Samstag, 27. April 2013

Ecuador auf dem Weg zum Weltall

EXA sind die Abkürzungen: Agencia Espacial Civil Ecuatoriana - Ecuadorian Space Agency. Diese Gruppe ist klein, aber 7 Ingenieure haben seit einem Jahr am ersten einheimischen Nachrichtensatelliten gebaut. Am 25. April 2013 wurde er kurz vor Mitternacht hiesiger Zeit im Raumfahrtzentrum JiuQuan im Osten Chinas zusammen mit Satelliten aus der Türkei und Argentinien ins Weltall auf eine Umlaufbahn in 650 km Höhe gebracht. Mit 7,5 km pro Sekunde Geschwindigkeit wird der Nachrichtensatellit dann über dem Pazifik kreisen und Bilder über hochempfindliche Infrarotkameras senden und Nachrichtenverbindung herstellen. Die Lebenszeit ist für 5 Jahre veranschlagt, aber dafür halten sich die Kosten von $80.000,- für diesen und den Nachfolgesatelliten zusammen durchaus in Grenzen. Ganze 10 cm misst die Schachtel, die da ins Weltall geschossen wurde und die da oben zwei fast 30 cm lange Solarantennen ausfuhr.
Pegasus ist der verheißungsvolle Name. Der Start hat vorbildlich geklappt. Die ersten ausgesandten Signale wurden von Deutschland aus empfangen und Glückwünsche an Ecuador weitergegeben. Der Satellit dient der Beobachtung aus dem Weltraum und soll erst einmal das Interesse an dieser Technik und am Weltraum wecken. Schulen und Universitäten können sich mit diesem Satelliten in Verbindung setzen und Bilder abladen. Wozu der Staat allerdings die extrem lichtstarken Infrarotkameras noch benutzt, wird nicht laut gesagt. Angeblich sollen Asteroiden damit beobachtet werden.
Der Zwillingsbruder des PEGASUS heißt KRYSAOR, ist baugleich und soll im August 2013 von einer russischen Rakete ins Weltall befördert werden. Geplant ist ein Netz von ecuatorianischen Satelliten über dem Pazifik, später auch für weitere Nachrichtenübermittlung. Aber das Land will erst einmal seine Erfahrung mit den kleinen, 1,2 kg schweren Baukästen machen, bevor weitere Pläne endgültig verabschiedet werden. 5 Jahre wird die Überlebenszeit der beiden Satelliten geschätzt. Dann werden sie wie viel anderer Weltraummüll für immer über uns kreisen. Aber diese beiden kleinen Schachteln am Himmel zeigen an, dass Ecuador in eine andere Phase seiner Geschichte eintritt. Ich finde es hervorragend, dass Schüler und Studenten Zugang haben und sich neue Träume und Möglichkeiten für junge Menschen auftun. Ecuador betritt Neuland mit Zukunftsaussichten.

Donnerstag, 25. April 2013

Universitäten erneut unter der Lupe

Vor gut einem Jahr setzte über Nacht in Ecuador ein Universitätssterben ein. Jetzt geht die Schließung weiter. Hintergrund ist eine massive Ausweitung und Aufblähung der Universitäten des Landes. Dem wurde ein Riegel vorgeschoben. Nicht jeder kann heute irgendeinen Studiengang anbieten und sich Universität nennen. Der Staat hatte vorher Gesetze erlassen, Vorschriften ausgegeben und dann eine interne Prüfung aller staatlichen und privaten Institute vorgenommen. Einige erfüllt die Normen eben nicht und wurden mitten im Vorlesungsbetrieb geschlossen. Für einige Studenten war das bitter. Die in den letzten Semestern durften ihren Abschluss noch staatlich anerkannt ablegen. Doch für die bis zur Mitte des Studienganges kam das AUS über Nacht. Viele haben fleißig gelernt und bezahlt, um dann über Nacht wieder von vorne anfangen.  
Jetzt gab es eine erneute Prüfung der Universitäten: Ergebnis: 44 der 86, also über die Hälfte der Universitätszweigstellen wurden als "schlecht" bewertet und müssen geschlossen werden.
Alle Universitäten des Landes haben verschiedene Standorte. Ein Großteil der Studiengänge sind Fernstudien mit bestimmter Anwesenheitspflicht vor Ort. Und da liegt der Haken. Für die Vorlesungen dort in den Provinzstädten stehen oft nur gering qualifizierte Kräfte zur Verfügung. Laut Unisatzung muss aber ein bestimmter Prozentsatz von Kräften mit einem PHD, einem Doktortitel vorhanden sein. Diesen Standard weisen die Unis in den Hauptstandorten auf, nicht aber in den Zweigstellen, die weit über das Land verteilt sind. Diese Standorte sind attraktiv für Menschen, die nicht zu einem Studium in die großen Zentren kommen können oder wollen. Ein Großteil der Menschen studieren heutzutage, viele berufsbegleitend oder weil sie Familien  haben. Da macht die Universität ihr Geschäft, denn alle Studiengänge kosten etwas und hier meinen sie mit wenig Aufwand vor Ort viele Studenten anzulocken. Dem wurde jetzt ein Riegel vorgeschoben.
Insgesamt sind derzeit 13.000 Studenten betroffen. Sie dürfen zwar fertig studieren, es dürfen für diese Standorte und bestimmte Studiengänge aber keine neuen Studenten mehr aufgenommen werden. Hauptleidtragende ist die staatliche Zentraluniversität von Guayaquil mit insgesamt 23 Filialschließungen. Aber es gibt nicht nur Schließungen. Sämtliche Zweigstellen wurden katalogisiert in "akzeptiert", "akzeptiert mit Bedingungen", und "gerade noch akzeptiert". Die staatliche Kommission der Universitätsüberwachung hat die geschlossenen Standorte als "Scheinunis ohne Professoren, Bibliotheken und erbärmlichen Hintergrund" bezeichnet. Immerhin verzeichnen diese Außenstandorte landesweit über 73.000 Studierende.
Eine Universität zu bilden bringt auch in Ecuador nicht mehr das große Geld, das jemand in Gebäude steckt. Sie ist längst eine Forschungsanstalt geworden, die transparent sein muss. Ziel des Staates ist eine neue Superuniversitätsstadt im Norden des Landes, auf der grünen Wiese erbaut mit höchstem wissenschaftlichem Niveau. Und eines ist klar. Die Konkurrenz belebt das Geschäft. Das akademische Niveau unseres Landes kann sich längst mit dem Europas messen, auch wenn es noch eine gewisse Grauzone gibt.

Montag, 22. April 2013

Weiße Flecken auf der Landkarte gibt es schon lange nicht mehr...

