das neue, große staatliche Krankenhaus in der Provinzhauptstadt anfragte, ob sie ihren Müll bei uns auch abladen könnten...
Ein großes Thema ist die Landwirtschaft und ihre Spritzmittel. Flüsse in unserem Gebiet haben nur noch in Ausnahmefällen Fische. Nur weiter im Tiefland in den Indianerreservaten ohne Zufluss vom Hochland weist noch reichen Fischbestand auf.

Jetzt, nach vielen, eigentlich viel zu vielen Jahren, hat das Umweltministerium einen weiteren Feind der Umweltzerstörung ausgemacht: Den Holzabbau an der Küste. Der Norden an Ecuadors Küste zu Kolumbien war ein zusammenhängendes und undurchdringliches Urwaldgebiet. San Lorenzo mit umliegenden Dörfern an der Grenze war Jahrhunderte lang nur durch eine Schmalspurbahn vom Hochland aus erreichbar. Das änderte sich durch den Bau einer 150 km langen Straße. Umweltschützer hatten lange auf die Gefahr hingewiesen. Es wurde trotzdem gebaut, wenig kontrolliert und so entwickelte sich diese Straße zur Hauptschlagader der kolumbianischen Rebellen für Waffen und Drogen einerseits, zum Abtransport der Wälder andererseits. Zwar gab es eine strenge offizielle Holzkontrolle, aber seit 15 Jahren quälen sich täglich die riesigen, weit überlasteten Transporter mit Baumstämmen von mehr als 2 Metern Durchmesser Richtung Hafen oder Hochland. Hunderte Quadratkilometer wurden plattgemacht und meist mit der afrikanischen Ölpalme bepflanzt. Gelegentlich gab es wohl die Intervention der Behörden, wurden die jungen Palmen wieder umgehackt, soll wohl natürlicher Wald nachwachsen, denn eine Monokultur muss durch zwischendurch angeblich natürlichen Wald unterbrochen sein. Nur die ein oder zwei Hektar natürlicher Wald dazwischen sind alles andere als natürlich. Dort schlagen die Menschen ihr Holz für den Hausgebrauch oder jagen darin.
So ist in gut 10 Jahren ein riesiges Waldgebiet verloren gegangen. Jetzt wurde vor einem Monat ein plötzlicher Rodungsstopp verhängt, der wohl auch aus der Luft kontrolliert wird. Keiner darf mehr Holz transportieren.
Leidtragende sind die Menschen vor Ort. Seit fast 15 Jahren leben sie vom Holz. Der einfache Arbeiter verdient $ 10,- pro Tag, der mit der Motorsäge etwas mehr. Sie haben geschnitten, Das Holz liegt jetzt fertig - und verfault. Zwei Monate hält das nicht aus. Und über Nacht sind die Menschen arbeitslos. Es handelt sich hier nicht um Firmen. Die kommen nur und transportieren ab. Sie kaufen vor Ort. Dort leben Menschen von der Hand in den Mund und die trifft es besonders. Ihr "Weg zur Arbeit" ist oft mehrere Stunden einfach, was zeigt, sie sehr die Abholzung schon fortgeschritten ist. Wie es weitergeht, weiß keiner.
Jetzt passiert, was der Staat ebenfalls nicht wollte. Sie wenden sich wieder der Goldsuche zu. Mit Hilfe von Chemikalien haben sie ganze Flüsse vergiftet, die Landschaft für Jahrzehnte verwüstet. Erst vor kurzem hat der Staat eine große Aktion gestartet, Gold in staatlichen Gesellschaften und unter Kontrolle abzubauen. Damit wären die Menschen Angestellte, die auch versichert wären. Doch jetzt wird sich die Goldsuche auf neue Bäche und Flüsse ausdehnen. Damit geht die Umweltzerstörung weiter.
Mit dem Bau einer Straße in ein Urwaldgebiet ist ein Prozess angelaufen, der zum Selbstläufer geworden ist. Schneller Wandel ist noch selten zu etwas Gutem geworden. Wann werden wir verstehen, dass ein gesundes Wachstum etwas anderes als ein Hau-Ruck-Verfahren ist mit dem schnellen Geld?

