Sonntag, 18. September 2011

Missionshospitäler - noch zeitgemäß?

Ein Missionshospital ist eine teure Angelegenheit. Sie kostet eine Missionsgesellschaft viel Geld eine Menge Personal. Und da ist dann immer die Frage: Bringt die medizinische Arbeit wirklich soviel für die Missionsarbeit und gibt es nicht effektivere Methoden, den Glauben zu verbreiten? Die Frage ist so alt wie es Missionskrankenhäuser gibt. In jeder Generation wird die Frage neu gestellt und in der Praxis sind die meisten dieser Hospitäler längst geschlossen, der jeweiligen Regierung übergeben worden. Auch unsere Mission stellt immer wieder die gleiche Frage. HCJB ist vom Ursprung der eine Radiomission, die aber bald zwei Krankenhäuser baute, die ihren festen Platz im Gesundheitsbereich Ecuadors haben.

Jetzt wurde dazu eine Studie in Atlanta in den USA auf einer Missionskonferenz vorgestellt. Darin waren 383 Missionsärzte aus aller Welt befragt worden. Sie hatten durchschnittlich 11 Jahre Dienst im Ausland getan. Die Hälfte von ihnen arbeitete in Missions oder Privathospitälern, aber der Trend geht hin zu kleineren medizinischen Einheiten. Sie berichten von ihrer Not, dass sie nicht genügend qualifizierte Mitarbeiter finden können. Interessant ist, dass 80% der älteren Missionare sich gut vorbereitet fühlen und wenig vermissen, während die Generation der unter 46 - Jährigen Ärzte weiteres Training benötigen. Die Ursache ist die immer speziellere Ausbildung der Mediziner in den Ursprungsländern. Ein praktisches Beispiel: Unser neuer Allgemeinchirurg aus Europa ist von seiner Ausbildung her Chirurg für den oberen Bauchraum. Hier aber muss er die gesamte Allgemeinchirurgie abdecken, dazu viele Bereiche aus Unfallchirurgie, Gynäkologie Urologie und Orthopädie.
Nur 40% dieser Mediziner fühlen sich von ihrer aussendenden Organisation her ausreichend unterstützt, besonders bei der Ausbildung von einheimischen Mitarbeitern. Sie empfinden es als wichtig, dass kulturübergreifenden Training stattfindet, zumal die Medizin trotz aller Unterschiede in allen Ländern ähnlich ist. Dennoch ist Sprache wichtig und der Einsatz von Kurzzeitmissionaren etwa in den Ferien hinterlässt nur geringe Spuren, ist aber für den Fortbestand eines Hospitales oft von immenser Bedeutung.
Und nach persönlichen Schwierigkeiten befragt, geben fast 50% dieser Mediziner an, durch Ängste und persönliche Krisen gegangen zu sein. Dennoch würden die allermeisten den Schritt ins Ausland wieder wählen.
Ärztliche Missionare gibt es seit den katholischen Orden des 14. Jahrhunderts. Evangelische Missionare seit Dr. John Thomas seit 1773 in Indien. 1925 war der Höhepunkt mit weltweit 1125 Medizinern, Krankenschwestern und andere medizinische Mitarbeiter nicht mitgerechnet. 1958 gab es noch 786 Missionskrankenhäuser mit 883 Missionsärzten. 2011 schätze man noch ungefähr 100 Missionsärzte und ungefähr die gleiche Zahl anderes ausländischen medizinisches Personal. Und wie gesagt, sie stehen immer im Zwiespalt von medizinischer Arbeit und Glaubensverkündigung, das war damals nicht anders.
Und die Ergebnisse: Hier nur einige wenige Zahlen aus Asien: Die halbe Mio. Christen in Nepal fanden zum größten Teil zum Glauben in Missionshospitälern. Ohne sie gäbe es diese Kirche nicht in dieser Größe. 80% der Christen Indien berichten in einer Untersuchung, den entscheidenden Anreiz für die Bekehrung in Missionskrankenhäusern erhalten zu haben. Und die geistlichen Aufbrüche Chinas fanden alle in einem 75 km Umkreis um ein ehemaliges Missionshospitals statt.

Justiz in Ecuador

Die Mühlen der Justiz in Ecuador mahlen langsam. Offiziell funktioniert die Justiz aber die Qualität lässt zu wünschen übrig. Die Regierung hat jetzt den Justiznotstand ausgerufen. Das bedeutet, dass viel Arbeit liegen geblieben ist, die aufgearbeitet werden muss. Auch die Arbeitsstunden der Justiz wurden neu festgelegt. Von 8.00 bis 17.00 ist jetzt durchgehend geöffnet. Es gilt nicht mehr das Argument, dass jetzt Mittagspause sei und man später wiederkommen soll. Vorher hatte jeder seine unterschiedlichen Sprechstunden.
Kürzlich hat die unabhängige Gruppe "Projusticia" eine große Umfrage veröffentlicht, die die altbekannten Klagen einmal untersucht hat. Mit über einem Drittel der Aussagen wurde die Ehrlichkeit der Justiz angezweifelt. Fast ein Fünftel der Betroffenen haben sich über die Behandlung und die Sprechstundenzeiten beschwert, gut 15% über die Information, die schwer zu bekommen war und 12% über die teilweise völlig veralterten Methoden der Justiz.
Allgemein sind die meisten Ecuatorianer der Meinung, dass es nicht reicht, dass man im Streitfall einen guten Rechtsanwalt braucht. Es bedarf auch einer guten Verbindung zum Richter, hier und da sicher auch Bestechung.
Woran krankt es in Ecuador? Die Justiz ist immer noch nicht unabhängig. Das zeigt sich allein an der Besetzung der obersten Gerichtsposten. Es war schon immer eine der wichtigsten Regierungsaktivitäten, die oberste Justizverwaltung mit regierungstreuen Richtern zu besetzen. Und da wir in den letzten 20 Jahren verschiedene und oft sehr kurzfristige Regierungen erlebt haben, war dementsprechend auch bei der Justiz ein ständiges Kommen und Gehen und hier und da auch handgreifliche Auseinandersetzung bei der Absetzung von Richtern und der Benennung neuer. Das gab herrliche Fernsehbilder ab, die bekannte Vorurteile nur bestätigten.
Dabei hat die Justiz in anderen Ländern Lateinamerikas Großartiges geleistet. Staaten wie Argentinien und Chile waren Militärdiktaturen mit Folter und blutiger Verfolgung der Gegner. Dass es zum Wandel und schließlich zu einer Aufarbeitung dieser Vergangenheit kam, ist Richtern zu verdanken, die sich dem Regime nicht beugten und Recht sprachen, die den Mut hatten, anders zu handeln, als es den Regierenden recht schien. Da schöpfte man Hoffnung und ein langsamer und unblutiger Wechsel kam in Bewegung, der zu einer geordneten Aufarbeitung führte, die Manchen zu langsam ging, die aber ein Umschwenken in andere radikale Extreme verhinderte. In Ecuador sind wir weit davon entfernt. Das merkt man in der aktuellen Auseinandersetzung des Präsidenten mit einem Zeitungsverlag, den die große Mehrheit der Presse, insbesondere des Auslandes als Musterbeispiel einer regierungsfreundlichen Justiz bezeichnet.

Samstag, 10. September 2011

Das Alkoholproblem

In großen Lettern läuft derzeit eine große Antiwerbung für bestimmte Weinsorten in Ecuador. Fernsehen und Zeitungen warnen vor dem Genuss des mit dem giftigen Methanol versetzen Alkohol. Seit Juli diesen Jahres sind dadurch 50 Personen gestorben und viele lebenslang geschädigt etwa durch Erblindung. Angefangen hat alles im Juli bei einem Gemeindefest an der Küste und dem Genuss bestimmter Schnapssorten. Plötzlich waren die Krankenhäuser überfüllt und es dauerte ein ganzes Wochenende, bis die Wahrheit ans Licht kam. Da wurde erst einmal landesweit für drei Tage der Alkoholausschank - und - verkauf gestoppt. Dann war Ruhe und man suchte die Schuldigen. Wenig später aber starben bei Festen im Hochland und im Oriente ebenfalls Menschen. Sie hatten aber nur Wein in abgepackten Kartons gekauft, wollten damit auf Nummer sicher gehen, aber es hat ihnen nichts genutzt. Wochenlang hat die Polizei nun gesucht. Jetzt scheint "die Fabrik" gefunden zu sein. Der Ort ist leer, seine Besitzer untergetaucht. Es wurden 30 000 Liter Schnaps sicher gestellt, die mit Methanol vergiftet sein sollen.

Die Masche ist nicht neu. Die Industrie braucht und dessen Herstellung ist billiger als die des Äthanols, des Alkohols, der trinkbar ist. Was liegt also näher, als sich der billigeren Variante zu bedienen und damit das Volumen und den Verdienst zu erhöhen. Es gibt in Ecuador kein Familienfest, keine Gemeindefeier ohne Alkohol. Meist wird der hochprozentige Zuckerrohrschnaps, der "agua diente", wörtlich das beißende Wasser, getrunken. Dieser Schnaps wird meist im Dorf selbst hergestellt oder er ist billig zu haben. Jetzt hat aber die Regierung die Steuern für Alkohol drastisch erhöht. Der Staat braucht Geld und in aller Welt werden da die Genussmittel besonders besteuert. Also weicht man auf den Alkohol aus, den irgendein Freund selbst gebrannt hat. Der hat keine Marke, keine Bezeichnung, ist aber meist hochprozentiger und viel billiger. Darin liegt natürlich der Reiz, unerkannt ein Geschäft zu machen. Hinterher ist schwer auszumachen, woher der Stoff eigentlich kam.
Aber nach dem Dorffest an der Küste mit 20 Toten wurden die Menschen vorsichtig. Offenen Alkohol wollten dann doch keiner mehr trinken. Man stieg auf Schnaps der Marken um, aber der war teurer. Da boten sich plötzlich im ganzen Land billige Weine an. Ein Wein aus Argentinien oder Chile, auch wenn er in den Tetrapack - Tüten kommt, ist nicht unter 6 - 7 Dollar der Liter zu haben. Plötzlich aber wurde der Liter Wein für 1 oder 2 Dollar angeboten. Solche sogenannten Weine gibt s schon seit Jahren. Es sind Obstsäfte wie der Pfirsich oder Mandarinen oder Weintrauben, die zu etwa 10% mit Alkohol versetzt werden. Durch solche gepanschten sogenannten Weine starben mehr Menschen als durch den Schnaps. Aber jetzt war es für die Polizei einfacher, die Spur zurück zu verfolgen. Hunderte Polizisten durchsuchten die Läden im ganzen Land. Der Staat kaufte fast 150 000 Flaschen Alkohol auf. Sicher sind noch einige Weine im Umlauf. Deswegen jetzt die großangelegten Gegenkampagnen.
Ecuador ist sicher nicht das erste Land der Erde in dem das passiert ist. Letztlich ist das eine Folge der Preiserhöhung für Alkohol und es trifft wieder einmal die Ärmsten am meisten.

Mittwoch, 7. September 2011

Bevölkerungsentwicklung Ecuadors

Menschen in Ländern der Dritten Welt vermehren sich rasch. Uns droht eine Bevölkerungsexplosion. Wer kann so viele Menschen ernähren? Solche Schlagworte werden auch hierzulande geglaubt und sobald eine Frau mehr als zwei Kinder hat, wird sie oft gar nicht gefragt, ob sie noch mehr Kinder haben will und ihr werden etwa bei einem Kaiserschnitt gleich die Eileiter unterbunden. Selbst in einem christlichen Krankenhaus begegnen die Ärzte und Schwestern einer Schwangeren gleich mit der Frage, mit welcher Methode der Empfängnisverhütung es nach der Geburt weiter geht. Das sitzt tief in den Gehirnen.
Dabei sieht die Bevölkerungsentwicklung ganz anders aus. Grundlage ist die Statistik einer Volksbefragung, die so circa alle 10 Jahre in Ecuador durchgeführt wird, die letzen beiden 2001 und 2010.
In dieser Zeit hat die Zahl der Ecuadorianer zwar um 2,3 Mio. Menschen zugenommen, derzeit bei 14,5 Mio. Einwohnern, aber das Wachstum zeigt eine deutliche Bremse auf. Wuchs Ecuador um 1974 noch um 3,1 % jährlich, liegt das Wachstum derzeit nur bei 1,95% pro Jahr. Die weiße Bevölkerung legt nur noch um 6,1% zu (früher 10.5%), die Schwarzen und Indianer vermehren sich um de 7% in diesen 9 Jahren. Das Durchschnittalter eines Ecuadorianers lagt 2001 bei 27, heute bei über 28 Jahren. Die Zahl der Singlehaushalte wächst ebenfalls. Fast eine halbe Mio. Menschen wohnen alleine mit starker Tendenz nach oben. Das sieht man derzeit in Bauprojekten mit mehr Kleinstwohnungen, dafür mit allem Luxus.
2001 wohnten durchschnittlich 4,2 Personen in einem Haushalt, 2010 nur noch 3,8%. Das klingt fast normal. Dazu muss man aber wissen, dass bei Indianern im Urwald oder Hochland häufig mehr als 10 Personen unter einem Dach wohnen, es aber auf der anderen Seite viele ledige Mütter gibt. Wenn den Durchschnitt der Mitbewohner eines Haushaltes um 10% in nur 9 Jahren schrumpft, zeigt das einen rasanten Wandel an. Dies beweist auch die Zahl der Kinder in einer Familie, die von 1,8 auf 1,6 zurück ging. Wie gesagt ist das das statistische Mittel bei vielen alleinstehenden Müttern. Aber auch hier ein Rückgang um über 10% in nur 9 Jahren.
Ecuadorianer sehen das nicht als beängstigend an, liegen sie doch im Mittelfeld der Bevölkerungsentwicklung im Vergleich zu anderen lateinamerikanischen Staaten. Also ist alles scheinbar normal. Wie überall in der Welt steht die Bevölkerungsentwicklung in direktem Zusammenhang mit dem Wohlstand. Frauen drängen nach guter Ausbildung auch hier zunehmend in den Beruf, haben weniger Zeit für ihre Kinder. Der hohe Lebensstandard lässt wenig Raum für Kinder. Dafür steigen Angebote für Ferien in der Karibik oder andere Reisen ins Ausland. Autos und Häuser sind wichtiger geworden. Ecuador hinkt der Entwicklung Europas oder Nordamerikas nur zwei Jahrzehnte hinterher. Heute noch lachen sie über diese Länder und das Problem dort der Alterpyramide, ohne zu merken, dass sie auf dem gleichen Weg sind.

