Sonntag, 19. Juli 2009

Nachteile des hiesigen Gesundheitsdienstes

Nennen wir sie María. Sie ist in der 30. Woche schwanger und kommt mit bretthartem Bauch zu uns. Der Blinddarm ist schon seinem Tag geplatzt und der Bauchraum voller Eiter. Sie will zunächst nicht, sieht aber dann doch ein, dass sie operiert werden muss. In der Nacht danach beginnen leichte Wehen. Ein so früh Geborenes hat in unserem Hospital wenig Überlebenschancen. Es braucht ein Hospital mit einer Frühchen-Intensivstation. Wir finden telephonisch ein Bett in Quito und transportieren die Frau so schonend wie möglich dorthin. Der sicherste Transport ist wie immer der im Bauch der Mutter. Aber es ist Freitagnachmittag, als sie in diesem Hospital des staatlichen Gesundheitsdienstes ankommt. So bleibt die Frau fast 3 Tage unversorgt in der Notaufnahme liegen. Sie bekommt keine Antibiotika. Die verzweifelten Angehörigen bringen sie in eine Privatklinik in Quito. Dort spricht man von falsch operiert. Sie brauche eine weitere Notfalloperation. Im nahen Militärkrankenhaus ist man zur Aufnahme bereit, fordert aber erst einmal $ 1.500,- Aufnahmegebühr. Die hat die Familie nicht und beschließt, nach Shell zurück zu kehren. Auf dem Weg hierher werden die Wehen schlimmer. Knapp 100 km hinter Quito wird das Kind dann in einem Provinzkrankenhaus ohne Intensivstation geboren. Die Chancen zum Überleben sind gleich Null.
Wo ist das Problem? Der staatliche Gesundheitsdienst hat in den letzten zwei Jahren viel Geld erhalten. Sie haben neue Gebäude und medizinisches Gerät erhalten. Aber eine geregelte und moralische Verantwortlichkeit gibt es nicht. Jeder arbeitet seine Zeit und der Rest ist unwichtig. So kommt es, dass Patienten oft eine Woche lang in der Notaufnahme liegen, diese total überfüllt ist und die verzweifelten Angehörigen dann in Privatkliniken ihr Heil suchen. Dort aber muss bezahlt werden und wer hat schon so schnell so viel Geld flüssig? Wer dort nicht zahlt, wird eben nicht behandelt. So einfach ist das. Und bei allem Suchen und hier und da ein Krankenwagen für die Verlegung wird obendrein viel unnötiges Geld ausgegeben. Vom Nachteil für das Kind einmal ganz abgesehen. Im Nachhinein gesehen wäre die Frau bei uns doch viel besser aufgehoben gewesen.

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