Montag, 18. Januar 2016

Und oft sind die Väter die Verlierer

An einigen Ausfallstraßen des Berufsverkehrs von Quito kann man Hinweisschilder lesen wie: Vaterschaftstest per DNA. Die Schilder sollen vor allem Männer ansprechen, die über solche Tests den Kopf aus der Schlinge ziehen wollen. Besonders gilt das, wenn die Partnerschaft in die Brüche gegangen ist, Feindschaft auf beiden Seiten herrscht und oft nur noch über Rechtsanwälte miteinander "gesprochen" wird.
2015 gab es über 182 000 gerichtliche Auseinandersetzungen wegen zu zahlender Alimente, das sind täglich über 550 neue Fälle in der Justiz. Und natürlich sind in der überwiegenden Mehrheit die Mütter für die Versorgung der Kinder zuständig und viele Väter machen sich aus dem Staub. Bis vor Kurzem gab es auch kaum Strafverfolgung und die Männer konnten nahezu gefahrlos untertauchen. Das hat sich grundlegend geändert. Ecuador ist gläsern geworden. Jeder kann an persönliche Daten per Internet gelangen. Und so sind derzeit die Väter die Verfolgten durch die Justiz. Und die holt die Väter auf der Arbeitsstelle ab und ab geht es in spezielle Gefängnisse. Sie sollen nicht zu anderen Kriminellen kommen. Ihre Gefängnisse sind getrennt und meist in der Stadt selbst gelegen. Dort bleiben sie erst einmal 30 Tage mit dem Verbot, anschließend das Land zu verlassen. Beim zweiten Mal sind es schon 60 Tage und 6 Monate Ausreiseverbot. Das greift massiv in das Leben dieser Männer ein. Wer am Arbeitsplatz verhaftet wird, verliert meist fristlos seine Arbeit und findet schwer einen neuen Job. Damit vermindert sich die Chance, die Alimente pünktlich zu zahlen. Die Abwärtsspirale zur Dauerarmut beginnt. 35% der Männer, die einmal wegen fehlender Alimentenzahlung in polizeilichem Gewahrsam waren, kehren früher oder später wieder dahin zurück. Denn kurzfristig hilft seine Familie einmal, aber auf Dauer ist sie dazu nicht bereit. Jetzt hat sich eine Selbsthilfeorganisation gebildet, die diesen Vätern beratend zur Seite steht. Diese Organisation untersucht die wirklichen Ansprüche der Kinder, denn normalerweise endet die Unterstützung der Kinder mit dem 18. Lebensjahr, kann aber bei Universitätsstudium bis 21 Jahre ausgeweitet werden. Auf der anderen Seite behauptet das Sozialamt, dass die eigentlich Geschädigten die Kinder seien, die am meisten unter der  Trennung leiden.
Wie immer bei familiären Streitigkeiten sind beide Seiten daran schuld, aber die Mütter werden gesellschaftlich eher für ihre Bereitschaft zur Aufopferung für ihre Kinder geadelt, währen die verstoßenen Väter wie die Trottel dastehen und ihnen oft widerrechtlich der Zugang zu ihren Kindern verweigert wird. Es gilt jetzt, auch einmal die Mütter zu kontrollieren, denn da werden Alimente manchmal auch grundlos eingetrieben. Es gibt zu wenige Kontrollen. Denn in den letzten Jahren hat sich das Blatt sehr zugunsten der Mütter und Frauen im Allgemeinen geändert. Abschließend nur ein Beispiel: Eine 16 - Jährige zieht zu ihrem Freund. Die beiden leben 1 1/2 Jahre zusammen und haben bald ein Kind. Doch ihre Mutter lässt nicht locker, bis die Beziehung auseinander geht. Danach geht es nicht nur um Alimente. Der Hass richtet sich jetzt voll gegen den Mann. Er wandert wegen Verführung einer Minderjährigen hinter Gitter. Dort kommt er aber gar nicht mehr raus, weil er zwischenzeitlich auch keine Alimente gezahlt hat. Er hat seinen Studienplatz verloren und sein Leben ist verpfuscht, während die junge Frau von ihrer Mutter in allem unterstützt wird.  Mehr und mehr besteht bei der jetzigen Rechtsprechung die Gefahr, dass eine nicht kleine Gruppe junger Väter nie mehr ein Bein auf festen Boden bekommt.

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