Montag, 19. August 2013

Der Yasuni - Nationalpark wird angezapft

Bislang war es noch ein Geheimnis. Jetzt hat der Präsident auf seiner samstäglichen 2 - 3 stündigen Konferenz, in denen er dem Land Rechenschaft gibt und jede Details der Aktivitäten kommentiert, offiziell verkündigt, dass im Yasuni Nationalpakt das Ölvorkommen nun doch angezapft wird. Schuld ist die internationale Staatengemeinschaft, die dem Land den Gegenwert für das Öl spenden wollte, wenn es im Boden bleibt. Doch die Staatengemeinschaft war mit dem Zahlen sehr zurückhaltend. Die eventuellen großen Geldgeberländer verlangten Garantien, die Ecuador nicht gab. Eigentlich war es von vorneherein klar, dass das Versprechen nicht eingehalten werden kann. Ecuador hat weiter ehrgeizige Aufbauziele und da passt ein Ölverzicht nicht hinein. Und so sind die anderen dran schuld, dass trotz mehrfacher Versprechen nun das Projekt angefangen wird.
Schon seit Jahren wird dort vermessen und geplant, wenn auch zurückhaltend. Jetzt soll das Erdöl so schonend und für die Natur nicht bemerkbar gefördert werden. Aber wir kennen das aus anderen Teilen des Landes. Es sind nicht in erster Linie die "bösen Erdölgesellschaften“, die den Schaden anrichten. Die brauchen Wege durch den Dschungel für die Leitungen und den Transport für schweres Gerät. Auf ihren Spuren kommen Siedler, die die Wege offen halten, Gebiete besetzen und urbar machen. Das alles soll verhindert werden, aber das wäre das erste Mal, dass so etwas klappt.
Auf dem fast 1000 km2 großen Urwaldgebiet in der Nähe der kolumbianischen Grenze gibt es eine einzigartige Vielfalt von Leben. Fast 600 Vogelarten, 100 Mio. verschiedene Insekten - und ca. 3100 verschieden Pflanzentypen. Diese Region gehört zu der artenreichsten unseres Planeten. In dieser Region scheint die Zeit stehen geblieben zu sein und schon vor langer Zeit wurde sie zum Weltkulturerbe erhoben. Der Artenreichtum übertrifft alles, was wir auf dieser Erde in so engem Raum finden. Das wird jetzt Stück um Stück angefressen, nur ein klein wenig begrenzt und am Schluss werden zwar keine Straßen den Urwald zerteilen, aber viele Siedler, die man kaum kontrollieren kann. Der Urwald Brasiliens ist das beste Beispiel dafür. Er ist bald verschwunden. Jetzt kommt die Attacke von der anderen Seite.
Eine für Ecuador ungewöhnliche Protestwelle vor allem junger Menschen hat sich mobilisiert, hat aber wohl wenig Chance. Die Regierung sitzt fest im Sattel und in vier Jahren bei den nächsten Wahlen haben viele ihre hehren Zeit wohl wieder vergessen.
Anstatt sich auf die Ära nach dem Öl einzustellen, setzt das Land weiter auf gewaltiges Wachstum. Das macht Stimmung, bringt Stimmen, stimmt aber auf lange Sicht nicht. Denn ein Wachstum der Wirtschaft und der Gesellschaft darf nicht auf reiner Finanzierung durch das leichte Geld basieren. Und außer landwirtschaftlichen Produkten besonders bei den Blumen und Südfrüchten gibt es keinen weiteren Wirtschaftszweig, der auch nach dem Öl noch sprudelt. Dass unser Land inzwischen China gehört, weiß jeder, auch wenn mancher Milliardenkredit einen anderen Namen trägt. Aber der schnelle Reichtum macht blind für solides Wachstum auf festen Füßen. Menschen bekommen derzeit Vieles kostenfrei, wie etwa Gesundheit.
Aber wir sollen bei allen Protesten uns auch an die eigene Brust schlagen. Fast überall in Welt wird dem Fortschritt und dem Wirtschaftswachstum  ein oft hoher Preis auf eigene Kosten gezahlt. Wir sind auch nicht besser.

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