Freitag, 25. Oktober 2013

Bedenkliche Tendenzen in Ecuador

Die Regierung Rafael Correa hat die absolute Mehrheit im Parlament und hat dieser Tage einen großen Teil der neuen Gesetze durchgebracht. Darunter war auch das Gesetz der Kunstfehler für Ärzte. Sie laufen jetzt unter Strafrecht. Ärzte werden als Kriminelle hingestellt bis das Gegenteil bewiesen ist. Daraufhin haben Ärzte eines staatlichen Krankenhauses in Quito sämtlich gekündigt. Ein wichtiger Arzt, der Lebertransplantationen vornimmt und sich landesweit einen Namen gemacht hat, tritt aus dem staatlich geförderten Programm aus.  In manchen staatlichen Krankenhäusern hängen zum Zeichen der Missbilligung die Ärztekittel am Zaun. Der Präsident hat daraufhin mit der Einführung weiterer kubanischer Ärzte gedroht, aber die können die hiesigen Ärzte nicht ersetzen. Kuba wird auch weiter den "Ärzteverkauf" fortsetzen und so seine Divisen sanieren, aber die wenigsten Ärzte von dort sind wirkliche Spezialisten. Die Regierung hat schon ein Einlenken signalisiert. Wir sind gespannt.
Was meint Ärzteverkauf? Kuba "produziert" massenweise Ärzte. Die gehen ins Ausland und sind derzeit hauptsächlich in Venezuela, Bolivien und Ecuador zu finden. Sie bekommen hierzulande ca.   $ 600,- ausgezahlt, der Staat Ecuador leitet weitere $ 1.400 - 1.900 als "Dank" an Kuba weiter. Der kubanische Arzt kostet also in Wirklichkeit $ 2.000 - 2.500, bekommet, weniger, aber immer noch mehr als in Kuba und kann davon auch noch etwas in seine Heimat schicken. Manche nennen das Menschenhandel.

Dann die letzten Parlamentssitzungen: Die Abgeordneten der Präsidentenpartei werden überwacht. Für Abstimmungen hat jeder seinen Computer. Damit wird klar ersichtlich, wer für Ja oder Nein stimmt. Abweichler werden zur Rede gestellt in einem "Ethikkomitee". Ihnen kann das Stimmrecht entzogen werden. Jüngstes Beispiel war die Frage nach der Liberalisierung der Abtreibung , beginnend, ob Abtreibung im Falle einer Vergewaltigung erlaubt sein soll, wohl eine Prüfung der Abgeordneten. Der Präsident hatte vorher die Divise Nein für seine Partei ausgegeben, dennoch stimmten wohl 3 Abgeordnete für JA. Vorher wurde die eigene Schwester des Präsidenten wegen zweier Verstöße aus der Partei ausgeschlossen. Pro Woche gibt es wohl so um die 3 Sanktionen in der Partei. Wenn das keine Kontrolle ist bei demokratisch gewählten Volksvertretern. In anderen Ländern ist ein Abgeordneter vielleicht ein Rebell und unbequem in der Partei, aber bis zum nächsten Wahltermin ist er Abgeordneter.  Nicht so in Ecuadors Regierungspartei.

Themenwechsel: Studenten auf der Suche nach einem Studienplatz. Sie sollen sich nur noch in ihrer Provinz zum Studium bewerben. Dafür bekommen sie dort einen sicheren Studienplatz. Aber die Wirklichkeit sieht anders aus. Das Hochland Ecuadors bietet die besten Studienmöglichkeiten. Also kommen Studenten aus Oriente und der Küste  in das Hochland, um dort zu studieren. Da gibt es noch keine wirklichen Beschränkungen, denn viele Studiengänge gibt es nur hier. Doch die Bestrebungen sind klar. Es muss so etwas wie einen Numerus Clausus geben. Den Schlüssel sucht die Regierung derzeit, aber der Druck der jungen Studenten ist zu groß. Die Bildungsoffensive der Regierung trägt Früchte. Ob sie alle Arbeit und Brot finden, bleib abzuwarten.

