Sonntag, 25. Juli 2010

Der Unterschied zwischen Jungen und Mädchen

Wir leben hier in Ecuador in einem für viele Deutsche interessanten Land. Es ist weit weg und sicher und deshalb mit seinen verschiedenen Kulturen nicht nur für Kurzzeittouristen interessant, sondern auch ein Magnet für Globetrotter, die länger hier verweilen wollen. Darunter sind viele junge Leute aus Deutschland oder Nordamerika, die hier durchs Land reisen oder ein Praktikum absolvieren. Wer allerdings länger als 3 Monate bleiben will, braucht ein besonders Visum, etwa als Missionar oder Student. Und so erleben wir hier viele Besucher, mit denen wir unser Leben für wenige Tage als Zwischenstation oder auch für einige Wochen und Monate teilen. Dabei fallen uns zwei Extreme auf, von denen wir berichten wollen.
Die weitaus größte Zahl der jungen Menschen, die nach Ecuador kommen sind weiblichen Geschlechts. Sie kommen nach dem Abitur, in der Ausbildung oder kurz nach Vollendung des Studiums. Sie machen häufig Praktika in ihrem Beruf oder engagieren sich sozial in Waisenhäusern oder Schulen. Beliebt sind Famulaturen oder gar Teile des Praktischen Jahres für junge, angehende Ärzte. Diese jungen Frauen haben ein Ziel in ihrem Leben oder stellen bewusst ein Zeit des Abenteuers oder sozialer Hilfe zu Beginn weiterer Ausbildung zur Verfügung. Es ist Teil ihres Lebensplans, denn was danach kommt, ist mehr oder weniger fest geplant. Jungen Frauen haben ihr Leben viel fester geplant und ziehen ihre Pläne durch. Hindernisse werden vorher aus dem Weg geräumt. Bei ihnen weiß man klar, voran man ist.
Das Gegenteil sind die wenigen Männer, die hierher kommen. Sie kommen als frisch Verheiratete und brauchen eine Zeit weg von den Eltern und den Ursprungsfamilien, oder direkt nach dem Abitur oder entsprechender Ausbildung. Sie kommen hierher, weil sie eine Zeit der Selbstfindung brauchen. Sie sind unstetig, weil ständig auf der Suche. Da locken kurzfristige Abenteuer, lassen sie sich von einem Projekt begeistern. Sie bauen spontan einer Indianerfamilie einen Hühnerstall oder reisen mal für wenige Tage schnell an die Küste. Es ist die Suche nach Abenteuer und handfester Arbeit. Für ein Fußballspiel mit Bekannten reisen sie 5 Std. per Bus, um am gleichen Tag wieder zurückzukehren. Sie sind viel spontaner aber eben auf der Suche und nicht so festgelegt wie die Mädchen
Woher kommt das ausgerechnet bei europäischen jungen Menschen, die anders als gleichaltrige Nordamerikaner sind? Wir haben in Deutschland über Jahrzehnte in die "Befreiung der Frau" investiert und tun es noch. Noch vor 40 Jahren waren in der Regel die Klassenbesten einer Abiturklasse Jungen. Das ist längst passe. Kinder kommen zunehmend aus zerrütteten Familien und werden in der Regel mehr von der Mutter erzogen, Im Kindergarten dominieren Erzieherinnen, ebenso in der Grundschule. Im Gymnasium tauchen männliche Lehrer auf. Frauen planen ihr Leben besser durch. Unsere Erziehung ist auf Frauen ausgerichtet, in der viele Jungen nicht ihren Platz finden. Einige schaffen es nie, andere brauchen Jahre, bis sie ihren Weg nach vielen Umwegen gefunden haben und wider andere brauchen eine "wilde Zeit" etwa in Ecuador, um selbst Erfahrungen zu machen und auch mal hier und da auf die Nase zu fallen. Dann fliegen sie nach Hause und beginnen ihr weiteres Leben mit Ziel und geradlinig.
So erfahren wir die Nöte Europas. Wir sind gerne "Entwicklungshelfer" für junge Leute in diesem Prozess, in dem sich viele männliche Besucher hervorragend entwickelt haben, wenn sie plötzlich und unerwartet vor einer Aufgabe stehen. Dann wachsen sie über sich hinaus und reifen zu Persönlichkeiten heran. Und wir haben bei Besuchern des männlichen Geschlechtes kaum „Ausfälle“ erlebt.

