Mittwoch, 14. Mai 2014

Sarayaku - Region des Widerstandes in der Provinz Pastaza

Es klingt wie bei Asterix und Obelix. Ganz Ecuador ist sich einig und ein prosperierender Staat - ganz Ecuador? Nein!!!, denn da ist eine Region im Urwald, die den Widerstand probt und der allmächtigen Staatsgewalt trotzt. Ja sie versteckt sogar angebliche Verbrecher im Urwald.
Sarayacu liegt im Urwald nicht weit von Shell entfernt und ist nur mit dem Flugzeug zu erreichen. Es ist ein Gebiet, in dem 1200 hauptsächlich Quichuas leben. Von da aus gab es schon seit 1992 Widerstand gegen die Regierung und den Kampf für mehr Fürsorge für Menschen im Urwald. Die Menschen am Rande der bisherigen Erdölgebiete kämpfen dafür, dass keine Ausländer Probebohrungen unternehmen oder nach Mineralien suchen. Sie wollen ihr Gebiet bewahren.
Dafür sind sie aber bestens organisiert. Per Internet verbunden, haben sie ein Kommunikationssystem und eine eigene Bürgerwehr aufgebaut, die WIOs. Deren Abzeichen ist die WIO, eine kleine aber äußerst gefährliche Ameise des Urwaldes hier. Mit Gummistiefeln, dunklen Hemden mit dem Emblem dieser Ameise und einfachen Gewehren ausgerüstet, tun rund um die Uhr 50 junge Männer Dienst in der Region. Einzige Verbindungen zwischen den Dörfern sind Dschungelwege, die Flüsse oder das Internet.
Die WIOs sind wirklich so etwas wie eine Polizeitruppe, aber auch zuständig für Schutz etwa für Touristen. Daneben kümmern sie sich auch um soziale Belange.
Der Zentralregierung ist diese gut organisierte Region ein Dorn im Auge. Besonders bei dem unersättlichen Hunger nach mehr Einnehmen durch Erdöl sieht sich der Staat in seiner Hoheit begrenzt und droht mit drastischen Maßnahmen. Das hat sich verschärft, seit die Region Sarayaku nun auch noch 3 steckbrieflich Gesuchte nicht ausliefert. Die drei sind wegen Widerstand gegen den Staat und Verleumnung des Präsidenten angeklagt und dort untergetaucht. Einsätze der Polizei haben nichts bewirkt. Dann versuchte die Staatsanwaltschaft mit 2 Hubschraubern dort zu landen. Die Bewohner der Region verhinderten die Landung. In seiner wöchentlichen Ansprache an die Nation hat Präsident Correa jetzt angekündigt, dass er für diese Region den Ausnahmezustand erwägt. Dann kann das Militär einmarschieren. In den WIOs sieht er eine paramilitärische Organisation. Der Bürgermeister von Sarayaku wird aufgefordert, die 3 sogenannten Verbrecher auszuliefern. Der weigert sich und sagt, dass sie sich irgendwo im Urwald versteckt halten. Von der Bevölkerung erhält nach außen niemand Information.
Der Druck von außen macht die Menschen eins. Sie haben schon in der Vergangenheit gerichtliche Prozesse gegen den Staat gewonnen. Das hat sie gestärkt. Und sie wollen auch weiterhin den Übermacht eines zentral gelenkten Staates einschränken. Sie sind sich einig, dass Ölbohrungen, Gold- und andere Metallsucher und die Regierung in Quito vor Ort nichts gegen die Menschen der Region unternehmen können. Und der Widerstand wächst weiter, da sie sich im Bildungs- und Gesundheitssektor ebenfalls stiefmütterlich behandelt fühlen.
Im Gegensatz zu anderen Regionen etwa des Hochlandes, wo die Regierung derzeit mit massiver Polizeipräsens etwa den Kupferabbau beginnt und jeden Widerstand im Keim ersticken will, ist das im Urwald nicht möglich. Menschen, die sich einig sind, sind ein ernst zunehmender Faktor.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen