Donnerstag, 12. Juni 2014

Wandel durch Fußball

Fußballweltmeisterschaft - und Ecuador ist das dritte Mal in seiner Geschichte dabei. Warum nicht öfter? Immerhin spielt jeder in Lateinamerika Fußball, und wenn es in Armenvierteln mit einer Plastikflasche auf der Straße ist. Doch Fußball auf der Straße oder Star in einem Verein zu sein, ist ein großer Unterschied. Und gar in der Nationalmannschaft zu spielen, bedeutet, sein Land zu repräsentieren. Das durften in der Vergangenheit nur Sportler aus bestimmten Gesellschaftsschichten, nämlich die Weißen. Damit war die Auswahl sehr begrenzt. Erst als vor ca 20 Jahren die Schwarzen in die Mannschaft kamen, verbesserte sich die Qualität des hiesigen Fußballs. Heute sind die Weißen die Ausnahme. Der ecuatorianische Fußball ist schwarz geworden und international.  Stars wie Valencia spielen ein entscheidende Rolle bei Manchester United.
Von den 23 Spielern, die derzeit in Brasilien spielen, sind 11 aus der nördlichen Provinz Esmeraldas, und 4 aus der Hafenstadt Guayaquil. Der Rest verteilt sich über das Land, hier und ein Spieler. Und auch die sind fast immer Schwarze. Woher kommt das?
In erster Linie sind die Schwarzen bessere Sprinter. Das sieht man an Mannschaften wie England oder Frankreich, wo die Schwarzen, schnell zu dortigen Staatsbürgern gemacht, einen viel größeren Anteil im Kader ausmachen als in der Gesamtbevölkerung. Zum anderen ist es aber ein gesellschaftliches Phänomen. Die allermeister Spieler kommen aus armen Verhältnissen, haben barfuß am Strand gekickt und mit ihrem Spiel können sie gesellschaftlich aufsteigen. So sind besonders an der Küste oder in Gebieten mit hohem schwarzen Bevölkerungsanteil Fußballschulen entstanden, die keine Nachwuchsprobleme haben. In der Provinz Esmeraldas entstanden 11 solcher Schulen, die unter einfachsten Bedingungen trainieren. In Guayaquil hat die Stadt inwischen die Infrastruktur deutlich verbessert. Dort wird auf richtigem Rasen gespielt. Bei $ 120.000 staatlichen Mitteln sind dort 4000 Kinder und Jugendliche dabei. Aber entscheidend ist nicht die Infrastruktur. Das Wichtigste ist die Familie. Denn dort, wo man wenig Auftiegsmöglichkeiten hat, ist der Sport und hierzulande besonders der Fußball DIE Chance des Lebens, es zu etwas zu bringen. Da wird der Junge unterstützt. Er bekommt gute Fußballschuhe, ein Trikot und er ist pünktlich beim Training. Da fiebert eine ganze Sippschaft mit. Und sollte er es geschafft haben, in eine höhere Liga aufzusteigen, kommt auch vielleicht mal Geld herein. Ich habe in einem Krankenhause einmal selbst erlebt, welchen Druck ein Familienclan auf einen Arzt ausüben kann, wenn solch ein Spieler verletzt ist und er nicht gleich wieder fit gemacht werden kann. Denn der Hoffnungsträger ist dann zugleich auch die Milchkuh, die der Clan dann melken kann. Und ihrerseits sorgen solche Stars dann hier und da für die Menschen ihrer Region und eröffnen eine Fußballschule für den Nachwuchs einer Region.
Die Weißen sind mehr daran interessiert, dass ihre Kinder eine gute Schulbildung bis hin zur Universität erhalten. Sport ist wichtig, aber darf der beruflichen Karriere des Jugendlichen nicht im Wege stehen. Wer aber keine andere Chance im Leben hat, für den ist der Fußball alles. Und deshalb wird der heisige Fußball von den Schwarzen dominiert. Und inzwischen sind auch die Weißen stolz auf ihre farbigen Stars.

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