Sonntag, 9. April 2017

Ecuador hat gewählt

    aber deswegen ist das Land noch lange nicht zur Ruhe gekommen. Die Auseinandersetzungen gehen weiter, besonders in Quito. Die erste Runde der Präsidentschaftswahlen ging an den Kandidaten der regierenden Partei „Alianza Paíz“, aber es reichte nicht und deswegen die Nachwahl. Die Regierungspartei hat sich aber die Mehrheit der Stimmen im Parlamente gesichert. Jetzt ging es um LENÍN MORENO oder GUILLERMO LASSO. Moreno war früher Vizepräsident und ist über seine Sozialprogramme vor allem für Behinderte sehr beliebt. Lasso ist Bankier und war früher ebenfalls wie der jetzige Staatspräsident Rafael Correa Minister und möchte diesen jetzt ersetzen. Nach der ersten Runde der Wahlen gab es für Lasso knapp 29%, für Moreno 40%. So ging es in der zweiten Runde also um zwei Personen: Die Regierungspartei zu stärken mit einem Präsidenten aus den eigenen Reihen oder einen Gegenkandidaten mit einem Parlamente mehrheitlich dagegen.
Am Wahlabend sahen die Prognosen Lasso mit ca 53 % in Führung, doch die Prognosen der Regierungspartei sahen das umgekehrt. So lag Moreno schließlich mit 51 zu 49 % vorne und alle Welt spricht hier von Wahlbetrug. Es es waren auch seltsame Dinge zu beobachten.
    Während der Wahlauszählung war das offizielle Informationszentrum in einem Hotel in Quito eingerichtet. Dann gab es plötzlich einen Stromausfall, war das Computersystem blockiert und dann wurde Moreno als Wahlsieger ausgerufen. Bei ersten Wahlgang war es noch eklatanter. Da schloss sich die Wahlbehörde ein und verkündete erst nach 3 Tagen das Ergebnis. "Man hätte mehrfach nachzählen müssen", war die Begründung.
Nun ist Moreno offiziell als Sieger erklärt worden, aber die Volksseele kocht, in Quito wurden und werden Straßen blockiert einerseits durch Demonstranten der Lassopartei, andererseits durch die Polizei, die die oberste Wahlbehörde schützt. Moreno präsentierte sich dem Diplomatischen Corps und nahm dessen Glückwünsche entgegen. Er verspricht, ein Präsident des Ausgleichs und der Gespräche zu sein. Die Polizei besetzte die Räume des Umfragebüros der Lassopartei und sucht nach Beweismaterial. Diese Partei hat ihrerseits jetzt Material für Wahlbetrug eingereicht.
    Wenn es Wahlbetrug war, dann ist er längst wasserdicht gemacht worden. Das Gegenteil lässt sich nicht mehr beweisen. Angeblich haben ganze Dörfer 100% für Moreno gestimmt und einige Menschen dort behaupten nun das Gegenteil. Aber es ist schon seltsam, wenn der gesamte Ostteil des Landes und die Sierra einschließlich der Hafenstadt Guayaquil in der Mehrheit für Lasso waren, dann die gesamte Küste den Sieg für Alianza País gab?   Dass vor allem das Erdbebengebiet für Moreno stimmte war klar. Dort hatte sich die Regierung auch am meisten bei Wiederaufbau engagiert.
    Wie dem auch sei, die Regierung bleibt im Amt. Aber die Menschen hier haben den Sozialismus wieder einmal von seiner Machtseite kennen gelernt. Das Vertrauen in diese Regierung ist verschwunden und bei aller persönlichen Popularität wird es Moreno schwer haben. Er sitzt ja im Rollstuhl nach einem Überfall vor vielen Jahren. Er ist ein zäher Kämpfer, der sich mit Ratgebern zu umgeben weiß. Er ist nicht so verletzend mit seinen Worten wie Rafael Correa jeder Woche in seinem Report, den alle Radiostationen des Landes den Samstagmorgen verbreiten müssen, aber Vertrauen muss er sich doch erst noch einmal erarbeiten. Die Menschen zumindest in Quito sind den Sozialismus leid. Dieser hat den Staatsapparat fest im Griff. Vergleiche mit Venezuela kommen zwangsläufig auf.

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