Montag, 21. Oktober 2013

Die Politik der letzten Woche

Die zweite Regierung Rafael Correa ist im Amt und sie hat die absolute Mehrheit inne. Jetzt geht es an Gesetze, die man schon lange angepeilt, aber bisher schlecht durchsetzen konnte.  Zur  Zeit, da man von den Protesten gegen die Ölbohrungen im Yasunipark ablenken muss, laufen viele andere Maßnahmen, die nicht weniger eingreifend sind. Im Yasuniprojekt hat die Regierung große Demonstrationen dafür organisiert. Dörfer, die dagegen waren, haben großzügige Geschenke wie Häuser erhalten.
Dann war der Fußball Thema. Ecuador hat es gerade eben geschafft, in Brasilien 2014 mitzukicken. Es war ein Krimi bis zum Schluss, aber es reichte.
Zur gleichen Zeit trat das Parlament zusammen, um eine Flut von Gesetzen zu verabschieden, von denen viele nicht ausgegoren sind.
Da sind die Kunstfehler der Ärzte, die jetzt wieder ins Strafrecht gestellt werden, also bei Fahrlässigkeit wie Verbrechen geahndet werden. Einige Ärzte haben  bereits ihre Verträge mit staatlichen Institutionen gekündigt.
Dabei wäre es sicher wünschenswert gewesen, Kunstfehler besser zu definieren und bessere Zwischengremien der Entscheidung einzuführen wie sie in manchen Ländern Ärztekammern bilden. Jetzt entscheiden Rechtanwalt und Richter. Wichtiger wäre gewesen, Definitionen zum Sterben, Hilfe bei Palliativmaßnahmen und Grenzen der Intensivmedizin zu klären. Das blieb bisher im Dunkeln.
Für Betrüger und besonders bei Raub mit Personenschaden sind die Strafen drastisch angehoben worden. Die Hauseinbrüche haben in den letzten Jahren zugenommen, ebenso Überfälle und Raub auf der Straße. Werden härtere Strafen die Zahl der Verbrechen sinken lassen?
Aber es gibt auch Themen, bei denen Teile der Bevölkerung sich eine Änderung gewünscht hätten, die wohl in erster Linie auf Druck des Präsidenten nicht weiter kamen.
Abtreibung bleibt in Ecuador nach wie vor unter Strafe. Dabei werden laut Unescostudie jährlich etwa 125 000 Abtreibungen vorgenommen. Bei diesen Themen laufen Pressekampagnen in Richtung Liberalisierung und Correa hat bei seiner Wiederwahl zu diesen Themen eine Volksabstimmung in Aussicht gestellt. Aber noch ist der Widerstand zu groß, deshalb wohl die Ablehnung zum jetzigen Zeitpunkt.
Die Homoehe bleibt nach wie vor verboten, obwohl schon ausländische Gleichgeschlechtliche mit viel Presserummel hierzulande geheiratet haben. Da herrscht eine seltsame Trennung. Und bei Drogenbesitz hat sich auch bisher nichts geändert. Der kleine Dealer wird genauso oder härter bestraft als der berufsmäßige Großhändler.
Ob sich aber wirklich so viel ändern wird, bleibt erst einmal dahingestellt. Die vielen Gesetze der letzten Woche haben aber erst einmal das Volk vom Haupanliegen der Regierung abgelenkt. Der Regierung geht das Geld aus. Auch die Chinesen sind nicht mehr ganz so freigiebig. Also muss das dortige Öl so schnell wie möglich sprudeln. Eingeweihte erzählen, dass seit 6 Jahren dort vorbereitet wird. Durch Tricks hat man den Yasunipark einfach verkleinert, so dass die meisten Vorbereitungen am Rande liegen. Aber ohne das schwarze Gold aus der Erde ist der Traum vom Wachstum in Ecuador zu Ende. Deswegen stehen auch die Abgeordneten der Regierungspartei unter Druck, Wehe, es weicht einer ab und wehe, es gibt Schwierigkeiten. Aber schwierige Themen, die in der Bevölkerung noch nicht Mehrheitsfähig sind, lässt man liegen. Da werden ausländische Organisationen noch viel Geld in werbewirksame Maßnahmen stecken dürfen wie die Liberalisierung der Sexualität, Abtreibung etc. Dieses Geld kommt dann auch Nordamerika und Europa und weicht im Laufe der Zeit Ecuador auch auf, damit es modern wird und im Gleichschritt der Nationen marschiert.

Donnerstag, 17. Oktober 2013

Wie geht es weiter in Shell?

