Mittwoch, 19. November 2014

Gottes Führung beim Geldsammeln

   Unser Team arbeitet kräftig. Wir verteilen Handzettel und bitten um Spenden für die Wiedereröffnung unseres Hospitals in Shell, aber der Anfang ist schwer. Der Volkslauf in der nahen Stadt Puyo hat wenig eingebracht. Und zum anderen haben sich aus unerfindlichen Gründen die Ölfirmen zurückgezogen und sind nicht zu erreichen, haben wir doch vorher alle 2 - 3 Wochen in Kontakt gestanden. So muss es auch ohne die Ölförderung gehen. Aber die Bevölkerung von Shell und Puyo ist jetzt mobilisiert worden. Immer wieder wird unserem Team Geld zugesteckt, doch insgesamt es ist ein sehr sehr langsamer Fortschritt.
    Jetzt haben wir die Strategie geändert. Unsere 35 Helfer werden müde, wenn sie große Aktionen alle miteinander und auf Dauer durchführen müssen. Wir machen es jetzt noch einmal als großen Kraftakt in Shell. Jetzt sind 10 Tage Feiertage der Gründung von Shell. Da verkaufen wir bei den Festveranstaltungen Getränke und Essen. Dann ist erst einmal eine Pause angesagt. Doch wir müssen die gesamte Region im Auge behalten und wir brauchen mehr Hilfe. Die Wiedereröffnung des Hospitales muss ein gemeinsames Anliegen vieler Menschen werden.
    So haben wir uns jetzt in kleine Gruppen aufteilt. 4 - 5 Personen versuchen, Kontakte in weiteren Städten zu machen, um dort ein Team von dort zusammemzustellen, die uns helfen, Kontakte zu bekommen. Bei solchen Besuchen fangen wir von Null an, da wir keinen Zugriff zu den Krankenakten und vorherigen Patientendaten mehr haben. Die Patienten haben alle unsere Telfonnummern, aber wir nicht ihre Daten.
    Heute standen Kontakt zu Baños an, einem großen Touristenort Richtung Hochland am Fuße des Vulkans Tungurahua.  Schon einmal hatte ein Team einen Tagesbesuch vorgenommen und eine lokale Radiostation gefunden, die für unser Anliegen offen war. So hatte ich vor einer Woche ein Telefoninterview gegeben und unseren heutigen Besuch angekündigt. Wir kamen in der Stadt an aber waren verloren. Wir dürfen ohne Genehmigung kein Plakat aufhängen, keine Handzettel verteilen..... Unsere Stimmung war gedrückt. Dann das Interview im lokalen Radio zu fünft und der Hinweis, dass Leute, die uns helfen wollen, uns vor der Basilika treffen könnten. Baños ist ein großer katholischer Wallfahrtsort mit Marienheiligtum.
    Nach dem Interview kam ein junger Mann auf uns zu. Vor einer Woche hatte er nach dem Telefoninterview beschlossen, uns zu helfen. Heute rief ihn seine Mutter beim zweiten Interview an, dass wir da wären und er kam sofort. Er ging mit uns durch viele Geschäfte und stellte uns vor. Wir erklärten unser Anliegen. So kamen wir mit Ladenbesitzern von drei evangelischen Kirchen vor Ort zusammen. Unser neuer Koordinator versprach, Hilfe mit drei Kirchen zu organisieren. Jetzt werden wir mit einer Gruppe Christen dort vor Ort eine Aktion planen, in der sie uns sagen, was am besten funktioniert. Jeder von ihnen war schon einmal Patient im Hospital Vozandes del Oriente gewesen. Das motiviert.
    Später kamen noch zwei Markfrauen dazu und werden das Team verstärken.
    Schlussendlich wollten wir noch den einzigen Patienten besuchen, an den sich unser Team erinnern konnte. Aber er war nicht da. Dafür trafen wir seinen Bruder, der der Vorsitzende des Tourismusvereins der Stadt ist. Und die Stadt lebt vom Tourismus. Er ist eine Schlüsselperson und wird uns mit noch mehr wichtigen Helfern zusammenbringen.
    Unsere Stimmung auf der Heimreise war erfüllt von Dankbarkeit und Staunen, wie Gott uns Türen öffnet. Sicher, es ist Arbeit, aber wir entwickeln allmählich eine Strategie in der Spendenaktion. Unser Team muss lernen, hart zu arbeiten, aber in erster Linie auf Gott zu vertrauen. Gott schickt uns Schlüsselpersonen, die den Weg für Weiteres öffnen. Wir können nur staunen.

Mittwoch, 5. November 2014

Die erste große Spendenaktion für unser Hospital Shell

Gestern haben wir die erste große Aktion für unser neues Hospital Shell durchgeführt - einen Volkslauf über 4 Kilometer. Es war mehr als nur ein Lauf. Es ging darum, erstmals Geld für das Hospital Shell zu sammeln. Aber mehr als Geld ging es darum, dass das Team in der gemeinsamen Arbeit zusammenwuchs, sich selbst organisierte und Erfahrungen sammelte. Der Ergebnis in Zahlen ist zunächst einmal ernüchtend: Gut $ 1000,- Einnahmen, aber mit welch einem Kraftakt!!!! Und wir brauchen ca 1/2 Mio. Dollar nur um anzufangen.

Derzeit sind eine Woche Feiern der Provinz. Viele Gruppen haben zu Festen eingeladen. Gestern Abend fand ein von der Provinzverwaltung bezahltes Konzert mit christlichen Künstlern statt. Da durfen wir mitmachen und hatten den Volkslauf kurz davor geplant, mitten durch Puyo und eine Stunde vorher am Konzert endend.

Seit über 2 Wochen arbeitete das Team mit verschiedenen Vorbereitungen:
- Die amtlichen Genehmigungen: Die Polizei, die Provinzverwaltung mussten gebeten werden, den Lauf zu genehmigen. Ämter brauchten Briefe, mussten das Ganze weitergeben. Die letztendliche Genehmigung erhielten wir wenige Stunden vor dem Lauf. Es geht hier nicht um Behördenkram. Es geht um Sicherheit. Ich habe nur Briefe unterschrieben, aber unser Team war 2 Wochen lang unterwegs dafür. Und es waren ca 100 Polizisten auf der Strecke, die im nachmittaglichen Berufsverkehr die Straßen der Strecke durch die Provinzhauptstadt sperrten und den Sportlern freien Durchlass gewährten. Schon deswegen war der Behördenweg notwendig. Und es muss desagt werden, dass alle Behörden uns auf dem Weg unterstützten.

Dazu kamen rechtliche Notwendigkeiten. Feuerwehr und das Rote Kreuz waren für eventuelle Notfälle anwesend. Die machten gerne mit und sind Teil unseres Teams, ohne dass uns das etwas kostet. Sie halfen mit einem Zelt am Anfang des Laufs und am Schluss, weil es wenige Zeit vorher noch in Strömen regnete und wir die letzten Anmeldungen für den Lauf noch auf trockenem Papier notieren mussten.

Die Einschreibungen für den Lauf war ein anderes Thema. Seit über zwei Wochen gabe es Radiospots in den Medien, eine Pressekonferenz für lokales Fernsehen und Radiostationen in einer nahen Hostería - einer Art Touristenhotel. Das alles brachte unser Anliegen ins Gespräch. Daneben druckten wir Werbeplakate mit unserem Anliegen, Geld für die Eröffnung des Hospitals Shell zu sammeln. Es kamen wenige Spenden ein, auch einige Sachspenden für Preise - Pakete in Geschenkpapier, von denen wir wie bei Weihnachtsgeschenken nicht wusste, was sie enthielten, aber wir waren uns eine wichtiger Beweis Beweis der Unterstützung.

Tagelang saßen unsere Helfer an Tischen für die Einschreibung in drei Orten: Noch am Freitagabend, also 4 Tage vor dem Lauf Ernüchterung: 7 Teilnehmer, die für den Lauf je 5 Dollar einzahlten.  Aber Latinos kennen Latinos. Es wurden plötzlich mehr und mehr. Die Werbung zeigte Erfolg. Die letzten Einschreibungen kamen am Start. Schließlich waren es über 100 Teilnehmer. Kurz vor dem Rennen wurde die Strecke abgesteckt. An Tischen standen unsere Leute und verteilten Wasser an die Sportler in Plastikbeuteln. Der Müll wurde danach wieder eingesammelt und ich durfte mit meinem Pick-up wieder Tische, Stühle und Mitarbeiter einsammeln inmitten des Berufsverkehrs, der wieder froh war, dass es normal weiterging und drei Enkeln im Auto, deren Mutter längst durchs Ziel gelang war.
Dann die Siegerehrung. Es wurde schnell klar, dass einige Teilnehmer von weiter her kamen, um die Siegerpreise abzusahnen. Wir mussten lernen, dass es einigen Leuten nur um Geld, nicht aber um Sachwerte ging. So gaben wir einen Teil der Einnahmen für Siegerpreise aus und nicht für unser Projekt. Dafür haben wir Geschenkpakete teilweise mit Weihnachtspapier im Haus, die auf neue Aktionen warten. Aber die gsamte lokale Presse berichtete wieder von uns.
Die Aktion war werbewirksam. Menschen kennen unserer Plan und wir haben in jedem Medieninterview erklärt, dass das erst der Anfang eines weiten Weges war und dass es uns um geistliche Werte, nicht nur um Geld geht.

