Sonntag, 24. Januar 2010

Sonntag, 17. Jan 2010

Ein schöner Sonnentag und Sonntag. Es geht schleppend los um 7.00. Unsere Besprechung ist zeitraubend, da wir viele Fehler in der Kommunikation erlebt haben und uns besser absprechen. Außerdem muss sich die extreme Anspannung auch mal bei einer Tasse Kaffe und viel Lachens entladen können. Dabei werden Erlebnisse ausgetauscht wie das kleine Mädchen, das gestern aus der Ketanestnarkose langsam aufwachte und noch halb im Schlaf immer wieder auf Krolisch sang: "Ich bitte gerettet, ich bin gerettet... Sie war wohl drei Tage lang verschüttet gewesen.
Überhaupt bekommen wir gar nicht so viel von den Rettungsaktionen mit, besonders wir im OP nicht. Wir sind nur am Schneiden, Bohren und Gipsen. Auch die einheimischenh Helfer sind nicht ganz so früh da gewesen. Und überall stoßen wir an Grenzen, erleben aber eine Gebeterhörung nach der anderen. Da wurde uns gleich erzählt, das wir heute nur bis 17.00 operieren könnten, da dann der Generator abgestellt würde. Wir haben noch für einen Tag Diesel. Seit Tagen waren sie zum Dieselkauf vergeblich unterwegs gewesen. Und dann taucht heute plötzlich ein Tankfahrzeug auf und es gibt keine Stromsperre. Der Gips ging zu Ende und die Versorgung aus dem Ausland ist noch nicht angekommen. Da findet jemand in einer Kiste noch eine vergessene Spende von anno Tobak. Das reicht gerade noch bis morgen Mittag. So geht es mit Op-Kleidung, Abdecktüchern etc. Alles geht zur Neige und dann finden sich weitere "Quellen". Danke für alle Gebete und viele nichtmedizinische Helfer des Hospitales, die unermüdlich Versorgung heranschaffen.
Aber auch der Patientenstrom reißt nicht ab. Wir meinten, dass wir schon 10 % der Patienten operiert hätten, aber immer wieder tauchen neue und hauptsächlich offene Unterschenkelfrakturen auf. Die Flure sind nachts nicht mehr ganz so überfüllt, Die ersten sind entlassen worden, aber es kommen viele nach. Und wenn jemand entlassen werden kann, werden sie nicht nach Hause entlassen, sondern auf die Straße. Sie haben kein zuhause mehr.
Heute war der Tag von nur 10 aber dafür längeren Ops und wir haben beschlossen, schon um 22.00 aufzuhören, wenn da nicht noch eine Patientin plötzlich in den Schock gerutscht wäre. Sie hat wegen einer Magenblutung ca 3 Liter Blut verloren. Im dichten Trubel fiel das zunächst gar nicht auf. Also haben wir den Tag mit einer wirklichen Notfalloperation kurz vor Mitternacht beendet.
Nach so einer Zeit ist man aber nicht fähig, sofort zu schlafen. Da muss man abschalten, erzählen und Gott einfach einmal danken, für ein erfülltes und sinnvolles Leben und dass es uns im Gegensatz zu den Menschen hier so gut gehen darf.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen