Samstag, 30. Januar 2010

Nachklang Haiti Januar 2010

Wir sind wieder zuhause und ich bereite mich auf den OP Marathon für behinderte Kinder für 3 Wochen im Februar vor. Gott ist gnädig und hat mir einige Tage in Shell geschenkt, um dort Einiges in Ordnung zu bringen. Am Sonntag geht es nach Quito und am Montag geht es weiter mit vielen Ärzten aus ganz Amerika.
Die Antwort auf ein paar e-mails aus Haiti war überwältigend. So viele Menschen haben für dieses Land gebetet und gespendet. Jetzt gilt es, das Geld gut anzulegen. Es einfach den Menschen dort in die Hand zu drücken wäre falsch. Das haben sie in der Vergangenheit oft genug erlebt, daran sind sie gewöhnt.
Wir wollen zuerst einmal die wirklichen nationalen Helden nennen, die wir getroffen haben. Da sind die beiden übrig gebliebenen Ärzte des Hospitales, die drei Tage lang ohne zu schlafen Patienten aufgenommen und notdürftig betreut haben. Nach einem Tag Pause, als unser Team eintraf, waren sie wieder da. Wie ihr Zuhause aussieht, wissen wir nicht. Dann sind da zwei Medizinstudenten ganz am Anfang des Studiums, Sie haben uns zur Seite gestanden uns übersetzt, Instrumente gereicht und Vieles andere mehr. Sie kamen morgens etwas später, weil ihr Bus nicht früher ging, aber sie blieben manchmal bis Mitternacht. Da waren die Missionare der Baptistischen Mission, die normalerweise nicht in OP beschäftigt sind. Die eine hat bei der Vorbereitung der Sterilisation geholfen, hat organisiert. Ein Missioniar hat die beiden Steries bedient, auch ca 16 Std am Tag. Und da war das große Vorbild Mamma Kafa. Sie bereitet alles für die Ops vor, im Durchschnitt eine Operation pro Werktag. Sie ist 82 Jahre alt. Ihr Haus ist zerstört. Sie schlief in der Nähe des Hospitales in der Kälte, bis wir das merkten und ihr eine Decke gaben. Sie war ohne Klage von morgens 8.00 bis nach Mitternacht da und beschäftigt, alle Geräte für die Operationen vorzubereiten, was wir ihr gaben. Nebenbei hat sie mit Patienten gebetet, uns bei der Morgenandacht Mut gemacht und mit und für uns gesungen. Das sind die wahren Helden dieses Erdbebens. Einheimische, die auch nach unserer Zeit noch mehr als volle Arbeit leisten.
Wir haben beschlossen, dass wir diese Menschen nicht alleine lassen werden. Ende März oder Anfang April wollen wir in kleinen Gruppen nochmals dort aushelfen.