aber durchaus Gebiete, in die die Zivilisation noch keinen Fuß hinein gesetzt hat. Man schätzt, dass es ca. 200 Stämme und Völker gibt, die keinen oder nur gelegentlichen Kontakt mit der Außenwelt hatten. Die allermeisten davon leben in Südamerika, wenige in Südostasien. Afrika, der zuletzt erforschte und eroberte Kontinent weist kaum noch solche Flecken mehr auf. Die letzten großen Reservate indigener Völker gibt es noch Amazonaseinzugsgebiet und zwar in Venezuela, Kolumbien, Ecuador, Peru, Bolivien Paraguay und natürlich Brasilien. Einige dieser Völker sind erst in den letzten Jahren aus der Luft entdeckt worden. Es sind mehr als 70 autarke Völker. Sie leben meist abseits der großen Nebenflüsse des Amazonas oder haben sich dahin zurückgezogen. Manche hatten früher Kontakte zur sogenannten Zivilisation und haben sich später bewusst abgesetzt. Man sieht es etwa an den Aluminiumkochtöpfen oder den Macheten, die sie ihren alten Geräten vorziehen. Überall sind inzwischen Indianerschutzgebiete eingerichtet worden. Man will ihre Kultur erhalten und möglichst von fremden Einflüssen schützen. Denn diese kleinen Normadenstämme mit eigener Kultur und Sprache sind äußerst anfällig, am meisten für Infektionskrankheiten wie Masern. In diese Schutzgebiete darf niemand hinein, aber das steht meist nur auf dem Papier, denn es gibt keine wirkliche Kontrolle.
    Da ist etwa der ecuatorianische Staat, der den Yasunipark als letztes großes nicht erreichtes Gebiet gesperrt hat. Dort leben unter anderem die Tagaeris und die Taromenanes, zwei den Huauranis verwandte Stämme, die sich vor Jahren bewusst vom Kontakt zur Zivilisation getrennt haben. immer wieder kommt es zu Kämpfen mit ihren Verwandten, den Huauranis. Ecuador hat feierlich verkündet, dass dieses Gebiet geschützt ist und  das Land hat internationale Gelder für das NICHT-Fördern von Erdöl dort erhalten. Aber längst sind die Geologen und Vermesser dort, um das Anzapfen vorzubereiten, natürlich unter "strengsten" Sicherheitsmaßnahmen. Und im Norden des Yasuniparks wird eine große Durchgangsstraße gebaut, die mit Brasilien einen regen Warenaustausch ermöglichen soll.
    In Brasilien gibt es viel mehr solcher Menschenzoos. Aber die Überwachung der Grenzen liegt in den Händen von Mischlingen, die bestechlich sind und da werden nicht nur am Rand des Gebietes Wälder gerodet. Jetzt merkt man, dass man nicht einen wirklichen Zaun darum herum ziehen kann. Es ist besser die Menschen dort gemächlich an den Kontakt zu gewöhnen. Brasilien denkt ebenfalls um. Impfungen schützen vor Epidemien. Also werden Veränderungen kommen. Die werden die isolierten Menschen ändern. Jetzt ist nur die Frage, wer sie ändern darf und wohin und ob der Schuss nicht letztlich nach hinten losgeht.
    Was waren das noch für Zeiten etwa in den 60-er Jahren, als christliche Missionare zu den Unerreichten reisten, sich so weit wie möglich anpassten, Sprache und Kultur studierten, mit ihnen lebten und Wort Gottes Menschen veränderten. Denn diese Indios leben gar nicht so glücklich, wie man meist meint. Wir oft habe ich den Satz gehört: "Warum seid ihr nicht früher gekommen, dann hätte mein Großvater und Vater die Frohe Botschaft gehört und wäre nicht so verzweifelt gestorben!" Auch diese Menschen  haben ein Recht auf die Wahrheit. Man muss sie ihnen nur verständlich erklären. Und da, wo Missionare waren, gibt es eine aufgeschriebene Sprache, deren aufgeschriebene Geschichten und einen neuen Mut dieser Menschen, mit der Welt in Kontakt zu treten, wie es bei den Huauranis und vielen anderen Völkern Ecuadors längst der Fall ist.  Dann kann eine Kultur sich auf fast gleicher Höhe mit der anderen messen und mischen. Die Zeit der Menschenzoos ist vorbei. Sie sind auf Dauer nicht zu halten, denn jeder unterstützt die Idee der Isolierung, aber jeder möchte diese Menschen auch einmal auf einer Urlausreise besuchen, ab besten zu Fuß oder Boot, natürlich von einem bequemen Hotel aus zu erreichen.

Sonntag, 21. April 2013

Der neue Flughafen von Quito

Gut zwei Monate ist der neue Flughafen von Quito schon in Betrieb und im Grunde genommen schon wieder zu klein. Es sind nicht nur die weiten Anfahrwege bei nur einer Zubringerstraße. Es ist nicht nur das Nadelöhr einer kleinen Metallbrücke über die sich der Verkehr einer 6 spurigen Schnellstraße auf zwei sehr langsame reduziert. Es ist der Flughafen selbst, der mehr Verspätungen aufweist als der alte.
Diese Verspätungen haben mehrere Ursachen. Das Tal unterhalb von Quito mit dem neuen Flughafen ist öfter in Nebel gehüllt als Quito selbst und das automatische Landesystem für Schlechtwetter ist noch nicht in Betrieb genommen. Also parken Flüge anderswo oder kreisen in Schleifen über der neuen Landepiste in Tababela bis diese zum Landen freigegeben wird.
Dann müssen die Gäste oft warten, bis sie ihren Flieger auch wirklich verlassen dürfen. Es gibt zu wenig Arme zur Entladung. Busse bringen die Passagiere zum Flughafengebäude, aber die werden jetzt erst in ausreichender Menge angeschafft. Und wer schließlich draußen ist, wartet an drei Schlangen, um seine Parkgebühr fürs Auto zu bezahlen. Die Automaten hatten größte Anfangsschwierigkeiten.
Warum also die fehlende Planung und Anlaufpannen?

Nun, der neue Flughafen in Tababela wurden schon vor über 25 Jahren dorthin bestimmt und seitdem geplant. Er sollte schon 2009 den alten Airport mitten in der Stadt Quito ersetzen. Doch dann wurde immer wieder vertagt - nur 4 Jahre bis 2013. Zur Zeit der Erstplanung wurde von einer Kapazität von 3,5 Mio. Passagieren pro Jahr ausgegangen. Doch noch der alte Flugplatz musste letztlich 5 Mio. jährliche Passagiere bewältigen. So fing der Neue bereit weit über der Höchstgrenze an. Für die Stadt Quito ist Phase II des neuen Flughafens höchste Priorität. Der Platz ist da. Problem ist aber, dass Phase I noch lange nicht fertiggestellt ist. Beispielsweise fehlt die Abfertigungshalle für Cargo - also vor allem für Blumen. Und die ist wirtschaftlich eine absolute Priorität für den wichtigsten Industriezweig um Quito.
Aber in kurzer Zeit wird wohl mit der Flughafenerweiterung begonnen. Wir brauchen mehr Arme zur Abfertigung von Passagierfliegern, mehr Busse und auch an der Infrastruktur der Passagierabfertigung muss weiter gearbeitet werden. 

