Mittwoch, 19. Februar 2014

Es geht auf die Entscheidung zu

Nach 6 Wochen des Wartens auf die Anerkennung unserer Stiftung durch das Gesundheitsministerium wurde mir gestern erklärt, dass die Anerkennung noch dieser Woche erfolgt. Nach 6 Wochen Warterei passt das genau in unseren Plan, denn am 23. Februar sind Kommunalwahlen in Ecuador und vorher sind Radio und Fernsehen mit den Parteien beschäftigt. Unsere Aufrufe für Spenden würden da nur untergehen.

Unsere ehemalige Partnermission HCJB - Global zieht sich fast komplett aus Ecuador zurück. Die Radiostation in Ecuador soll selbständig werden. Auch das Krankenhaus in Quito wird verkauft. Damit werden auch die Namen "La Voz de los Andes" - die Stimme der Anden und HCJB mit abgegeben. Deswegen beschloss die Mission wieder mal eine Namensänderung und heißt seit dem 22. Januar 2014 REACH BEYOND.

Seit Wochen verhandeln wir über die Übernahme des Hospitales in Shell - bislang ohne wirklichen Durchbruch. Während das Krankenhaus verrammelt ist, ein Wächter Tag und Nacht ein totes Objekt bewachen. Türen mit Stahlgittern und Holz verschlagen sind, mehr und mehr Geräte und fast alle Computer verschwinden, wird das Gebäude zu einer toten Festung.
Seit Oktober haben wir einen Spender aus der Erdölindustrie, der uns beim Kauf kräftig unterstützen will. Er hat wenig Bargeld, kann aber mit der Spende Steuern abschreiben. Im Klartext heißt das, er kann in vielen "kleinen" Raten bezahlen. HCJB hat vor fast 2 Jahren das Gelände und die Infrastruktur des Besitzes in Shell schätzen lassen: 5 Millionen Dollar. Doch das geht nur, wenn man alle Grundstücke einzeln verkaufen würde. So haben wir uns mit HCJB auf das Kernstück (Hospital und Häuser für Ärzte und anderes Personal) für 3 Mio. Dollar geeinigt. Mehrere Pläne unseres Spenders hat die Mission aber verworfen. Der letzte Plan sah einen Leasingvertrag vor mit monatlichen Raten von 25.000 - 30.000 Dollar, eine Zwischenzahlung und nach 2 Jahren den Rest von 2,5 Mio. Dollar.  Insgesamt hätte Reach Beyond damit weit über 3 Mio. Dollar erhalten. Das dauert der Mission aber zu lange. Und was wäre, wenn der Spender zwischendurch abspringen würde? Wir als Stiftung haben immer wieder klar gemacht, dass wir keine ausländischen Spendengelder für HCJB - Reach Beyond abgeben werden.

So haben wir unsere frühere Mission jetzt zu einer Entscheidung aufgefordert und sehen 3 Möglichkeiten:
1) Einigung mit dem Spender aus der Petroindustrie auf irgendein Model der Zahlung.
2) Sie schenken uns das Krankenhaus in Shell oder verkaufen es für einen sehr geringen Preis.
3) Wir bauen neu.

Die Punkte 1) und 2) wurden abgelehnt. Die Mission hat ca. 1,5 Mio. für die Entlassung des Personals zahlen müssen, Außerdem betrug das Defizit wegen der Misswirtschaft der letzten Jahre nochmals ca. 1,5 Mio. Dollar. Dieses Geld wollen sie mindestens wieder reinkommen. Wir halten dagegen, dass wir seit Jahren mehrere Modelle der Änderung vorgeschlagen haben, aber keiner auf uns gehört hat. Dafür sind wir nicht verantwortlich.

So geht alles auf einen Neubau zu. Aber wie bei jedem "Geschäft" geht es am Schluss rau zu. Da kann sich täglich das Blatt wenden. Wir fühlen uns wie Nehemia, der auch mit viel Widerstand beim Wiederaufbau der Stadt Jerusalem zu kämpfen hatte. Da mobilisierte er Feinde von innen und von außen. Unser Jerusalem heißt nach wie vor "Hospital Vozandes del Oriente" in Shell. Aber vielleicht müssen wir unser "Jerusalem" ganz in der Nähe an einem anderen Ort aufbauen. Dank für alle Gebete!!!!!

