Sonntag, 7. April 2013

Unruhe im Urwald Ecuadors

Die Aufregung ist groß. Es herrscht höchste Alarmbereitschaft in vielen Dörfern des Urwaldes. Die Nachrichten der Regierung und die Indianerorganisationen sind recht unterschiedlich. Nach Tagen der Alarmmeldungen werden überall Pläne geschmiedet, wie man sich schützen kann und sicher auch, wie man hier und da Rache übt.
Am 05. März wurden zwei Huauranis in einem der Ölfördergebieten im Urwald des Nordostens Ecuadors durch Lanzen getötet. Der Grund, warum dieses Ehepaar sterben musste, ist nicht klar, aber die Waffen, mit denen sie getötet wurden stammen von den Tagaeris. Am 29. März wurde ein Haus der Tagaeris von Huauranis überfallen. Es soll über 30 Tote oder mehr gegeben haben. Zwei Mädchen von 3 und 7 Jahren haben überlebt. Sie wurden gefunden, geimpft und dann an andere Huauranis weiter gegeben. Die haben sie jetzt in Sicherheit gebracht. Es ist üblich, dass überlebende Kinder und Frauen nach einem solchen Massaker mit den Siegern ziehen. Der Staat versucht, die Wogen zu glätten, aber im Grund genommen kann er es nicht. Außer starken Worten ist er machtlos.
Was ist der Hintergrund: Die Huauranis waren ein gefürchteter Stamm im Urwald, der in der Geschichte von den Quichua- und Shaurindianern immer weiter in die Wildnis hineingedrängt wurde. Da hat er sich gewehrt und war deswegen von den Nachbarn gefürchtet. 1956 brach von Shell die erste Gruppe Missionare auf, um Kontakt mit ihnen zu versuchen. Die 5 Männer wurden ermordet, was die Öffnung der Huauranis für das Evangelium bedeutete, denn die Frauen einiger dieser Missionare sorgten dafür, dass das Evangelium Fuß fasste. Inzwischen haben aber viele Huauranis Verbindung mit der Welt, leben in den Städten um ihr Gebiet herum. Die ersten studieren an den Universitäten. Gestern haben ich einen verletzten Spieler eines Huaurani - Fußballclubs behandelt.  Die Zahl der Huauranis, ursprünglich mal bei ca. 300 Personen, ist auf weit über 2000 gestiegen. Dennoch leben noch viele nach alter Kultur im Urwald. Und das Leben dort war immer geprägt von Streitereien untereinander. Ein Grund ist der Raub von Mädchen. Bei Kleindörfern von 30 - 40 Personen ist praktisch jeder mit jedem verwandt. Frisches Blut kommt durch Raub herein. Die Mädchen gewöhnen sich schon an das neue Leben. Das ist das Schicksal von Frauen im Urwald. Das war schon immer so.
Es gibt aber eine Gruppe von Indianern, die sich immer der Verbindung mit der Außenwelt entzogen haben. Schon damals, als die Wycliff - Bibelübersetzer versuchten, Verbindung zwischen Indianern und der Regierung herzustellen. Diese Gruppe leitet ihren Namen von Tagae ab, einem berühmten Krieger in der Zeit, als die ersten Ölfirmen den Urwald betraten und unter einem Lanzenhagel im Boot starben. Diese Gruppe ist eigentlich eine Splittergruppe der Huauranis, auch wenn ihre Sprache sich ein wenig geändert hat.
Diese Tagaeris haben jetzt wohl am 05. März das Ehepaar getötet, vielleicht, weil sie ihnen zu nahe gekommen waren. Dem folgte prompt die Rache der Huauranis. Im Gegensatz leben die Tagaeris nicht in vielen kleinen offenen Häusern sondern in einer einzigen verschlossenen Hütte. So kann man viele von ihnen auf einmal töten. Es waren wohl um die 30 - eine ganze Sippe, die die Huauranis am 29. März umbrachten. Hinterher war es natürlich keiner. Die zwei Mädchen sind ihre "Beute". Und, oh Wunder, jetzt fürchten sich alle Huauranis vor der Rache der "Tagaeris" und rufen den Notstand aus. Die sind jetzt die Feinde und ich bin sicher, die werden sich rächen.
Die Regierung arbeitet aber mit den Huauranis zusammen. Glücklicherweise leben "die Wilden - Tagaeris" mehrheitlich in einem Gebiet, in das einzudringen sich der Staat verboten hat.
Ich habe einen Traum, der mein Gebet ist: Es ist nicht die Aufgabe der Regierung, hier mit Gewalt "Frieden zu schaffen". Aber es gibt viele treue Huauranichristen. Beten wir für sie, dass sie Mittel und Wege finden, um Kontakt mit den Tagaeris aufzunehmen. Es ist Zeit, dass auch die Tagaeris mit dem Evangelium erreicht werden. Vielleicht ist das jetzt eine Chance!!!!!!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen