Freitag, 20. November 2015

Fast ganz Ecuador im Ausnahmezustand

Nun ist fast das ganze Land Ecuador vom Ausnahmezustand betroffen, was der Regierung recht zu kommen scheint, denn dann sind Proteste gegen sie deutlich beschränkt. Die Natur scheint sich gegen die politische Opposition verschworen zu haben. Denn es sind keine politischen Gründe, die diesen Ausnahmezustand begründen. Es ist die Natur.
Wie bereits berichtet, ist nach langer Zeit der Cotopaxi wieder aktiv. Hohe Aschewolken spuckt er aus, Flugrouten für die Flughäfen in Latacunga und Quito, beides internationale Flughäfen, mussten geändert werden und manchmal fliegt die Asche bis zur Pazifikküste. Das geht seit August so. Die Bevölkerung in Latacunga leidet darunter. Touristen bleiben aus. Die Wohnungen in den tiefer gelegenen Stadtteilen um den Fluss sind verlassen. Immerhin haben Schlammlawine im 18 Jahrhundert schon dreimal die Stadt zerstört. Jetzt werden Evakuationsübungen abgehalten und die Studenten haben sich längst Zimmer in höher gelegenen Stadtteilen gesucht mit deutlichem Preisanstieg. Doch der Cotopaxi ist dabei, sich zu beruhigen, allerdings wie lange? Es wird diskutiert, den Nationalpark des Vulkanes wieder für Touristen zu öffnen, aber das bleibt derzeit im Gespräch.
Und über Nacht ist der Tungurahua wieder aktiver. Die Aschewolken sind vom Amazonastiefland bei gutem Wetter sichtbar, auch wenn wir den Vulkan selbst nicht sehen können. Die Gegend westlich des Tungurahua sind betroffen und man kehrt die niedergegangene Asche in Städten wie Riobamba auf. Bei der Landwirtschaft in Windrichtung ist das nicht so einfach möglich. Die Asche verätzt erst einmal die Blätter der Pflanzen, bevor sie in einigen Jahren fruchtbare Erde wird.  Immer wieder die Frage: Was ist mit Baños am Fuße dieses Vulkans, auch wenn der Staub in die andere Richtung weht.
Und jetzt kommt noch das Klimaphänomen EL NIÑO an der Küste dazu.
Von Indonesien her kommen zyklisch gesteuert warme Meeresströmungen. Sie verändern nicht nur den Fischreichtum der hiesigen Küste. Sie bringen Regen. Normalerweise hat auch in der südlichen Hälfte der Küste Ecuadors der kalte Humboldtstrom aus der Antarktis das Sagen. Wenn der Wind darüber streicht, nimmt er wenig Wasser auf. Einmal an Land, wärmt er sich auf und nimmt noch mehr Wasser auf. Dementsprechend ist die Küste Südamerikas an der Pazifiküste eine Wüstenlandschaft, besonders in Peru. Erst in sehr hohen Lagen der Anden, wenn der Wind sich deutlich abgekühlt hat, regnet es. Wenn jetzt schon wärmere Luft hier ankommt, die sich kaum noch an Land aufwärmt, kommt es schon sehr früh zu Niederschlägen . In anderen Worten: Die Küste versinkt im Regen. Die Flüsse treten über die Ufer, nehmen Brücken mit, lassen Felder mit frischer Saat verfaulen. Die Menschen fliehen in das Hochland, neue spontane Siedlungen in den Großstädten wie Quito entstehen mit aller sozialer Not - Flüchtlinge im eigenen Land, gleiche Nationalität aber mit anderem Dialekt.
Das alles kommt jetzt zusammen auf die Regierung mitten in der Finanziellen Krise durch einen international tiefen Ölpreis durch die OPEC, deren vielleicht kleinstes Mitglied Ecuador ist.
Der Ausnahmezustand ist sicher gerechtfertigt, zeigt aber auch die immense Not des Landes an. Es wird der Regierung schwer fallen, nach Jahren des Aufschwunges jetzt weiter gute Laune zu verbreiten, von den inneren finanziellen nach Jahren der vollen Taschen nun umzustellen auf Schmalhans Küchenmeister!

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