Donnerstag, 26. Mai 2016

Am Vorabend des Umzugs

Es ist soweit. Die letzten Tage waren randvoll mit Terminen und Vorbereitungen gefüllt. Der Umzug ist vorbereitet. Es sind zwar nur knapp 200 m aber es ist ein historischer Umzug, weil wir dahin zurückkehren, wo wir vor fast 2 1/2 Jahren gegangen sind, ins alte HCJB-Krankenhaus. Vorerst werden wir nur den ambulanten Teil bewirtschaften. Alles andere muss von Grund auf erneuert werden. Aber die Sprechstundenräume können wir benutzen. Unser Angebot wird jetzt um das Labor erweitert. Und es kommt unsere Kardiologin zurück, die wegen fehlender Bezahlung anderweitig ihr Auskommen suchte.
Es ist in diesen Tagen ein Ruck durch Shell gegangen. Überall sind die Menschen froh, dass wir wieder in den alten Mauern arbeiten. Wir haben viel Ermutigung erfahren. Geplant war, nicht nur das Gras um das Hospital zu mähen. Nein, auch der Gärtchen darum herum wurde von Unkraut gesäubert. 8  m3 Kompost haben wir für wenig Geld erhalten und verteilt. Der Eingangsbereich ist mit Palmen und Zierpflanzen aus der Region geschmückt. Die Helfer, die seit 3 Tagen daran arbeiten wurden von anderen mit Essen und Getränken versorgt. Jetzt bewachen wir nachts diesen Bereich? Warum? Weil schon die ersten Pflanzen geklaut wurden, einfach aus dem weichen Erdreich gerissen. Auch das gibt es. Einige nehmen mit, was nicht niet- und nagelfest ist. Also brauchen wir für den Anfang einen Wachdienst für den Pflanzenschmuck, den heute Nacht eine Ärztin aus Kuba mit ihrer Familie übernommen hat.
Für den morgigen Tag haben sich viele Freiwillige gemeldet, die Schreibtische und sonstige Einrichtung umziehen. Unser Team muss dann im Hospital sein, damit die Dinge an die richtige Stelle kommen. Über eine Woche lang haben Frauen dort alles unter Wasser gesetzt und geputzt. Dann bekommt jeder Arzt sein eigenes Sprechzimmer, das er sich selbst einrichten kann. Am Montag des 30. Mai weihen wir unsere Ambulanz dann mit einer Feier ein, zu der wir alle Mitarbeiter und Helfer der letzten Wochen einladen. Einige werden Kuchen mitbringen, wir werden Lieder singen, beten und eine Predigt hören. Aber wir dürfen leider noch nicht offiziell anfangen. Es fehlt noch die Genehmigung des Gesundheitsministeriums. Die letzten Papiere sind in Nachtschichten fertig geworden, aber das Ministerium hat keine Eile. Aber wir fangen trotzdem an. Wir müssen nämlich den Inspekteur selbst mit dem Auto abholen. Also wissen wir, wann er kommt und dann wird kein Patient vor Ort sein, sondern zur alten Sprechstunde geschickt, wo nur zwei Tische und das Nötigste stehen werden. Die Patienten verstehen das.
Was läuft sonst noch ab? Ganz in der Nähe auf dem Gelände, das wir als Land für unseren Neubau versprochen bekamen, haben sich ganze Indianergruppen niedergelassen, Zäune gezogen und Hütten errichtet. Sie streiten sich untereinander. Diese Landbesetzung ist illegal, wird aber von politischen Indianerführern geleitet. "Wenn hier jemand rein kommt, fließt Blut..." hört man in Radiointerviews. Inzwischen werden weitere Teile der Teeplantage besetzt. Und mehr und mehr richtet sich die Wut gegen die Regierung. Was als Wahlversprechen geplant war, ufert aus. Es wird gefährlich militant. Wir sind froh, dass wir da nicht mitten drin bauen müssen.
So sind wir am Vorabend des Umzugs finanziell an einem Tiefpunkt. Die Reserven sind verbraucht, aber es wird auch wieder bergauf gehen. Wir müssen lernen, dass es auf Gottes Wegen keinen Überfluss gibt aber Segen!

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