Montag, 22. Mai 2017

Krieg und Frieden:

Der Friedensprozess in Kolumbien wurde weltweit bejubelt und Präsident Santos erhielt nicht ohne Grund der Friedensnobelpreis. Damit wurde in Kolumbien ein Weg beschritten, der in Wirklichkeit ein langer Weg ist. Bisher haben sich beide Seiten an die Abmachungen gehalten. Bisher haben ca. 7000 Untergrundkämpfer ihre Waffen abgegeben, aber nur ca. 400 sind in den Prozess der Rehabilitierung eingetreten. Sie sollen in die Gesellschaft wieder eingegliedert werden. Wo aber ist der große, ganz überwiegende Rest. Statt der FARC = Fuerzas Armadas Revolucionarias de Colombia, wie sich selbst genannt haben, heißen sie jetzt im Polizeichargon BACRIM = Bandas Criminales. Diesen Ausdruck braucht man eigentlich nicht zu übersetzen.
Derzeit wird Ecuador mit solchen Menschen überrannt. Und viele von ihnen stammen ursprünglich aus Ecuador. Jetzt kehren sie zurück. Mit dem Friedensschluss hat so Mancher von ruhigen Zeiten geträumt. Jetzt werden wir eines anderen belehrt. Das Justizministerium der USA geht von 220 Tonnen Drogen aus, die Ecuador passieren und zu allermeist auf dem Seeweg verlassen. Nicht von den Häfen, sondern von einsamen Stränden aus starten Fischerboote. Auf hoher See wird umgeladen. Ziele sind Strände in der Nähe Mexikos. Dort geht die Ware dann nach USA. Es hat sich längst eine neue Mafiaorganisation gebildet, die manche Pablo Escobar Ecuatoriana nennen, nach einem der größten Drogenboss vor Jahren - Pablo Escobar.
    Ecuador merkt jetzt, dass es schlecht gerüstet war. Statt die Grenze im Urwaldgebiet zum nördlichen Nachbarn Kolumbien zu überwachen, wurden Truppen und Polizeieinheiten abgezogen. Das rächt sich jetzt. Und es reicht auch nicht, die Küste militärisch zu überwachen. Man braucht intelligentere Methoden, um den Banden auf die Spur zu kommen. Doch andererseits zeichnen sich auch Erfolge ab. Am 17 April wurde eine Gruppe  von 18 Drogenhändler festgesetzt. Zwei bis 3-mal pro Jahr werden entdeckte Drogen unter strenger Aufsicht verbrannt.  Es geht um viele Tonnen pro Jahr.
    Aber auch auf der anderen Seite macht der Staat Gelände gut. Mehr und mehr werden Gelder auf dem Weg der Geldwäsche entdeckt. Letztes Jahr waren es 17 Mio. US-Dollar, die der Staat einzog und zur Drogenbekämpfung einsetzt.
    Was wir derzeit erleben ist ein Aufwachen des ecuatorianischen Staates. War es vorher die militärische Bedrohung der Menschen an der Grenze zum nördlichen Nachbarn, so sickert jetzt die Bedrohung subtiler ins Land selbst und sucht ständig neue Wege. Die ehemals 7000 Kämpfer - und das ist nur die offizielle Zahl - es könnten auch viel mehr sein - tauchen in den Untergrund ab und bilden neue Gruppen, die sich auch mal untereinander bekriegen. Ruhiger wird es nicht. Schuld daran ist sicher nicht der Friedensprozess, aber über 50 Jahre Hass auf beiden Seiten und zu den Nachbarn baut sich nicht durch Unterschriften ab. Es wird ein langer Prozess sein, der nicht nur mit militärischen und polizeilichen Maßnahmen zu lösen ist.