Sonntag, 9. Februar 2014

Der erste "Mord" eines Patienten durch einen Arzt

Vor wenigen Wochen unterzeichnete Ecuadors Präsident die neuen Gesetze. Besonders umstritten war die Neuordnung bei Todesfällen durch eine Behandlung. Ärzte streikten, einige kündigten ihre Tätigkeit in staatlichen Hospitälern und sollen jetzt so schnell wie möglich durch Kubaner ersetzt werden. Die Wogen schlugen hoch, während die Regierung Stärke zeigte, ging sie doch auf der anderen Seite ein wenig auf die Ärzte ein. Verhandlungen sind im Gange. Nicht dass das Gesetz aufgehoben oder verändert wird. Man ist dabei, sich auf eine neue "Interpretation" zu einigen.
Jetzt ist erstmals der Ernstfall eingetreten. An dem Tag, als die Ärzte der Provinz Ibarra im Norden der Sierra Ecuadors eine Protestveranstaltung geplant hatten, starb in einem Hospital der Provinz ein 10-jähriger Junge wohl durch einen allergischen Schock nach der Operation. Dabei war der Junge sonst gesund und eine Beschneidung ist normalerweise kein wirklich zwingender Grund. Aber wir kennen die Einzelheiten der Krankheitsgeschichte nicht.
Beschneidungen sind hierzulande nicht üblich wie sie etwa Juden oder Muslime aus religiösen Gründen durchführen, Nordamerikaner aus hygienischen. Also muss wohl wirklich eine Indikation vorgelegen haben.
Der Junge ist gestorben und längst beerdigt. Aber jetzt laufen die Ermittlungen gegen den Anästhesisten. Denn das Problem entstand wohl nach der Operation im Aufwachraum. Eltern und Angehörige berichten, dass der Junge geschrien habe und sie eine hektische Aktivität im Aufwachraum bemerkten.
Das Gesetz sagt in Art. 146, dass im Todesfall bei einer nicht nötigen Operation der Arzt wegen vorsätzlichen Mordes angeklagt werden kann. Jetzt ist die Frage, wie dieses Gesetz nun "interpretiert" wird.
Zunächst wurde der Anästhesist im gleichen Hospital angeblich wegen einer "Hochdruckkriese" stationär aufgenommen. Das kann sein, kann aber auch nur eine schöne Umschreibung für Schutz sein. Etwa bei Verkehrsunfällen gilt das Gleiche. Bei Personenschaden nach Unfall ist für die Fahrer automatisch Haft angesagt, bis der Fall richterlich "geklärt" ist. Das ist die Art, wie man sicherstellt, dass keiner einfach verschwindet. Der Arzt ist inzwischen aus dem Hospital entlassen, muss sich aber alle 2 Wochen polizeilich melden. In einem Monat soll das kriminaltechnische Gutachten fertig sein. Dann beginnt ein Prozess, den viele mit Spannung erwarten.
Eines wird an diesem Fall deutlich. Das neue Gesetz ist in Kraft, aber es wird bisher sehr sanft angewendet, vielleicht weil eine ganze Nation gespannt nach Ibarra schaut. Wir sind auf den wirklichen Ausgang gespannt, denn ein allergischer Schock, wenn es denn einer war, kann jederzeit vorkommen. Wie wird der tragische Tod dieses Kindes interprediert werden?

Mittwoch, 5. Februar 2014

Was tut ein Missionsarzt, wenn das Hospital geschlossen ist?