Typisch fehlende Planung eines Landes der Dritten Welt - höre ich jemanden sagen. Das ist es sicher nicht. Die Welt des Fliegens hat sich nicht nur hierzulande rasant geändert. Jedes Jahr bringt neue Zahlen und Tendenzen. Dazu kommen die Lage Quitos und die Landschaft mit tiefen Tälern rundherum, die den Straßenbau zu Höchstleistungen herausfordern. Ein Kilometer Straße kostet hier ein Zehnfaches vom Straßenbau in einer Ebene. Und der Flughafen in Tababela funktioniert besser als der seit Jahren verschobene Großflughafen von Berlin. Unsere funktioniert nach 4 Jahren Zeitverschiebung relativ gut. Und der von Berlin....?

Mittwoch, 17. April 2013

Venezuela in einer schweren Krise

Venezuela hat den Präsidenten gewählt und der Chavez – Schwiegersohn Nicolás Maduro hat die Wahl denkbar knapp gewonnen. Dabei erkennt die Opposition das Ergebnis nicht an, denn nach Wahlforschern müsste sie deutlich die Nase vorne haben. Was die Wahrheit ist, werden wir wohl nie herausbekommen. Tatsache ist aber, dass Venezuela wieder mal vor einem Bürgerkrieg steht. Die ersten Toten und Verletzten gab es schon in den ersten Tagen der Proteste. Beide Seiten sprechen von einem Staatsstreich oder zu mindestens deutlichen Absichten.
Tatsache ist, dass der verstorbene Hugo Chávez sein Land umgekrempelt hat. Er hat Wohnungen gebaut, teilweise Wolkenkratzer, den denen die Familien statt in den Blechhütten wohnen. Er hat die Armut auf ein Minimum reduziert. Für die arme Bevölkerungsschicht hat sich Vieles zum Besseren gewandt. Aber das hatte seinen Preis: Die Inflation Venezuelas ist die höchste der gesamten Region. Das Kapital flieht und kann nur mit drastischen Polizeimaßnahmen daran gehindert werden. Der Spritpreis ist so billig, dass Kraftstoff subventioniert werden muss. Benzin zu sparen lohnt sich nicht, weil Wasser inzwischen wesentlich teurer ist. Auch daran kann ein Staat langsam zugrunde gehen. Subventionen wollen auf Dauer erarbeitet werden.

Jetzt steht Venezuela erst einmal vor einer Zerreißprobe, denn die Opposition fordert einen Nachzählung der Stimmen. Es wurden wohl Wahlurnen im Straßengraben gefunden mit Stimmzetteln mehrheitlich für den Gegenkandidaten Cabriles. Doch Nicolás Maduro, der Nachfolger Hugo Chávez wähnt sich fest im Sattel. Hinter ihm steht das Militär. Das hat schon vor Jahren geradeheraus erklärt, dass Chávez Präsident bleibt, entscheide das Volk, was es wolle. Die gesamte militärspitze ist mit Sympathisanten des Sozialismus des 21. Jahrhunderts besetzt. Bei einem Wechsel steht wohl ein Militärputsch ins Land. Es wäre nicht der erste in der Geschichte Venezuelas, aber außenpolitisch alles andere als opportun.

Es ist auch bezeichnend, dass sich die sogenannten "Bruderländer" wie Ecuador, Bolivien, Brasilien und Bolivien mit offiziellen Glückwünschen an den offiziellen Wahlsieger zurückhalten. Panamas Präsident hat sich geweigert zu gratulieren.  Die sind plötzlich alle beschäftigt und warten erst einmal ab.

Beide Seiten in Venezuela wissen um die Gefährlichkeit der innenpolitischen Situation. Das Pulverfass liegt offen. Aber der Streit geht weiter. Was bringt die Zukunft? Maduro wird sicher im Amt bleiben. Aber diesmal muss er selbst beweisen, dass er das Erbe seines Schwiegervaters gut weiterentwickelt.