Sommertheater in Südamerika

Das Militär Venezuelas ist in höchste Alarmbereitschaft versetzt worden, die diplomatischen Beziehungen sind abgebrochen und die kolumbianischen Diplomaten hatten 72 Std Zeit, um das Land zu verlassen. Eine Krisensitzung der Organisation Lateinamerikanischer Staatens wurde einberufen. Bricht hier vielleicht ein Krieg aus? Das alles klingt zwar dramatisch, ist aber nichts als ein Schlagabtausch mit Worten und Argumenten.
Hintergrund ist der Präsidentenwechsel in Kolumbien. Álvaro Uribe war zwei Legislaturperioden lang Kolumbiens Staatsoberhaupt. Sein Hauptverdienst ist, dass das Land wieder in weiten Teilen sicher ist, wenn auch das Problem der Guerilla noch nicht gelöst ist. Aber mit mehr Ruhe und Sicherheit auch mit Hilfe der USA hat er sich einen hohen Beliebtheitsgrad in der Bevölkerung verschafft. Sein Nachfolger in diesem Amt, Manuel Santos, versucht schon jetzt, ein eigenes Profil aufzubauen, auch wenn er die gleiche politische Linie verfolgt. So wurden schon jetzt erste Gespräche mit der ecuatorianischen Regierung geführt, um das angespannte Klima zu verbessern.
Jetzt, wenige Tage vor seinem Amtsende hat Uribe noch einen letzten Trumpf ausgespielt. Die Regierung Kolumbiens schickten einen Vertreter zur Organisation Amerikanischer Staaten nach Washington mit Beweisen, dass in Venezuela ca. 1500 Guerilleros in vielen Dschungelcamps leben und die Regierung Chávez nichts gegen sie unternehme. Die Präsenz der Untergrundkämpfer sei der Regierung dort bekannt. Kolumbien fordert eine unabhängige Untersuchungskommission. Es handelt sich um Guerilleros der FARC und der ELN, der beiden größten Untergrundorganisationen.
Und die Reaktion Hugo Chávez aus Venezuela ist, das Militär in Alarmbereitschaft zu setzen, die kolumbianischen Diplomaten auszuweisen und eine Dringlichkeitssitzung der Staaten Südamerikas zu fordern, in der Ecuador derzeit den Vorsitz führt und in der viele linksgerichtete Staaten derzeit den Ton angeben. Man verbittet sich die Einmischung internationaler Organisationen in die internen Angelegenheiten Venezuelas. Stattdessen wird eine Untersuchung der 7 US-Militärbasen in Kolumbien gefordert mit denen kolumbianisches Militär mit den USA gegen die Guerilla vorgeht. Dabei tritt Hugo Chávez werbeträchtig mit dem argentinischen Nationaltrainer Diego Maradona auf, der sich als Sympathisant des linksgerichteten Regimes bezeichnet.
Venezuela hat in keiner Weise die Anschuldigungen Kolumbiens entkräftet, sondern nur wild um sich geschlagen. Manual Santos, Kolumbiens neuer erster Mann hält sich derzeit weise zurück, um nicht noch mehr Porzellan zu zerschlagen. So ist wieder einmal eine Chance vertan worden, der Guerrilla wirklich zu Leibe zu rücken. Außer Spesen nichts gewesen!

Sonntag, 18. Juli 2010

Wieder zurück in Shell;

Eine schöne Zeit in Deutschland mit vielen Familientreffen liegt hinter uns. Wir haben sie genossen, viele gute Gespräche gehabt und auch von lieben Menschen Abschied nehmen dürfen. Um so härter war der Anfang hier. Jede Menge Unfälle, kaum eine Nacht ohne Notoperationen, aber auch Seelsorge und Beratung hauptsächlich für Klaudia. Ein Motorradfahrer hat sich bei einem Unfall im Oberschenkelbereich fast das ganze Bein durchtrennt. Drei Muskeln, der Nerv und die Arterie mit Vene waren noch intakt. So haben wir die Amputation verhindern können. Ein Patient kam mit Nekrosen im Brustkorb und Entzündung des Mittelfells um das Herz bei 800mg% Blutzucker hier an und wird es wohl überleben. Ein anderer bat nach einem Sturz am Vortag mit Nackenschmerzen um einen Termin in der Sprechstunde. Ihm sei so schlecht. Das Röntgenbild zeigte zwei verschobene Halswirbel. Da sind wir fast in Ohnmacht gefallen.
Heute Mittag kam dann noch unser einheimischer Missionar, der vor knapp 2 Monaten in der Gemeinde von Mondayacu angefangen hat. Er war völlig mit den Nerven fertig, musste sich einmal aussprechen. Jetzt schläft er sich erst Mal aus, bevor wir weiter mit ihm reden können. Mondayacu ist ein geistlich schweres Pflaster. Wir sind gespannt, was Gott da noch vor hat.
Und doch sind wir froh, wieder an der Arbeit zu sein. Jetzt werden wir uns wieder regelmäßiger melden