Samstag, 3. August 2013

Zweisamkeit in Lateinamerika

Die Geschichte von Nachbarstaaten ist nicht immer friedlich. Eigentlich trennt die Staaten Lateinamerikas wenig: Die Vergangenheit ist ähnlich, die Sprache ist vom Mexiko bis Feuerland die gleiche (außer Brasilien). Da sollte doch der Verbrüderung nichts im Wege stehen. Und dennoch gab es jede Menge Kriege, bis die Staaten sich gegenseitig die Grenzen respektierten. Bolivien leidet noch heute unter fehlendem Zugang zum Meer und lässt seine Marine auf dem Titicacasee in 3100 m Höhe üben.
In den letzten Jahren haben sich zwei Blöcke herausgebildet, die sich gegenseitig nicht grün sind, obwohl teilweise ebenfalls linke Regierungen. Das ist zunächst "ALBA = Alternativa Bolivariana de las Américas". 2004 noch unter dem damaligen venezolanischen Präsidenten Hugo Chávez gegründet, sollte es ein Trutzblock gegen die Politik Nordamerikas sein. Dazu gehören: Kuba, einige kleine Karibikstaaten, Haiti, Nicaragua, Venezuela, Ecuador und Bolivien. Ihr Thema ist SOZIALE GERECHTIGKEIT. Sie sind strikt gegen die USA und bilden eine Staatsform, in der der Staat alle Schlüsselpositionen bestimmt und das Leben seiner Bürger lenkt. Schwerpunkt sind soziale Programme. Internationale Geschäfte laufen häufig über China, dem Iran und anderen eingefleischten USA Gegnern. Diese Freundschaft hat häufig China den Weg ins Land geöffnet und jetzt merkt man, dass die Chinesen harte Geschäftspartner sind, die man manchmal lieber nicht so nahe am Hals hätte.
Das andere Bündnis ist ganz langsam entstanden und eigentlich erst 2012 offiziell aus der Taufe gehoben worden, die ALIANZA DEL PACÍFICO. Hier geht es um fast reine wirtschaftliche Zusammenarbeit. Dazu gehören Mexiko, Kolumbien,. Peru und Chile, wirtschaftliche starke Staaten, die eine Freihandelszone bilden, mit den USA engen Kontakt pflegen. Märkte in Asien sind nicht nur China, sondern Australien, Neuseeland. Kontakte bestehen auch zu Spanien und Kanada. Im Gegensatz zum ALBA wird hier nicht viel politisch argumentiert. Bestes Beispiel der unfreiwillige Aufenthalt des bolivianischen Präsidenten Evo Morales auf dem Heimflug von Moskau. Der ehemalige US-Spion Snowden wurde im Flugzeug vermutet und deswegen musste Morales unfreiwilliger Weise in Wien landen. Dahinter steckten natürlich die USA. Der ALBA wetterte beim nächsten Gipfeltreffen der Staatschefs fürchterlich. Die PAZIFISCHE ALLIANZ hat diesen Vorgang noch nicht einmal in einem Nebensatz erwähnt. Hier geht es bei Gipfeltreffen um Handelsfragen und wie man Hindernisse aus dem Weg räumen kann. Da wird der Handel aber auch der Personenverkehr aber auch Kapitalströme viel großzügiger gehandhabt. Die ALBA - Staatschefs unterzeichnen bei allen Treffen oft Duzende von Handelsverträge für viele kleine und große Übereinkommen. Dementsprechend ist auch der bei den ALBA - Staaten der Staatsapparat viel größer als bei den anderen. Und die Zahl der Bestimmungen und staatlichen Regelungen nimmt täglich zu.
Es ist wie in einer Familie. Da wachsen Geschwister miteinander auf. Sie haben gleiche Sprache und gleiche Kultur und sollten sich verstehen. Stattdessen streiten sie sich und betonen die Unterschiede. Dabei haben sowohl Mexico und Peru als auch in der Vergangenheit und vermutlich in der Zukunft Chile linke Regierungen, die eigentlich dem Model des ALBA näherstehen sollten. Aber die Vergangenheit, Konflikte mit den Nachbarn in der Vergangenheit wiegen stärker als der gemeinsame Vorteil.  Jeder ist sich selbst zunächst der Nächste.

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