Dienstag, 22. September 2015

Grenzstreitigkeiten in Südamerika

Immer wenn ein großes Preisniveau unter Nachbarstaaten besteht, setzt ein reger Grenzverkehr ein und der billigere Nachbar verdient am Grenzzaun - zum Leidwesen der anderen, die dann nach Gegenmaßnahmen rufen und ihr Geschäft schützen wollen. Dazu kommen noch ideologische Differenzen, von denen es im Norden Südamerikas genügend gibt.
Da sind die Unruhen an der Grenze zwischen Kolumbien und Venezuela. Es prallen die Welten eines Handelsvolkes Kolumbien mit der zentralen, sozialistischen Staatswirtschaft Venezuelas aufeinander. Tausende Kolumbianer waren über die Grenze gezogen, um dort Waren zu liefern, die der Staat nicht garantieren konnte. Und sicher ist auch Benzin zurück nach Kolumbien geflossen, das in Venezuela billiger als in Flaschen abgefülltes Trinkwasser ist. Jetzt hat die Regierung Venezuelas die Kolumbianer vertrieben. Zu Tausenden sind sie über den Grenzfluss mit Hab und Gut in ihr Land zurückgekehrt. Derzeit versuchen Uruguay und Ecuador zu vermitteln. Es soll nicht zu militärischen Maßnahmen kommen.
Aber auch Ecuador hat so seine Probleme mit den Nachbarn. An den Grenzen zu Peru und Kolumbien gibt es seit Jahren illegalen Handel mit Gasflaschen und Benzin, das hierzulande stark subventioniert ist. Die Bevölkerung Ecuadors ist nicht gewillt, diese seit Jahren gewohnten Subventionen so ohne weiteres aufzugeben. Die Nachbarregionen Perus und Kolumbiens profitieren davon. Bei Grenzkontrollen werden hier und da Schmuggler erwischt, aber immer, wenn das Preisgefälle eklatant ist, funktioniert der Schwarzmarkt.
Aber Ecuador hat noch einen anderen Grund für weitere Grenzkontrollen: Es braucht höhere Steuereinnahmen, spätestens seit der Ölpreis im Keller gelandet ist.
Beispiel: An der Grenze zum nördlichen Nachbarn Kolumbien besteht seit langem ein reger Grenzverkehr von Ecuatorianern, die bei Tagesausflügen im kolumbianischen Ipiales  ordentlich einkaufen. Das Geschäft dort blüht, während auf der hiesigen Seite, wenige Kilometer vor der Grenze in Tulcan Geschäfte schließen. Früher war das einmal umgekehrt. Da kauften die Kolumbianer massenweise hier ein. Also klagen die hiesigen Händler und die Regierung sieht sich gezwungen, Gegenmaßnahmen zu ergreifen.
Also werden jetzt Schutzzölle erhoben. Insgesamt sind es 2961 verschieden Artikel, die ab sofort an allen Grenzen des Landes zollpflichtig sind. Das gilt aber natürlich für alle Grenzen, besonders auch an den Flughäfen bei der Einreise. Dort dauert jetzt die Kontrolle zwischen 10 und 30 Minuten länger. An den Außengrenzen bilden sich jetzt längere Autoschlangen.
Es sind besonders Kleidung, Spirituosen, Fernseher und Handys, an denen der Staat verdienen will. In der Presse laufen derzeit Kampagnen über Höchstgrenzen, Kosten und Formalitäten bei der Einreise.
Die Zeiten sind vorbei, in denen Ecuatorianer über die Grenze fahren und mit 4 neuen Reifen ihres Autos und einem großen Flachbildschirm zurückkehren. Aber immer, wo ein großes Preisniveau besteht, wird der Handel nicht aufhören. Menschen sind erfinderisch.
Wer die wirkliche Ursache bekämpfen will muss zweierlei beachten:
1) Überall, wo Subventionen gegeben werden, profitieren die Nachbarn. Der Schwarzhandel blüht. Da müssen die Subventionen abgebaut werden, was bei Benzin und Gas hierzulande aber politisch nur langsam durchzusetzen ist.
 2) Zum anderen ist im sozialistischen System hierzulande die wirkliche Inflation wesentlich höher als die offiziellen Angaben. Selbst Lebensmittel sind in Ecuador oft teurer als in Deutschland. Da profitieren vom Preisgefälle die Nachbarn. Also versucht unsere Regierung die Regelung über Schutzzölle, die dem Staat Mehreinnahmen versprechen.
Wir müssen zurückkehren zu einem friedlichen Handel der Nachbarn. Das geht aber derzeit nicht aus ideologischen Gründen. Also ist derzeit Kolumbien der Buhmann zwischen zwei sozialistischen Nachbarn. Das lässt sich nicht in Verhandlungen der Staatspräsidenten ändern. Also bleibt der Streit bestehen, allen amtlichen Beschwörungen zum Trotz.

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