Mittwoch, 24. März 2010

Das Akutkrankenhaus



Der Patientenstrom ist nicht besonders groß. Die Hospitalbetten sind zwar alle belegt, aber die meisten sind stationäre Patienten der hiesigen Ärzte, die mit den Erdbebenfolgen nichts zu tun haben (wollen?). Und manche haben ihre eigenen Methoden beispielsweise der Diabetesbehandlung, bei der der Blutzucker selten unter 400 mg% geht. Aber da mischen wir uns nicht ein. Die anderen Betten sind durch Angehörige belegt, so dass die Betten nachts nie kalt werden. Dafür kommen auf uns immer mehr akute Fälle zu, die mit dem Erdbeben nichts zu tun haben.
Da war eine Frau mit Fingerdurchschuss durch eine Pistole zu versorgen. Sie hat uns nicht erzählt, wie das passiert ist. Und dann kam ein Junge, der mit voller Wucht auf einen Stein gefallen war mit einer Schädelfraktur. Nach 2 Std. Bewusstlosigkeit brachten sie ihn zu uns. Hirn trat aus der Stirnwunde, so dass wir ihn sofort operieren mussten. Er hatte eine Fraktur der Stirn und mehrere Knochensplitter waren ins Frontalhirn eingedrungen. Die haben wir wieder an Ort und Stelle gebracht und die Hirnhaut durch eine Plastik geflickt. Jetzt erholt er sich ganz langsam.
Ansonsten tut es gut, hier und da einen äußeren Fixateur abzunehmen, weil die Fraktur geheilt ist und auch im stationären Bereich sehen wir die Fortschritte. Was dringendst gebraucht wird ist Krankengymnastik. Wir basteln schon so was wie Gummibälle aus Handschuhen und Watte, damit die Patienten ihre Finger bewegen und scheuchen sie aus dem Bett. Ansonsten warten manche nun schon seit 9 Wochen im Bett, dass sie von alleine gesund werden und dabei werden die Gelenke immer steifer.

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