Donnerstag, 29. Mai 2014

FARC - 50 Jahre blutige Erfahrung und der Niedergang

Am 27. Mai 1964 begann sich aus 50 Überlebenden eines Massakers des kolumbianischen Militärs der Widerstand gegen den allmächtigen Staat in Kolumbien zu formieren. Im Kampf zwischen den konservativen Großgrundbesitzern und den Liberalen, angeregt mit frischen kommunistischen Ideen, die damals in ganz Lateinamerika auf fruchtbaren Boden fielen, schworen die 50 Überlebenden unter ihrem Führer Manuel Marulanda Rache und einen anderen Staat. 1200 Soldaten hatten unter dem Präsidenten Guillermo León Valencia ein Blutbad im Gebirge der Zentralregion angerichtet.
Angestachelt durch die sozialen Ungerechtigkeiten rekrutierten die Fuerzas Armadas Revolucionarias de Colombia, die revolutionären Streitkräfte Kolumbiens, kurz FARC genannt, bis zum Höhepunkt über 16.000 Mann, die sich im Dschungel versteckten, flexibel in kleinen Gruppen agierten und den Staat an empfindlichen Stellen schwächten. Kolumbien wurde ein unsicheres Land, das nur in den großen Städten zeitweise halbwegs sicher war. Wenn Menschen aus der Hauptstadt etwa an die Küste in Urlaub fuhren, geschah das in großen Karawanen mit riesigem militärischem Begleitschutz.
Dann kam eine Phase des Terrors in den Städten, Bomben explodierten und Tausende starben. Das brachte mehr denn je die Guerilla im Lande in Verruf.
Woher eine Armee mit bis zu 16.000 Mann bewaffnen und zu unterhalten? Zunächst legten die Menschen ihr eigenes Hab und Gut für den Widerstand zusammen. Dann kam eine lange Phase der Entführungen und Erpressungen. Viele öffentliche Persönlichkeiten bis hin zur Präsidentschaftskandidatin Betancour wurden Opfer. Ausländische Touristen waren genauso willkommene Beute wie Ölarbeiter. Der Staat rüstete als Reaktion ebenfalls mächtig auf. Also brauchten auch die Guerilleros mehr Geld und verbanden sich schon bald mit der Drogenmafia. Sie bilden heute eine Einheit. Einer schützt und finanziert den anderen.

50 Jahre Bürgerkrieg im eigenen Land. Die Menschen wurden diese Zustande zunehmend leid. Als Reaktion bildeten sich die selbsternannten rechten Säuberungsbanden, die Paramilitärs. Aber auch sie verbanden sich bald mit der Drogenmafia und im Kampf gegen die linken Streitkräfte wie der FARC oder der später gegründeten ELN (Ejercito de Liberación Nacional) geriet die Bevölkerung abwechseln in den Herrschaftsbereich des einen oder des anderen Extrems, was jeweils viele Menschenleben kostete, denn jeder auch nur anscheinende Kollaborateur mit der anderen Seite wurde auf der Stelle liquidiert. So ist Kolumbien über 50 Jahre im Chaos versunken. Gibt es da einen Ausweg?

Der kommt langsam: Der Staat hat soziale Reformen durchgeführt, ein halbwegs funktionierendes Gesundheitssystem. Die Wirtschaft hat sich erholt und es gibt Arbeitsplätze. Eine Amnestie für Überläufer macht Mut zum Ausstieg aus den mafiösen Strukturen. Die Revolutionäre haben Nachwuchsprobleme und rekrutieren neuerdings junge Leute mit Gewalt. Das Militär schützt mehr. Nur gezielt wird angegriffen und dann Dank besserer Nachrichtentechnik und unterstützt durch die USA gezielte Attacken auf die Führungsschicht der Revolutionäre. Der Militärhaushalt Kolumbiens ist von 1985 11,6% des Bruttosozialproduktes auf 3,3% im Jahre 2012 zurückgefahren worden. So blieb mehr Geld für soziale Maßnahmen. Das alles hat dazu geführt, dass die FARC heute nur noch knapp 8.000 Mann unter Waffen haben. Überläufer berichten von den schlechten Moral der Truppe. Es sind meist junge Landbewohner ohne Ausbildung. Der revolutionäre Geist ist wohl verloren gegangen.
So ist der 50. Geburtstag der FARC für die Organisation eigentlich kein Grund zum Feiern. Jetzt hoffen wir darauf, dass die Verhandlungen zwischen Regierung und FARC, die derzeit in Kuba geführt werden, auch zu einem Ende der Guerillatätigkeit führen. Das wäre auch ein Signal für andere radikale Gruppen. Die Menschen Kolumbiens sehnen sich nach Frieden nach einem 50-jährigen Krieg.

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