Samstag, 10. August 2013

Ecuador nimmt den Fuß vom Gaspedal

Endlich geht die Regierung Ecuadors daran, "Heilige Kühe" zu schlachten. Und eine der wichtigsten Maßnahmen ist der Wegfall der Subsidien, für die der Staat einen großen Teil der Ausgaben verbraucht, um die Bevölkerung bei Laune zu halten. Das Flüssiggas zum Heizen soll deutlich teurer werden. Ein 15 kg Gastank kosten hierzulande $ 1,60 und wenn er ins Haus geliefert wird, so um die $ 2,50. Wir schon mehrfach berichtet, liegt der wirkliche Preis bei ca. 15 Dollar. Aber am Gaspreis scheiden sich die Geister. Da sind in der Vergangenheit schon ein Präsident gescheitert und musste gehen. Der jetzige Präsident hat angekündigt, dass diese Subvention bis Ende 2015 abgeschafft werden soll, was weitreichende Folgen haben wird.
Ecuadors Industrie stellt Millionen Gasherde in den verschiedensten Formen her. Die Hälfte davon geht in den Export nach Lateinamerika. Bei Produktionsänderungen kann die einheimische Industrie mit den Ausländern aus China und Südkorea kaum mithalten. Die haben einen Qualitätsvorsprung bei elektrischen Wasserboilern, Wäschetrocknern und Herden. Viele Arbeitskräfte sind da in Gefahr.
Eine Umfrage bei 3809 Haushalten (Quelle El Comericio, Quito) ergab, dass davon 3466 Haushalte mit Gas kochen, immer noch 259 mit Holz und nur 16 mit Strom. Interessanterweise kochen 67 Haushalte gar nicht und gehen lieber Essen. Beim Warmwasser sieht es nach der gleichen Umfrage anders aus. Von 3300 Haushalten benutzen 400 Durchlauferhitzer aus Gas, 1800 elektrischen Strom, nur 50 Solarzellen und 1050 haben gar kein warmes Wasser.
Aber dazu kommen noch die vielen kleinen Straßenhändler, die Essen etwa an der Bushaltestelle anbieten. Sie benutzen Gas, um kleine Happen für die kleinen Hunger anzubieten. Ein Großteil der Ecuatorianer ernährt sich hauptsächlich aus diesen Angeboten und meidet die teure Anschaffung eines Herdes zuhause.

Der niedrige Gaspreis kommt geschichtlich aus der Entdeckung des Petroleums in Ecuador von 1970. Man sah damals das Gas als ein Abfallprodukt an, das abgefackelt werden muss. Also wurde es billig verkauft. Aber es hat sich zu einer heiligen Kuh für viele aus der armen Bevölkerung entwickelt. Geschäfte, Restaurants und Wohnblocks heizen seit Jahren mit einem realen Gaspreis und Großtanks, eben nicht mit den Gaszylindern, die durch hupende Versorgungsfahrzeuge angeboten werden. Diese Umstellung wird aber für die Regierung zu einer Feuerprobe werden. Die Regierung Bucaram hat es vor Jahren schon einmal versucht, am Gaspreis zu rütteln. Damals wurde als Ersatz eine Zahlung an die arme Bevölkerung eingeführt. Die Regierung Bucaram wurde über Nacht gestürzt. Geblieben sind der niedrige Gaspreis und die Zahlung an die Armen. Deswegen bereitet die jetzige Regierung diese Änderung langfristig vor. Zuerst soll die Industrie ihr Angebot verändern, um wettbewerbsfähig zu sein. Menschen sollen wissen, wohin es geht. Dann wird es auch nicht mehr nötig sein, die Grenzen nach Kolumbien und Peru zu überwachen, dass die billigen Gasflaschen dorthin verkauft werden und wir die Randgebiete dieser Länder auch noch beliefern. Es wird eine Mutprobe für die Regierung sein. Eine weitere steht dann bevor: Die Subvention für Benzin.

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