Mittwoch, 12. April 2017

Ausländische Rentner in Ecuador


    Sie leben zu Tausenden hier in Ecuador und kommen meist aus Nordamerika, aber auch aus Europa wie etwa England oder Skandinavien. Es handelt sich nicht im Touristen, sondern die meisten von ihnen haben ein besonderes Visum und sie leben für viele Jahre hier, manche für immer. Sie haben zuhause die Zelte komplett abgebrochen, sich hier ein Haus gekauft oder gebaut und verbringen ihren Lebensabend hier.
   Was sind die Gründe? Die Wirtschaftskriese in den USA mit dem Zusammenbruch des Hausbooms mit der Bankenkriese hat so Manchen neue Ziele suchen lassen. Aber in den USA besteht schon seit Langem der Trend für alte Leute, dem harten Winter des Nordens zumindest zeitweise zu entfliehen und nach Florida oder Arizona zu ziehen. Wer es sich leisten kann, hat zwei Wohnsitze oder zieht in einen Trailor, in eine geräumigen Wohnwagen. Und so ist Ecuador in den letzten Jahrzehnten Zufluchtsort viele Nordländer geworden. Das Klima hier ist gleicher und für sie angenehmer.
Manche Ortschaften Ecuadors haben sie auch bewusst angelockt. Da ist die Quichua sprechende Stadt Cotacachi bei Otavalo. Dort ist eine eigene Enklave von Zeugen Jehovas aus den USA entstanden.
   Cuenca im südlichen Hochland Ecuadors zieht viele Ausländer an, ist Stadt, aber nicht zu groß und abseits des Großstadtgewimmels mit vielen kleinen Restaurant und Kneipen aber auch viele Sehenswürdigkeiten drum herum.
Loja und Vilcabamba im Süden Ecuadors ist eine Region mit vielen alten Menschen die die 100 erreichen. Das milde Klima und viele andere Einflüsse ziehen neben Touristen nun auch alte Menschen aus aller Welt an.
   Einige von den Ausländern wohnen nur zur Miete, aber andere haben ihr Haus verkauft und kaufen hier günstiger eine neue Immobilie. So sind in Cuenca de Preise für Häuser gestiegen, meist zum Nachteil der Einheimischen. Es gibt auch Ausländer, die hier ein eigenes Geschäft eröffnet haben, etwa einen Laden mit ausländischen Waren, die Ecuadorianer nicht kennen. So entstehen mit der Zeit ausländische Treffpunkt, wo man sich in aller Ruhe fallen lassen kann. Denn im Alter ganz in eine fremde Kultur einzusteigen, ist in der Praxis oft schwieriger als gedacht. Besonders ältere Nordamerikaner sind Fremdsprachen nicht gewohnt. Das Alter macht es nicht leichter. Und doch sind diese Menschen willkommen, bringen sie doch ihr Kapital und ihre Altersversorgung in diese Regionen Ecuadors. Und Sprachschulen und andere Dienstleistungen geben Ecuadorianern Arbeit.
Doch der Boom des Ausländerzuzugs scheint derzeit einen scharfen Knick zu bekommen. Viele von ihnen verlassen Ecuador wieder. Die Wirtschaftskriese Ecuadors geht auch an den ihnen nicht spurlos vorbei. Entgegen der offiziellen Zahlen  steigt die Inflation im Land. Auch wir merken es. Lebensmittel beispielsweise sind hier deutlich teurer als etwa in Deutschland.  Dann locken andere Länder, die reizvoller erscheinen, allen voran Thailand, aber mit dem Friedensprozess auch Kolumbien und in Europa Portugal. Die meisten älteren Menschen aber kehren aus familiären Gründen in ihre Heimatländer zurück. Ihnen fehlt auf Dauer die Familie und bei Krankheit sind sie in der Regel auch besser Zuhause versorgt. Denn viele kamen als Frührentner hierher voller Tatendrang und Kraft. Und dann geht es auf einmal nicht mehr so wie früher und hier ist man auch nach vielen Jahren noch Fremder. Ein soziales Netz gibt es hier eben meist durch die Familie und nicht durch den Staat.
   Und so ist hierzulande der Boom der Rentner erst einmal am Abebben. Es gehen mehr als kommen aber das kann sich auch wieder ändern, wenn sie die politischen Verhältnisse etwa in Asien ändern.
Eines aber zeigt sich immer mehr, wie derzeit auch in Europa. Die Zeit des Dorfes, in dem nur solche leben, die seit Jahrhunderten zusammen gehören, durch gleichen Dialekt und gemeinsame Kultur vereint, geht weltweit zu Ende. Ausländer drängen herein aus welchem Grund auch immer. Die Welt mischt sich immer mehr, mal von allen Seiten gewollt und begrüßt, mal zähneknirschend akzeptiert oder bekämpft. Die Zukunft ist ein buntes Gemisch von Kulturen und Sprachen. Nur die Menschen Afrikas und des Nahen Ostens und viele andere mehr müssen das noch lernen, andere zu akzeptieren.

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