Mittwoch, 7. September 2011

Bevölkerungsentwicklung Ecuadors

Menschen in Ländern der Dritten Welt vermehren sich rasch. Uns droht eine Bevölkerungsexplosion. Wer kann so viele Menschen ernähren? Solche Schlagworte werden auch hierzulande geglaubt und sobald eine Frau mehr als zwei Kinder hat, wird sie oft gar nicht gefragt, ob sie noch mehr Kinder haben will und ihr werden etwa bei einem Kaiserschnitt gleich die Eileiter unterbunden. Selbst in einem christlichen Krankenhaus begegnen die Ärzte und Schwestern einer Schwangeren gleich mit der Frage, mit welcher Methode der Empfängnisverhütung es nach der Geburt weiter geht. Das sitzt tief in den Gehirnen.
Dabei sieht die Bevölkerungsentwicklung ganz anders aus. Grundlage ist die Statistik einer Volksbefragung, die so circa alle 10 Jahre in Ecuador durchgeführt wird, die letzen beiden 2001 und 2010.
In dieser Zeit hat die Zahl der Ecuadorianer zwar um 2,3 Mio. Menschen zugenommen, derzeit bei 14,5 Mio. Einwohnern, aber das Wachstum zeigt eine deutliche Bremse auf. Wuchs Ecuador um 1974 noch um 3,1 % jährlich, liegt das Wachstum derzeit nur bei 1,95% pro Jahr. Die weiße Bevölkerung legt nur noch um 6,1% zu (früher 10.5%), die Schwarzen und Indianer vermehren sich um de 7% in diesen 9 Jahren. Das Durchschnittalter eines Ecuadorianers lagt 2001 bei 27, heute bei über 28 Jahren. Die Zahl der Singlehaushalte wächst ebenfalls. Fast eine halbe Mio. Menschen wohnen alleine mit starker Tendenz nach oben. Das sieht man derzeit in Bauprojekten mit mehr Kleinstwohnungen, dafür mit allem Luxus.
2001 wohnten durchschnittlich 4,2 Personen in einem Haushalt, 2010 nur noch 3,8%. Das klingt fast normal. Dazu muss man aber wissen, dass bei Indianern im Urwald oder Hochland häufig mehr als 10 Personen unter einem Dach wohnen, es aber auf der anderen Seite viele ledige Mütter gibt. Wenn den Durchschnitt der Mitbewohner eines Haushaltes um 10% in nur 9 Jahren schrumpft, zeigt das einen rasanten Wandel an. Dies beweist auch die Zahl der Kinder in einer Familie, die von 1,8 auf 1,6 zurück ging. Wie gesagt ist das das statistische Mittel bei vielen alleinstehenden Müttern. Aber auch hier ein Rückgang um über 10% in nur 9 Jahren.
Ecuadorianer sehen das nicht als beängstigend an, liegen sie doch im Mittelfeld der Bevölkerungsentwicklung im Vergleich zu anderen lateinamerikanischen Staaten. Also ist alles scheinbar normal. Wie überall in der Welt steht die Bevölkerungsentwicklung in direktem Zusammenhang mit dem Wohlstand. Frauen drängen nach guter Ausbildung auch hier zunehmend in den Beruf, haben weniger Zeit für ihre Kinder. Der hohe Lebensstandard lässt wenig Raum für Kinder. Dafür steigen Angebote für Ferien in der Karibik oder andere Reisen ins Ausland. Autos und Häuser sind wichtiger geworden. Ecuador hinkt der Entwicklung Europas oder Nordamerikas nur zwei Jahrzehnte hinterher. Heute noch lachen sie über diese Länder und das Problem dort der Alterpyramide, ohne zu merken, dass sie auf dem gleichen Weg sind.

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