Samstag, 10. September 2011

Das Alkoholproblem

In großen Lettern läuft derzeit eine große Antiwerbung für bestimmte Weinsorten in Ecuador. Fernsehen und Zeitungen warnen vor dem Genuss des mit dem giftigen Methanol versetzen Alkohol. Seit Juli diesen Jahres sind dadurch 50 Personen gestorben und viele lebenslang geschädigt etwa durch Erblindung. Angefangen hat alles im Juli bei einem Gemeindefest an der Küste und dem Genuss bestimmter Schnapssorten. Plötzlich waren die Krankenhäuser überfüllt und es dauerte ein ganzes Wochenende, bis die Wahrheit ans Licht kam. Da wurde erst einmal landesweit für drei Tage der Alkoholausschank - und - verkauf gestoppt. Dann war Ruhe und man suchte die Schuldigen. Wenig später aber starben bei Festen im Hochland und im Oriente ebenfalls Menschen. Sie hatten aber nur Wein in abgepackten Kartons gekauft, wollten damit auf Nummer sicher gehen, aber es hat ihnen nichts genutzt. Wochenlang hat die Polizei nun gesucht. Jetzt scheint "die Fabrik" gefunden zu sein. Der Ort ist leer, seine Besitzer untergetaucht. Es wurden 30 000 Liter Schnaps sicher gestellt, die mit Methanol vergiftet sein sollen.

Die Masche ist nicht neu. Die Industrie braucht und dessen Herstellung ist billiger als die des Äthanols, des Alkohols, der trinkbar ist. Was liegt also näher, als sich der billigeren Variante zu bedienen und damit das Volumen und den Verdienst zu erhöhen. Es gibt in Ecuador kein Familienfest, keine Gemeindefeier ohne Alkohol. Meist wird der hochprozentige Zuckerrohrschnaps, der "agua diente", wörtlich das beißende Wasser, getrunken. Dieser Schnaps wird meist im Dorf selbst hergestellt oder er ist billig zu haben. Jetzt hat aber die Regierung die Steuern für Alkohol drastisch erhöht. Der Staat braucht Geld und in aller Welt werden da die Genussmittel besonders besteuert. Also weicht man auf den Alkohol aus, den irgendein Freund selbst gebrannt hat. Der hat keine Marke, keine Bezeichnung, ist aber meist hochprozentiger und viel billiger. Darin liegt natürlich der Reiz, unerkannt ein Geschäft zu machen. Hinterher ist schwer auszumachen, woher der Stoff eigentlich kam.
Aber nach dem Dorffest an der Küste mit 20 Toten wurden die Menschen vorsichtig. Offenen Alkohol wollten dann doch keiner mehr trinken. Man stieg auf Schnaps der Marken um, aber der war teurer. Da boten sich plötzlich im ganzen Land billige Weine an. Ein Wein aus Argentinien oder Chile, auch wenn er in den Tetrapack - Tüten kommt, ist nicht unter 6 - 7 Dollar der Liter zu haben. Plötzlich aber wurde der Liter Wein für 1 oder 2 Dollar angeboten. Solche sogenannten Weine gibt s schon seit Jahren. Es sind Obstsäfte wie der Pfirsich oder Mandarinen oder Weintrauben, die zu etwa 10% mit Alkohol versetzt werden. Durch solche gepanschten sogenannten Weine starben mehr Menschen als durch den Schnaps. Aber jetzt war es für die Polizei einfacher, die Spur zurück zu verfolgen. Hunderte Polizisten durchsuchten die Läden im ganzen Land. Der Staat kaufte fast 150 000 Flaschen Alkohol auf. Sicher sind noch einige Weine im Umlauf. Deswegen jetzt die großangelegten Gegenkampagnen.
Ecuador ist sicher nicht das erste Land der Erde in dem das passiert ist. Letztlich ist das eine Folge der Preiserhöhung für Alkohol und es trifft wieder einmal die Ärmsten am meisten.

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