Das Hospital in Shell hat weniger Patienten. Demnächst verlässt uns der vorletzte amerikanischen  Missionsarzt, dem das Herz bricht, wenn er das Krankenhaus des Nachts als dunklen Schatten ohne Leben sieht und der bei seiner Rückkehr aktiv für den Neuanfang kämpfen möchte.
Ich bin in Quito und die Patienten, die ich hier untersuche, sollen auch operiert werden. Doch sie werden vertröstet auf später --- aber wann ist später wirklich?
Gestern und heute habe ich wichtige Gespräche geführt und da haut mich Gottes Güte um. Da kommen wildfremde Menschen, Ecuatorianer, auf uns zu und bieten uns Geld an, damit es weiter geht.
Einer erzählt uns Einzelheiten: Warum werden um Shell herum auf einmal Straßen und Brücken gebaut? Es geht um weitere, vielleicht die letzten Ölfelder. Es werden wohl um die 30 Ölgesellschaften in unserer nächsten Umgebung arbeiten. Die werden ihre kranken Mitarbeiter nicht in das nächste Dorfgesundheitszentrum des Staates schicken und vor dort mit Wochen Verzögerung zum Spezialisten. Die wollen sofortige Hilfe ohne Aufschub. Geld ist für die nicht wichtig. Sie wollen schnelle und effektive Hilfe. So kann der Beginn des neuen Hospitales finanziell begünstigt werden.
Wir haben einheimische Ärzte, die mit dabei sein wollen. Jetzt brauchen wir noch einen potenten Geldgeber, der mit in der Stiftung sitzt und uns mit Rat und Tat zur Seite steht. Mit dem habe ich heute gesprochen. Er wird mit über 50% an der Stiftung beteiligt sein.
Ab heute ist klar, dass das Hospital Vozandes del Oriente in Shell weiter bestehen bleibt. Es gibt noch viel zu tun. Eine neue Struktur muss von der menschlichen Seite her erst einmal zusammenwachsen. Wer bestimmt was? Wir brauchen auch weiter Hilfe von außen. Die Renovierung muss auch bezahlt werden. Hilfe aus Europa und Nordamerika wird derzeit kanalisiert. Aber es geht um mehr als Geld: Wir brauche Hilfe bei Baumaßnahmen, bei der Neueinrichtung des Krankenhauses, der Organisation und vieles mehr. Wo werden wir die Besucher unterkommen? Wer wird sie betreuen? Wie wird das neue Hospital organisiert?
Noch müssen wir stillhalten. Bevor nicht die Stiftung zumindest halbwegs unter Dach und Fach ist, können wir wenig verkünden. Danach aber werden wir der ganzen Welt schreiben. Dann werden wir einen Arbeitsplan aufstellen und für die entsprechenden Phasen die Hilfe organisieren, in Shell, in Ecuador und sonst wo.
Der nächste große Schritt ist, HCJB -Global zu überzeugen, uns das Gebäude und Gelände zu verkaufen. Das wird bisher vehement abgelehnt.
In den letzten zwei Monaten haben wir bei allen Niederlagen mit unserem Plan an entscheidender Stelle überwältigende Hilfe erfahren zur rechten Zeit, mit der richtigen Einstellung und mit Zukunftsaussichten, die ein Hospital tragbar machen. Ziel ist lediglich Anschubhilfe. Und die große Anschub kommt aus Ecuador selbst von engagierten Christen. Das zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Unserem Großen Gott sei die Ehre.

Montag, 14. Oktober 2013

Wie geht es in Shell weiter?

Jetzt sind die ersten zwei Wochen des Teilendes unseres Hospitales in Shell vorüber. Ab 17.00 ist das Gebäude nur noch von einem Wächter "bevölkert". Nachts absolutes Dunkel, was es seit über 55 Jahren nicht mehr gab. Und immer wieder die Frage, wie es weitergeht. Es geht weiter an vielen Fronten:
1) Die Information der Mission und aller Mitarbeitern ist eindeutig: Am 31. Dez. 2013 ist Schluss. Dann wird der Restdienst geschlossen.
Doch jeder Patient erzählt uns derzeit die "Erfolgsgeschichte des Hospitales", weil das Krankenhaus seiner Familie, seinen Freunden und Nachbarn geholfen hat. Natürlich wird die Geschichte verklärt und die Vergangenheit erscheint in einer nie dagewesenen Glorie. Viel Gefühle schwingen dabei mit, aber auch die Sorge, welche Sicherheit die Patienten der Umgebung in Zukunft haben. Das Hospital Vozandes del Oriente war Anlaufpunkt besonders bei wirklichen Notfällen. Und gerade das ist der Schwachpunkt des staatlichen Gesundheitsdienstes.
2) Es steht fest, dass es weiter geht. Der Streit geht drum, ob wir das alte Gebäude benutzen dürfen oder neu bauen müssen. Und der Streit ist erbitterter, als ich je angenommen hätte. Wir erzählen jedem Patienten, dass es weitergeht, das Personal gibt die Hoffnung weiter, aber es gibt Information, die an die Missionszentrale gelangt und uns anschwärzt. Dann kommt ein wütender Brief von dort zurück, Information wurde anders dargestellt. Verdächtigungen werden zu Drohungen bis zum Rausschmiss aus der Mission. Wir können nur ahnen woher, aber das Ganze belastet. Der staatliche Gesundheitsdienst hat das Gebäude über Facebook bereits als das neue Gesundheitszentrum deklariert. Da spielen viele persönliche Wünsche eine Rolle. Aber es tut weh und unterbricht den Neuanfang.
3) Im Ort Shell selbst arbeitet ein Komitee an der Zukunft. Sie berieten die Menschen auf das neue/alte Hospital vor. Erste Konten für Spenden wurden eröffnet. Aber noch gibt es keine offizielle Organisation, also gibt es auch keine Spendenbescheinigungen. Und immer die Angst, dass das Geld dann verloren geht. 
Aber es gibt auch Gefahren von anderer Seite: Demnächst beginnt hier der Wahlkampf für Kommunalwahlen. Wir haben das Angebot für ein Hektar geschenktes Land für ein neues Hospital bekommen, wenn wir dort bauen und das Parteilogo aufrichten. Bei jeder öffentlichen Äußerung wollen Möchtegernpolitiker ihre Botschaft mit einstreuen. Ein neutraler Weg ist da nicht einfach.
Daneben möchten Menschen von hier Ihr Land und verkaufen und hoffen auf einen guten Preis, denn ein Hospital hat ja Geld.
4) Wir haben die ersten Briefe weggeschickt und um Gebet gebeten. Die Antwort ist überwältigend. Besonders die alten Missionare, Kurzzeithelfer und viele Freunde aus Nordamerika und Deutschland sind begeistert. Hier gilt es, Hilfe zu kanalisieren. Menschen wollen praktisch mitarbeiten.  Und die Briefe werden unter der Hand in unserer Missionszentrale weitergegeben, obwohl wir eine klare Trennung versprochen haben. Wir wollen HCJB nicht die Spender wegnehmen.
5) Die neue Leitungsstruktur des Hospitals entsteht. Wir haben zwei potente Geldgeber und Menschen, die Verantwortung übernehmen wollen. Denn das Ganze soll ein ecuatorianisches Hospital werden, bei dem sich die Ausländer zurückziehen können. Dennoch brauchen wir zuerst  noch Missionare und es sind Neue in Aussicht.

Wir merken, dass es Gottes Werk ist und deshalb nicht unumstritten. Jeder Tag bringt neue schlechte und gute Nachrichten, aber es geht voran. Danke für alles Gebet in diesem geistlichen Kampf!

Donnerstag, 3. Oktober 2013

Der Krimi geht weiter

Das Hospital Vozandes del Oriente in Shell ist nachtsüber geschlossen. Gestern kamen Patienten von weit her mit Knochenbruch und es war geschlossen. Es tut einem in der Seele weh. Wir haben es auch erst durch den Wächter am nächsten Morgen erfahren.
Der große Patientenstrom ist abgebrochen, aber jeder Patient hat jetzt doppelt Zeit, mit uns zu reden. Denn alle wollen wissen, wie es weitergeht. So können wir ihnen sagen, dass es weitergeht, wenn wir auch noch nicht die Einzelheiten wissen. Das beruhigt, denn alle hören immer wieder, dass das Hospital zumacht.
Aber was läuft sonst noch ab? Wir haben jetzt gehört, warum unser Angebot an den Missionsvorstand abgelehnt wurde. Keiner hat sich die Mühe gemacht, das Papier wirklich zu lesen und so kam das als Angebot eines Missionsehepaares an, das kein Geld hat, aber das Hospital für eine hohe Summe übernehmen wollte, was natürlich abgelehnt wurde, weil wir "dort oben" unbekannt sind. Uns schien alles verloren, doch die gute Nachricht ist, dass der Missionsvorstand statt wie üblich im Januar jetzt in Dezember 2013 tagen wird - also haben wir noch eine Chance.

Wir arbeiten derzeit an mehreren Fronten. Eine ist Shell selbst. Die Menschen waren aufgeregt und mussten etwas tun. Statt einer großen Demonstration gegen die Mission etc. haben wir es geschafft, mit einem Komitee einen Marsch für das neue Hospital durch die Straßen des Ortes durchzuführen. Die Zeugnisse von Patienten und die Erinnerung an die Geschichte des Hospitales waren beeindruckend. Es wurde auch schon das erste Geld gesammelt. Aber wir sind in der Gefahr im kommenden Kommunalwahlkampf zwischen die Fronten zu geraten. Von Parteien wurden uns schon 1 ha Bauplatz für den Neubau als Geschenk angeboten, viele versuchen, mit uns ihr Süppchen zu kochen. Jetzt muss erst einmal Ruhe bewahrt werden.
Das Wichtigste ist die Bildung einer Stiftung. Wir haben dazu drei Ärzte gewonnen, die Shell kennen, ein Herz dafür haben. Mit zwei Missionaren, die nur kurzfristig beim Aufbau mithelfen wollen, wären wir zu fünft. Seit Wochen kämpfen wir für Geschäftsleute, die evt. mit Geld, aber in erster Linie mit Geschäftssinn dabei sein sollen. Einen solchen begeisterten haben wir heute gefunden. Es war wie Weihnachten. Weitere Gespräche folgen. So werden wir wohl Ende Oktober die Stiftung gründen können. Dann muss alles schnell gehen, denn wir wollen dem Missionsvorstand Tatsachen präsentieren.
Die andere Front, an der wir betend kämpfen, sind die Ärzte. Ein möglicher Kandidat springt wohl ab. Wichtigstes Anliegen ist ein Röntgenarzt. Ich hatte ein Gespräch mit einem heute auf meinem Terminkalender. Mitten in der Sprechstunde kam heute seine Frau und fragte genau um das nach, was wir wollten. Sie hatten die gleiche Idee und kamen uns zuvor. Sie möchten mit Computertomographen und später einem Resonanzmagneten auf ihre Kosten kommen. Wir stellen das Gebäude, sie die Maschinen. Viele Einzelheiten über Personal und Geld wird noch folgen.
Aber es gibt auch Trennung. Der jetzige ärztliche Direktor betreibt seit einem Jahr die systematische Schließung des Hospitales. Seine Frau ist Leiterin des staatlichen Gesundheitsdienstes der Provinz. Sie möchte das Hospital zu einem staatlichen Gesundheitszentrums umgestalten. Auf Facebook wird das schon verkündet. Jetzt gibt es Radiointerviews und Auseinandersetzungen, zu denen wir etwas sagen sollen. Plötzlich werden ehemalige Mitarbeiter zu Gegnern, aber dazu müssen wir stehen.

Wir gehen durch ein Gebäude, das aus Sicherheitsgründen schrittweise vernagelt wird. Es soll nichts gestohlen werden. Heute haben wir in der Notfallaufnahme eine OP durchführt. Die Patientin muss anschließend überwacht werden - also haben wir ein Stück Freiheit vor dem Vernageln bewahrt. Aber in aller Traurigkeit, nachts ein lichtloses Gebäude vor uns zu sehen, leuchtet vor unseren Augen die neue Tätigkeit im Jahre 2014. Es wird immer wahrscheinlicher, dass wir es schaffen werden. Ein bis zwei gute und eine schlechte Nachricht, das ist unsere Tagesdosis. Obwohl wir derzeit viel weniger arbeiten als vorher, fühlen wir uns oft schon am Mittag erschlagen und müde. Aber wir erleben ein betendes Team mit uns. Leute die mehr als eine Meile extra mit uns gehen und es ist Gott, der uns die Türen öffnet. An dieser Stelle müssten wir alle die vergeblichen Anläufe und Versuche erzählen, die schief liefen. Dieser Tage erhielten wir die Bestätigung durch ein Wort, das Elisa zu seinem Diener sprach. "Es sind mehr die für uns sind als derer, die gegen uns sind!" Unserem großen Gott sei die Ehre!