Mittwoch, 16. September 2015

Rauch in Quito und Umgebung

Der Sommer in Quito neigt sich dem Ende entgegen und es qualmt in und um Quito. Das Wetter ist herrlich. Seit fast 3 Monaten hat es nicht mehr richtig geregnet. Normalerweise haben wir im August oder September immer wieder Regenschauer, oft mit viel Hagel. In einem Jahr mussten diese Hagelkörner mit Baumaschinen zur Seite geräumt werden und schmolzen tagelang vor sich hin. Oder die Pässe auf beiden Seiten der Sierra waren von Eis belegt, mit dem weder die Straßenbehörden noch die Autofahrer umgehen konnten und der Verkehr für einige Tage zum Erliegen kam. Dieses Jahr ist es anders. Es ist staubtrocken. Unser Nachbar hat sein marodes Dach des Hauses im Juli abgebaut und setzt ein Stockwerk drauf. Nur sehr langsam geht es weiter. Nur am ersten Tag nach dem Abriss des Daches Anfang Juli gab es einen starken Regen und  sie hatten nicht genügend Gefäße, um das durchsickernde Wasser aufzufangen. Seitdem kann der Bau ohne Probleme weiter gehen.
Nein, dieses Jahr ist der Sommer trocken wie selten zuvor.
Was in Quito qualmt, ist weit weg im Süden der Vulkan Cotopaxi. Doch seine Asche weht der Wind meist nach Westen Richtung Küste. Die Menschen dort leiden schon mächtig, vor allem die mit Viehwirtschaft. Die gesamte Natur in diese Richtung ist aschgrau verfärbt und das Vieh leidet. Auch der Gemüseanbau dort kommt zu Erliegen und der Staat erwähnt finanzielle Hilfe für die Landwirtschaft. Aber Quito bekam von diesem Vulkan bisher wenig Asche mit, gelegentlich im Südteil der Stadt.
Was uns derzeit vermehrt zu schaffen macht sind die alljährlichen Waldbrände in und um die Stadt, über 25 mal in diesem Jahr. Dann hängen dichte Rauchschwaden über der Gegend.
Quito liegt in einem Hochtal am Rande des Pichinchavulkans, der derzeit ruhig ist. Und weiter unten im Hochtal ist längst eine neue Stadt gewachsen, die aber zu Quito gehört. Die Stadt erstreckt sich über ca. 800 m Höhenunterschied. Und zwischen den verschiedenen Stadtteilen gibt es viel Wald. Es ist aber nicht der deutsche, dichte Wald, sondern häufig der schnell wachsende Eukalyptuswald. Diese Baumart wurde vor über 150 Jahren hier in Ecuador eingeführt, als es kaum noch Holz gab, weil die wachsende Bevölkerung alles Brennbare abgeholzt hatte. Doch Eukalyptus ist keine einheimische Pflanze und verdrängte andere Baumarten durch einen wachstumshemmenden Stoff und machte sich im gesamten Hochland breit. Eukalyptus wächst immer gerade, ist also für Holzverarbeitung ideal, aber braucht viel Wasser und Abstand zwischen den Bäumen. Ein Eukalyptuswald ist nie ein Mischwald und nie besonders dicht. Und so trocknet er in der Äquatorsonne bei fehlendem Regen schnell aus. Er hält kein Wasser über längere Zeit. Und so wird dieser Wald schnell Raub der Flammen.
An den Rändern Quitos will die Stadt wachsen. In der Vergangenheit hat man dann oft nach einem Waldbrand Genehmigungen für neue Siedlungen gegeben. Also wurden Brände absichtlich gelegt. Die Zeit ist längst vorüber. Dennoch scheinen es einige immer noch zu versuchen. Andere legen Brände in den Höhenlagen des Pichincha, um das Paramogras abzubrennen. Denn neues Gras ist Viehfutter. So ein Brand ist dann eine Gefahr für den nahen Wald. Und der Rest der Brände ist wohl Folge einer weggeworfenen Zigarette ohne besonderen Vorsatz.
Die Feuerwehr Quitos und Umgebung ist derzeit im Dauereinsatz und gab bereits Tote unter den Feuerwehrmannschaften; junge Leute mit nur wenig Erfahrung, die das Feuer eingeschlossen hatte und denen man nicht mehr helfen konnte.

Im September hat die Schule wieder begonnen. Das Leben normalisiert sich wieder. Der Verkehr ist chaotisch wie immer. Jetzt warten wir auf den Regen Anfang Oktober bis Weihnachten, um die braune Stadt wieder in ein normales Grün zu verwandeln und damit die Rauchwolken über der Stadt zu vertreiben. Bleibt vorerst einmal der Vulkan Cotopaxi.

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