Ich erlebe derzeit eine interessante Zeit bei aller Ungeduld, dass die staatlichen Bescheinigungen unserer Stiftung auf sich warten lassen, mehrere staatliche Behörden umziehen und man über eine Woche lang keine Auskunft erhält und die Bezahlung für unser Hospital von Seiten des Geldgebers wieder wackelig ist. Das alleine zehrt schon an den Nerven. Daneben planen wir den Neubeginn auf vielen Ebenen.  Ich lebe in einer spannenden  Zeit. Klaudia ist für 4 Wochen in Deutschland. Ihre Eltern bauen körperlich und geistig stark ab und so will sie diese Zeit nutzen, solange noch guter Kontakt möglich ist. Jetzt zählen vor allem Gefühle, weniger die Logik.

Zuerst haben wir uns die Wohnung in Quito vorgenommen. Sie ist seit 15 Jahren nicht mehr renoviert worden. Das Meiste ist gestrichen. Aber eine Wohnung streicht man am besten, wenn sie leer steht, nicht, wenn praktisch 2 Familien darin leben und noch ein Ehepaar zu Besuch ist, so dass ich im Wohnzimmer auf der Matratze schlafe. Aber dafür habe ich auch Hilfe.
Der Garten in Shell ist auch wieder auf Vordermann. Die Zitronen tragen bestens, der Rest nicht ganz so. Der viele Regen laugt den Boden stärker aus als man meinen sollte.

Nach wie vor kommen täglich mehrere Patienten, die ich dann im Vorhof oder auf der Bank vor dem Hospital oder auch zuhause untersuchen darf. Das Hospital zu betreten ist mir mehrfach streng verboten worden. Der Kontakt zu den Patienten reißt aber nicht ab.

Die Gemeinde in Mondayacu besuche ist nach Möglichkeit am Samstag. Sie wird ganz langsam stabiler. Vorher besuche ich noch gelegentlich einen Gefangenen. Er hat es nicht leicht, seine Zeit ohne Probleme durchzustehen. Wenn er aufmupft, verlängert sich seine Strafe. Gott hat ihn nach früheren Verbindung zu Satanisten nun in seine Schule genommen. Derzeit lesen wir Texte aus der Bibel von Gefangenen wie Josef in Ägypten oder Daniel. Da werden diese alten Geschichten auf einmal erschreckend und wohltuend lebendig. Die Frau des Gefangenen kommt dann nach der Besuchszeit gerne in den Gottesdienst nach Mondayacu. Auch sie wächst ganz langsam im Glauben. Es ist die persönliche Begleitung, die geistliches Wachstum bringt.

Dann hat sich eine ganz neue Möglichkeit aufgetan. In unserer Gemeinde in Quito kommt seit Neuestem eine Familie, die vor ca. 8 Jahren zum Glauben kamen, aber in eine Sekte gerieten, die ihnen alles Geld abnahmen. Kurz vor dem Bankrott stiegen sie aus. Es laufen noch gerichtliche Prozesse. Es gab eine persönliche  Verleumdungskampagne. Jetzt sehen sie langsam wieder Licht am Ende des Tunnels. Aber sie haben insgesamt 5 Gemeinden in ganz Ecuador gegründet, die ihre eigenen Pastoren haben. Diese Pfingstgemeinden haben sie vor der Sekte schützen können. Jetzt merken sie aber, dass sie mehr biblische Tiefe brauchen. Sie selbst haben sich als Ehepaar in einem theologischen Seminar einmal im Monat angemeldet. Am letzten Wochenende sind wir dann gemeinsam die 400 km an die Küste nach Guayaquil gefahren und haben einen Sonntag lang 6 Std. Bibelunterricht in der Gemeinde gegeben. Thema: Das Leben von Elia und Elisa. Ich habe selten so viel Konzentration erlebt. Die Pausen bestanden aus Lobpreis und Tanz und ein Brot für jeden. Dann ging es weiter.
Das wollen wir jetzt auch in den anderen Gemeinden wiederholen. So gesehen brauchte ich gar nicht mehr ins Hospital zurück. Es gäbe auch so genug zu tun. Langeweile gibt es nicht, denn jetzt muss ich weitere biblische Themen vorbereiten.
Danke für alle Begleitung im Gebet. Wir fühlen uns auch dann getragen, wenn wir nicht medizinisch arbeiten.