Mittwoch, 2. September 2015

Der Cotopaxi raucht weiter


Den beginnenden Ausbruch eines Vulkans im Voraus zu bestimmen ist schwierig. Seit Jahren werden leicht verstärkte Aktivitäten des höchsten Vulkans der Erde, dem Cotopaxi, berichtet. Bergsteiger berichteten von verstärktem Schwefelgeruch auf dem Eisriesen. Dieser Berg wird seit Jahren verstärkt beobachtet. Seit Mai 2015 hat die Aktivität zugenommen. Im Juni und Juli diesen Jahres gab es vermehrte kleine lokale Erdbeben, die dann wieder abflauten, um dann Ende August zu den ersten Gas - und Staubausbrüchen zu führen. Bis zu 7 km hohe Staubwolken konnte man bei dem klaren Sommerwetter von der Hauptstadt Quito aus beobachten. Der Ascheregen erreichte Quito und in letzter Zeit vor allem die Regionen im Westen bis hin zur Küste. Die Landschaft in der Nähe des Vulkans ist in ein einheitliches Grau gehüllt. Nach einer Woche erhöhter Aktivität ist es derzeit ruhiger geworden. Aber die Zahl der lokalen Erschütterungen hat deutlich zugenommen. Und laut Geophysikalischem Institut Ecuadors werden vermehrt seismographische Aktivitäten mit Epizentrum von der Spitze des Vulkans bis in fast 9.000 m Tiefe gemessen. Viele Messstationen in unmittelbarer Nähe des Vulkans geben die Daten weiter. Diese Aktivitäten weisen auf ein Zerbröseln des Gesteinspfropfens im Schlund des Vulkans hin, Vorbereitung auf einen erneuten Ausbruch. Das Magma hat sich also bereits bis auf ca. km vor dem Krater vorgearbeitet, also schon fast auf 3000 m Meereshöhe. Der Druck auf den verbleibenden Pfropfen wächst. Was derzeit austritt sind Gase und kochendes Wasser.
Bild aus sicherer Entfernung von mindestens 60 km Luftlinie
Wie schon mehrfach berichtet, besteht die Gefahr des Cotopaxi bei einem Ausbruch nicht in erster Linie durch Lava und Gesteinsbrocken. Das nur in unmittelbarer Nähe. Aber der Vulkan hat einen bis weit über 50 m hohen Eispanzer, der dann schmelzen würde.
Drei Richtungen sind gefährdet:
1) Die nahegelegene Provinzhauptstad Latacunga: Spätestens 1 Std. nach Ausbruch würde eine Schlammlawine diese Stadt erreichen. Diese Stadt wurde in der Geschichte schon dreimal davon überrollt und zerstört. Die beiden wichtigsten Krankenhäuser liegen direkt am Fluss. Schon werden die ersten Patienten in andere Städte verlegt. Häuser in tiefer gelegenen Stadtteilen werden verlassen, die Mieten in höher gelegenen Stadtteilen steigen beträchtlich.
Erst viel später käme die Schlammlawine am Staudamm in Baños an und dann im Pastaza Richtung Amazonas. Da ist weniger Schaden zu fürchten.
2) Der Süden von Quito, wo in den tiefer gelegenen Vororten ganze Fabriken in Flussnähe liegen. Aber vor allem die Wasserversorgung des Südens der Stadt wäre gefährdet. Wie überall rund um den Vulkan laufen Übungen des Katastrophenschutzes. Notunterkünfte werden vorbereitet, Sirenen installiert, um die Menschen zu warnen, Fluchtwege sind markiert.
3) Der dritte Weg wäre Richtung Amazonastiefland. Der Napo, eines der großen Nebenflüsse des Amazonas entspringt direkt am Cotopaxi. Im Tiefland angekommen würde er Dörfer überschwemmen und Brücken mitnehmen. Auch dort werden Evakuationsübungen durchgeführt.
Aber ein Gutes hat das Warten auf den Ausbruch. Der Rauch tritt derzeit mit über 150 Grad Celsius aus. Rund um den Vulkankrater werden Temperaturen von bis zu plus 44 Grad gemessen und das auf fast 6.000 m Höhe. Nach der Überdeckung des Eises mit Staub, schmilzt derzeit das Eis. Erste kleine Schlammlawinen rutschten einige Meter zu Tal. Das ist ein gutes Zeichen. Der Berg zeigt aus der Ferne deutliche Flecken in seinem Eispanzer. Zusammen mit der globalen Erderwärmung und dem Rückgang der Gletschermassen sorgt jetzt der verzögerte Ausbruch zum langsamen und ungefährlichen Abschmelzen des Eises, was das Risiko für die Menschen der Region deutlich verringert.
Und so starren wir auch noch jeden Tag zu diesem Berg, der für viele, Menschen, Rinder, Lamas und Gemüseplantagen der Schicksalsberg ist. 

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