Sonntag, 9. Februar 2014

Der erste "Mord" eines Patienten durch einen Arzt

Vor wenigen Wochen unterzeichnete Ecuadors Präsident die neuen Gesetze. Besonders umstritten war die Neuordnung bei Todesfällen durch eine Behandlung. Ärzte streikten, einige kündigten ihre Tätigkeit in staatlichen Hospitälern und sollen jetzt so schnell wie möglich durch Kubaner ersetzt werden. Die Wogen schlugen hoch, während die Regierung Stärke zeigte, ging sie doch auf der anderen Seite ein wenig auf die Ärzte ein. Verhandlungen sind im Gange. Nicht dass das Gesetz aufgehoben oder verändert wird. Man ist dabei, sich auf eine neue "Interpretation" zu einigen.
Jetzt ist erstmals der Ernstfall eingetreten. An dem Tag, als die Ärzte der Provinz Ibarra im Norden der Sierra Ecuadors eine Protestveranstaltung geplant hatten, starb in einem Hospital der Provinz ein 10-jähriger Junge wohl durch einen allergischen Schock nach der Operation. Dabei war der Junge sonst gesund und eine Beschneidung ist normalerweise kein wirklich zwingender Grund. Aber wir kennen die Einzelheiten der Krankheitsgeschichte nicht.
Beschneidungen sind hierzulande nicht üblich wie sie etwa Juden oder Muslime aus religiösen Gründen durchführen, Nordamerikaner aus hygienischen. Also muss wohl wirklich eine Indikation vorgelegen haben.
Der Junge ist gestorben und längst beerdigt. Aber jetzt laufen die Ermittlungen gegen den Anästhesisten. Denn das Problem entstand wohl nach der Operation im Aufwachraum. Eltern und Angehörige berichten, dass der Junge geschrien habe und sie eine hektische Aktivität im Aufwachraum bemerkten.
Das Gesetz sagt in Art. 146, dass im Todesfall bei einer nicht nötigen Operation der Arzt wegen vorsätzlichen Mordes angeklagt werden kann. Jetzt ist die Frage, wie dieses Gesetz nun "interpretiert" wird.
Zunächst wurde der Anästhesist im gleichen Hospital angeblich wegen einer "Hochdruckkriese" stationär aufgenommen. Das kann sein, kann aber auch nur eine schöne Umschreibung für Schutz sein. Etwa bei Verkehrsunfällen gilt das Gleiche. Bei Personenschaden nach Unfall ist für die Fahrer automatisch Haft angesagt, bis der Fall richterlich "geklärt" ist. Das ist die Art, wie man sicherstellt, dass keiner einfach verschwindet. Der Arzt ist inzwischen aus dem Hospital entlassen, muss sich aber alle 2 Wochen polizeilich melden. In einem Monat soll das kriminaltechnische Gutachten fertig sein. Dann beginnt ein Prozess, den viele mit Spannung erwarten.
Eines wird an diesem Fall deutlich. Das neue Gesetz ist in Kraft, aber es wird bisher sehr sanft angewendet, vielleicht weil eine ganze Nation gespannt nach Ibarra schaut. Wir sind auf den wirklichen Ausgang gespannt, denn ein allergischer Schock, wenn es denn einer war, kann jederzeit vorkommen. Wie wird der tragische Tod dieses Kindes interprediert werden?

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen