Sonntag, 26. Oktober 2014

Kaum mehr Autos auf Ecuadors Strassen

Das Jahr ist noch nicht beendet, aber es steht fest, dass der große Boom im Autoverkauf erst einmal vorüber ist. Dieses Jahr wird der Autopark um nur noch 1,3% steigen. 2011 waren es noch 11% jährliche Steigerung. Der Markt geht einer Sättigung entgegen.
Das merkt man auch besonders in den Städten, wo die Blechlawinen bis spät in die Nachtstunden hinein nicht abreißen und es in der Innenstadt kaum noch Parkplätze gibt. Die ersten Parkhäuser sind entstanden.
Dabei hat sich eine erstaunliche Wende eingestellt. Viele internationale Firmen haben inzwischen Produktionsstätten im Land selbst. 1956 hatten ein ungarischer Einwanderer eine Autofabrik in Quito gegründet, die den berühmten "Andino" herstellte, eine Basis mit verschieden Ausführungen als Personenfahrzeug oder Pick-up. Noch heute fahren sie durch das Land. Die Firma wurde später von der us-amerikanischen Chevrolet aufgekauft. Seitdem werden hier hauptsächlich japanische SUZUKI und IZUZU und mehr und mehr GENERAL MOTOR Modelle zusammengebaut.  Das war für viele Jahre die einzige einheimische Autoproduktion. Später kam FIAT in Guayaquil dazu. Seit wenigen Jahren haben auch die koreanische KIA und HYUNDAY sowie seit neuestem der chinesische Hersteller GRAND WALL Produktionsstätten im Land. Dementsprechend fahren viele koreanische und japanische Modelle durch Ecuador. 50% der Neuwagen stammen derzeit aus inlänischer Produktion.
Bei den Importen führt Corea mit 16% an, gefolgt von Japan 10%, Mexiko mit 6% und 5% kommen direkt aus China. Der Rest teilt sich auf auf die USA 4%, Thailand 4%, Kolumbien mit 3%, Deutschland und Brasilien mit jeweils 1 %. Es ist klar, dass Asien den hiesigen Automarkt direkt oder indirekt beherrscht.
Besonders bei den kleinen Schulbussen mit ca 12 - 15 Plätzen haben die Koreaner das Geschäft gemacht. Ihre Kleinbusse mit schwachen Dieselmotoren und viel Platz verpesten die Luft der Städte. Aber sie sind preiswert.
Ein Trend hin zu Nutzfahrzeugen ist unverkennbar. Limosinen machen nur ca 40% der Autos aus. SUV Modelle mit möglichem Allrad liegen bei knapp 25%. Klein-LKWs verkaufen sich mit fast 20% des Automarktes, größere LKWs, Busse und Kleinbusse sind mit fast 15% auf dem Markt vertreten. Dafür hat der Zahl der Pick-ups abgenommen. Doch insgesamt sind sie noch immer viel häufiger als etwa in Europa anzutreffen.
Grund für die Entwicklung hin zu einheimischer Produktion sind die Importbeschränkungen. Sie werden von der Regierung jeweils für ein halbes Jahr im Voraus festgelegt. Darunter fallen vor allem Luxusautos. Da spielt der Preis keine so große Rolle und die Einnahmen des Staates steigen dadurch gewaltig.
Dabei sind die Autopreise in Ecuador enorm gestiegen. Ein Teil davon sind die zunehmenden Sicherheitsstandarts der Wagen wie Airbag, zusätzliche Beleuchtung etwa für LKWs, die wie wandelnde Weihnachtbäume durch die Nacht fahren, Autositze für Kinder und vieles andere mehr, das sich aber nur langsam durchsetzt, aber im Preis schon jetzt spürbar ist.  Dabei sind die internationalen Normen, die von den Vereinten Nationen festgeschrieben sind, hierzulande bei nur 2% der Fahrzeuge erreicht. Dennoch, das erste, was stieg, war der Preis.

Insgesamt hat sich in Ecuador ein Wandel hin zu mehr Mobilität gezeigt. Viele Menschen haben ein Fahrzeug, lernen Teile des Landes kennen, zu denen sie nie Sehnsucht hatten oder gar Angst. Familien fahren auch mit einem LKW auf Sight Seeing Tour. Jetzt sind die Straßen gut ausgebaut, also reist man und das mit mehr Sicherheit. Aber fürs Erste ist der Markt gesättigt. Dennoch, die Automobilindustrie wird sich sicher noch weitere Wachstumschancen einfallen lassen.

Samstag, 18. Oktober 2014

Startschuss in Shell

Nach einem Jahr des Wartens und der Vorbereitung geht es jetzt los mit dem neuen Hospital Shell. Aber es geht nicht gleich um den Hospitalbetrieb. Es geht los, die nötigen Gelder zusammen zu bringen. Ein Team von 25 - 30 Leuten, meist ehemalige Mitarbeiter hat sich lange im Gebet und mit vielen Ideen vorbereitet. Jetzt können wir an die Öffentlichkeit gehen. Seltsamerweise hat sich die Gruppe der Ölgesellschaft zurückgezogen und lässt nicht mehr von sich hören. So müssen wir das Projekt erst einmal aus eigener Kraft stemmen. Das ist gut so. Denn das Projekt soll ein einheimisches werden.
10.000 Handzettel sind gedruckt und werden sicher nicht reichen. Dazu kommen Plakate. Demnächst werden große Plakate auf Autotüren das Projekt verkündigen. Wir sind dabei, in der Bevölkerung Geld zu sammeln. Wir brauchen für den Start eine halbe Million Dollar an Spenden.

HCJB, unsere frühere Mission, räumt dieser Tage das Hospital aus. Sie brauchen Vieles für die Satellitenkliniken in Quito oder für das Hospital dort. Dann kommt hoffentlich der Mietvertrag für eine erst einmal begrenzte Zeit. Wir wollen sehen, wie hoch der Kaufpreis in der Zukunft ist, denn der ist leider noch nicht festgelegt worden. Es ist ein Stück ein Wagnis, denn wenn es ein Leasingvertrag wird, müssen wir den Endpreis wissen.

Wir haben ein Rechtsanwaltskonsortium mit internationaler Erfahrung gefunden, die uns mit einem Minimalbetrag helfen wollen. Da gibt es Spezialisten für Arbeitsrecht, internationale Verträge etc. Der Leiter hat selbst vor Jahren in unserem Hospital in Shell als Patient gelegen. Er möchte sich auf diese Weise bedanken.

Gestern hatten wir eine den Startschuss der Spendenaktion. Nun hängen überall in Shell die Plakate. Aber auch die Gemeindeverwaltung steht geschlossen hinter uns. Nachmittags haben wir mit dem Gesundheitsausschuss der Gemeinde Pläne geschmiedet. Vertreter von Radiostationen kamen dazu. Überall in unserer Region sind Indianer - Radiostationen aufgebaut worden. Die werden sich in einer Kette bei einer Spendenaktion für das Hospital beteiligen, bei einem sogenannten Radiomarathon, ein Tagesprogramm mit Bürgerbeteiligung, bei der Menschen anrufen und Spenden eingesammelt werden können. Solche Aktionen werden wiederholt werden. Die erste ist für den 24. Oktober vorgesehen.

Dann kommen im November verschiedene Feste vor Ort und in der Provinz. Da sind wir ebenfalls eingebunden worden. Gestern Abend kamen deswegen der Bürgermeister von Mera, der Ortsvorsteher von Shell und um die 60 Personenim Gemeindezentrum vorbei, um die Einzelheiten festzulegen.

Aber es gibt auch Gefahren. Jetzt kann jeder im Namen des Hospitales um Geld bitten und es dann in die eigene Tasche zu stecken. Gauner sind da sehr spitzfindig. Also müssen wir jetzt schnell Ausweise mit Foto anfertigen lassen, die die 30 Mitarbeiter als dafür berechtigt ausweisen. Wir wollen dem Missbrauch von vorne herein vorbeugen.

Es herscht Aufbruchsstimmung in Shell. Jeder hat neue Ideen. Und wir sind uns einig darin, dass das Hospital neu erstehen soll. Aber es wird ein langer Weg werden. Es sind mehrere Etappen geplant: Zunächst Geld für die RENOVIERUNG, dann für die AUSRÜSTUNG mit INSTRUMENTEN etwa im Labor und in der letzten Phase für die PERSONELLE AUSSTATTUNG. So sollen die Menschen verstehen, dass es länger dauern wird.

Es sind Feste, Sportveranstaltungen und anderes geplan. Die erste Phase endet im November, dann sehen wir weiter.

Das erstaunlichste aber für mich war an dieen Vorbereitungstreffen. dass Leute aus der staatlichen Verwaltung Treffen mit Gebet anfangen und beenden. Es ist für alle klar. Dieses neue Hospital setzt einen geistlichen Schwerpunkt.

Sarayaku und Yasuni

sind zwei Indianernamen von Dörfern und Regionen im Amazonastiefland Ecuadors. Und beide stehen hierzulande für das Thema Erdöl. Beide stehen in den Schlagzeilen. Yasuni steht für das letzte große unerschlossene Urwaldgebiet mit einer der größten Artenvielfalt der Fauna und Flora dieses Planeten. Sarayaku steht für ein Gebiet, in dem seit den 70-er Jahren bereits Erdöl gefördert wird und wo sich Indianerorganisationen formiert und gegen Unrecht vor 20 bis 30 Jahren jetzt erfolgreich gewehrt haben. Vor kurzem hat der Amerikanische Gerichtshof für Menschenrechte den Indianern Sarayakus bestätigt, dass in den 90 - er Jahren ihre Rechte vom ecuatorianischen Staat verletzt wurden. Sie waren zur Ölförderung in diesem Gebiet nicht gefragt worden. Der Staat hat ihr Gebiet okupiert. In einem Staatsakt sind kürzlich mehrere Minister dorthin in den UrwalD in der Nähe des Pastazaflusses gereist, um sich öffentlich für das Unrecht vor vielen Jahren zu entschuldigen. Die Region erhält staatliche Entschädigung.
Die Menschen in Sarayaku sind kämpferisch und wohl organisiert. Sie haben einen langen Atem bewiesen und dem Staat schon mehrfach die Stirn geboten, als sie etwa polizeilich gesuchte Politiker lange Zeit versteckten. Sie haben ihr eigenes Kontrollsystem von jungen Männern, die soziale Hilfe leisten, auf kleinen Booten unterwegs sind, aber auch für Sicherheit sorgen. Mittlerweile haben Staat und die Menschen von Sarayaku Frieden geschlossen.
Jetzt geht die Frage um, was in dem Yasuni Nationalpark passieren wird. Die Ölförderung Ecuadors ist derzeit dabei sich zu verringern. Außerdem sinkt der Preis für das Erdöl weltweit, so dass die Finanzierung vieler ehrgeiziger staatlicher Projekte durch die Öleinnahmen fraglich wird. Also sind die neuen Ölfelder ein Muss.
Um nicht den Fehler von Sarayaku zu wiederholen, müssen jetzt die Indianer im Yasunigebiet kontaktiert werden und der Ölförderung zustimmen. Es sind nur wenige Dörfer, die aber wenig organisiert sind. Außerdem leben dort Stämme, die sich entschlossen haben, mit der Außenwelt keinen Kontakt aufzunehmen. Es sind Abspaltungen der Huauranis. Wie bekommt man ihre Zustimmun? Angenommen den Fall, diese würden in etwa 30 Jahren klagen. Was dann?
Die Gegner der Ölförderung im Yasunipark wittern wieder einmal die Chance, das Projekt zu stoppen. Sie haben vor einigen Monaten eine breitangelegte Aktion mit vielen Tausend Unterschriften verloren. Eine Regierungskomission hat ihnen die Listen soweit zusammen gestrichen, dass schlussendlich die erforderliche Minderstzahl nicht erreicht war. So blieb der geforderte Volksentscheid aus. 
Es wird der Regierung gelingen, die notwendigen Umweltgutachten und weitere Erlaubnis von den Indianern bekommen. Sie versucht nur keinen Fehler zu machen, der ihr in absehbarer Zukunft schaden kann. Ein zweites Sarayaku wird kurzfristig nicht passieren.