Heute ist der Tag danach - ein Fasten- und Gebetstag, um als Team daraus zu lernen, auf Gott zu hören und neue Pläne zu schmieden.
Finanziell gesprochen war es ernüchternd. Aber das Wichtigste ist, dass wir den Weg gemeinsam gehen und miteinander lernen. Das neue Krankenhaus Shell ist nicht Tat von Ausländern, die hier Geld reinbringen, sondern Ecuatorianer, die lernen, wie man es als geistliches Team gemeinsam macht. Ich bin gespannt, wie das weitergeht. Gott hat noch mehr mit uns vor.

Samstag, 1. November 2014

Feiertage sind Entscheidungstage

Die hiesige Regierung lässt seine Bediensteten arbeiten und Entscheidungen werden kurz vor Feiertage gefällt. Dann sind die meisten Menschen wie jetzt Anfang November wegen kirchlicher und nationaler Feiertage mit sich selbst beschäftigt. Überall fuhren die Tanklaster durch die Gegend, um ja für den Ausflugsverkehr genügend Sprit zur Verfügung zu haben. Da soll nichts anbrennen. So trafen sich gestern am Reformationstag, einem normalen Arbeitstag, die Richter des Höchsten Gerichtshofs, der die Regierung überwacht, um über die neuesten Pläne des Palamentes abzustimmen.
Es wurde grünes Licht gegeben für fast alle Vorhaben, allem voran die unbegrenzte Wiederwahl der staatlichen Autoritäten. Bisher war es aus leidvoller Geschichte des Landes nur erlaubt, einmal wiedergewählt zu werden, angefangen vom Bürgermeister bis hin zum Staatspräsidenten. Hintergrund ist, dass der heutige Präsident Rafael Correa nach seiner letzten Wiederwahl vor 1,5 Jahren noch lauthals verkündete, dass dies seine letzte Amtszeit sei. Aber er ist alleiniger Garant der jetzigen sozialistischen Regierung. Mit der absoluten Mehrheit seiner Partei im Parlament hat er jetzt die Möglichkeit, die Verfassung zu ändern und das ist Teil der Zukunftspläne seiner Partei. Er kann sich also 2017 der Wiederwahl stellen. Natürlich muss das auch für andere Persönlichkeiten des Landes möglich sein.

Aber noch andere Entscheidungen wurden vom höchsten Richterrat beschlossen. Dafür braucht man kein Plebiszit, wie bisher. Das Volk wird nicht weiter gefragt. Das Parlament entscheidet und das genügt.

Viel entscheidenter scheint mir aber die Kompetenz der lokalen Behörden zu sein. Sie nennen sichs GADs = Gobiernos Autónomos Descentralizados = selbständige Entscheidungszentren der Städte und Gemeinden. Das klingt nach lokaler Selbstverwaltung. Jetzt wurde entschieden, dass sie in Fragen der Gesundheit, der Bildung, der sozialen Sicherheit und beim sozialen Wohnungsbau kein Mitspracherecht mehr haben. Das übernimmt der Staat. In anderen Worten: Die Kommunen kümmern sich um ihre lokalen Belange. Die Finanzmttel sind ohnehin schwach. So können sie nur Wenig selbst entscheiden. Hier ist ein wichtiger Schritt hin zum zentral gelenkten Staat getan.

Unter dem Thema Sicherheit werden die Streitkäfte des Landes nun mit der Polizei vereint in Diensten mit der Sicherheit. Daüber entscheidet die Zentralgewalt.

 Und letztendlich wird das Alter der leitenden Staatsbediensteten von 35 auf 30 Jahre gesenkt. Hintergrund ist eine Gruppe von neuen, jungen Politikern, die wichtige Ämter wie die der Parlamentspräsidentin innehaben, in der Regierung die Säulen der Staatsmacht darstellen und die alte Garde ablösen möchten. Diese Altersbeschränkung fällt jetzt weg.

Daneben fallen die Gewerkschaftrechte für staatliche Bedienstete weg, weil der Staat ja ihre Rechte garantiert. Volksentscheide werden beschränkt und alles übernimmt die Zentralgewalt.

Insgesamt wurden an diesem Feiertagswochenende wieder einmal wichtige Weichen gestellt. Der Saat ist deutlich zentralisiert worden. Neben den Rechten der Bürgermeister in deutlich beschränktem Rahmen ist es vor allem die Zentralmacht, die das Sagen an sich gerissen hat. Es lebe der zentralisierte Sozialismus!