Sonntag, 8. Dezember 2013

Big Brother is watching you

Das letzte Jahr hat der Hauptstadt Quito eine Menge kleiner Kameras beschert, die öffentliche Plätze und die Straßen überwachen. Nur weiß keiner so recht, was und wo überwacht wird. Die Kontrolle des Straßenverkehrs ist in den letzten Jahren deutlich verbessert worden. Seit Sommer 2013 gibt es regelmäßige Geschwindigkeitskontrollen, wenn auch manchmal mit absurden Verkehrsschildern mit unterschiedlicher Angabe. Da muss noch Vieles reguliert werden. Aber die Strafen sind deutliche gestiegen. Bei mehr als 10 Std/km zu schnell landet man für 3 Tage im Gefängnis mit Punkten und einer hohen Geldbuße.
In den großen Städten sind es Kameras für Geschwindigkeitsüberschreitungen und bei bestimmten Ampeln. Es sind aber nicht die in Deutschland üblichen Kameras mit Blitzlicht und man weiß sofort, dass man erwischt wurde. So sind alle gespannt, was ihnen nächstes Jahr bei der jährlichen Anmeldung ihrer Fahrzeuge für Vergehen vorgehalten werden und wofür sie Strafe und Punkte kassieren. Manchmal verschlampt die Polizei das auch und man kommt erst nach Jahren dahinter, dann aber mit jährlicher Verdoppelung der Strafe wegen Nichtbezahlens. 
Daneben  werden auch die Plätze der Stadt und wichtige Punkte des Verbrechens der Städte videoüberwacht. So ist die Zahl der Verbrechen und der Überfälle allein in diesem Jahr in Quito um 15% zurückgegangen. Drogendealer wurden gefilmt, Banden, die Diebesgut verkauften oder Einbrüche verübten, wurden überführt. Allein in diesem Jahr wurden 170 Drogenverkäufer in nur 2 Monaten dingfest gemacht. Vor drei Jahren gab es im Land 500 Kameras, dieses Jahr 1600 und im Neuen Jahr werden es 4000 sein.
Hinter jeder Kamera steht dann bei der Polizei ein Bildschirm und Personal der Überwachung. Polizisten stehen als nicht mehr alleine an den Straßenkreuzungen zur Verkehrsregelung. Da hat die Stadt Ersatzpersonal als neue Verkehrsregler mit beschränkter Autorität eingestellt. Die wirklichen Polizisten sitzen zu einem Großteil am Bildschirm.
Die Überwachung ist aber nicht nur auf die Straßen beschränkt. Viele Busse haben solche Kameras. Bei Raubüberfall wird eine direkte Verbindung zur Polizei hergestellt. Auch jedes registrierte Taxi in Quito hat drei solcher Kameras, eine für den Fahrer, eine für die Fahrgäste vorne und eine hinten. Von jedem der drei Punkte aus kann man jederzeit einen Alarmknopf betätigen und sowohl der Fahrer als auch Passagiere sind dann sofort mit der Polizeizentrale verbunden.  Hunderte von Bussen und viele tausend Taxis sind damit ausgerüstet. Jede Kamera ist mit einem UPS - Batterie versorgt, die auch im Notfall Strom zur Datenübertragung liefert.
Damit ist aber der Markt noch nicht erschöpft. Hausbesitzer sichern ihre Häuser und Grundstücke mit Kameras und Langzeitaufzeichnung. Ca. eine halbe Million dieser Geräte werden derzeit privat verkauft. Dadurch ist der Preis für eine gute Kamera auf 60 Dollar gesunken.
Videoüberwachung ist Mode geworden und zeigt ihre Früchte. Aber sollen wir dem gläsernen Menschen zustimmen? Die Entwicklung können wir nicht mehr zurückdrehen. Das Verbrechen wird aber weiter Wege finden. Aber wir alle hinterlassen viel mehr Spuren als wir ahnen. Wer sich von Freunden per Facebook in die Ferien verabschiedet, gibt aller Welt an, dass das Haus jetzt leer steht. Es bedarf nicht eines US-Nachrichtendienstes NSA, um uns gläsern zu machen. Per Internet geben wir täglich Tausende von Daten an alle Welt. Nur ein Weniger an solchen Daten kann uns schützen. Wer weniger Information in alle Welt gibt, hat weniger zu befürchten. Und wer sich an die Regeln des Straßenverkehrs hält, auch wenn viele Anweisungen hierzulande widersinnig sind, hat weniger zu befürchten.
Georg Orwell würde seinen 1949 veröffentlichten Zukunftsroman 1984 heute völlig anders schreiben müssen.

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