Dienstag, 26. Januar 2010

Heimreise, 25 und 26. Jan 2010

Wir sitzen in einer Turbotropmaschine auf dem Weg nach Fort Lauderdale in Florida. Der Rückflug dauert mehr als doppelt so lange. Der Morgen war ein herzlicher Abschied vom liebgewordenen Team. Wir haben ausgetauscht und Abschied genommen. Jeder von uns hat eine Menge gelernt und wir haben mit 116 Operationen als Gemeinschaft den Menschen geholfen. Es war eine Gemeinschaft von Krisen erprobten Schwestern und Ärzten. Sie alle haben schon im Sudan, In Impfondo/Congo und bei anderen Katastrophen mitgeholfen.
Dann war noch ein wenig Zeit. Ich habe noch eine Patienten mit Oberschenkelfraktur operativ versorgen können. Derweil packten die anderen die Koffer ins Auto und ab ging es durch die verstopfte Stadt (Montagvormittag) zum Flughafen. Außer ein Paar Polizisten, die versuchten, den Verkehr zu regeln, war nichts normal. Die Stadt ist ein Chaos. Hier und da beginnen Trümmer und zerstörte Gebäude wegzuräumen. Die Binnenstruktur des Staates funktioniert nicht. Wir fahren durch den UN-Eingang zum Flughafen. Hier viele Hilfsorganisationen. Ich kann kurz mit den Johannitern in ihrem Zelt sprechen. Sie haben mobile Teams um die Stadt herum, kommen aber nachts dann doch in die Sicherheit zurück. Wir passieren ungestört die UN-Kontrolle Kontrolle, weil wir Weiße sind und fahren auf das Fugfeld. Kein Stempel im Pass. Aber der Flughafen ist in Ordnung. Das US-Militär hat alles geregelt. Immer wieder die Hubschrauber der US-Navy. Sie bringen Verletzte zum Flugzeugträger in der Bucht, derzeit ein Hospitalschiff mit 700 Betten.
Abflug nach Florida, aber Zwischenlandung in Providential Islands zum Tanken. Dort treffen wir Weltenbummler, in Ehepaar aus Canada, die mit ihrer kleinen Cessna unterwegs sind, Leute von der Nasa. Ein kurzer Austausch. Alle wollen wissen, was in Haiti wirklich los ist.
Resumee:
Haiti ist ein bitter armes Land. Es ist abgeholzt und in großer Teilen wüst und leer. Die Flüssen spülen das bisschen fruchtbare Erde ins Meer. Es ist eine fast rein schwarze Bevölkerung. Zurecht wird es das Armenhaus Lateinamerikas genannt. Die Region um das Baptistische Hospital ist eine der wenigen reichen Gegenden um die Hauptstadt. Die Missionare haben seit 60 Jahren den Menschen gezeigt, wie man in Terrassen anbaut, die Erde befestigt und so zu einem gewissen Wohlstand kommt. So sticht diese kleine Region heraus. Außerdem haben sie für Schulen und Ausbildung gesorgt - auch ein Gegensatz zum sonstigen Land. Noch nie in meinem Leben habe ich so einen positiven Einfluss einer Missionsarbeit gesehen wie hier.,
Wir haben kleine Kinder und viele Erwachsene behandelt, aber wenig Jugendliche. Das Erdbeben fand gegen 16.00 statt. Die Schulen haben wie in vielen Ländern drei Schichten und viele Schulen sind öffentliche Gebäude, die wegen Baumängel (Korruption beim Bau) eingestürzt sind. Es scheint überdurchschnittlich viele Kinder und Jugendliche getroffen zu haben
Das Land wir über Jahre weitere Hilfe brauchen. Als eines der korruptesten Amerikas ist nun das Zentrum, der Korruption, nämlich die Regierung lahm gelegt worden. Die Menschen im Stadtzentrum sind in mancher Hinsicht wie Tiere. Hilfslieferungen wagen sich nicht hinein. Die Menschen stürmen die Lastwagen, also wird während der Fahrt abgeworfen.
Es besteht wenig Interesse an Hygiene. Jeder wirft seinen Dreck auf die Straße oder in den Fluss, der vielen als Trinkwasserquelle dient. In Kürze werden Seuchen ausbrechen. Wir haben schon Typhuspatienten behandelt.
Haiti erhält seit vielen Jahren Hilfe von außen. Das Erdbeben wird diese Abhängigkeit nur noch verstärken. Wo sind ehrliche Menschen, die endlich so viele sind, dass es zu einer wirklichen Wende kommt? Ein Land voll Finsternis und Voodookult braucht einen geistlichen Wandel. Dazu kommen die Folgen der Sklaverei. Wir haben in der ganzen Zeit nicht einen weißen Einwohner Haitis zu Gesicht bekommen. Haiti ist wie ein Mischvolk Afrikas wie etwa Liberia. Und da geht es ja auch nicht besonders rosig zu. Die wirkliche Wende muss von den Haitianern selbst kommen.
Wir vom Desasterteam unserer Mission sind jedenfalls am Überlegen, ob wir nicht in etwa 6 - 12 Wochen nochmals für ca 14 Tage zurück kommen können, um zu helfen, wenn alle anderen gegangen sind und die Folgen noch lange nicht verheilt sind.
Überwältigt sind von der Flut der Gebete und auch Gaben, die diese Arbeit hier möglich gemacht haben. Danke für alles mit Durchtragen!!!!! Wir sind sehr oft an unsere Grenzen gekommen. Unser mitgebrachtes Material aus Ecuador hat gereicht bis der Nachschub kam, Als das Wasser ausging, hat unser Wasseringenieur das System reparieren können. Später kam zur rechten Zeit die Wasseraufbereitungsanlage. Nach 3 ersten, erschöpfenden Tagen kamen weitere Helfer. Gott hat uns zur rechten Zeit das Richtige geschenkt.
Wir haben als Teil eines Teams von Samaritan´s Purse (S.P.) gearbeitet. Mit uns im Team waren für ein paar Tage Ex Senator Dr. Bob Frist, der Gründer von S.P, der das Werk dann an Franklin Graham abgab. Mir hat Dr. Richard Forman im OP assistiert, der Gründer von World Medical Mission, sowie Dr. Paul Osteen, Chirurg und Pfarrer aus Houston, der wohl größten Kirchengemeinde der USA. Während unserer Zusammenarbeit ist der Plan gereift, das S.P. sich jetzt mehr in Katastrophenarbeit engagieren wird. Wir werden zusammen jetzt einen Plan zur Bildung eines Einsatzteams und Zelthospitals ausarbeiten. HCJB kann Personal stellen, S.P. Zelte und Logistik und später Ärzte und besonders Schwestern. Das nächste Erdbeben, die nächste Flutwelle kommt bestimmt.
 

Sonntag, 24. Januar 2010

Der Patientenstrom reisst nicht ab

Die Spannung im Hospital ist weniger. Viele Patienten sind entlassen worden. Von den Patienten, die bei unserem Eintreffen hier waren, sind mehr als 2/3 inzwischen gegangen. Vielen kommen natürlich in regelmäßigen Abständen zu Verbandswechsel und Kontrollen. Jetzt reißt der Strom der Neuankömmlinge nicht ab. Jeder Tag kommen so 15 Neue, die meisten mit Oberschenkelfrakturen. Und sie erzählen Schauergeschichten, wie die 24 - jährige Frau, die ganz verstört kam und die Stacheln stellte. Sie erzählte dann, dass sie seit Tagen kaum etwas zu essen bekommen hatte. Als das Erdbeben geschah, war sie im dritten Stock ihres Hauses und sie erlebte nacheinander, wie der dritte Stock auf den zweiten und den ersten aufschlug und unter ihr die ganze 6 - köpfige Familie begrub, darunter ihre 4 Kinder. Sie ist die einzige Überlebende.
Mitten hinein kam die Nachricht, dass wir abgelöst werden. Ein weiteres Team ist unterwegs. Wir sollen zum Debriefing in die USA. Das ist Order von oben, die keiner versteht, sind wir doch als Team nun eben gut eingearbeitet. Das tut weh, plötzlich alles hier zu lassen. Dann wieder die Nachricht, dass es morgen doch keinen Flug geben soll. Wir sind gespannt. Zumindest sind unsere Koffer schnell gepackt. Wir richten uns mal auf einige Tage mehr ein, merken aber doch, dass die Batterien so langsam leerer werden. Wir wollen keinen Abend mehr bis Mitternacht im Hospital sein. Die Not darf nicht alleine unseren Arbeitsalltag bestimmen. Und doch läuft es jetzt wie am Schnürchen. Heute haben wir neben anderen Verletzungen 5 Oberschenkel mit Platten versorgt.
Erfrischend war heute die eine Std. Pause em Vormittag beim Gottesdienst mit herrlichem Gesang - eben afrikanisch. Und nebenbei bemerkt: Wir haben in der ganzen Zeit bisher vergeblich nach einem weißen Haitianer Ausschau gehalten. Bisher werden alle schwarz. Die einzigen Weißen sind die Missionare und eben wir als Besucher.