Klaudias bewegtes Leben

Die letzten Wochen und Monate sind fast
an mir vorbeigerauscht.
War es ein Rausch?
Am 1. Juni hat mich David Graham zum
ersten Mal gebeten, eine Spinalanästhesie
alleine zu machen. Es ging gut und ich war
sehr animiert, weiter in die Anästhesie einzusteigen.
Noch war der amerikanische Narkosearzt
Paul Barton da und noch war nicht abzusehen,
dass nach seiner Abreise, keine
Vertretung mehr kommen würde.
Im Januar hatte ich mit der neuen schwedischen
Hebamme Gabriella zusammen
den „Club de Madres“ (Geburtsvorbereitungskurs)
gegründet und die ersten Frauen
haben ihre Kinder bekommen. Eigentlich
schon ab Februar, aber jetzt ab Mai
wurde es dann dichter. Gabriella half Eli im
Mai eine vertikale Geburt zu vollbringen.
Im Juni waren wir in der Nähe, als Sarahi
ihr erstes Kind bekam.
Und am 1. Juli baten mich Oscar und Patty
ihnen als „Doula“ bei der Geburt ihres dritten
Kindes zu helfen. Es was die schönste
Geburt und morgens um 7:40 schenkte mir
Gott, dass Emilia auf meinen Händen geboren
wurde. Es ging alles so plötzlich.
Der diensthabende Arzt war nur kurz aus
dem Geburtszimmer gegangen, wahrscheinlich
weil er dachte, es würde noch
länger dauern, so dass ich die einzige medizinisch
geschulte Person war, die das
Kind in Empfang nahm. Gleich kamen
auch alle anderen Krankenschwestern und
Ärzte wieder dazu, um die nächsten technischen
Handgriffe fachgerecht auszuführen
und ich konnte abtreten.
Ich musste erst mal nach Hause, um mich
zu duschen und umzuziehen. Seit nachts
um 2 Uhr hatte ich mit ihnen gerungen. Es
war ein wunderbares Erlebnis; Pattys
Schwester und der Ehemanns waren ihr
eine gute Hilfe, aber die Anbetungsmusik
und unsere Gebete zwischendurch ließen
uns Gottes Gegenwart erleben.
Am 12.Juli wurde dem Missionsehepaar
Priscilla und Andy ein Junge geboren (Jude
Elliott). Eine Gruppe von 5 Personen
half ihr bei einer schweren, langen Geburt.
Gabriella, Luis, Andy, Sharon und ich standen
um sie herum, um ihr Erleichterung zu
verschaffen. Mit Hilfe von Gabriellas Tricks
konnte das Baby auf natürlichem Wege
zur Welt kommen. Nachts um 2, als alle
geschafft und müde aber überglücklich
waren. Ich hab zeitweise wohl ein Kurznickerchen
gemacht. Bin aber wieder rechtzeitig
zur Stelle gewesen, um nach jeder
Kontraktion die Herztöne des Kindes zu
orten.
Und dann wurde es Samstag, 16.7., an
dem ich meinen sechzigsten Geburtstag
feiern wollte. Lange habe ich nicht gewusst
wie und mit wem ich feiern wollte. Was ist
mir von Bedeutung? Welches ist mein Stil?
Es sollte eine Feier werden am Wendepunkt
vom Erwachsenen hin zum alten
Menschen. Ich wollte „meine Jugend beweinen“,
die nun endgültig vornüber sei.
Dazu lud ich junge Leute ein, die mir im
letzten Jahr besonders von Bedeutung
waren:
Alexandra Griffin, Engländerin, weil ich sie
begleiten durfte, als sie ihr zweites Kind
zur Welt brachte; Daniela, sie bat um einen
Ehevorbereitungskurs; Dawn, wir hatten
sie im Gebet begleitet für die Adoption
2
ihrer zwei Aschuar-Mädchen und Kristin,
meine Gebetspartnerin hier in Shell.
Am 22. Juli kam dann die Geburt von Misael,
dem langersehnten Sohn von Eugenia
