Donnerstag, 25. April 2013

Universitäten erneut unter der Lupe

Vor gut einem Jahr setzte über Nacht in Ecuador ein Universitätssterben ein. Jetzt geht die Schließung weiter. Hintergrund ist eine massive Ausweitung und Aufblähung der Universitäten des Landes. Dem wurde ein Riegel vorgeschoben. Nicht jeder kann heute irgendeinen Studiengang anbieten und sich Universität nennen. Der Staat hatte vorher Gesetze erlassen, Vorschriften ausgegeben und dann eine interne Prüfung aller staatlichen und privaten Institute vorgenommen. Einige erfüllt die Normen eben nicht und wurden mitten im Vorlesungsbetrieb geschlossen. Für einige Studenten war das bitter. Die in den letzten Semestern durften ihren Abschluss noch staatlich anerkannt ablegen. Doch für die bis zur Mitte des Studienganges kam das AUS über Nacht. Viele haben fleißig gelernt und bezahlt, um dann über Nacht wieder von vorne anfangen.  
Jetzt gab es eine erneute Prüfung der Universitäten: Ergebnis: 44 der 86, also über die Hälfte der Universitätszweigstellen wurden als "schlecht" bewertet und müssen geschlossen werden.
Alle Universitäten des Landes haben verschiedene Standorte. Ein Großteil der Studiengänge sind Fernstudien mit bestimmter Anwesenheitspflicht vor Ort. Und da liegt der Haken. Für die Vorlesungen dort in den Provinzstädten stehen oft nur gering qualifizierte Kräfte zur Verfügung. Laut Unisatzung muss aber ein bestimmter Prozentsatz von Kräften mit einem PHD, einem Doktortitel vorhanden sein. Diesen Standard weisen die Unis in den Hauptstandorten auf, nicht aber in den Zweigstellen, die weit über das Land verteilt sind. Diese Standorte sind attraktiv für Menschen, die nicht zu einem Studium in die großen Zentren kommen können oder wollen. Ein Großteil der Menschen studieren heutzutage, viele berufsbegleitend oder weil sie Familien  haben. Da macht die Universität ihr Geschäft, denn alle Studiengänge kosten etwas und hier meinen sie mit wenig Aufwand vor Ort viele Studenten anzulocken. Dem wurde jetzt ein Riegel vorgeschoben.
Insgesamt sind derzeit 13.000 Studenten betroffen. Sie dürfen zwar fertig studieren, es dürfen für diese Standorte und bestimmte Studiengänge aber keine neuen Studenten mehr aufgenommen werden. Hauptleidtragende ist die staatliche Zentraluniversität von Guayaquil mit insgesamt 23 Filialschließungen. Aber es gibt nicht nur Schließungen. Sämtliche Zweigstellen wurden katalogisiert in "akzeptiert", "akzeptiert mit Bedingungen", und "gerade noch akzeptiert". Die staatliche Kommission der Universitätsüberwachung hat die geschlossenen Standorte als "Scheinunis ohne Professoren, Bibliotheken und erbärmlichen Hintergrund" bezeichnet. Immerhin verzeichnen diese Außenstandorte landesweit über 73.000 Studierende.
Eine Universität zu bilden bringt auch in Ecuador nicht mehr das große Geld, das jemand in Gebäude steckt. Sie ist längst eine Forschungsanstalt geworden, die transparent sein muss. Ziel des Staates ist eine neue Superuniversitätsstadt im Norden des Landes, auf der grünen Wiese erbaut mit höchstem wissenschaftlichem Niveau. Und eines ist klar. Die Konkurrenz belebt das Geschäft. Das akademische Niveau unseres Landes kann sich längst mit dem Europas messen, auch wenn es noch eine gewisse Grauzone gibt.

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