Es ist wie Weihnachten, 23.Jan. 2010

Gestern kam einen zwei kleine Lastwagen- Sendung mit Nachschub, aber die Platten waren nicht dabei, Dafür hat sie aber jemand heute Nacht gebracht und wir siue gleich um 6.00 ausgepackt: Eine Riesenspende von Synthes, viele Instrumente für ganz spezielle Eingriffe, alles vom Feinsten, aber wenige Platten für Osteosythesen. Aber wir konnten wenigstens loslegen. Heute kamen 13 neue Patienten aus der Stadt, die die Nachricht gehört hatten. Sie kamen mit Taxi, Bus und auf LKW die Holperstraße zu uns herauf und das mit Ober- und Unterschenkelfrakturen und ohne Gips. Einige von ihnen haben wir heute sofort operiert. Die leuchtenden, dankbaren Augen und das von Herzen kommende "Merci" waren Lohn für die Anstrengung. Eine 14-Jährige hat mich umarmt und wollte gar nicht mehr loslassen vor Glück Sie liegt nun schon seit 11 Tagen irgendwo herum ohne wirkliche Hilfe. Jetzt ist sie operiert und auf dem Weg der Besserung. Auch durch das Team ist ein Ruck gegangen.
Spannung haben wir aber im Hospital gehabt. Die aus der "Unterstadt" sind hier nicht so gut angesehen und Patienten, die seit Tagen auf die Op warten weil ihr Blutdruck immer noch über 200 ist sind offensichtlich sauer, weil die Neuankömmlinge ihnen zuvor kommen. Und man merkt das sofort. Die Menschen hier reagieren höchst emotional. Wie oft meinten wir schon Streit schlichten zu müssen, dabei haben zwei sich nur ganz normal unterhalten.
Spannend ist auch die geistliche Seite. Viele Menschen, die bisher vom Glauben nicht wissen wollten, sind auf einmal offen geworden für das Evangelium. Unsere Pastoren erzählen und täglich von vielen Entscheidungen fürs Leben. Die Katastrophenzeit ist auch Erntezeit.
Morgen ist zwar Sonntag, aber für uns keine Pause, da weitere Patienten kommen werden und wir nicht wissen, wann wir das Land verlassen werden. Ein neues Team wird Anfang nächster Woche kommen und wir wissen nicht, wann es überhaupt Flüge nach draußen gibt.

Eine Woche Arbeit in Haiti, 22. Jan

mmer wieder kleiner Nachbeben. Wieder einige Tote, die bei brüchigen Mauern und kleinen Erschütterungen umkamen. Wir hier oben etwa 3 - 4 km Luftlinie von der Innenstadt merken die Nachbeben kaum. Heute waren wir schon um 17.00 mit dem OP-Programm fertig. Die andere Ärzte und Schwestern machen noch Verbände und behandeln die neuen und ambulanten Patienten. Wir sind fast durch mit den wichtigsten Operationen. Morgen sollen endlich Platten und Schrauben ankommen. Ich hoffe, es kommt nicht wieder soviel unbrauchbares Zeugs wie die letzten Male. Wenigstens haben wir nun Gips für die nächsten 2 - 3 Tage.

Die freie Zeit habe ich mal schnell zum Wäschewaschen im Waschbecken genutzt und auch, um kurz Statistik zu machen:
1 Woche OP eines fantastischen Teams (Einheimische wie Besucher):

96 operierte Patienten, einige davon mit Mehrfachbehandlung:
14 x Fixierung der Frakturen durch perkutane Nägel + Gips
12 x Äußerer Fixateur
27 x große Wundreinigung
10 x Wundreinigung + Fixierung der Frakturen mit Pins
8 x Amputationen von Fingern oder mehr
4 x ausgerenkte Gelenke eingerenkt
4 x reine Fasziotomien
2 x offene Baucheingriffe
4 x Pins für Zugbehandlung an Beinen (Beckenfrakturen)
3 x intrameduläre Nägel
4 x Verplattungen

Das Team ist in bester Stimmung. Schwierig ist es manchmal mit den jungen Ärzten, die in diese Situation us - amerikanischen Standard bringen wollen uns einige Patienten überbehandeln. Wir haben auch Patienten verloren, einen durch vermutliche Lungen- Fettembolie, 1 durch fehlende Blutkonserven, 2 durch Nierenversagen nach Muskelquetschungen und 3 Hirnblutungen. Das ist viel aber unter diesen Umständen nicht anders zu machen.

