Donnerstag, 9. April 2015

Rentendiskussion in Ecuador

Derzeit steigt an manchen Stellen die Zahl der Wutbürger in Ecuador. Die meisten sind fortgeschrittenen Alters und protestieren gegen die Regierung. Dass diese wenig Geld zu vergeben hat, ist allen bekannt. Doch es gibt ein Gesetz, das den Staat an seine Pflichten erinnert. Bis zu 40% der Rentenzahlungen sollen durch den Staat erfolgen. Das staatliche Sozialsystem, eine Verbindung von Renten- und Krankenkasse mit vielen weiteren sozialen Versicherungen ist eingebunden in ein System, das der Staat garantiert. Doch das System hat Löcher, die immer wieder gestopft werden müssen. Da werden Gelder veruntreut, Medikamente mit dem LKW angeliefert und in vielen kleinen Fahrzeugen nachts weggefahren. Die Korruption eines einzigen staatlichen Systems ist auf Dauer nicht zu stoppen.
Auf der anderen Seite wächst auch in Ecuador die Zahl der Rentner. 2010 finanzierten 7,4 aktive Beitragszahlen einen Rentner. Das werden 2050 laut Prognosen nur noch 3,5 Aktive sein. Denn auch in Ecuador werden die Frauen weniger Kinder gekommen. Waren es 1970 noch 6,4 Kinder pro ecuatorianische Frau und 2010 nur noch 2,8 Kinder werden es 2050 nur noch durchschnittlich 1,92 sein. Ab 2030 wird das Bevölkerungswachstum bereits bei Null liegen und auf Negativ umschlagen. Diese weltweite Entwicklung wird dann auch mit großen finanziellen Mitteln nicht mehr umzukehren sein.  Mit wenigen Jahren Verspätung wird Ecuador den hoch entwickelnden Völkern dieser Welt im Altwerden folgen. Denn gleichzeitig steigt auch die Lebenserwartung von 75 Jahren im Jahre 2010 auf 80,5 Jahre 2050.
Es war bezeichnend, dass bei der Beratung in der Parlamentskommission für dieses Problem dieser Tage fast 2/3 Frauen bestimmend anwesend waren. Die Männer haben längst das Heft abgegeben. Die gleiche Frauenquote zeigt sich bei den anwesenden Journalisten.  Frauen machen Politik oder Karriere und da haben Kinder keinen Platz mehr.
Für den ecuatorianischen Staat kommen derzeit zwei Strömungen zusammen. Neben der Alterspyramide, die sich nur langsam ändert kommt die akute wirtschaftliche hinzu. Vor alles sind es die Schulden, die der Staat bei der Sozialversicherung hat. Fast 23 Mrd. ist fast der gesamte jährliche Staatshaushalt. Jetzt merken es wieder einmal die schwächsten der Gesellschaft, dass ihre Zukunft bedroht ist. Es wäre nicht das erste Mal in der Geschichte der hiesigen Sozialversicherung, dass ihr Gebäude ins Wanken gerät und Zahlungen um einige Monate verschoben werden. In dieser Entwicklung liegt sozialer Sprengstoff, den die Regierung nicht unterschätzen sollte.

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