Freitag, 20. Oktober 2017

Unsere Patienten

   September und Oktober sind jahreszeitlich die Monate mit weniger Patienten, nicht so bei uns dieses Jahr. Es gibt Tage, da ist die Wartezone morgens voll und dann leert es sich schnell. An anderen Tagen fangen wir langsam an und dann ist keine Zeit zum Mittagessen. Insgesamt haben wir ständig Patienten bis in den Nachmittag hinein. Und fast täglich kommen Patienten, die zum ersten Mal gehört haben, dass wir wieder geöffnet haben. Nach wie vor sind wir das Hospital Vozandes für die Leute, auch wenn wir den Namen aus rechtlichen Gründen nicht führen dürfen. Wichtig ist uns: Die Patienten kommen wieder und alle wollen natürlich, dass wir auch Notfälle behandeln, was wir nur begrenzt anbieten können.
   Was für Patienten kommen denn? Es ist anzahlmäßig die meisten aus der Umgebung, aus der Provinzhauptstadt Puyo und Umgebung. Mehr und mehr kommen die Bauern wieder, besonders wenn sie wirklich krank sind. Es sind die Diabetiker und die Rheumapatienten und da besonders die Alten. Die Familien bringen sie vorbei, denn sie wollen eine schnelle und gründliche Diagnose und sofortige Behandlung. Es ist gut, dass wir Röntgen, Elektrokardiographie, Ultraschall und Labor unter einem Dach anbieten können. An einem Vormittag ist das alles gemacht und die Familie kann mit der Behandlung beginnen.
   Dann kommen die Unfälle, besonders nach dem Wochenende die Fußballer mit ihren Wehwehchen, aber auch Motorrad - oder sonstige Unfälle, sofern es ambulant zu behandeln ist.
Ein starker Anteil von Patienten kommt jetzt wieder, um sich für Richtigkeit etwa einer Operation zu erkundigen. Das sind die, die mit allen Unterlagen wir Röntgenbildern, Ultraschall und Laborbefunden in der Tasche erscheinen und nur sicher sein wollen, dass die Operation auch wirklich nötig ist. Das sind Patienten, die uns viel Zeit kosten, aber die nur unsere Meinung wissen wollen. Aber auch da bauen  wir wieder Vertrauen auf und so manche Therapie wird dann auch geändert.
   Und da sind besonders unsere chronisch Kranken. Viele von ihnen kommen einfach nur vorbei, um sich ihre weitere Medizin abzuholen und mal mit dem Arzt zu sprechen. Eine ältere Frau hat mir von ihrer Gotteserfahrung berichtet, wie Jesus ihr in drei Nächten hintereinander im Traum erschienen ist. Das hat ihr Leben von Grund auf verändert und hat ihr neue Lebenskraft gegeben bei den vielen Schmerzen nach mehreren mehr oder weniger spontanen Wirbelfrakturen beim Busfahren über schlechte Straßen.
   Viele Menschen aber wollen sich nicht helfen lassen, besonders bei familiären Fragen. Da kann man erklären, was man will, immer ist der andere Ehepartner schuld und der ändert sich nicht. Aber es gibt auch positive Erfahrungen. Manche von Klaudias Patienten brauchen medikamentöse Unterstützungen bei ihren Depressionen. Wirkt es dann, kommen sie oft freudig zurück und berichten, wie sich plötzlich der Ehepartner oder die Kinder geändert hätten und merken oft gar nicht, dass sie selbst es sind, die eine andere Sicht des Lebens haben.
   Ein Thema treibt derzeit Ecuador um und ist in der Presse auf den ersten Seiten. Es gibt eine Unzahl vergewaltigter Kinder und besonders Klaudia hat so manchen Patienten (nicht nur Frauen) mit einer oft jahrelangen Geschichte und den entsprechenden Konsequenzen eines verpfuschten Lebens. Meistens sind es wie so oft nahe und nächste Familienmitglieder als Täter. Derzeit sind besonders die Lehrer im öffentlichen Blickfeld. Einige sind schon suspendiert worden. Die rechtliche Konsequenz folgt. Aber bis so etwas im Urwald in den Schulen "aufräumt", wird es noch Jahre dauern. 
   Weniger Patienten kamen bisher aus dem Urwald. Es sind die Alten, die über andere Missionen oder Freunde zu uns kommen. Diese Menschen aus dem Urwald haben wir scheinbar komplett verloren. Aber nach und nach steigt die Zahl auch dieser Patienten, die sich als Menschen ausgeschlossen fühlen. Nicht alle sind arm, und bei uns sind sie herzlich willkommen. Vor allem die Quichuas kommen vermehrt, weil unser holländischer Kollege Quichua spricht. Das schafft Vertrauen.
   Es ist das Team, nicht der eine Arzt, der das Klima ausmacht. Besonders unsere Kubaner haben zum besseren Vertrauen beigetragen. In erster Linie sind es aber die Patienten, die in ihrer Nachbarschaft Werbung für uns machen. Das ist hier wichtiger als Facebook oder andere soziale Medien. Und so macht es bei aller Arbeit einfach Freude die deutlich gestiegene und solide Basis unserer Klinik zu erleben. Dank für alle Begleitung!!!

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