Heute war eine Stimmung des Aufatmens. Die Pläne, in die Stadt runter zu gehen, um dort zu helfen, haben wir fallen gelassen. Es scheint dort genügend Ärzte, aber zu wenige Behandlungsmöglichkeiten zu geben. Wir bleiben hier. Die Flure unseres Hospitales sind leer, die Massenlager in Lagerräumen werden weniger. Jetzt ist die Zeit, neue Patienten aufzunehmen, sobald der versprochene Nachschub an Material morgen eingetroffen und die Möglichkeit des Patiententransportes geregelt ist.

Situation in der Stadt, 21. Jan 2010

Wir sind weiterhin im Hospital in Arbeit vergraben, wenn auch das Team größer wird und so manche jungen Ärzte den typisch amerikanischen Standard einführen wollen, was bei uns Älteren nur ein Schmunzeln hervorruft. Aber einige waren heute in der Stadt und haben Schreckliches berichtet. Im Universitätshospital im Zentrum liegen ca 2000 Patienten. Sie operieren dort am laufenden Band in 12 - Std- Schichten, aber es wird nur amputiert. Sie haben uns angefragt, ob wir nicht eine Nachtschicht manchen würden, um wenigsten Frakturen zu schienen. Dort leben die Menschen in Zelten und unter freiem Himmel. Es räumt keiner auf. Von einer Regierung und organisierter Hilfe des Landes selbst ist nichts zu spüren. Die Ausländer haben das Sagen. Bei der Einreise gab es keine Kontrolle. Der Flughafen wird von Indern der UN-Truppen bewacht. Die US-Amerikaner sollen 3500 Soldaten hier haben, um für Ruhe zu sorgen. Die Israelis, die kurz nach uns kamen und die Kubaner sind jeweils mit einem Zelthospital zur Stelle. Einheimische Soldaten oder Polizisten scheint es nicht zu geben. Über 20% der Menschen dieses Landes leben in der Hauptstadt. Und da ist genau das Zentrum getroffen worden. Kein Gebäude eines Ministeriums ist noch heil inklusive des Präsidentenpalastes. Ein Experte, der schon bei 50 Naturkatastrophen mitgearbeitet hatte berichtete, dass das das Schlimmste und am wenigsten organisierte Desaster sein es Lebens sei.
Bei uns ist die Stimmung nach Spannungen wieder gut. Einige haben auf eigene Faust Material mit in die Stadt genommen, sind aber wieder damit zurück gekommen. Jetzt sind wir gemeinsam am Überlegen, ob wir nicht abwechselnd eine 12 Std Nachtschicht in der Stadt zusätzlich einlegen sollten, um dort vor Ort zu helfen. Bei uns haben wir die Arbeit jetzt fast auf einen 12 Std. Tag reduziert. Und es sind uns weitere Lieferungen von Platten und Instrumenten versprochen worden. Wir sind jetzt bei 83 operativen Eingriffen angelangt. Bin gespannt, wie es weiter geht.

Tag der Frustrationen

Zwei von uns sind heute Morgen schon losgezogen. Sie müssen am Freitagabend in Quito sein. Es gibt keinen anderen Weg. Es ist ein anderes Team gekommen und sie suchen weitere Wege, den Menschen hier an anderen Orten zu helfen. Und plötzlich sind wir wieder wenige und die Op-Liste reißt nicht ab. Die Allgemeinärzte kümmern sich um den stationären Patienten und Wunden, Drei Schwestern sorgen sich um die Medizin für die Patienten. Die wenigen einheimischen Schwestern helfen ihnen.
Mitten in der Liste der Frakturen und schmutzigen Wunden ein chirugischer Notfall, ein 14-Jähriger mit wohl seit 3 Tagen geplatztem Darm wegen Typhus. Ob er durchkommt ist noch sehr fraglich.
Dann weiter mit Knochenarbeit. Jetzt werden die letzten Reserven unserer aus Quito mitgebrachten Sachen verbraucht. Es gibt keinen Gips mehr. Verzweifelt versuchen wir einen Weg zu finden, um Menschen mit geschlossenen Frakturen zu versorgen, Wir haben uralte Metallplatten aus Donationen von vor 20 Jahren oder mehr in der Werkstatt zurechtgeschnitten, aber die neuen Schrauben passen nicht dazu. Die Patienten liegen nun schon seit über einer Woche. Wann wird der erste durch Lungenembolie sterben.
Die bestellten Platten kommen nicht. Dafür eine neue Gruppe Ärzte, die orthopädisches Material mitgebracht haben: Wunderschönes Spielzeug für vielleicht 5 oder 6 Patienten. Sie kommen sich wie die Erlöser vor. Dabei ist das weniger als der Tropfen auf den heißen Stein. Da verstehen viele in den Staaten bei Samaritan´s Purse nicht, was wir wirklich bestellt haben. Und dann fragen wir uns, was nun schon der zweite Herzchirurg soll, der hier auftaucht (und dann wieder verschwindet).
Zwei Gruppen von Ärzten besuchen weitere Stellen in der Stadt. Reporter der verschiedensten Nachrichtenagenturen kommen vorbei. Das ist unsere einzige Verbindung mit den Menschen hier in Port au Prince. Was wir da hören, ist alles andere als rosig. Im Zentrum der Stadt herrscht Chaos, Im Universitätskrankenhaus wird fast nur amputiert. Sie wollen uns ihre Patienten schicken (ohne Material????). Dort liegen ca 20 x mehr Patienten als bei uns. Andere funktionierende Hospitäler haben sie nicht gefunden. Wir sehen kein Ende der Arbeit aber auch keine wirkliche Hilfe aus der Zentrale von SP

Tag der Wende, 19. Jan. abends und 20. morgens

Es kommen weniger neue Patienten. Erstmals überwiegt die Zahl der Entlassungen. Die Gänge sind nicht mehr ganz so dicht gedrängt belegt mit Matratzen. In den Krankenzimmern keine Änderung. Aber wir haben auch weiter Patienten, die sterben. Einen Mann mit Compartmentsyndrom hatten wir noch schnell amputiert. Doch das Nierenversagen haben wir nicht mehr in den Griff bekommen. Dennoch gibt keinerlei Anschuldigungen von Seiten der Angehörigen, keine kritischen Fragen. Sie entschuldigen sich noch, das wir ihnen so viel Arbeit mit dem Verstorbenen gemacht haben. Wie geht es hier denn normalerweise zu im Gesundheitsdienst?
Die US-Luftwaffe brachte uns heute 4 neue Patienten aus ihrem Lager. Dort leben über 3000 Menschen dicht gedrängt bei wenig Essen.

Aber wir erleben auch immer wieder Wunder der letzten Minute. Das Wasser ging aus. In letzter Minute hat Samaritan´s Purse Wasserfilter angebracht und unser Wasseringenieur hat Reparaturen am Wasserleitungssystem vorgenommen. Wir dürfen wieder duschen und die Toilette abziehen. Das Krankenhaus hat keine Gipssäge. Die bestellte ist noch nicht eingetroffen SP und die US-Army haben sie uns versprochen. Heute fand ein Krankenhausmitarbeiter eine uralte Schachtel in irgend einer vergessenen Kammer und da war eine solche Säge tatsächlich vorhanden.
Unser Material für äußere Fixateure bei Frakturen gingen zuende. Heute kamen zwei Kartons mit gebrauchten Fixateuren von irgendwoher an. Wir können weiter operieren.
Auch kamen neue Antibiotika an, Infusionen und Vieles andere Dringende. Immer wieder bei Versorgungsengpässen wird unser Gebet erhört.

Jetzt treten wir in eine neue Phase. Die ersten Patienten mit Komplikationen kommen zurück in den OP. Die Infektion geht weiter. Manche werden noch Beine oder Arme verlieren. Und wir warten dringend auf Tetanusimpfungen. Bisher ist keiner gegen Wundstarrkrampf geimpft worden. Es gibt keinen Impstoff.

Was sonst in der Stadt Port du Prince los ist, hören wir nur von anderen. Bei Sonnenschein liegt die Stadt wie auf einer Ansichtskarte zu unseren Füssen.Aber in das Zentrum wagt sich noch nicht einmal die US-Armee. Aber darüber wissen Leute außerhalb von Haiti sicher besser Bescheid als wir hier in der Abgeschiedenheit des Hospitales und der Arbeit.


Die erste Gruppe muss uns heute verlassen. Es gibt nur ganz wenige Flüge aus Haiti raus.Wir wurden heute morgen von weinem Nachbeben geweckt. Das ganze Hospital schwankte, die Menschen schrien. Alles war kurz nach 6.00 bei Sonnenaufgang wach.
Heute muss ich das Team gut anleiten und die Hilfe organsieren. Es ist immer wieder erstaunlich, was neue Leute alles nicht wissen und was sie beachten müssen. Jeder will helfen, aber viel Eifer verpufft. Besonbders Amerikaner sind nicht gewohnt, mit Material zu sparen. Und wir wollen auch weiterhin als Team zusammenhalten. Ich bin nicht ihr Oberlehrer.
Dankbar bin ich für weniger Arbeitsdruck. Wir haben nun auch Zeit zu Stille und Gebet. Die Seele tankt auf.

Wieder ein voller Tag, Montag, 10. Jan. 2010

Heute fiel allen von uns das Aufstehen schwer. Ein herrlicher Sonnentag, unter uns die Bucht der Hauptstadt. Dann ging es erst einmal zu einer kurzen Visite in verschiedenen Gruppen, um uns erst einmal einen Überblick über die Patienten zu verschaffen. Wenige sind gegangen, andere bleiben, weil sie kein zuhause haben. aber die meisten wollen wissen, wann sie endlich operiert werden. Die Menge der Wartenden ist erdrückend, aber wir spüren große Dankbarkeit um uns herum. Die wenigen Missionare um uns tun ihr Bestes und bleiben mit uns bis nach Mittrenacht auf. Eine einheimische alte Frau, die im OP sterilisiert und vorbereitet hat mit ihren fast 80 Jahren einen 14 Std. Arbeitstag und das nun schon seiten Tagen.
Dann geht wieder an das Übliche: offene Unter - und Oberschenkelfrakturen. Wo bleibt der Nachschub?`Samaritan´s Purse (SP) hat zwar zwei Autos gebracht, aber so langsam gehen uns das Gipsmaterial, die Watte und die Nägel aus.
Am Nachmittag trifft eine weitere Gruppe von Krankenschwestern und Ärzten ein, darunter auch Warren Cooper, von dem wir schon in Impfongo/Congo schon viel Gutes gehört hatten. Ein Orthopäde, ein Allgemeinchirurg und eine Anästhesistin kommen mit uns in den OP und sind hervorragende Teammenschen. Sie kommen ohne Starallüren und reihen sich nahtlos in unser Team ein. Am Abend ist unser Anästhesist am Ende. Wir schicken ihn ins Bett, können aber trotzdem unser OP Programm abschließen, diesmal um 21.00. Heute waren es bei vielen kleineren Eingriffen über 30 operierte Patienten.
Im Op-Bereich liegt immer noch die Frau von gestern mit ihren blutenden Magengeschwüren. Sie ist stabil mit nur 2 gr. Hämoglobin. Eine Blutbank gibt es nicht. Das Labor hat keine Einrichtung zur Bluttransfusion gibt es nicht. Die neue Anästhesistin findet einen Weg, mein Blut für sie direkt zu übertragen. So liegen wir nebeneinander, ein blutreicher Weißer und eine weiße Schwarze.

Dann kommet ein Militar der US-Army und fragt, ob er uns einige Hundert Verletze schicken kann. Antwort: Nur, wenn er uns Material schickt. Das kann er erst in 2 - 3 Tagen. Er zieht wieder ab. Am Abend hörten wir, dass in der ganzen Stadt nur 5 Op funktionieren sollen, zwei davon bei uns.

Am Abend merken wir bei viel Lachen und Erzählen, dass die erste Riesenanspannung durch die Verstärkung des neuen Teams zuende geht. Jetzt brauchen wir nur noch mehr Material, eine Gipssägen, die das Hospital nicht besitzt und wir müssen uns auf die zweite Phase einstellen
- die geschlossenen Frakturen müssen mit Platten und Nägelns bersorgt werden, aber unter viel sterileren Bedingungen.
- wie versorgen wir eiternde Wunde auf Station und in den Fluren bzw. bei Patienten, die um das Hospital liegen?
- wann kommt endlich Tetanusimpfstoff?

Ich bis so dankbar für ein Team, das belastungsfähig ist und in dem keiner der Chef sein will. Das führt zu ansteckender Freude und Kraft. Hier wächst jeder über sich hinaus. Wie merken die vielen Gebete für uns - Danke

Sonntag, 17. Jan 2010

Ein schöner Sonnentag und Sonntag. Es geht schleppend los um 7.00. Unsere Besprechung ist zeitraubend, da wir viele Fehler in der Kommunikation erlebt haben und uns besser absprechen. Außerdem muss sich die extreme Anspannung auch mal bei einer Tasse Kaffe und viel Lachens entladen können. Dabei werden Erlebnisse ausgetauscht wie das kleine Mädchen, das gestern aus der Ketanestnarkose langsam aufwachte und noch halb im Schlaf immer wieder auf Krolisch sang: "Ich bitte gerettet, ich bin gerettet... Sie war wohl drei Tage lang verschüttet gewesen.
Überhaupt bekommen wir gar nicht so viel von den Rettungsaktionen mit, besonders wir im OP nicht. Wir sind nur am Schneiden, Bohren und Gipsen. Auch die einheimischenh Helfer sind nicht ganz so früh da gewesen. Und überall stoßen wir an Grenzen, erleben aber eine Gebeterhörung nach der anderen. Da wurde uns gleich erzählt, das wir heute nur bis 17.00 operieren könnten, da dann der Generator abgestellt würde. Wir haben noch für einen Tag Diesel. Seit Tagen waren sie zum Dieselkauf vergeblich unterwegs gewesen. Und dann taucht heute plötzlich ein Tankfahrzeug auf und es gibt keine Stromsperre. Der Gips ging zu Ende und die Versorgung aus dem Ausland ist noch nicht angekommen. Da findet jemand in einer Kiste noch eine vergessene Spende von anno Tobak. Das reicht gerade noch bis morgen Mittag. So geht es mit Op-Kleidung, Abdecktüchern etc. Alles geht zur Neige und dann finden sich weitere "Quellen". Danke für alle Gebete und viele nichtmedizinische Helfer des Hospitales, die unermüdlich Versorgung heranschaffen.
Aber auch der Patientenstrom reißt nicht ab. Wir meinten, dass wir schon 10 % der Patienten operiert hätten, aber immer wieder tauchen neue und hauptsächlich offene Unterschenkelfrakturen auf. Die Flure sind nachts nicht mehr ganz so überfüllt, Die ersten sind entlassen worden, aber es kommen viele nach. Und wenn jemand entlassen werden kann, werden sie nicht nach Hause entlassen, sondern auf die Straße. Sie haben kein zuhause mehr.
Heute war der Tag von nur 10 aber dafür längeren Ops und wir haben beschlossen, schon um 22.00 aufzuhören, wenn da nicht noch eine Patientin plötzlich in den Schock gerutscht wäre. Sie hat wegen einer Magenblutung ca 3 Liter Blut verloren. Im dichten Trubel fiel das zunächst gar nicht auf. Also haben wir den Tag mit einer wirklichen Notfalloperation kurz vor Mitternacht beendet.
Nach so einer Zeit ist man aber nicht fähig, sofort zu schlafen. Da muss man abschalten, erzählen und Gott einfach einmal danken, für ein erfülltes und sinnvolles Leben und dass es uns im Gegensatz zu den Menschen hier so gut gehen darf.

Der erste Arbeitstag 16. Jan.

Heute sind wir aus dem Op nur zum Essen rausgekommen. Jeder Patient bzw. die Angehörigen halten sich für den wichtigsten. Da gab es scharfe Auswahlkriterien. Offene und ausgerenkte offene Frakturen sowie vereiterte Wunden mit hohem Fieber waren die ersten. Jede Menge offene Ober - und Unterschenkelfrakturen aber auch zerschlagene Füße und Finger. Die meisten stanken zum Himmel.
Und es gab viel Trauriges zu verarbeiten, eine Mutter, die 6 Kinder im Haus ließ. Nach 3 Tagen wurde das eine ausgebuddelt mit eingeschlagenem Schädel und starb bei uns. Jetzt steht sie ohne Kinder da. Eine Frau mit instabiler Wirbelfraktur ist heute dann plörtzlich an weiterer Blutung verstorben.
Der Konkurrenzkampf der Menschen hier ist fürchterlich. Sobald einer im Op ist, müssen die Angehörigen das Bett hüten, sonst ist es bei seiner Rückkehr aus dem OP besetzt. Aber es gibt auch dankbare Gesichter und viel Verständnis wenn nicht alles so schnel geht. Wie viele "Merci s" haben hören wir immer wieder zwischendurch. Gefreut hat sich ein Mann,der zur Amputation seines Unterarmes kam, dem aber seine vielen Knockensplitter die Muskelfaszien öfneten, so dass es nicht zu Durchblutungsstörungen kam (Kompartmentsyndrom). Es hat jetzt einen äußeren Spanner und hat gute Chancen auf Genesung.
Das Team klappt bestens. Was fehlt sind Krankenschwestern im OP. So müssen wir uns alles selbst zusamen suchen. Lediglich eine liebe Frau gibrt es, die sterilisiert. Sie kann nicht lesen und schreiben, ist aber eine Seele von Mensch und spricht und betet mirt den Patienten, wenn sie in der Warteschlange liegen und Angst und Schmerzen haben.
14 Op waren es heute von 8.00 bis nach Mitternacht. Danach kann man auch erst mal nicht schlöafen und muss die vielen Eindrücke verarbeiten.

Ankufft in Haiti 15. Jan

Wir sind in der Luft. Das erste Mal in einem Learjet. 20 Personen - weiche Sessel und viel Platz. Wir fliegen in über 40 000 Fuss. Welch ein Gegensatz zu dem, was uns erwartet und was wir im Frühfernsehen gesehen haben. Dort in Haiti erwarten wir dennoch ein Chaos auf dem Flughafen. Wir werden im Baptistschen Hospital außerhalb der Hauptstadt sein. Wir haben Nachrichten von dort erhalten: ein 100 Betten Hospital. Sie haben 2 Ärzte dort und derzeit 300 Patienten.
International läuft die Hilfe an. Flugzeuge mit Zeltkrankenhäusern sind unterwegs. Ich bin fro, dass wir nicht im Zentrum der Hauptstadt Port Du Prince sein werden mit all seinen Destruktionen und den aufgebrachten Menschen, die Straßen mit Leichen blockiert haben, um wegen der fehlenden Hilfe zu protestieren.

Auf dem kleinen Flughafen stehen Flugzeug an Flugzeug.Wir schaffen es, unsere Maschine in 9 Min zu entladen, dann fliegt sie zurück. Blauhelme aus Indien sichern den Flughafen. Hilfsgüter rollen an und stapeln sich. Wieder Stunden des Wartens, dann werden wir abgeholt, fahren durch füchterliche Straßen Port du Prince mit vielen zerstörten Häusern hinauf durch schließlich ein Villenviertel mit wenig Schäden auf 1250 Meter Höhe über der Stadt in das Baptisten Hospital. Wir werden sehnlichst erwartet. Der leitende Arzt ist tot, die beiden anderen und die Anästhesistin haben seit 3 Tagen Dauerdienst und keine Trauma. Ein 100 Betten mit sicher an die 200 Pat. Ale Betten belegt Hospital, die engen Gänge teilweise auf beiden Seiten belegt, auf allen Pritschen Patienten und ständig kommen neue.
Jetzt gilt es erst einmal Ordnung reinzubringen, denn überall strecken uns Menschen Röntgenbilder entgegen. Allein die erste Visite, um die Patienten kennen zu lernen, kostet uns fast 4 Std. Dann die sie katalogisiert nach Wichtigkeit. Es sind Ober- und Unterschenkelfrakturen, Ober und Unterarmbrüche und gequetschte Hände und Füße mit Nekrosen. So viele Brüche haben wir noch nie auf einmal gesehen.
Und es geht gleich los mit einem Jungen mit Kompartmentsydrom, dem wir die Muskeln retten können, weiter einer offenen Unterschenkelfraktur. Dann liegt da eine Schwangere im Bild einer Eklampsie. Sie beschäftigt uns bis Mitternacht, aber das unreife Kind schafft es nicht zu überleben. Unsere Allgemeinärzte machen Nachtschicht. Nach Mitternacht geht es ins Bett.

Donnerstag, 14. Januar 2010

1. Anreiseversuch Erdbebenhilfe nach Haiti

Die Vorbereitung war hektisch, Anrufe den ganzen Tag, alle Arbeit umorganisieren, Sachen bestellen und Koffer packen. Dann nachts die Fahrt nach Quito. Um 5.00 traf sich dann das Team am Flughafen:
Sheila Leech, Krankenschwester und Leiterin des Teams
Dr. Stephen Nelson, Allgemeinmediziner, ebenso Dr Mark Nelson
Dr. Paul Barton, Anästhesist
Martin Harrison, Wasseringenieur
Dr. Leonardo Febres, Traumatologe
und ich.

In knapp 4 Std. in Miami - keine Probleme aber dann verflog die Zeit wie im Fluge. Wagen mieten, schnell was essen und Lebensmittel einkaufen und rund 100 km nach Norden nach West Palm Beach fahren, wo wir erwartet wurden. Samaritan´s Purse hat einen Jet geleast. Die amerikanischen Mitarbeiter waren schon vor Ort. Der Pilot fertig, aber wir erhalten keine Starterlaubnis. Miami hat die Kontrolle über den Luftraum von Haiti übernommen, um die Flüge zu organisieren. Derzeit ist der Luftraum übervoll. Flugzeuge mit schwerem Räumgerät werden entladen und blockieren den Flughafen. Derzeit gibt es kein Durchkommen. Es tut schon weg, in CNN die ganze Zeit die Bilder des Schreckens zu sehen und nichts tun zu können.
Es wird wohl eine lange Nacht des Wartens geben.
Dann wieder ein Wechsel: Es gibt keinen Flug mehr für heute, aber die Haitianische Regierung hat das Heft nach zwei agen Chaos wohl wieder in die Hand genommen. Auf einmal heißt es, sie brauchen keine Ärzte, sie brauchen Wasseraufbereitungsanlagen. Was ein Glück, das wir einen Wasseringenieur dabei haben. Und morgen fliegt ein weiteres Flugzeug von Samartian´s Purse mit eben solchen Anlagen nach der Insel. Über diese Verbindung versuchen wir dann doch ins Land zu kommen. Wir sitzen im Hotel in West Palm Beach bei weniger als 15 Grad Außentemperatur. Die Leute hier rennen in Mänteln herum.

Jede Stunde bringt Änderungen: Wir dürfen nur mit einer kleinen Gruppe einreisen und haben schon 2 von uns ausgewählt wieder heimzufliegen. Dann die Nachricht, dass die UN die Hilfe jetzt koordiniert. Morgen um 8.00 ist Abflug (Änderungen möglich).
Dann werde ich vermutlich keine Internetverbindung mehr haben.

Das Bild zeigt unseren Jet an, mit dem wir fliegen werden.

Sonntag, 10. Januar 2010

Heute ist ein ganz besonderer Tag


Tim Samuel Weißbach hat die Familie Weißbach bereichert. Er ist am 10. I 10 um 10Uhr10 in Shell geboren. Es ist schon ein ganz besonders Vorrecht für Großeltern, ihren Enkeln zu helfen, das OP-Licht der Welt zu erblicken. Es war ein Bilderbuch - Kaiserschnitt ohne irgend eine Komplikation, ohne Blutverlust. Die Enkel Sina und Emelie sind begeistert, wenn auch Emelie spürt, dass sie vom Thron gestürzt wurde. Dafür müssen die Großeltern ein Alternativprogramm starten. Derzeit ist die "Abuelita" mit ihr auf dem Trambolin, um sich abzureagieren - Familientherapie?. Eine Geburt ist eben doch ein großes Ereignis. Wir sind unserem Herrn von Herzen dankbar, dass so eine familienintensive Zeit möglich ist. Wir empfinden es als ein ganz besonderes Geschenk, haben wir doch sonst nicht viel von den anderen Enkeln.

Freitag, 1. Januar 2010

Wieder zurück in Shell


Unsere Zeit in Impfondo war bis zuletzt mit Arbeit angefüllt. Zuletzt ging uns das Material im Op, Verbandszeug und auch einige Medikamente aus. Auf Grund der vielen offizieller Besucher wie der 3 Minister des Landes, die mit einem großen Tross anreisten, war Versorgungsgepäck in Brazzaville geblieben. Wir hoffen, dass sich das ändert. Die UN- Flüchtlingskommission hat versprochen zu helfen. Wir haben einen herzlichen Abschied von unseren Langzeitpatienten erlebt und die Behandlungsschritte der Frischverletzten festgelegt. Es tut einem in der Seele weh, diese jungen Menschen ohne Fachpersonal zurück zu lassen, auch wenn sie Rebellen sind. Allein die Tatsache, dass letztendlich "Freund und Feind" in einer Krankenhütte zusammen lagen, hat zu Spannungen geführt, aber auch erste Gespräche untereinander ermöglicht.
Dann ging es nach Brazzaville, wo wir zwei Tage lang die Stadt kennen lernten, viel liefen und uns gegenseitig erzählten und bei einem kühlen Bier etwas anderes als fast 3 Monate nur Wasser genossen. Der Heimflug war lang aber ohne große Probleme außer dass ein Koffer fehlte und der Pilot die Air France Maschine in Bogotá bei der Landung so hart aufsetzte, dass irgend etwas brach und der Flieger nicht wieder sofort heim fliegen konnte.
Wieder in Shell, warteten gleich viele Patienten auf uns. Die erste Op hier am Ankunftstag war gleich wieder ein Schussverletzung, diesmal aber nicht von einem Krieg..

Jetzt sind wir wieder in unserer bekannten Welt. Wir warten darauf, dass unsere Seele aus Afrika nachkommt. Wir sind dankbar für alle Bewahrung und dass wir in einer Zeit in Impfondo waren, als wir wirklich gebraucht wurden. Unser Einsatz war über ein Jahr vorher geplant worden. Wer hatte damals gedacht, dass dann Krieg herrschen würde? Und wir sind um eine Erfahrung reicher. Auch mit wenigen Mitteln kann man Menschen helfen. Die früheren Katastropheneinsätze haben uns vieles gezeigt. Der Afrikaeinsatz war jetzt eine Stufe weiter.

Vergessen wir nicht die Mitarbeiter der Mission in Impfondo, die dort weitermachen und die den geistlichen Teil der Patientenbetreuung geleistet haben und noch leisten, denn wir konnten mit den Patienten nur radebrechen. Sie haben die Verbindung hergestellt. Und unsere Mitarbeiter Dr. Panchi hat die Entscheidung gefällt, sich als Missionsarzt für Afrika vorzubereiten - ein langer Weg, aber eine wichtige Entscheidung.
Dank für alle Begleitung unseres Weges in Gebet und Gaben!