Mittwoch, 8. April 2015

Achterbahn der Gefühle

Es ist Entscheidungszeit nach Monaten und wieder Monaten des Wartens. Aber auch die Entscheidung fällt nicht an einem Tag.
Die Verhandlungen mit der Ölgesellschaft ist mit Einvernehmen heute erst einmal zu ende gegangen. Heute haben wir am gemeinsamen Vertrag gefeilt: Sie kaufen das Grundstück, sorgen für die Genehmigungen und bauen das Hospital. Nur die Baupläne müssen noch geändert und an das jeweilige Gelände angepasst werden. Das klingt wie im Märchen.
Auf der anderen Seite die Vorschriften: Wird neben einem neu erbauten Hospital des Staates ein privates Hospital überhaupt genehmigt? Wir fragen mehrere Mitarbeiter des staatlichen Gesundheitsdienstes unabhängig von einander und die runzeln die Stirn.
Und dieser Tage haben wir einen Vorgeschmack der staatlichen Kontrolle miterlebt: In wenigen Tagen wollen wir ein große medizinische Aktion durchführen. Ärzte aus Quito kommen. Hier gibt es viele Diabetiker und die brauchen Kontrollen, vor allem die der Augen. Wir bekommen eine Schule gestellt. Jetzt müssen wir das vom Gesundheitsministerium genehmigen lassen. Dazu ein Schreiben mit allen Einzelheiten, zunächst an die Rechtsabteilung des Ministeriums. 5 Tage später muss das Schreiben nochmals eingereicht werden an eine andere Chefin. Die staatlichen Titel aller Ärzte müssen angeheftet sein, eine Zeichnung des Stadtplans mit dem Ort der Schule, Fotos der Schule, damit man sie auch findet. (Das Gesundheitsbüro ist ca 7 km entfernt) Dann erst wird die Genehmigung erteilt. Derweilen läuft längst die Werbung für das Ereignis von der Stadtverwaltung. Wenn wir diesen mühsamen Erlaubinsweg auch für den Neubau gehen müssten, würden wir das nie schaffen. Für uns wird hoffentlich die Genehmigung von OBEN kommen; OBEN im doppelten Sinn.

Jetzt haben wir überlegt, welche Form medizinischer ambulanter und stationärer Behandlung überhaupt genehmigt wird. Nach Überlegungen für verschiedene Typen Gesundheitszentren haben wir uns für ein einfaches Basishospital entschieden. Das kann dann später wachsen. Die Bettenzahl haben wir auch heruntergefahren. Späteres Wachstum ist immer noch möglich.

Heute haben wir 3 mögliche Bauplätze angesehen. Die Entscheidung fällt in wenigen Tagen. Sie sind alle ungefähr 5 ha. groß, zwei davon in Shell, einer 3 km außerhalb.
Bleibt die Angst der Genehmigung. Aber wir haben starke Fürsprecher. Die Ölfirmen haben Geld verdient, dass sie schnellstmöglich für soziale Zwecke ausgeben müssen. Zum Konsortium der 6 Firmen kamen jetzt noch 4 weitere hinzu, die sich uns anschließen wollen, unter ihnen Haliburton und Schlumberger, die wohl zwei wichtigsten Firmen für Bohrarbeiten weltweit. Diese Firmen können auch bis zum Präsidenten hin Forderungen stellen........

Wir leben in einer verrückten Zeit. Die sozialistische Regierung kontrolliert alles, aber sie braucht gerade jetzt die Ölfirmen. Die haben mit Vorbereitung der Ölförderung im Yasuni  Nationalpark alle Hände voll zu tun und die Regierung bezahlt sie prompt, wenn ein Arbeitsabschnitt beendet ist. Von dem Geld müssen sie aber einen Prozentsatz für soziale Arbeiten ihrer Entscheidung ausgeben, aber schnell, sonst gibt es keine Anschlussaufträge. So jagt eine Entscheidung derzeit die andere. Und gerade in der wirtschaftlichen Krisenzeit sind vielleicht wir, die davon profitieren. Dass wir über Nacht so potente Geldgeber und Förderer haben, ist nicht unser Verdienst.

Aber bei aller Freude haben wir gelernt, uns erst zu freuen, wenn ALLES genehmigt ist. Es ist und bleibt ein Wechselbad der Gefühle.

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