Sonntag, 17. November 2013

Die schiefen Häuser zu Quito

Im Süden Quito gibt es einige Stadtteile, in denen der Haussegen schief hängt. Es sind aber nicht innerfamiliäre Probleme, sondern die Häuser, die sich neigen. Weit über 100 Häuser, vor 20 bis 30 Jahren gebaut, zeigen mehr und mehr Risse auf. Es geht da nicht um Schönheitsfehler, sondern um wirkliche Erdbewegungen, die nichts mit Erdbeben oder Vulkantätigkeit zu tun haben. Es ist der sandige Untergrund, der sich bewegt. So entstehen Risse von 5 cm und mehr in den Wänden. Das wäre nicht so schlimm. Die kann man neu verputzen und fertig. Einige der Häuser neigen sich mehr als der schiefe Turm zu Pisa. Häuser, die direkt aneinander gebaut waren, stehen schon im 1. Stock 20 - 30 cm auseinander. Wenn man durch diese Straßen geht findet man Häuser, die abgestützt werden müssen. In den Zimmern geht es bergauf oder bergab. Manche sind nicht mehr bewohnbar. Es besteht Einsturzgefahr. Bei anderen sind die Bewohner in den oberen Stock gezogen, andere stehen ganz leer und können nur noch abgerissen werden. Gut, dass es in dieser Gegend keine Hochhäuser gibt. Das große Gebäude des zentralen Standesamtes Quitos ist dieser Tage umgezogen in eine sichere Gegend und verlässt damit "das sinkende Schiff".
Wo liegt die Ursache?
Quito liegt in einer Wanne unterhalb des Pichinchavulkanes. Darin gab es früher Seen und Sumpfgebiete. Die Stadt ist gewachsen, besonders in den letzten 40 Jahren. Es wurde gebaut, wo Platz war und  das oft genug ohne Baugenehmigung. Die bekam man dann hinterher durch eine kleine Geldzahlung oder man wartete einfach lange genug. So ist Quito an den Rändern zum Pichincha hinauf gewachsen und vor allem Richtung Süden. Die Stadt hat eine Länge von über 35 Kilometern. Die Seen der Nordstadt wurden trockengelegt und entsprechend stabil gebaut, denn dort wohnten lange Zeit die betuchteren Bürger. Der Süden wuchs mehr mit der ärmeren Bevölkerung. Da baute jeder so einfach wie möglich. Die betroffenen Gebiete sind auf Sand gebaut, der sich bewegt. Vom Pichinchabergmassiv fließt viel Wasser Richtung Wanne und dann in tiefere Regionen. So ist der Untergrund ständig in Bewegung. Als vor einiger Zeit mit dem ehrgeizigen Plan einer Metro - Nord - Süd - Verbindung im Süden Quitos begonnen wurde, wackelten überall im Bohrungsverlauf die Häuser 25 Meter oder mehr über der Röhre. Auch da gab es Risse in Straßen und an Bauwerken.
Die Stadtverwaltung von Quito merkt dieser Tage, dass Städteplanung mehr beinhaltet als nur Straßen, Wasser und Abwasser zu planen. Jetzt geht es darum evt. Beton in die Tiefe zu pressen. Aber das wird das Grundproblem nicht lösen. Es gibt eben Gebiete, die man lieber zum Park oder See macht. Leidtragende sind die Menschen, die vor 25 - 30 Jahren dort gebaut haben. Ihr ganzes Erspartes investierten sie dort für einen sicheren Altersitz. Jetzt sind sie alt und der Sitz wackelt und ist alles andere als sicher.

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