Freitag, 23. Januar 2015

Flugverkehr in Ecuador

Ecuador ist ein Land mit vielen kleinen Flugplätzen. Es geht hier nicht um den internationalen Verkehr. Dafür besitzt das Land eigentlich nur den Flughafen von Guayaquil und Quito und Latacunga. Alle anderen Städte des Landes werden durch Inlandsflüge bedient. Die kleinen Landepisten befinden sich vor allem an der Küste und im östlichen Urwald. Bestehende Flughäfen im Hochland von Ecuador werden derzeit abgebaut. Es gibt gute Straßen mit einem ausgezeichneten Bussystem. Aber an der Küste und im Urwald hat der Straßenbau erst vor wenigen Jahren begonnen. So nutzt man noch 350 private und staatliche Pisten, meist grasbewachsen. Sie werden von keinen Maschinen angeflogen mit 5 - 10 Passagieren. An der Küste sind es die großen Plantagen mit eigenen Flugzeugen. Da werden neben dem Personentransport vor allem auch die Bananenpflanzen aus der Luft gespritzt.
Im Urwaldgebiet ist der Luftverkehr für die meisten Indianerdörfer der einzige Weg der Versorgung. Kranke werden geflogen, Versorgungsgüter gelangen in die abgelegenen Dörfer. Ein Straßenbau beginnt, ist aber äußerst kostspielig. Der Staat hat jetzt mit großer finanzieller Unterstützung ein Flugnetz von Shell aus eingerichtet. Für nur 15 Dollar können die dort Lebenden den Urwald verlassen. Kranke werden kostenfrei transportiert. Das hat zu einem Boom im Flugverkehr geführt. In Shell gibt es derzeit 4 Flugschulen, die private Piloten ausbildet.
Fliegen ist Mode geworden. Der Urwald öffnet sich zusehends. Wir waren neulich wieder einmal in einem abgelegenen Urwalddorf 45 Flugminuten südlich von Shell. In den wenigen Stunden dort war der Flugverkehr über dem Urwald zu hören. Mindestens alle halbe Stunde überflog ein Flieger das Dorf. 2013 waren es in Ecuador über 110 000 Fluggäste, die auf den Kleinstflugplätzen transportiert wurden.
Die Kehrseite der Medaille ist aber eine steigende Anzahl von Unfällen, von 2010 bis 2014 über 80 offiziell gemeldete, davon die allermeisten an der Küste. Die Ursachen sind vielfältig, fehlende Wartung, meist aber schlechtes Wetter. Im Urwald kommen besonders plötzlich auftretende Winde dazu, die den Flieger beim Abheben wieder nach unten drücken. Unser Leben in Shell ist immer wieder angefüllt mit tragischen menschlichen Verlusten von Bekannten.
An der Küste werden solche kleinen Pisten aber auch von der Drogenmafia genutzt. Diese tiefffliegenden kleinen Maschinen erfasst das Radar nicht. Sie kommen nachts und fliegen im Morgengrauen wieder. So gibt es eine bekannte Flugroute nach Mexiko.
Jetzt kommt der Ruf auf, dass der Staat stärker kontrollieren soll. Das macht er auch in zunehmendem Maße. Mehr und mehr solcher Drogentransporte werden aufgedeckt. Aber das Geschäft scheint sich dennoch zu lohnen.
Im Urwaldbereich sollen die Pisten besser ausgestattet und gepflegt werden. Der Staat soll dort mehr investieren, tut es aber aus Geldmangel nur sporadisch.
Wir erleben derzeit die andere Seite des Sozialismus. Der Staat überwacht, kontrolliert durch viele neue Anordnungen. Da hat Vieles seine gute Berechtigung. Er pumpt viel Geld in diese Projekte, meist in Subventionen und führt sie selbst durch. Die Menschen nehmen solche Geschenke gerne an und gewöhnen sich an sie. Doch jetzt wird es mehr und mehr. Es ist wie im Straßenbau. Da werden riesige neue Straßen im ganzen Land gebaut. Sie sind werbewirksam bei den nächsten Wahlen. Aber hinterher müssen sie auch gewartet und erhalten werden. Da fehlt dann oft das Geld.
Als die Missionsfluggesellschaft als Initiator der Pisten im Urwald vor vielen Jahren begann, waren die Indianer selbst für das Roden, den Bau und die Instandsetzung verantwortlich. Die Ausländer überwachten und halfen mit Schaufeln und Pickeln. Dann fühlten sie die Menschen dieser Dörfer aber auch verantwortlich für IHREN Flugplatz. Jetzt übernahm der Staat das alles in seine Hand. Auf Dauer kann das ein Fass ohne Boden werden.

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