Donnerstag, 3. Oktober 2013

Der Krimi geht weiter

Das Hospital Vozandes del Oriente in Shell ist nachtsüber geschlossen. Gestern kamen Patienten von weit her mit Knochenbruch und es war geschlossen. Es tut einem in der Seele weh. Wir haben es auch erst durch den Wächter am nächsten Morgen erfahren.
Der große Patientenstrom ist abgebrochen, aber jeder Patient hat jetzt doppelt Zeit, mit uns zu reden. Denn alle wollen wissen, wie es weitergeht. So können wir ihnen sagen, dass es weitergeht, wenn wir auch noch nicht die Einzelheiten wissen. Das beruhigt, denn alle hören immer wieder, dass das Hospital zumacht.
Aber was läuft sonst noch ab? Wir haben jetzt gehört, warum unser Angebot an den Missionsvorstand abgelehnt wurde. Keiner hat sich die Mühe gemacht, das Papier wirklich zu lesen und so kam das als Angebot eines Missionsehepaares an, das kein Geld hat, aber das Hospital für eine hohe Summe übernehmen wollte, was natürlich abgelehnt wurde, weil wir "dort oben" unbekannt sind. Uns schien alles verloren, doch die gute Nachricht ist, dass der Missionsvorstand statt wie üblich im Januar jetzt in Dezember 2013 tagen wird - also haben wir noch eine Chance.

Wir arbeiten derzeit an mehreren Fronten. Eine ist Shell selbst. Die Menschen waren aufgeregt und mussten etwas tun. Statt einer großen Demonstration gegen die Mission etc. haben wir es geschafft, mit einem Komitee einen Marsch für das neue Hospital durch die Straßen des Ortes durchzuführen. Die Zeugnisse von Patienten und die Erinnerung an die Geschichte des Hospitales waren beeindruckend. Es wurde auch schon das erste Geld gesammelt. Aber wir sind in der Gefahr im kommenden Kommunalwahlkampf zwischen die Fronten zu geraten. Von Parteien wurden uns schon 1 ha Bauplatz für den Neubau als Geschenk angeboten, viele versuchen, mit uns ihr Süppchen zu kochen. Jetzt muss erst einmal Ruhe bewahrt werden.
Das Wichtigste ist die Bildung einer Stiftung. Wir haben dazu drei Ärzte gewonnen, die Shell kennen, ein Herz dafür haben. Mit zwei Missionaren, die nur kurzfristig beim Aufbau mithelfen wollen, wären wir zu fünft. Seit Wochen kämpfen wir für Geschäftsleute, die evt. mit Geld, aber in erster Linie mit Geschäftssinn dabei sein sollen. Einen solchen begeisterten haben wir heute gefunden. Es war wie Weihnachten. Weitere Gespräche folgen. So werden wir wohl Ende Oktober die Stiftung gründen können. Dann muss alles schnell gehen, denn wir wollen dem Missionsvorstand Tatsachen präsentieren.
Die andere Front, an der wir betend kämpfen, sind die Ärzte. Ein möglicher Kandidat springt wohl ab. Wichtigstes Anliegen ist ein Röntgenarzt. Ich hatte ein Gespräch mit einem heute auf meinem Terminkalender. Mitten in der Sprechstunde kam heute seine Frau und fragte genau um das nach, was wir wollten. Sie hatten die gleiche Idee und kamen uns zuvor. Sie möchten mit Computertomographen und später einem Resonanzmagneten auf ihre Kosten kommen. Wir stellen das Gebäude, sie die Maschinen. Viele Einzelheiten über Personal und Geld wird noch folgen.
Aber es gibt auch Trennung. Der jetzige ärztliche Direktor betreibt seit einem Jahr die systematische Schließung des Hospitales. Seine Frau ist Leiterin des staatlichen Gesundheitsdienstes der Provinz. Sie möchte das Hospital zu einem staatlichen Gesundheitszentrums umgestalten. Auf Facebook wird das schon verkündet. Jetzt gibt es Radiointerviews und Auseinandersetzungen, zu denen wir etwas sagen sollen. Plötzlich werden ehemalige Mitarbeiter zu Gegnern, aber dazu müssen wir stehen.

Wir gehen durch ein Gebäude, das aus Sicherheitsgründen schrittweise vernagelt wird. Es soll nichts gestohlen werden. Heute haben wir in der Notfallaufnahme eine OP durchführt. Die Patientin muss anschließend überwacht werden - also haben wir ein Stück Freiheit vor dem Vernageln bewahrt. Aber in aller Traurigkeit, nachts ein lichtloses Gebäude vor uns zu sehen, leuchtet vor unseren Augen die neue Tätigkeit im Jahre 2014. Es wird immer wahrscheinlicher, dass wir es schaffen werden. Ein bis zwei gute und eine schlechte Nachricht, das ist unsere Tagesdosis. Obwohl wir derzeit viel weniger arbeiten als vorher, fühlen wir uns oft schon am Mittag erschlagen und müde. Aber wir erleben ein betendes Team mit uns. Leute die mehr als eine Meile extra mit uns gehen und es ist Gott, der uns die Türen öffnet. An dieser Stelle müssten wir alle die vergeblichen Anläufe und Versuche erzählen, die schief liefen. Dieser Tage erhielten wir die Bestätigung durch ein Wort, das Elisa zu seinem Diener sprach. "Es sind mehr die für uns sind als derer, die gegen uns sind!" Unserem großen Gott sei die Ehre!

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