Freitag, 19. September 2014

Quito werden Grenzen gesetzt

Großstädte in Lateinamerika wachsen und das Wachstum ist nicht immer kontrolliert. So ergeht es auch Quito, der Hauptstadt Ecuadors. Sie ist zwar nicht die größte Stadt des Landes, aber eben die Hauptstadt und liegt in einer Wanne am Vulkan Pichincha. Deswegen ist die Stadt auch nur 4 - 6 km breit, aber eben enorm lang.
Sie war mal die größte Stadt Amerikas in der Anfangszeit mit 30.000 Einwohnern im 16. Jahrhundert. Dann stagnierte ihr Wachstum, weil die Wirtschaft des Hochlandes nicht mehr exportieren konnte und in einem Dornrörschenschlaf verfiel. Das Hochland Ecuadors verlor an Bedeutung. Die Küste mit Kakao und anderen Früchten lief dem Hochland den Rang ab. Quito war zwar Hauptstadt, aber an sich ohne Bedeutung. Das Leben pulsierte an der Küste. Dann erholte sich das Hochland und es setzte ein Wachstum in unterschiedlichen Schüben ein. Seit 1888 bis 2003 ist Quito auf das Hundertfache gewachsen.
Die Bahnhof der Eisenbahn von der Küste lag damals am Rand der Stadt, viel später auch der Busbahnhof für Fahrten von und in die Provinzen. Parks oder gar der Flughafen lagen damals weit außerhalb der Stadt, heute längst von Stadtvierteln umzingelt. Quito ist vor allem seit den 1970-er Jahren sprunghaft gewachsen. In dieser Zeit wurde in Ecuador das Erdöl entdeckt und gefördert. Aber nicht nur deswegen drängten mehr und mehr Menschen in die großen Städte. In der Stadt gan es bessere Bildungschancen. Auf dem Land verdiente man weniger. Die Stadt stand für Hoffnung auf eine bessere Zukunft, auch wenn sich das nur für wenige realisieren ließ. Es blieb der Traum. Und so wuchs die Stadt, an vielen Stellen ohne Planung und Koordinierung. Das Wachstum ging zunächst in die Länge, dann mehr und mehr in die Breite. Wälder am Pichincha wurden abgeholzt, hier und da auch durch einen sogenannten "zufälligen Waldbrand" genutzt. Und so wuchs die Stadt in die Höhe, allen Bemühungen um Begrenzung zum Trotz. Vom Pichincha herunter gibt es viele Bäche und Flüsschen in die Wanne. Die sind einerseits zugeschüttet worden oder als Müllkippen mißbraucht worden.
Als dann 1999 und 2000 der Vulkan Pichincha ausbrach, merkte die Stadtverwaltung, was zu tun war. Es wurden Notfallpläne entwickelt, die Müllkippen beendet und gereingt und der Wald als Schutz überwacht. Seitdem darf man nicht einfach auf den Berg hinauf wild siedeln. Dieser Tage hat die Stadt Quito Schilder und Zäune angebracht, die die Besiedlung nach oben begrenzen.  3.100 m ist die Siedlungsgrenze. Wer höher siedelt, dessen Haus oder Hätte wird abgerissen. Das hat nebenher auch ganz praktische Gründe. Wie soll man so steile Straßen bauen, wie diese Höhen mit Trinkwasser zu versorgen?  Und wenn es stark regnet, sind solche bebauten Flächen dann eine Risiko für die tieferliegenden Stadtteile, die bis vor kurzem regelrecht überschwemmt wurden. Die Stadt hat große Anstrengungen unternommen, Abwassertunnel ins 500 m tiefere Tal und seinen Flüssen zu bauen. Die Zeit der wilden Besiedlung oder wie es in den 70 - er Jahren des letzten Jahrhunderts vorkam, der Besetzung nicht genutzten Landes, ist vorbei. Jetzt darf Quito nur außerhalb der bisherigen Stadtgrenzen in die Länge wachsen. Das aber bringt neue Probleme auf: Die Verkehrsverbindunge. Deswegen wird derzeit eine U-Bahn gebaut. Aber das ist ein anderes Thema. Quito ist verkehrsmäßig noch lange keine normale Haupstadt, aber auf dem Wege dazu.

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