Sonntag, 7. April 2013

Unruhe im Urwald Ecuadors

Die Aufregung ist groß. Es herrscht höchste Alarmbereitschaft in vielen Dörfern des Urwaldes. Die Nachrichten der Regierung und die Indianerorganisationen sind recht unterschiedlich. Nach Tagen der Alarmmeldungen werden überall Pläne geschmiedet, wie man sich schützen kann und sicher auch, wie man hier und da Rache übt.
Am 05. März wurden zwei Huauranis in einem der Ölfördergebieten im Urwald des Nordostens Ecuadors durch Lanzen getötet. Der Grund, warum dieses Ehepaar sterben musste, ist nicht klar, aber die Waffen, mit denen sie getötet wurden stammen von den Tagaeris. Am 29. März wurde ein Haus der Tagaeris von Huauranis überfallen. Es soll über 30 Tote oder mehr gegeben haben. Zwei Mädchen von 3 und 7 Jahren haben überlebt. Sie wurden gefunden, geimpft und dann an andere Huauranis weiter gegeben. Die haben sie jetzt in Sicherheit gebracht. Es ist üblich, dass überlebende Kinder und Frauen nach einem solchen Massaker mit den Siegern ziehen. Der Staat versucht, die Wogen zu glätten, aber im Grund genommen kann er es nicht. Außer starken Worten ist er machtlos.
Was ist der Hintergrund: Die Huauranis waren ein gefürchteter Stamm im Urwald, der in der Geschichte von den Quichua- und Shaurindianern immer weiter in die Wildnis hineingedrängt wurde. Da hat er sich gewehrt und war deswegen von den Nachbarn gefürchtet. 1956 brach von Shell die erste Gruppe Missionare auf, um Kontakt mit ihnen zu versuchen. Die 5 Männer wurden ermordet, was die Öffnung der Huauranis für das Evangelium bedeutete, denn die Frauen einiger dieser Missionare sorgten dafür, dass das Evangelium Fuß fasste. Inzwischen haben aber viele Huauranis Verbindung mit der Welt, leben in den Städten um ihr Gebiet herum. Die ersten studieren an den Universitäten. Gestern haben ich einen verletzten Spieler eines Huaurani - Fußballclubs behandelt.  Die Zahl der Huauranis, ursprünglich mal bei ca. 300 Personen, ist auf weit über 2000 gestiegen. Dennoch leben noch viele nach alter Kultur im Urwald. Und das Leben dort war immer geprägt von Streitereien untereinander. Ein Grund ist der Raub von Mädchen. Bei Kleindörfern von 30 - 40 Personen ist praktisch jeder mit jedem verwandt. Frisches Blut kommt durch Raub herein. Die Mädchen gewöhnen sich schon an das neue Leben. Das ist das Schicksal von Frauen im Urwald. Das war schon immer so.
Es gibt aber eine Gruppe von Indianern, die sich immer der Verbindung mit der Außenwelt entzogen haben. Schon damals, als die Wycliff - Bibelübersetzer versuchten, Verbindung zwischen Indianern und der Regierung herzustellen. Diese Gruppe leitet ihren Namen von Tagae ab, einem berühmten Krieger in der Zeit, als die ersten Ölfirmen den Urwald betraten und unter einem Lanzenhagel im Boot starben. Diese Gruppe ist eigentlich eine Splittergruppe der Huauranis, auch wenn ihre Sprache sich ein wenig geändert hat.
Diese Tagaeris haben jetzt wohl am 05. März das Ehepaar getötet, vielleicht, weil sie ihnen zu nahe gekommen waren. Dem folgte prompt die Rache der Huauranis. Im Gegensatz leben die Tagaeris nicht in vielen kleinen offenen Häusern sondern in einer einzigen verschlossenen Hütte. So kann man viele von ihnen auf einmal töten. Es waren wohl um die 30 - eine ganze Sippe, die die Huauranis am 29. März umbrachten. Hinterher war es natürlich keiner. Die zwei Mädchen sind ihre "Beute". Und, oh Wunder, jetzt fürchten sich alle Huauranis vor der Rache der "Tagaeris" und rufen den Notstand aus. Die sind jetzt die Feinde und ich bin sicher, die werden sich rächen.
Die Regierung arbeitet aber mit den Huauranis zusammen. Glücklicherweise leben "die Wilden - Tagaeris" mehrheitlich in einem Gebiet, in das einzudringen sich der Staat verboten hat.
Ich habe einen Traum, der mein Gebet ist: Es ist nicht die Aufgabe der Regierung, hier mit Gewalt "Frieden zu schaffen". Aber es gibt viele treue Huauranichristen. Beten wir für sie, dass sie Mittel und Wege finden, um Kontakt mit den Tagaeris aufzunehmen. Es ist Zeit, dass auch die Tagaeris mit dem Evangelium erreicht werden. Vielleicht ist das jetzt eine Chance!!!!!!

