Dienstag, 26. Januar 2010

Heimreise, 25 und 26. Jan 2010

Wir sitzen in einer Turbotropmaschine auf dem Weg nach Fort Lauderdale in Florida. Der Rückflug dauert mehr als doppelt so lange. Der Morgen war ein herzlicher Abschied vom liebgewordenen Team. Wir haben ausgetauscht und Abschied genommen. Jeder von uns hat eine Menge gelernt und wir haben mit 116 Operationen als Gemeinschaft den Menschen geholfen. Es war eine Gemeinschaft von Krisen erprobten Schwestern und Ärzten. Sie alle haben schon im Sudan, In Impfondo/Congo und bei anderen Katastrophen mitgeholfen.
Dann war noch ein wenig Zeit. Ich habe noch eine Patienten mit Oberschenkelfraktur operativ versorgen können. Derweil packten die anderen die Koffer ins Auto und ab ging es durch die verstopfte Stadt (Montagvormittag) zum Flughafen. Außer ein Paar Polizisten, die versuchten, den Verkehr zu regeln, war nichts normal. Die Stadt ist ein Chaos. Hier und da beginnen Trümmer und zerstörte Gebäude wegzuräumen. Die Binnenstruktur des Staates funktioniert nicht. Wir fahren durch den UN-Eingang zum Flughafen. Hier viele Hilfsorganisationen. Ich kann kurz mit den Johannitern in ihrem Zelt sprechen. Sie haben mobile Teams um die Stadt herum, kommen aber nachts dann doch in die Sicherheit zurück. Wir passieren ungestört die UN-Kontrolle Kontrolle, weil wir Weiße sind und fahren auf das Fugfeld. Kein Stempel im Pass. Aber der Flughafen ist in Ordnung. Das US-Militär hat alles geregelt. Immer wieder die Hubschrauber der US-Navy. Sie bringen Verletzte zum Flugzeugträger in der Bucht, derzeit ein Hospitalschiff mit 700 Betten.
Abflug nach Florida, aber Zwischenlandung in Providential Islands zum Tanken. Dort treffen wir Weltenbummler, in Ehepaar aus Canada, die mit ihrer kleinen Cessna unterwegs sind, Leute von der Nasa. Ein kurzer Austausch. Alle wollen wissen, was in Haiti wirklich los ist.
Resumee:
Haiti ist ein bitter armes Land. Es ist abgeholzt und in großer Teilen wüst und leer. Die Flüssen spülen das bisschen fruchtbare Erde ins Meer. Es ist eine fast rein schwarze Bevölkerung. Zurecht wird es das Armenhaus Lateinamerikas genannt. Die Region um das Baptistische Hospital ist eine der wenigen reichen Gegenden um die Hauptstadt. Die Missionare haben seit 60 Jahren den Menschen gezeigt, wie man in Terrassen anbaut, die Erde befestigt und so zu einem gewissen Wohlstand kommt. So sticht diese kleine Region heraus. Außerdem haben sie für Schulen und Ausbildung gesorgt - auch ein Gegensatz zum sonstigen Land. Noch nie in meinem Leben habe ich so einen positiven Einfluss einer Missionsarbeit gesehen wie hier.,
Wir haben kleine Kinder und viele Erwachsene behandelt, aber wenig Jugendliche. Das Erdbeben fand gegen 16.00 statt. Die Schulen haben wie in vielen Ländern drei Schichten und viele Schulen sind öffentliche Gebäude, die wegen Baumängel (Korruption beim Bau) eingestürzt sind. Es scheint überdurchschnittlich viele Kinder und Jugendliche getroffen zu haben
Das Land wir über Jahre weitere Hilfe brauchen. Als eines der korruptesten Amerikas ist nun das Zentrum, der Korruption, nämlich die Regierung lahm gelegt worden. Die Menschen im Stadtzentrum sind in mancher Hinsicht wie Tiere. Hilfslieferungen wagen sich nicht hinein. Die Menschen stürmen die Lastwagen, also wird während der Fahrt abgeworfen.
Es besteht wenig Interesse an Hygiene. Jeder wirft seinen Dreck auf die Straße oder in den Fluss, der vielen als Trinkwasserquelle dient. In Kürze werden Seuchen ausbrechen. Wir haben schon Typhuspatienten behandelt.
Haiti erhält seit vielen Jahren Hilfe von außen. Das Erdbeben wird diese Abhängigkeit nur noch verstärken. Wo sind ehrliche Menschen, die endlich so viele sind, dass es zu einer wirklichen Wende kommt? Ein Land voll Finsternis und Voodookult braucht einen geistlichen Wandel. Dazu kommen die Folgen der Sklaverei. Wir haben in der ganzen Zeit nicht einen weißen Einwohner Haitis zu Gesicht bekommen. Haiti ist wie ein Mischvolk Afrikas wie etwa Liberia. Und da geht es ja auch nicht besonders rosig zu. Die wirkliche Wende muss von den Haitianern selbst kommen.
Wir vom Desasterteam unserer Mission sind jedenfalls am Überlegen, ob wir nicht in etwa 6 - 12 Wochen nochmals für ca 14 Tage zurück kommen können, um zu helfen, wenn alle anderen gegangen sind und die Folgen noch lange nicht verheilt sind.
Überwältigt sind von der Flut der Gebete und auch Gaben, die diese Arbeit hier möglich gemacht haben. Danke für alles mit Durchtragen!!!!! Wir sind sehr oft an unsere Grenzen gekommen. Unser mitgebrachtes Material aus Ecuador hat gereicht bis der Nachschub kam, Als das Wasser ausging, hat unser Wasseringenieur das System reparieren können. Später kam zur rechten Zeit die Wasseraufbereitungsanlage. Nach 3 ersten, erschöpfenden Tagen kamen weitere Helfer. Gott hat uns zur rechten Zeit das Richtige geschenkt.
Wir haben als Teil eines Teams von Samaritan´s Purse (S.P.) gearbeitet. Mit uns im Team waren für ein paar Tage Ex Senator Dr. Bob Frist, der Gründer von S.P, der das Werk dann an Franklin Graham abgab. Mir hat Dr. Richard Forman im OP assistiert, der Gründer von World Medical Mission, sowie Dr. Paul Osteen, Chirurg und Pfarrer aus Houston, der wohl größten Kirchengemeinde der USA. Während unserer Zusammenarbeit ist der Plan gereift, das S.P. sich jetzt mehr in Katastrophenarbeit engagieren wird. Wir werden zusammen jetzt einen Plan zur Bildung eines Einsatzteams und Zelthospitals ausarbeiten. HCJB kann Personal stellen, S.P. Zelte und Logistik und später Ärzte und besonders Schwestern. Das nächste Erdbeben, die nächste Flutwelle kommt bestimmt.
 

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