und Galo und auch da durfte ich Doula
sein, die während der Geburt auf die Bedürfnisse
der Frau eingeht.
Eugenia war gut vorbereitet durch unseren
„Club de madres“ und so wurde es wieder
ein wunderbares Geburtserlebnis.
Ende Juli war auch schon abzusehen,
dass Paul Barton bald nicht mehr zur Verfügung
stehen würde. Gleichzeitig sagten
all die Kurzzeitmitarbeiter ab, die als Narkoseärzte
einspringen wollten. Unser einheimischer
Arzt, Dr. Suarez muss jedes 2.
Wochenende nach Quito reisen, um seine
Zusatzausbildung abzuschließen.
So würden keine Operationen stattfinden
und wir könnten keine frischen Unfälle
aufnehmen.
Ich fühlte mich wie gedrängt in diese Verantwortung
und merke, dass die 4 Jahre
Schulung seit Sommer 2007 den Zweck
hatten, mich als Narkoseärztin vorzubereiten.
Ich hatte es mehr als eine Mithilfe im
Operationssaal und ein Ausgleich zu meiner
reinen „Kopfarbeit“ bei der Beratung
und Seelsorge gesehen.
Nun war klar für mich, dass ich auch in
diesem Bereich Verantwortung übernehmen
sollte.
So wurde ich ab Anfang August mit eingeteilt,
selbständig Narkosen zu machen.
Und siehe da, ich habe ein gutes Training
bekommen. Ich weiß um meine Grenzen
und als Dr. Graham ein Neugeborenes an
einer Hernie operieren wollte, fragte ich ihn,
ob er mir nicht zu viel zugetraut hätte. Die
ganze Nacht hab ich mir die Vorgehensweise
mehrmals überlegt, die genaue
Menge der Medikamente ausgerechnet –
eine riesigen Herausforderung. Dann betete
ich und als ich morgens auf Station kam,
hieß es, der Patient sei nicht gekommen.
So bewahrt mich Gott vor Überforderung.
Inzwischen wissen alle, dass in „meiner“
Woche keine komplizierten Operationen
geplant werden oder, wie in dieser
Woche bei den HNO-Operationen, der einheimische
Arzt dabei ist.
So langsam muss ich überlegen wie ich
mich von meinem mit viel Freude und
Schwung initiierten Geburtsvorbereitungskurs
verabschieden kann. Gabriella ist eine
kompetente Fachkraft und wir sind dabei
andere Frauen mit einzubeziehen.
Bei all diesen Entwicklungen wird mir bewusst,
wie sehr Gott die Kontrolle in meinem
Leben hat und mich auch hier und da
herausfordert und Seine Bewahrung deutlich
macht.
Das gilt besonders für meine Berufung als
Familientherapeutin. Auch da gibt es viele
Herausforderungen, denen ich mich stellen
muss, weil ich hier die einzige Person bin,
die psychologisch geschult ist. Für manche
Hausärzte bedeutet das, dass sie mir auch
psychiatrische Patienten überweisen. Ehekrisen,
Familienstreit, Begleitung bei Trauerfällen
oder Familienkrisen – das ist mir
geläufig; aber wenn es gilt ein Kind einzustufen
ob es nun autistisch ist oder mehr
ein Asperger-Syndrom hat - da bin ich
dann schnell an meinen Grenzen; oder ob
ein Patient schizophren ist oder eine
Angstkrise mit Halluzinationen hat… wie
gut, dass es Internet gibt. Wie gut, dass
ich auch das ein oder andere Mal eine
Fachkraft in Deutschland konsultieren
kann.
Ich bin froh und dankbar, dass ich in meinem
Alter noch soviel dazulernen darf.
Allen, die für mich gebetet haben: vielen
Dank für eure Unterstützung! Ich erlebe,
wie Gott mich führt und vor schlimmem
Schaden bewahrt.