Donnerstag, 4. April 2013

Was gibt es Neues....

in Shell und warum so wenige Nachrichten der Andenwölffe?
    Nun, die Mission hat die Entscheidung gefällt, dass das Krankenhaus erst einmal so weiter macht. In wenigen Tagen werden wir einen Vertrag mit dem hiesigen staatlichen Sozialsystem unterzeichnen und deren Patienten mit behandeln. Das tun wir in Notfällen seit September 2012. Sie wurden uns einfach geschickt, aber bis heute nicht bezahlt, weil wir ja keinen Vertrag haben.
    Der Staat baut derzeit seine Krankenhäuser aus. In der Provinzhauptstadt Puyo ist ein 140 -Betten Hospital eingeweiht worden. In der Übergangszeit haben sie für Wochen alle Patienten zu uns geschickt. Das ging bis nach der Eröffnung wegen fehlender Op-Kleidung so weiter. Es war eine arbeitsreiche Zeit für uns. Die Bezahlung kommt vielleicht in 3 Monaten und dann mit enormen Abstrichen, weil Pfennigfuchser alle Aufzeichnungen der Patienten nach Fehlern in unseren Krankenakten durchsuchen und "Abstriche" machen. 
Derzeit machen wir eine Schulung in Sozialismus durch. Jetzt wird alles „zentral“ geregelt, nur dass die Zentralen wechseln und verschiedene lokale „Könige“ aufstehen, uns Hausaufgaben aufgeben, seitenweise Papiere zu entwickeln und termingerecht nach 3 Tagen abgeben. Nächsten Monat gelten wieder andere Kriterien.. Das füllt die Aktenordner und Speicherplatz auf dem PC. Wir alle kaufen derzeit größere Flash Drives. Aber insgesamt hilft es, unser Land auf internationale Standards hinzubringen. Beispiel: Runde Verkehrsschilder mit rotem Kreis sind Verbotsschilder. Es gibt aber immer noch solche Schilder, die ein Abbiegen ausdrücklich erlauben. Was wir uns in Deutschland kaum vorstellen können. Dort sind alle öffentlichen Signalschilder europäisch genormt. Hier sind wir dabei, das auch zu tun. Problem sind nur die wachsenden Zuständigkeiten. Die Feuerwehr hat unseren Plan der teilweisen oder ganzen Evakuation des Hospitales abgenommen. Jetzt fordert das Gesundheitsamt der Provinz genau das Gleiche, aber in einem anderen Format. Dabei ist nicht klar, wer hier eigentlich das Sagen hat, also schreiben wir in drei Tagen alles wieder um. Bei knapp 60 Mitarbeitern gibt es derzeit 12 Komitees, die das Leben regeln: Innere Sicherheit, richtige Arbeitshaltung: Lehrgänge für alle Mitarbeiter, dass man nicht von Bürostuhl hinterrücks fällt, wie man die Leiter richtig hinstellt, damit man nicht vom Regal fällt, in welcher Haltung man den Besen betätigt.... (alles Unfälle von früher, die nicht mehr passieren dürfen). Die Institution muss dafür sorgen, dass so etwas verhindert wird. Und alles muss per Übungen, Protokoll und Unterschrift festgehalten werden. Demnächst kommen die Kontrolleure unangekündigt ins Haus und schnüffeln herum.
    Aber auch das ist Chance für ein Zeugnis. Bei Provinzsitzungen sind wir oft die einzigen, die ihre Hausaufgaben wirklich gemacht haben. Es gibt neue Wege zu zeigen, dass wir ganz dabei sind. Wir kommen mit neuen Leuten zusammen und können Hoffnung in einer Umbruchsituation geben. Und wir haben nicht viel weniger Patienten, jetzt, da das neue Krankenhaus zu funktionieren scheint. "Konkurrenz belebt das Geschäft", stimmt immer noch. Aber sich mit Patienten tief zu verständigen und sie nicht als Nummer zu sehen. Das ist etwas anderes. Das macht den Unterschied. "Es lebe der Sozialismus"!!!!!! Und Menschen Jesus lieb zu machen, das können wir noch mehr als früher.